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Veröffentlicht am 05.11.2020

Der Weg zum Gipfel ist wie der Weg zu sich selbst

Let's go Himalaya!
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„Hatten Sie schon einmal das Gefühl, ein Hamster im Laufrad des alltäglichen Wahnsinns zu sein, ohne Aussicht darauf, dass dieser Zustand sich in absehbarer Zeit ändern könnte?“. So beginnt der Anfang ...

„Hatten Sie schon einmal das Gefühl, ein Hamster im Laufrad des alltäglichen Wahnsinns zu sein, ohne Aussicht darauf, dass dieser Zustand sich in absehbarer Zeit ändern könnte?“. So beginnt der Anfang des Buches von „Let’s go Himalaya!“ von Katja Linke. Der Anfang einer wunderbaren Reise hin zu einem Sehnsuchtsort, aus dem man neue Lebenskraft schöpfen kann. Die Hausärztin Dr. med. Katja Linke erzählt in diesem Buch von ihrer Reise nach Tibet. Aber sie tritt diese Reise nicht allein an, sondern wird von ihrer Tochter Julia begleitet, die während der Geschichte sich immer mehr zu einer wertvollen Reisepartnerin entwickelt. Man erhält einen detaillierten Einblick in die Höhen und Tiefen, die eine solche Reise mit sich bringt und erfährt allerhand interessante Informationen über die Kultur, das Land, die Leute und vor allem die Religion. Natürlich darf neben einer Besichtigung des Potala-Palastes in Lhasa oder dem Kloster in Sera auch nicht eine Mount Everest Besteigung fehlen. Ein Buch, das auf jeden Fall die Sehnsucht zu Reisen weckt!

Ich hatte sehr viel Freude mit diesem Buch. Zunächst war ich etwas skeptisch, ob dieses Buch meinen Geschmack trifft, da ich eher weniger der Typ bin, der gerne Reiseberichte liest. Ich gehe lieber selbst auf Erkundungstour und schreibe danach gedanklich meinen eigenen Reisebericht. Da dies momentan aus vielfältigen Gründen nicht möglich ist und ich schon immer mal nach Tibet reisen wollte, habe ich aber bewusst den Versuch gewagt und mich auf dieses Buch eingelassen. Nach dem Beenden des Buches muss ich sagen, ich bereue es mit keiner Sekunde.

Ich fand es sehr spannend, von dieser Reise durch Tibet zu lesen. Ich war fasziniert von der Andersartigkeit dieser Kultur und habe jeden Informationsschnipsel aufgesaugt. Besonders gut gefallen hat mir, dass Katja Linke die Balance gefunden hat, aus vielen verschiedenen Disziplinen Informationen in das Buch einfließen zu lassen. So erfährt man die Unterschiede der tibetischen Medizin zur westlichen Medizin, die Einstellung der Menschen zum Dalai Lama, die Probleme des Schulsystems, die Lebensbedingungen der Menschen am Mount Everest und vieles mehr. Ich fühle mich nach der Lektüre umfassend informiert und habe nur noch den Wunsch, diese Dinge selbst erleben zu können.

Allerdings muss ich aber auch sagen, dass ich vor der Lektüre eine sehr „romantische“ Sichtweise auf Tibet hatte. Nachdem ich gelesen habe, wie die Menschen in Tibet „festgehalten“ werden, indem sie keine Möglichkeit bekommen, aus Tibet auszureisen, da sie keinen Reisepass ausgestellt bekommen, war ich etwas geschockt. Zudem dürfen die Menschen auch nicht einfach ihren Wohnort verlassen. Überall sind Grenzkontrollen postiert, die darauf achten, dass niemand ohne Grund durch das Land reist. Ebenso scheint es viele Streitpunkte in Bezug auf den Dalai Lama zu geben. Ich fand diese Kapitel, in denen Katja Linke mit dem Mönch Tashi über das Problem mit dem Dalai Lama und der Situation Tibets in Bezug auf China gesprochen hat, mit am spannendsten.

