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Veröffentlicht am 03.03.2024

König von Albanien

König von Albanien
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Ich kann von mir behaupten, alle Romane der letzten Jahre des Autors zu kennen und so habe ich mich sehr gefreut, dass der »König von Albanien« im Dumont-Verlag neu aufgelegt wurde. Und ich wurde nicht ...

Ich kann von mir behaupten, alle Romane der letzten Jahre des Autors zu kennen und so habe ich mich sehr gefreut, dass der »König von Albanien« im Dumont-Verlag neu aufgelegt wurde. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Andreas Izquierdo schickt seine Leserinnen und Leser auf eine sehr amüsante Reise in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. 1913 wird der Schausteller Otto Witte in eine Irrenanstalt eingewiesen, er wäre der »König von Albanien« gewesen, so behauptet er. Seine Geschichte beginnt , als das Osmanische Reich vor dem Zusammenbruch steht und Albanien sich für unabhängig erklärt und nach einem König sucht und Otto sieht einem möglichen Thronfolger zum Verwechseln ähnlich. Mit seinem Freund Max Hoffmann an der Seite lässt sich Otto für kurze Zeit als König von Albanien feiern, bevor der Schwindel auffliegt.

Schon ab den ersten Zeilen war ich wieder einmal vom Schreibstil des Autors begeistert, er lässt wie kaum ein anderer, Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen.

Nun hat sich der Autor den Schausteller Otto Witte nicht gänzlich ausgedacht, Witte lebte tatsächlich und er war nicht nur ein Hochstapler, er war ein Geschichtenerzähler mit der besonderen Gabe, seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Andreas Izquierdo hat Fakten und Fiktion auf eine tolle Art miteinander verbunden. Seine Charaktere sind liebevoll und glaubhaft gezeichnet, Izquierdo beschreibt die besonderen Freundschaften, die auch kritische Situationen aushalten.

Wie Witte ist auch Izquierdo ein genialer Geschichtenerzähler, mit dem Unterschied, dass der Autor seine Leser nicht betrügt, sondern unterhalten will und das gelingt ihm auch mit dieser Geschichte, die die Lesenden zurückführt, in eine Zeit, in der vieles möglich war, sogar das ein Schausteller König von Albanien war.

Ich vergebe für diese besondere Geschichte eine absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Lil

Lil
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Lillian Cutting, ist um 1880 in New York, ihrer Zeit weit voraus, zu weit wie ihr Sohn Robert und die feine New Yorker Gesellschaft meinen. Lil führt die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes erfolgreich ...

Lillian Cutting, ist um 1880 in New York, ihrer Zeit weit voraus, zu weit wie ihr Sohn Robert und die feine New Yorker Gesellschaft meinen. Lil führt die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes erfolgreich weiter, während Robert immer kurz vor dem finanziellen Ruin steht. Durch einen hinterhältigen Trick verfrachtet er seine Mutter in die Klinik des Psychiaters Matthew Fairwell, der sie mit perfiden Behandlungsmethoden und Morphium quält.

Über 100 Jahre später fällt einer Nachfahrin Lils, der Wall Street Journalistin Sarah, ein Brief Lils in die Hände, der Lücken in deren Geschichte schließt.

Markus Gasser lässt Sarah diese Geschichte erzählen, und zwar nicht irgendwem, sondern ihrer Hündin Miss Brontë, die nicht nur zuhört, sondern auch antwortet, eine eigene Meinung einwirft oder Sarah auch komplett widerspricht. Sarah führt Selbstgespräche einer besonderen Art, denn natürlich antwortet die Hündin ihr nicht wirklich.

Durch Sarahs eigene Tumorerkrankung erfährt sie am eigenen Leib die Defizite der modernen Medizin, zwar haben sich die Behandlungsmethoden geändert, allerdings nicht die Art und Weise wie die Patienten wahrgenommen werden.

Gassers Schreibstil ist bildhaft, manchmal wirkt seine Wortwahl etwas übertrieben und auf die Dauer für den einen oder anderen vielleicht zu viel des Guten, aber auf diesen wenigen Seiten - das Buch umfasst nur 240 Seiten - hat er mir viel Freude bereitet.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Das dunkle Versteck

Das dunkle Versteck
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In »Das dunkle Versteck«, dem mittlerweile fünften Band der Konráð-Reihe von Arnaldur Indriðason, entdeckt die Witwe Halla nach dem Tod ihres Mannes eine Waffe in ihrer Garage. Konráð erinnert sich an ...

