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Veröffentlicht am 30.09.2022

Das Schicksal mischt die Karten, aber du spielst das Spiel!

Ludentes
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Die Generalin Saoirse Rox trainiert jeden Tag in einer Simulationskammer der Ludere Gaming Company, um für die diesjährigen Meisterschaftsspiele optimal vorbereitet zu sein. Die Niederlage im letzten Jahr ...

Die Generalin Saoirse Rox trainiert jeden Tag in einer Simulationskammer der Ludere Gaming Company, um für die diesjährigen Meisterschaftsspiele optimal vorbereitet zu sein. Die Niederlage im letzten Jahr steckt ihr immer noch tief in den Knochen und treibt sie zu Höchstleistungen an. Doch kaum beginnen die Meisterschaftsspiele kommt es zu einigen merkwürdigen Vorkommnissen: Soldaten verschwinden plötzlich vom Schlachtfeld und auch die Spielmodi ändern sich oftmals kurz vor der Schlacht grundlegend. Was zunächst nach neuen Features der Ludere Gaming Company aussieht, entpuppt sich bald als Ernst zunehmende Schlacht um die letzten verbliebenen Ressourcen der Menschheit.

Bevor ich das Buch gelesen habe, hatte ich im Zuge einer Blogtour auf Instagram schon die Gelegenheit, Saoirse Rox kennenzulernen und ein Interview mit ihr zu führen. Leider hatten wir kein so guten Start und so empfand ich Saoirse von Anfang an als unsympathisch und von sich eingenommen. Daraufhin machte ich mir schon meine Gedanken, ob mir dann überhaupt auch eine Geschichten gefallen wird, in der Saoirse Rox die Hauptrolle einnimmt. Nun, nach einigen actionreichen Kapiteln, kann ich nur sagen, dass ich sehr froh bin, mich doch auf die Geschichte eingelassen zu haben, denn Saoirse Rox wurde mit jedem Kapitel sympathischer.

Dies hat zu einen damit zu tun, dass sie für ihre Überzeugungen einsteht. Im Laufe der Handlung wird Saoirse mit einigen Geheimnissen konfrontiert, die nichts Geringeres als das Schicksal der Menschheit betreffen. Statt nur in ihrer Militärwelt zu bleiben und Befehle von ihren Vorgesetzten entgegenzunehmen, begibt sie sich auf eine gefährliche Mission, in der sie ihre wahre Absichten verschleiern und trotzdem allen Parteien die perfekte Generalin vorspielen muss, die ihre Befehle befolgt. Diesen Drahtseilakt mitzuverfolgen, fand ich ziemlich spannend, denn oftmals sah es so aus, dass Saoirse nun endgültig aufgeflogen ist und sie aus der Situation nicht mehr entkommen kann.

Zum anderen merkt man, dass sich unter der harten Schale von Saoirse ein weicher Kern versteckt und ihr das Schicksal ihrer Soldaten schon Nahe geht. Spätestens als Saoirse wieder Kontakt zu ihrer Familie aufnimmt, sieht man, wie viele Gefühle sich in der sonst so toughen Generalin über die Jahre angestaut haben. Dadurch wird Saoirse nahbarer und man versteht immer besser, warum Saoirse so geworden ist, wie sie heute ist. Im Rückblick hat sich Saoirse dadurch zu meinem Lieblingscharakter in diesem Buch gemausert.

Darüber hinaus war ich generell von der Welt von Ludentes fasziniert: Simulierte Heeresschlachten, Konzerne, die um die Vorherrschaft kämpfen, Ressourcenknappheit. Mir hat das Setting einfach richtig gut gefallen, da ich sonst generell nur wenig Bücher aus dem Genre „Cyperpunk“ in den Neuerscheinungen sehe, war es einfach erfrischend, endlich wieder ein solches Buch lesen zu können.

Zudem hat mir der „Genre-Mix“ auch sehr zugesagt. Zwar ist das Buch ein „Science-Fiction/Cyperpunk-Roman“, allerdings entpuppt sich das Buch auch zeitweilig als „Thriller“ oder „Krimi“, in der meine Nerven zum Zerreißen gespannt waren, da ich wissen wollte, was sich hinter dieser oder jener Verschwörung verbirgt.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der endlich wieder einen guten Cyperpunk-Roman lesen möchte!

