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Veröffentlicht am 07.04.2024

Verraten

Verraten
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Was für ein Finale.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich auf den 10. Band der Reihe um Carl Mørck und sein Team gewartet. Das lachende Auge, weil ich mich auf das Wiedersehen mit dem ...

Was für ein Finale.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich auf den 10. Band der Reihe um Carl Mørck und sein Team gewartet. Das lachende Auge, weil ich mich auf das Wiedersehen mit dem Spezialermittler des Sonderdezernats Q bei der Kopenhagener Polizei gefreut habe, das weinende Auge, weil es ein Abschied sein würde.

Eigentlich kann man »Verraten« nicht als eigenständigen Thriller bewerten, liegt hier doch das Verbrechen, das aufgeklärt werden muss, weit in der Vergangenheit. Der Druckluftnagler-Mord, der zur Gründung des Sonderdezernates führte und immer mal wieder in den vorherigen Bänden Erwähnung fand.

Carl selbst gerät unter Verdacht und kommt in Untersuchungshaft, niemand scheint mehr so recht an seine Unschuld zu glauben. Carls Zeit im Gefängnis ging nicht nur ihm an die Nieren, auch ich musste so manches Mal schlucken. Doch sein Team lässt ihn natürlich nicht im Stich und ermittelt gegen den Willen von Carls Chef Marcus Jakobsson, auf eigene Faust.

Jussi Adler-Olsen lässt in diesem letzten Band noch einmal die Vergangenheit aufleben, viel Charaktere die man als treuer Leser der Reihe schon kennt, tauchen noch einmal auf. Die Ermittlungen führen ins internationale Drogenmilieu und in die eigenen Reihen.

Ich war wie immer begeistert von der Art wie der Autor erzählt. Nicht viele Autoren schaffen es, mich über 600 Seiten konstant am Buch zu halten, ohne das ich denke, »nun könnte es auch zu Ende gehen« besonders Krimis und Thriller haben es da schwer, nicht so bei Jussi Adler-Olsen. Hier gebührt sicher auch dem Übersetzer Hannes Thiess ein Lob.

Mit überraschenden Wendungen, fast immer konstanter Spannung und einem tollen Ende, hat mir »Verraten« einige sehr unterhaltsame Lesestunden bereitet. Und ich bin sehr gespannt, womit uns der aus Dänemark stammende Autor demnächst unterhält.

Wie alle Bücher der Reihe kann man auch »Verraten« unabhängig von den Vorgängerbänden lesen.

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Kontur eines Lebens

Kontur eines Lebens
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Jaap Robbens Roman »Kontur eines Lebens« hat mich zunächst durch das wirklich ansprechende Cover angezogen – manchmal bin auch ich ein Opfer des Covers. Doch dann war da auch noch der Klappentext, der ...

Jaap Robbens Roman »Kontur eines Lebens« hat mich zunächst durch das wirklich ansprechende Cover angezogen – manchmal bin auch ich ein Opfer des Covers. Doch dann war da auch noch der Klappentext, der kurz erzählt, worum es eigentlich geht.

Inhalt:

Als die junge Floristin Frieda an einem Winternachmittag auf dem zugefrorenen Waal dem verheirateten Otto begegnet, verändert sich ihr Leben dramatisch. Frieda und Otto genießen ihre gestohlene Zeit miteinander, doch niemand in ihrem katholisch geprägten Umfeld darf von der Affäre erfahren. Als Frieda ungewollt schwanger wird, verliert sie alles: Ihr Zuhause, ihre Arbeit und auch Otto steht nicht wirklich zu ihr.

Die Welt in den 60er Jahren ist geprägt von rigorosen Moralvorstellungen. Nicht nur in den Niederlanden sind ledige Mütter eine Schande für ihre Familien. Ausgestoßen von der Gesellschaft haben sie nur die Möglichkeit, ihr Kind direkt nach der Geburt wegzugeben oder als ledige Mutter ein unwürdiges Dasein zu fristen.

Frida entscheidet sich trotz aller Widrigkeiten dafür, ihr Kind zu behalten, und erlebt ein Martyrium aus Demütigungen, das in einer traumatischen Geburt endet. Sie spricht nie wieder über ihr Kind.