In »Das dunkle Versteck«, dem mittlerweile fünften Band der Konráð-Reihe von Arnaldur Indriðason, entdeckt die Witwe Halla nach dem Tod ihres Mannes eine Waffe in ihrer Garage. Konráð erinnert sich an eine ähnliche Waffe aus seiner Kindheit, die ihm von seinem Vater, dem Kleinkriminellen und gewalttätigen Seppi gezeigt. Als sich herausstellt, dass vor Jahrzehnten ein Mann namens Garðar in einem Armenviertel von Reykjavik mit dieser Waffe erschossen wurde. Beschließt Konráð, eigene Ermittlungen anzustellen!
Eines ist klar. Das Verständnis dieses Buches gestaltet sich schwierig, ohne das Wissen aus den vorherigen Bänden. Konráð sucht weiterhin nach der Wahrheit über den Mord an seinem Vater Seppi im Jahr 1963 und versucht herauszufinden, ob dieser auch für den Tod von Garðar verantwortlich ist. Zusätzlich beschäftigt ihn das rätselhafte Verschwinden von Skafti, für dessen vermeintlichen Mord Natan lange im Gefängnis saß, obwohl Skaftis Leiche nie gefunden wurde!

Die Handlung ist unglaublich komplex! Es gibt zahlreiche Rückblicke auf frühere Fälle, die die Geschichte noch spannender machen. Einige Kapitel spielen in der Vergangenheit, was jedoch nicht immer gekennzeichnet ist und dadurch für zusätzliche Herausforderungen sorgt.

Besonders faszinierend ist die Darstellung von Konráð als korruptem Polizisten, der trotz seiner früheren Verstrickungen in kriminelle Machenschaften immer noch nach seiner eigenen Moral handelt.

In »Das dunkle Versteck« behandelt Indriðason ein hochaktuelles und äußerst wichtiges Thema: den Missbrauch von Kindern in Heimen! Dieses Thema wird oft verschwiegen und offenbart eine düstere Realität.

Der Roman ist ein weiterer spannender Teil der Konráð-Reihe. Mit seiner komplexen Handlung und den vielschichtigen Charakteren spricht er sowohl Fans des Autors als auch Liebhaber von anspruchsvollen Krimis an. Es meiner Meinung nach wirklich erforderlich, auch die Vorgängerbände zu kennen, um diesen Krimi vollständig genießen zu können.



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Veröffentlicht am 24.12.2023

Waiseninsel

Waiseninsel
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Max Seeck präsentiert mit »Waiseninsel« einen weiteren fesselnden Thriller, der die Leser in die düsteren Abgründe der Vergangenheit entführt. Schon der Prolog, der im Jahr 1982 spielt, verspricht Spannung ...

Max Seeck präsentiert mit »Waiseninsel« einen weiteren fesselnden Thriller, der die Leser in die düsteren Abgründe der Vergangenheit entführt. Schon der Prolog, der im Jahr 1982 spielt, verspricht Spannung pur, und der Autor hält dieses Versprechen bis zum Schluss.

Der Thriller beginnt mit einem unangenehmen Vorfall, der die Polizistin Jessica Niemi dazu zwingt, eine unfreiwillige Auszeit zu nehmen. Sie entscheidet sich für einen Urlaub auf den abgelegenen Åland-Inseln. Dort trifft sie auf eine Gruppe älterer Menschen, die ihre Kindheit im Waisenhaus der Insel verbracht haben. Seeck schafft eine beeindruckende Atmosphäre, die von der Vergangenheit und den ungelösten Geheimnissen der Figuren durchdrungen ist.

Die Mischung aus Jessicas persönlichem Kampf mit der Vergangenheit und ihrer Ermittlungsarbeit verleiht der Handlung eine fesselnde Tiefe. Die Figur Jessica Niemi wird dabei facettenreich dargestellt, mit all ihren Stärken, Schwächen und inneren Dämonen, so kann man sich auch gut in sie hineinversetzen, auch wenn man die Vorgängerbücher nicht kennt. Die Entscheidung, die Handlung auf den Åland-Inseln spielen zu lassen, verleiht dem Buch eine einzigartige Kulisse, die durch die Beschreibung der Natur und der kleinen Gemeinschaft auf der Insel lebendig wird.