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Was sich liebt, das neckt sich!

Zehn Jahre du und ich
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Schon seit Jahren versuchen Becca und Charlie sich aus dem Weg zu gehen, doch ein unschönes Ereignis zwingt sie dazu, sich im gleichen Raum aufzuhalten: die Beerdigung ihrer besten Freundin Ally. Nach ...

Schon seit Jahren versuchen Becca und Charlie sich aus dem Weg zu gehen, doch ein unschönes Ereignis zwingt sie dazu, sich im gleichen Raum aufzuhalten: die Beerdigung ihrer besten Freundin Ally. Nach der Zeremonie dauert es auch nicht lange, bis Becca und Charlie sich wieder streiten, wobei sie dieses Mal der Ansicht sind, nie wieder Zeit miteinander verbringen zu müssen. Allerdings haben sie dabei die Rechnung ohne ihre Freundin Ally gemacht, die ihnen die Aufgabe gibt, ihre unvollendete Bucket List gemeinsam abzuarbeiten.

Am Anfang hatte ich so meine Bedenken, das Buch zu lesen, da ich sehr sensibel auf Geschichten reagiere, in denen ein Mensch den Kampf gegen Krebs verliert. Diese Geschichten machen mich einfach sehr traurig, da ich schon genug Menschen an diese scheußliche Krankheit verloren habe. Dennoch habe ich mich der Geschichte gestellt und muss sagen, dass ich froh bin, weitergelesen zu haben, denn das Buch ist ein heißer Anwärter für mein Jahreshighlight 2022.

Obwohl das Buch sehr traurig beginnt und man in den darauffolgenden Kapiteln zwei Menschen dabei begleitet, wie sie nach und nach versuchen, ihre Trauer zu bewältigen, bietet das Buch auch viele Stellen, in denen man einfach nur befreit auflachen kann. Das Buch schafft es, den schmalen Grat zwischen ernsten und traurigen Themen und demgegenüber lustigen und herzerfrischenden Themen perfekt auszubalancieren, sodass man am Ende mit einem warmen Lachen sagen kann „ja, genau so ist das Leben“.

Dazu bei tragen die vielen lustigen Streitgespräche zwischen Becca und Charlie. Sie können sich wahrlich nicht leiden und halten nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg, wenn sie etwas an dem anderen stört. Dabei fand ich vor allem Becca einfach fabelhaft. Sie ist einer dieser tragischen Charaktere, die ständig alles geben, um ihre Ziele zu erreichen, doch irgendwie immer auf der Strecke bleiben. Becca möchte unbedingt eine berühmte Schauspielerin werden, allerdings bekommt sie von ihrer Managerin nur zweifelhafte Rollen, in denen sie in Ganzkörperkostüme schlüpfen und an Low-Budget Produktionen mitwirken muss. Dies ist zwar schon auf Dauer frustrierend, aber mehr noch bedeutet es auch, dass Becca immer Geldsorgen hat und auf die Almosen ihrer Umwelt angewiesen ist. Zudem wird sie auch bald 30 und ihr Erfolg will sich immer noch nicht einstellen. Dennoch gibt sie nicht auf und spricht sogar für Rollen vor, die vielleicht nicht unbedingt ihrem Wesen entsprechen. Ich musste einfach mit Becca mitfiebern, ob sie es doch noch schafft, berühmt zu werden.

Ganz anders habe ich hingegen Charlie wahrgenommen. Er hat es mir mitunter sehr schwer gemacht, mich für ihn zu erwärmen. Charlie ist einfach stets unentschlossen und überlässt gerne anderen für ihn zu entscheiden. So stürzt er sich schon kurz nach dem Tod seiner Verlobten in eine andere Beziehung, nur weil diese Frau ihm sagt, dass sie mit ihm zusammen sein will. Er redet sich ein, dass er auf Frauen steht, die genau wissen, was sie wollen, aber eigentlich wirkt er von außen ziemlich unglücklich damit. Deswegen konnte ich auch sehr gut nachvollziehen, warum Becca immer so wütend auf Charlie ist. Er geht einfach immer den Weg des geringsten Widerstandes.