Ein weiterer Grund, sich unbedingt dieses Buch zu kaufen, ist Julia. Mir war sie von Anfang an unfassbar sympathisch und hat dieses Buch mit ihren Kommentaren sehr bereichert. Für ihr Alter sagt sie sehr weise Dinge, die mich wiederum inspiriert haben. Ein Zitat, das mir in Erinnerung geblieben ist, als sie darüber spricht, warum die Leute ihr Leben riskieren, um auf den Mount Everest zu gelangen, ist Folgendes: Warum wollen die Menschen da hoch? Vielleicht denken diese Menschen, dass sie auf dem Gipfel des höchsten Berges der Erde das ganz große Glück finden. Aber das stimmt nicht. Ich bestimme doch selbst, wann und wo ich glücklich bin. Dafür muss ich nicht nach Tibet fahren.“ Da hast du so recht Julia, bleib bitte so, wie du bist!

Aus diesem Grund kann ich nur jedem dieses Buch empfehlen, der Sehnsucht nach dem Reisen hat und einfach mal in eine Welt eintauchen möchte, die so anders und trotzdem wunderschön ist. Dieses Buch ist nicht einfach nur ein Reisebericht. Dieses Buch macht Mut, seine Träume nie aufzugeben. Eine Lektüre, die wie für diese Zeit geschaffen ist!

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Veröffentlicht am 24.10.2020

Beste Freunde gehen füreinander durchs Feuer und lernen zur Not auch fliegen

Feuererwachen
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Eine Revolution angeführt von Atreus, der später als erster Protektor der neuen Ordnung gefeiert wird, beendet die alte Herrschaftsordnung der Drachenherren von Callipolis und damit auch das Leben der ...

Eine Revolution angeführt von Atreus, der später als erster Protektor der neuen Ordnung gefeiert wird, beendet die alte Herrschaftsordnung der Drachenherren von Callipolis und damit auch das Leben der Herrscherfamilie. Der einzige Überlebende dieses blutigen Umsturzes ist Leon Sturmpfeils Sohn Leo. Unter dem Namen „Lee“ findet er Schutz im Waisenhaus in Alban und muss fortan seine Identität geheim halten. Hilfe, diese schwere Zeit zu überstehen, seinem Zuhause und seiner Familie beraubt, erhält er von dem Waisenmädchen Antigone, die von allen Annie genannt wird. Sie verlor ausgerechnet ihre Familie durch ein Drachenfeuer, das Lee’s Familie verschuldet hat. Doch beide brauchen einander und wachsen immer enger zusammen. In beiden wächst unabhängig voneinander ein Wunsch: Sie wollen Drachenreiter in der Flotte von Callipolis werden. Möglich macht dies ein leistungsabhängiges Auswahlverfahren, indem die Drachen ihre Reiter selbst auswählen. Als Annie und Lee beide von Drachen ausgewählt werden beginnt der Kampf um die Unabhängigkeit von Callipolis.

Ich war sehr begeistert von der Welt, die „Feuerwachen“ zum Leben erweckt hat. Als ich das Buch gelesen habe, musste ich zunächst an Bücher wie „die Bestimmung“ oder „die Tribute von Panem“ denken, allerdings erschafft die Autorin eine vollkommen neuartige Welt. Sie ist aber nicht minder beängstigend, denn in Callipolis werden die Menschen nach einem Test in Stände eingeteilt. So unterteilt man die Menschen in Bronze, Eisen, Silber, Gold und einer Mischung aus Silber und Gold, die den Drachenreiterin vorbehalten ist. Die Menschen der unterschiedlichen Stände leben auch separiert voneinander und jeder Stand hat seinen Tätigkeitsbereich. Der Eisenstand besteht z.B. aus ungelernten Handwerkern, die in Fabriken arbeiten. Dagegen besteht der Goldstand aus Gelehrten und Politikern. Darüber hinaus stellt das Drachenreiter-Programm eine interessante Abwechslung dar. Jeder unabhängig seiner Herkunft kann ein Drachenreiter werden, wenn man von einem Drachen erwählt wird. Dies führt innerhalb des Landes wieder zu Spannungen, da z.B. Annie eine Leibeigene ist und als Drachenreiter plötzlich über dem Goldstand steht. Gerade diese Konflikte, zusammen mit der Frage „war die Revolution wirklich eine Besserung der Umstände für Callipolis?“ empfand ich als sehr spannend und ich konnte das Buch fast kaum zur Seite legen.

Zudem fand ich das Verhältnis zwischen Lee und Annie sehr schön. Beide haben viel im Leben durchgemacht, aber sie schaffen es, trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft, sich zusammenzuraufen und überwinden im Laufe des Buches ihre Ängste. Umso mehr hat es mich getroffen als sich Annie und Lee, währen der Ereignisse in Callipolis immer weiter voneinander entfernen. Die Autorin hat es geschafft zwei Charaktere zu erschaffen, die einem direkt ans Herz wachsen und mit denen man automatisch mitfiebert. Vor allem Annie hat einen Platz in meinem Herzen gefunden, da sie zeigt, dass es nicht darauf ankommt, woher man stammt, sondern was man aus seinen Möglichkeiten macht.