Nach langen Jahren in einer glücklichen oder zumindest zufriedenen Ehe mit Louis zieht Frieda nach dessen Tod im Alter von über 80 Jahren in ein Altenheim. Während ihr Sohn die elterliche Wohnung auflöst und voller Vorfreude auf sein erstes Kind ist, muss Frieda die Abhängigkeit von Fremden ertragen lernen. Als sie wegen einer zunächst unwichtig scheinenden Kleinigkeit einen ihrer Pfleger unabsichtlich schlägt, stellt sie sich ihrer Vergangenheit und öffnet sich ihrem Sohn.

»Kontur eines Lebens« ist eines dieser Bücher, für die ich in der Inhaltsangabe nicht mit wenigen Worten auskomme.

Durch den einfühlsamen Schreibstil gelingt es Robben, die Gefühle und Gedanken von Frieda authentisch und eindrucksvoll darzustellen. Ich fühlte mich eng mit Frieda verbunden und litt mit ihr in den Höhen und Tiefen ihres Lebens. Der Autor beleuchtet die gesellschaftlichen Normen und Zwänge der damaligen sowie der heutigen Zeit kritisch, allerdings ohne moralischen Zeigefinger. Das Ende des Romans ist versöhnlich.

Ein Buch, das lange nachhallt und mich emotional berührte, ohne dabei in Kitsch oder Klischees zu verfallen.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

UND TÄGLICH GRÜẞT DIE MÖRDERMITZI

Und täglich grüßt die MörderMitzi
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Im mittlerweile 6. Band der Reihe muss Agnes einen Bogenschützen stoppen, der wahllos auf Wanderer schießt, so hat sie weniger Zeit für Mitzi. Diese plant gemeinsam mit Rudolfo ein Café zu eröffnen, das ...

Im mittlerweile 6. Band der Reihe muss Agnes einen Bogenschützen stoppen, der wahllos auf Wanderer schießt, so hat sie weniger Zeit für Mitzi. Diese plant gemeinsam mit Rudolfo ein Café zu eröffnen, das Café Theres benannt nach ihrer Großmutter. Eigentlich könnte sie rundum glücklich und zufrieden sein, mit ihrer Fernbeziehung zu Rudolfo, ihren Freunden Agnes, Axel und natürlich ihrer entzückenden Patentochter Konstanze, doch etwas trübt die Freude. Sam der Serienmörder ist aus dem Gefängnis geflohen.

"Sam, dem Auftragsmörder hinter Gittern, war langweilig. Das Gefühl mochte er nicht."

Mitzi befürchtet, er könnte sich an ihr rächen. Und dann ist da noch der Mann, der behauptet ihr Bruder Benni zu sein, doch Benni kam ebenso wie ihre Eltern bei dem Unfall ums Leben, für den Mitzi die Verantwortung zugeschoben bekam. (Das Mitzi an dem Unglück schuld gewesen sein soll, glaube ich allerdings immer noch nicht). Gegen jeden gesunden Menschenverstand ist Mitzi bereit, dem Mann zu glauben. Und dann ist da noch der unbekannte Bogenschütze, dem wir Lesende in kurzen Kapiteln folgen können und der Agnes auf Trapp hält.

Ich begleite die "Mördermitzi" und Agnes, die mittlerweile Revierleiterin ist, seit ihrem ersten Zusammentreffen und sie sind mir schon sehr ans Herz gewachsen. Die Autorin schafft es wieder einmal, mit überraschenden Wendungen und falschen Fährten die Spannung im Buch aufrechtzuerhalten und ihre Leserinnen und Leser daran zu hindern, das Buch aus der Hand zu legen, gut für die Unterhaltung, schlecht für genügend Schlaf. Auch der Humor, den Leserinnen und Leser der vorigen Bände schon kennen, kommt auch dieses Mal nicht zu kurz, ohne zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Die Autorin hat eine für meinen Geschmack genau richtige Ausgewogenheit zwischen Humor und Spannung getroffen.

Von mir bekommt

"Und täglich grüßt die Mördermitzi" eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

König von Albanien

König von Albanien
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Ich kann von mir behaupten, alle Romane der letzten Jahre des Autors zu kennen und so habe ich mich sehr gefreut, dass der »König von Albanien« im Dumont-Verlag neu aufgelegt wurde. Und ich wurde nicht ...