Darüber hinaus fand ich die Idee von Ally und ihrer Bucket List ziemlich genial. So müssen Becca und Charlie ganz schön aus ihrer Komfortzone heraus, um ihrer Freundin ihre letzten Wünsche zu erfüllen.

Alles in allem hat mir das Buch richtig gut gefallen und ich werde wohl noch lange an Becca und Charlie denken. Deswegen kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der sich einfach mal einem wunderschönen Gefühlsrausch hingeben und zwischen Weinen und Lachen merken möchte, dass das Leben die besten Geschichten schreibt.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Egal wie unterschiedlich Geschwister sind, wenn es hart auf hart kommt, halten sie zusammen.

Dämonengeschwister
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Die Geschwister Nicolai und Mina werden in einem kleinen Dorf fernab größerer Städte und Kolonien geboren. Allerdings ist dieser Umstand etwas Besonderes, denn nur alle paar 100 Jahre passiert es, dass ...

Die Geschwister Nicolai und Mina werden in einem kleinen Dorf fernab größerer Städte und Kolonien geboren. Allerdings ist dieser Umstand etwas Besonderes, denn nur alle paar 100 Jahre passiert es, dass eine Dämonin zweimal schwanger werden kann, und sowieso sind Geburten unter Dämonen selten. Dadurch wird das Dorf in der Folge auch bekannter und der Handel mit anderen Gemeinden blüht auf. Doch nicht nur positive Aufmerksamkeit wird ihnen zu Teil. Als eine Horde Goblins, Oger und Trolle auf der Suche nach einer neuen Heimat an ihrem Dorf vorbeikommt, müssen die Dämonen um ihr Überleben kämpfen.

Ich fand die Ausgangssituation der Geschichte ziemlich interessant, denn ich lese gerne Geschichten, in denen Dämonen vorkommen. Zu meinen liebsten Geschichten zählen dabei „Blue Exorcist“, die Dämonen-Reihe von Robert Asprin oder auch „die Eherne Garde“ von Peter Hohmann. Florian Schädlich hat mit den „Dämonengeschwistern“ allerdings noch mal einen völlig anderen Ansatz gewählt, was mir gut gefallen hat, denn in seinem Buch geht’s eher um die Frage, wie Dämonen geboren werden.

So verfolgen wir die Geschichte aus der Perspektive der beiden Geschwistern Nicolai und Mina, die beide mit der Geburt besondere Fähigkeiten erhalten. Während Nicolai im Kampf in eine Art Blutrausch verfallen kann und dadurch stärker als ein normaler Dämon wird, kann seine Schwester Mina mit Tieren kommunizieren. Allerdings müssen die Geschwister erst im Laufe der Handlung lernen, die Fähigkeiten auch richtig einzusetzen. Dabei ist gerade der Blutrausch von Nicolai kein einfaches Unterfangen, denn wenn er nicht aufpasst, kann er sich in diesem verlieren und schafft es nicht mehr, sich zurückzuverwandeln. Dagegen versteht seine Schwester Mina zunächst nicht, dass sie überhaupt Kräfte hat. Die anderen Dämonen sehen nur, dass sie relativ schnell Freundschaft mit einem Greifen oder dem Höllenhund Jigo schließt. Erst später wird allen Beteiligten klar, dass mehr hinter diesen Beobachtungen steckt. Ich fand vor allem die Fähigkeit von Mina sehr interessant, da ich zuvor noch in keinem Buch davon gelesen habe.

Neben den beiden Geschwistern lernt man auch den starken Dämonenkrieger Boas kennen, der das Dorf vor dem Angriff der Goblins und Oger beschützen will und schon bald väterliche Gefühle für Mina und Nicolai entwickelt oder auch den Menschenzauberer Ozram, der die Dämonengeschwister erforschen will. Gerade Ozram scheint dabei ein Unikat zu sein, da er ziemlich merkwürdig erscheint und manchmal die Geschwister mit seinen Experimenten auch in Gefahr bringt. Allerdings sind die Kapitel auch ziemlich witzig, wenn er sich wieder einen Schlagabtausch mit Boas liefert.