Auch fand ich die Kampfszenen zwischen den Drachenreitern sehr spannend und konnte kaum aufhören zu lesen, bis ich wusste, wer den Kampf für sich entschieden hat. Da ich mich sonst mit Kampfszenen in Büchern schwertue und meist nur schnell quer lese, je nach Länge der Kampfszene, war ich bei „Feuererwachen“ positiv überrascht.

Demnach kann ich nur jedem dieses Buch empfehlen, der nur ansatzweise etwas für dystopische Geschichten übrig hat und Lust hat eine neue Welt zu entdecken, in der es noch Drachen gibt!

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Jeder Mensch hat das Recht, über sein Schicksal selbst zu entscheiden

Die dunklen Pfade der Magie
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Seit Csorwe denken kann, ist ihr Leben vorherbestimmt. An ihrem 14. Geburtstag soll sie dem Unaussprechlichen, der Gottheit, die vom Haus der Stille angebetet wird, geopfert werden. Als seine Braut wird ...

Seit Csorwe denken kann, ist ihr Leben vorherbestimmt. An ihrem 14. Geburtstag soll sie dem Unaussprechlichen, der Gottheit, die vom Haus der Stille angebetet wird, geopfert werden. Als seine Braut wird sie von den dortigen Priesterinnen vorbereitet und muss Pilgern, die im Haus der Stille nach Antworten suchen, ihre Zukunft voraussagen. Eines Tages findet auch der Zauberer Belthandros Sethennai seinen Weg zum Haus der Stille und möchte den Fundort des Reliquiars von Pentravesse erfahren. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich Csorwes Leben komplett. Kurz bevor Csorwe ihr Schicksal ereilt, dem Unaussprechlichen geopfert zu werden, rettet Sethennai sie. Fortan lebt sie an seiner Seite und wird seine Schwerthand. Aber eine Sache beschäftigt sie noch nach Jahren: Wo ist das Reliquiar von Pentravesse?

Die Welt, in der Csorwe lebt, hat mich von Anfang an fasziniert. Es gibt nicht eine durchgängige Welt, sondern viele verschiedene Welten, die durch Portale miteinander verbunden sind. Die Reisedauer wird nicht in Zeit gemessen, sondern wie viele „Sprünge“ man benötigt, um zum gewünschten Ziel zu kommen. Zwischen den Welten befindet sich das Labyrinth, das man erst durchqueren muss, um zu einer anderen Welt zu gelangen. Ich empfand es als unglaublich spannend, diese Welt zu entdecken.

Ebenso fand ich es interessant, die unterschiedlichen Völker kennenzulernen, die ich so noch in keinem Buch kennengelernt habe. Cswore selbst ist eine Oshaaru. Sie hat graue Haut, goldene Augen und besitzt zwei große Hauer. Dabei ist sie noch lange nicht die „sonderbarste Erscheinung“. Auch fand ich Gebräuche und die Gottesanbetung interessant. Je nachdem, an welchen Gott man glaubt, hat man andere Rituale und verhält sich anders. Der Unaussprechliche ist eher eine Art Todesgott, deren Anhänger die Toten ehren und es als größtes Opfer sehen, wenn sie sich ihren Mund vor ihrem Tod zunähen.

Des Weiteren empfand ich auch das Magiesystem als spannend. Wenn man Magie wirkt, zerrt es automatisch den Körper aus, da man sich einer göttlichen Kraft bedient. So werden Magier nie sonderlich alt und müssen mit ihrer Magie haushalten. Demnach sind Magier nicht automatisch die stärksten Kämpfer, in dieser Welt.

Eine Sache, die mir auch sehr gut gefallen hat, war, wie mit dem Thema „gleichgeschlechtliche Liebe“ umgegangen wurde. Es ist nie ein zentrales Thema, sondern wird immer nur angedeutet. Die Suche nach dem Reliquiar von Pentravesse steht klar im Vordergrund, aber manchmal kommt Csorwe ins Grübeln. Als sie von einer Frau mehr aus Spaß heraus geküsst wird, ist sie zunächst wegen ihrer Gefühle verwirrt, weil es sich sehr gut angefühlt hat, aber erlaubt sich nicht weiter darüber nachzudenken. Es existiert kein Drama, sondern der Leser bekommt eine unaufgeregte Version davon präsentiert, wie Csorwe ihren Weg geht und herausfindet, was sie glücklich macht. Ich finde es sollte mehr solcher Geschichten geben!

Ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der einfach nochmal eine großartige Fantasy-Geschichte lesen möchte mit vielen neuen Ideen und einer starken, weiblichen Hauptfigur!

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an

Feywind
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Feywind kehrt nach Jahren, die er an der Magierakademie verbracht hat, zurück in sein Heimatdorf. Als Absolvent der Akademie für Arkane Kunst zu Wallstadt ist er nun Mitglied der magischen Gilde. Doch ...

Feywind kehrt nach Jahren, die er an der Magierakademie verbracht hat, zurück in sein Heimatdorf. Als Absolvent der Akademie für Arkane Kunst zu Wallstadt ist er nun Mitglied der magischen Gilde. Doch schon bei seiner Ankunft in Waldfelsen merkt er, dass sich beunruhigende Ereignisse zugetragen haben. Die Inquisition hat ihren Weg nach Waldfelsen gefunden, um eine Verschwörung von Hexen aufzudecken und vernichten alles und jeden, der nur im Enferntesten etwas mit Magie zutun hat. Ein erstes Opfer gab es auch schon: Die alte Feja wurde als Hexe in der Mitte des Dorfplatzes verbrannt. Feywind sollte sich bedeckt halten, aber als er einem blonden Hünen, der unter dem Bann eines Zaubers steht, hilft, wird die Inquisition auf ihn aufmerksam. Feywind bleibt nur noch die Flucht und das Abenteuer beginnt.

Ich bin sehr begeistert von diesem Buch, da es mich schon nach ein paar Seiten in seinen Bann gezogen hat. Die Spannung bleibt bis zum Ende konstant, da Feywind kaum Zeit findet zu verschnaufen. Er stolpert munter von einer Eskapade in die nächste. Am Anfang noch recht unbeholfen, mausert er sich schon bald zu einem Kampfmagier, der es mit seinen Gegnern aufnehmen kann. Gerade diese Reise „vom Bücherwurm zum Held“ fand ich wunderbar geschrieben und vor allem nachvollziehbar. Zudem fand ich es schön, dass Feywind von Anfang einen persönlichen Helden hat. An vielen Stellen im Buch fragt er sich: „Was würde Dabenas Mondklinge an meiner Stelle machen?“, ohne zu merken, dass er auf seiner Reise selbst zu einem Helden wird. Deswegen fand ich eine Szene am Ende besonders schön, wobei ich hier nicht spoilern möchte, sondern nur soviel dazu sagen möchte: Ich war ehrlich gerührt.

Besonders schön fand ich auch das Verhältnis zwischen Feywind und dem Schrumpfdrachen Shnurk. Auf diesen kleinen Drachen habe ich mich im Vorfeld am meisten gefreut und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Am Anfang ist Shnurk noch skeptisch und traut Feywind nicht über den Weg, aber schon bald entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen den beiden. Ebenso findet Feywind mit Mangdalan und Nalda zwei weitere treue Verbündete.

Eine Sache, die mir auch positiv aufgefallen ist, ist der Umgang mit schwarzer Magie. In den meisten Fantasy-Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe, wird Nekromantie oder die Beschwörung von Dämonen als etwas Negatives angesehen oder zumindest mit einem hohen „Blutzoll“ bestraft. In Feywind dagegen kam mir der Umgang „erwachsener“ vor. Diese Magie wird nicht explizit verteufelt oder abgelehnt, sondern es wird nur davor gewarnt, und wenn man sein Handwerk versteht, bleibt man von den negativen Folgen verschont. Hätte Feywind nicht das Interesse für Bannkreise entwickelt, hätte er wohl nie Shnurk kennengelernt. Von daher scheint die schwarze Magie auch ihre positiven Seiten zu haben.

Demnach kann ich nur jedem dieses Buch empfehlen, der nur im entferntesten etwas für Fantasy-Bücher übrig hat. Lasst euch von den Abenteuern von Feywind und Shnurk verzaubern, es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln

Die Königin des Ritz
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Paris 1940: Die Nazis haben es geschafft die Hauptstadt Frankreichs zu erobern und besetzen fortan die Stadt. Als Stützpunkt dient ihnen unter anderem das Ritz Hotel am Place Vendôme. Claude, der Geschäftsführer ...