Seecks Talent, überraschende Wendungen einzubauen, zeigt sich auch in diesem Band erneut. Der Leser wird geschickt auf falsche Fährten gelockt, und die Auflösung bleibt bis zum Schluss undurchsichtig. Die Verknüpfung der Mordfälle mit der Legende um »Das Mädchen im blauen Mantel« fügt eine zusätzliche, mystische Ebene hinzu und trägt zur Sogwirkung des Thrillers bei.

Insgesamt ist »Die Waiseninsel« ein weiterer gelungener Beitrag von Max Seeck zum skandinavischen Thriller-Genre. Mit einer packenden Handlung, einer eindrucksvollen Atmosphäre und gut ausgearbeiteten Charakteren gelingt es dem Autor erneut, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Fans von skandinavischen Krimis und Thrillern werden mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Die Schuld die man trägt

Die Schuld, die man trägt
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Der Fund einer weiblichen Leiche in einem Schweinemastbetrieb und die mit roter Farbe an die Wand geschrieben Worte

»Löse den Fall, Sebastian!«

zwingen Bergman und die Reichsmordkommission dazu wieder ...

Der Fund einer weiblichen Leiche in einem Schweinemastbetrieb und die mit roter Farbe an die Wand geschrieben Worte

»Löse den Fall, Sebastian!«

zwingen Bergman und die Reichsmordkommission dazu wieder zusammenzuarbeiten, das wird von den meisten Mitgliedern der Kommission nicht allzu gern gesehen, sein egoistisches und rücksichtsloses Verhalten haben ihm in der Vergangenheit keine Freunde gemacht. Zusätzlich hat die Reichsmordkommission damit zu kämpfen, dass ihre direkte Vorgesetzte einen Sündenbock für die Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit sucht, in der ein Polizist sich als Serienmörder entpuppte (Band 7. Die Früchte, die man erntet) diesen findet sie in Torkel dem bisherigen Leiter der Kommission, seine Stelle muss Vanja übernehmen und diese setzt alles daran, nicht nur den Fall zu lösen, sondern auch die Reichsmordkommission vor der Auflösung zu bewahren.
Der Mörder belässt es nicht bei diesem einen Mord, weitere Tote und mit ihnen weitere Hinweise tauchen auf, bald schon wird klar, dass alle Morde etwas mit Sebastians Vergangenheit zu tun haben. Dazu kommt noch, dass auch andere Begebenheiten aus Sebastians Vergangenheit, die eine wichtige Rolle spielen. Da ist Ellinor, die ihn trotz Kontaktverbots stalkt oder Cathy, die Tochter eines Freundes, der ebenso wie Bergman während des Tsunamis in Thailand ein verloren hat.

Dies ist nun schon der 8. Fall für Sebastian Bergman und die Reichsmordkommission, ich hatte die Reihe irgendwann aus den Augen verloren. Da war ich natürlich nicht nur auf den Fall gespannt, sondern auch darauf, ob es Freude macht, das Buch ohne die direkten Vorgänger zu kennen. Ich habe das Buch innerhalb von vier Abenden durchgelesen, also die Frage nach der Freude beantwortet sich damit ja schon. Der Fall an sich ist spannend und gut durchdacht, etwas anderes hatte ich bei dem Autorenteam auch nicht erwartet, es gibt die eine oder andere Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Ebenso macht Sebastian in diesem Band eine Wandlung durch, es gibt diese kleinen Momente in denen er sein Verhalten tatsächlich zu reflektieren scheint.

Ich hatte fast nie das Gefühl, dass mir wesentliche Informationen aus den Vorgängerbänden fehlten, die Autoren verraten immer genug, um die Zusammenhänge zu erkennen. Das ist aber wohl gerade für die Kenner der kompletten Reihe ein Nachteil, weil sich eben vieles im Kreis dreht.

Die Story endet mit einem fiesen Cliffhanger, der einen Ausblick auf Band 9 gibt und wieder viel Spannung verspricht.

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