Darüber hinaus ist die Geschichte eher düster und die Geschwister müssen lernen, mit Verlusten klarzukommen, denn die Goblins und Oger sind erbarmungslos. Der Schauplatz des Buchs bleibt auch in diesem ersten Band ausschließlich im Dorf der Geschwister, was mir persönlich zu wenig Abwechslung war. Allerdings heißt dieser Band auch „das Dorf im Wald“ und ich hoffe einfach, dass die Geschwister im zweiten Band mehr von ihrer Welt sehen.

Aus diesem Grund kann ich jedem das Buch empfehlen, der eine verlustreiche Geschichte zweier Geschwister lesen möchte, die schnell erwachsen werden müssen, um die zu beschützen, die sie lieben.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis.

Die Geister von New York
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Der Reporter Lionel Page glaubt nicht an übernatürliche Phänomene. Daher ist es ihm eine Freude während einer Darbietung des Wunderheilers Reverend Wright diesen vor seinen Anhängern bloßzustellen, obwohl ...

Der Reporter Lionel Page glaubt nicht an übernatürliche Phänomene. Daher ist es ihm eine Freude während einer Darbietung des Wunderheilers Reverend Wright diesen vor seinen Anhängern bloßzustellen, obwohl es eine nicht zu unterschätzende Gefahr birgt. Sein Weltbild wird allerdings gehörig auf die Probe gestellt, als sich eine gewisse Regina Dunkle an ihn wendet. Denn sie möchte, dass er das wiederaufgetauchte verschollene Manuskript von Edgar Allan Poe auf seine Echtheit hin überprüft. Widerwillig nimmt er den Auftrag an, nur um schon kurz nach seiner Abreise zu merken, dass die Welt förmlich von übernatürlichen Phänomenen überquillt.

Schon von Beginn an war ich sehr von der Atmosphäre des Buchs angetan. Eine mysteriöse Frau gibt Lionel einen Auftrag, der ihn geradewegs aus seiner gewohnten Umgebung herauszieht und ihn hin zu einer waschechten Mordermittlung führt, denn der Besitzer des Edgar Allan Poe Manuskript wird kurz nach seinem Auftauchen in New York ermordet. Obwohl er nichts damit zu tun hat, steht er schon bald unter Beobachtung und trifft auf die rätselhafte Maddison, die sich immer wieder zufällig in seiner Umgebung aufhält.

Dabei lässt das Buch den Leser lange Zeit im Unklaren, was es mit diesen Vorkommnissen auf sich hat und man wird unweigerlich in eine surreale Hatz eingebunden, die zunächst mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Manche Erlebnisse von Lionel könnten quasi eins zu eins aus einem „Cthulhu-Albtraum“ stammen und steigern die unheilvolle Atmosphäre noch zusätzlich.

Zudem erhält man immer wieder kleinere Einblicke in Lionels Vergangenheit, sodass schnell klar wird, dass auch etwas mit Lionel ganz und gar nicht stimmt. Generell wirkt Lionel in manchen Situationen ziemlich überheblich und denkt, dass er den anderen immer einen Schritt voraus ist. Dies führt dazu, dass er sich immer wieder in brenzligen Situationen wiederfindet, die sein Ende bedeuten könnten. So wird er fast von Ghulen gefressen oder einem hochrangigen Dämon geopfert, weil er dachte, dass seine Tarnung lückenlos ist. Dieses unüberlegte Verhalten von Lionel hat mich manchmal zur Weißglut gebracht, allerdings macht es auch den Verlauf der Geschichte spannend.

Gerade zum Ende hin, konnte ich das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen, weil sich die vielen Fragen, die ich während dem Lesen hatte, endlich nach und nach aufgelöst haben. Zwar hat die Geschichte irgendwann nichts mehr mit der ursprünglichen Suche nach dem Edgar Allan Poe Manuskript zu tun, aber dafür tauchen Götter und uralte Konflikte auf, die fast noch besser sind als der ursprüngliche Auftrag von Lionel.

Auf jeden Fall habe ich nicht mit diesem Ende gerechnet und kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der einen Reporter auf seiner Jagd nach einem verschollenen Manuskript begleiten möchte.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Liebe sollte etwas Geheimnisvolles behalten, damit sie ihren Zauber nicht verliert.

Der Duft der Kirschblüten
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Die junge Clara Winterfeld liebt das Teehaus ihrer Eltern und verbringt jede freie Minute damit, Kunden zu bedienen oder sich neue ausgefallene Teekreationen einfallen zu lassen. Ein wahres Highlight für ...