Paris 1940: Die Nazis haben es geschafft die Hauptstadt Frankreichs zu erobern und besetzen fortan die Stadt. Als Stützpunkt dient ihnen unter anderem das Ritz Hotel am Place Vendôme. Claude, der Geschäftsführer des Ritz Hotel und seine Frau Blanche sind wie viele Menschen in Paris erschüttert von dieser Wendung. Doch sie lassen sich nicht so schnell unterkriegen. Schon bald versuchen Claude und Blanche unabhängig voneinander auf ihre eigene Art, den Alliierten zu helfen, damit diese die Nazis wieder zurückdrängen können. Es ist allerdings ein Spiel mit dem Feuer und weder Claude noch Blanche wissen von den Abenteuern des jeweils anderen, obwohl sie das gleiche Ziel verfolgen. In der Folge entzweien sie sich nach und nach, und ihre Ehe wird ein Spiegelbild des Krieges: eine zerstörte Welt, in der Misstrauen und Angst die Oberhand gewonnen haben. Und am Ende stellt sich nur die Frage: Wird ihre Ehe den Krieg überdauern?

Ich bin noch lange nach dem Lesen dieses Buches regelrecht begeistert von der Geschichte von Claude und Blanche. Die Geschichte hat mich direkt von Anfang an gefesselt. Der Schauplatz einer besetzten Stadt zusammen mit den Gräueltaten, die die Nazis zu dieser Zeit begangen haben, hat direkt zu einer packenden und düsteren Atmosphäre geführt. Die Eheprobleme von Claude und Blanche empfand ich als einen wunderbaren Kontrast zum sonstigen Kriegsgeschehen. Zunächst wirken die Probleme lapidar und unsinnig vor dem Hintergrund eines Krieges, aber eigentlich spiegeln die Probleme nur das Kriegsgeschehen wider. Claude nimmt sich z.B. als Ausgleich zu seiner Ehe eine Geliebte, da dies französische Ehemänner eben so machen. In der Folge verliert er das Vertrauen von Blanche, und sie fragt sich bei jeder Frau, die sie trifft, ob es die Geliebte von Claude ist. Nichts anderes passiert im Krieg: Wer ist Feind? Wer ist Freund? Wem kann ich überhaupt noch trauen?

Daneben werden auch viele Probleme, die unmittelbar mit dem Krieg zusammenhängen, thematisiert: Was passiert, wenn Besatzer zu Freunden werden? Da die Nazis länger in der Stadt leben, lernen Claude wie auch Blanche mehrere Menschen kennen, die zu den verhassten Nazis gehören, aber die gleichen Sorgen und Probleme, wie sie haben. Es sind eben alles immer noch Menschen, auch wenn sie zum Feind gehören.

Zudem fand ich die Ehe trotz aller Probleme zwischen Blanche und Claude sehr schön. Zwar leben sie sich nach und nach auseinander, da sie viel zu viele Geheimnisse voreinander haben, aber das hält sie nicht davon ab, alles dafür zu tun, den anderen zu beschützen. Sie passen aufeinander auf, auch wenn sie sich voneinander entfernen. Sie lieben sich auf ihre eigene Art und dies empfand ich als sehr romantisch. Man erhält im Laufe der Geschichte auch immer mehr eine Vorstellung davon, wie Claude und Blanche sich kennengelernt haben und wie sie sich über die Jahre verändert haben.

Ebenso fand ich es interessant, wie unterschiedlich Claude und Blanche versuchen, ihr Land zu retten. Blanche wählt den aktiven Weg und gerät über ihre Freundin Lily zur Résistance. Schon bald muss sie verschiedene Botengänge erledigen, um z.B. Filmrollen ins Ausland zu schmuggeln. Claude dagegen ist passiv und versucht alles in seiner Macht Stehende zu tun, um nicht den Nazis zu missfallen. Er beugt sich ihren Befehlen und versucht die Sabotageakte seines Personals zu verhindern, um sie zu schützen. Allerdings schmuggelt auch er Menschen aus dem Land und gibt Informationen an Alliierte weiter.

Ich kann nur jedem dieses Buch empfehlen, der eine packende Geschichte über die Besetzung von Paris durch die Nazis lesen möchte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Das Buch wird mich noch lange in Gedanken begleiten!

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