Ich kann von mir behaupten, alle Romane der letzten Jahre des Autors zu kennen und so habe ich mich sehr gefreut, dass der »König von Albanien« im Dumont-Verlag neu aufgelegt wurde. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Andreas Izquierdo schickt seine Leserinnen und Leser auf eine sehr amüsante Reise in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts. 1913 wird der Schausteller Otto Witte in eine Irrenanstalt eingewiesen, er wäre der »König von Albanien« gewesen, so behauptet er. Seine Geschichte beginnt , als das Osmanische Reich vor dem Zusammenbruch steht und Albanien sich für unabhängig erklärt und nach einem König sucht und Otto sieht einem möglichen Thronfolger zum Verwechseln ähnlich. Mit seinem Freund Max Hoffmann an der Seite lässt sich Otto für kurze Zeit als König von Albanien feiern, bevor der Schwindel auffliegt.

Schon ab den ersten Zeilen war ich wieder einmal vom Schreibstil des Autors begeistert, er lässt wie kaum ein anderer, Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen.

Nun hat sich der Autor den Schausteller Otto Witte nicht gänzlich ausgedacht, Witte lebte tatsächlich und er war nicht nur ein Hochstapler, er war ein Geschichtenerzähler mit der besonderen Gabe, seine Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Andreas Izquierdo hat Fakten und Fiktion auf eine tolle Art miteinander verbunden. Seine Charaktere sind liebevoll und glaubhaft gezeichnet, Izquierdo beschreibt die besonderen Freundschaften, die auch kritische Situationen aushalten.

Wie Witte ist auch Izquierdo ein genialer Geschichtenerzähler, mit dem Unterschied, dass der Autor seine Leser nicht betrügt, sondern unterhalten will und das gelingt ihm auch mit dieser Geschichte, die die Lesenden zurückführt, in eine Zeit, in der vieles möglich war, sogar das ein Schausteller König von Albanien war.

Ich vergebe für diese besondere Geschichte eine absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.12.2023

Waiseninsel

Waiseninsel
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Max Seeck präsentiert mit »Waiseninsel« einen weiteren fesselnden Thriller, der die Leser in die düsteren Abgründe der Vergangenheit entführt. Schon der Prolog, der im Jahr 1982 spielt, verspricht Spannung ...

Max Seeck präsentiert mit »Waiseninsel« einen weiteren fesselnden Thriller, der die Leser in die düsteren Abgründe der Vergangenheit entführt. Schon der Prolog, der im Jahr 1982 spielt, verspricht Spannung pur, und der Autor hält dieses Versprechen bis zum Schluss.

Der Thriller beginnt mit einem unangenehmen Vorfall, der die Polizistin Jessica Niemi dazu zwingt, eine unfreiwillige Auszeit zu nehmen. Sie entscheidet sich für einen Urlaub auf den abgelegenen Åland-Inseln. Dort trifft sie auf eine Gruppe älterer Menschen, die ihre Kindheit im Waisenhaus der Insel verbracht haben. Seeck schafft eine beeindruckende Atmosphäre, die von der Vergangenheit und den ungelösten Geheimnissen der Figuren durchdrungen ist.

Die Mischung aus Jessicas persönlichem Kampf mit der Vergangenheit und ihrer Ermittlungsarbeit verleiht der Handlung eine fesselnde Tiefe. Die Figur Jessica Niemi wird dabei facettenreich dargestellt, mit all ihren Stärken, Schwächen und inneren Dämonen, so kann man sich auch gut in sie hineinversetzen, auch wenn man die Vorgängerbücher nicht kennt. Die Entscheidung, die Handlung auf den Åland-Inseln spielen zu lassen, verleiht dem Buch eine einzigartige Kulisse, die durch die Beschreibung der Natur und der kleinen Gemeinschaft auf der Insel lebendig wird.

Seecks Talent, überraschende Wendungen einzubauen, zeigt sich auch in diesem Band erneut. Der Leser wird geschickt auf falsche Fährten gelockt, und die Auflösung bleibt bis zum Schluss undurchsichtig. Die Verknüpfung der Mordfälle mit der Legende um »Das Mädchen im blauen Mantel« fügt eine zusätzliche, mystische Ebene hinzu und trägt zur Sogwirkung des Thrillers bei.

Insgesamt ist »Die Waiseninsel« ein weiterer gelungener Beitrag von Max Seeck zum skandinavischen Thriller-Genre. Mit einer packenden Handlung, einer eindrucksvollen Atmosphäre und gut ausgearbeiteten Charakteren gelingt es dem Autor erneut, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Fans von skandinavischen Krimis und Thrillern werden mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen.

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