Die junge Clara Winterfeld liebt das Teehaus ihrer Eltern und verbringt jede freie Minute damit, Kunden zu bedienen oder sich neue ausgefallene Teekreationen einfallen zu lassen. Ein wahres Highlight für sie wird auch der Besuch eines langjährigen Geschäftspartners ihrer Eltern, der Besuch aus Japan mitbringt. Durch Akeno lernt sie die Welt der japanischen Grüntees kennen und verliebt sich jeden Tag ein kleines Stückchen mehr in diese fremde faszinierende Welt. Doch als es einen Wasserrohrbruch im Hause Winterfeld gibt, steht die Familie vor dem finanziellen Ruin und Clara muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Diese Geschichte enthält nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern ist in sich gesehen auch eine einzige Liebeserklärung an das schönste warme Getränk der Welt: den Tee. Wir begleiten Clara Winterfeld dabei, wie sie mehrere Jahre versucht, das Teehaus ihrer Eltern zu erhalten und ist sogar für dessen Erhaltung bereit, einen hohen Preis zu bezahlen. Da die Geschichte 1870 in Berlin spielt, ist Clara Winterfeld sowieso in ihren Tätigkeiten eingeschränkt, weil sie eine Frau ist. Als unverheiratete Frau kann sie noch ihren Eltern bei ihren täglichen Aufgaben im Teehaus helfen, doch sobald sie verheiratet ist, muss sie sich dem Willen ihres Mannes beugen.

Zwar hat Clara nie vor zu heiraten, allerdings muss sie es tun, als das Teehaus vor dem Ruin steht. Mit ihrem jahrelangen Jugendfreund Franz redet sie sich zunächst ein, dass sie es nicht besser treffen kann, doch auch Franz stellt sich als ein eher unangenehmer Zeitgenosse heraus. Er kontrolliert sie und möchte ihr verbieten, weiter im Teehaus zu arbeiten, da es sich für eine Dame ihres Standes nicht gehört. Doch Clara hat ihren ganz eigenen Kopf und versucht, gegen den Willen ihres Mannes zu handeln. Ich fand die Kapitel emotional gesehen wirklich fürchterlich, da man merkt, wie viel Clara dieses Teehaus bedeutet, und dann möchte ihr Mann ihr die einzige Tätigkeit wegnehmen, die sie erfüllt, nur um tätigkeitslos als Dame von Stand auf ihren Mann abends zu warten und Kinder zu bekommen.

Auch von der Familie bekommt Clara wenig Rückhalt, da sie Clara quasi in die Ehe zwingen, um einen Kredit für ihr Teegeschäft zu bekommen. Zwar fällt ihnen später auf, dass Clara unglücklich mit dieser Situation ist, und entschuldigen sich bei ihr, allerdings ist es dann schon zu spät. Ich musste bei diesen Kapiteln wirklich an mich halten, da sie mich sehr wütend gemacht haben. Zudem fallen Sätze von der Familie wie „die Liebe kommt schon mit der Ehe“ etc, aber gleichzeitig darf z.B. die kleine Schwester von Clara aus Liebe heiraten. Es ist schon sehr ungerecht, wie die Familie mit Clara verfährt.

Allerdings lässt Clara sich davon nicht so leicht entmutigen. Sie kämpft für ihren Traum und schreibt von sich aus Briefe an den japanischen Teehändler Akeno, um den japanischen Grüntee nach Berlin zu bringen. Auch versucht sie ihre Ehe zu lösen, als sie nicht mehr mit Franz leben kann, obwohl sie dadurch gesellschaftlich nicht mehr hoch angesehen wird. Ich fand Clara gerade in diesen Phasen ihres Lebens richtig stark und habe mit ihr mitgefiebert, dass sie ihr Glück finden wird.

Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Clara weitergehen wird, denn das Buch hat leider ein offenes Ende, dabei würde ich doch so gerne wissen, für welchen Weg sie sich nun entscheiden wird.

Aus diesem Grund kann ich jedem dieses Buch empfehlen, der eine junge Frau dabei begleiten möchte, wie sie ganz allein ein Teehaus aus dem Ruin rettet, obwohl alle gegen sie sprechen.

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