Platzhalter für Profilbild

timothy1971

aktives Lesejury-Mitglied
offline

timothy1971 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit timothy1971 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2024

Überraschend anders, aber trotzdem gut

Lichtjahre im Dunkel
0

Friedrich Anis neuer Roman „Lichtjahre im Dunkel“ beginnt zunächst wie die vorherigen Bände um den früheren Polizisten und jetzigen Privatdetektiv Tabor Süden – ein Mensch verschwindet von jetzt auf gleich ...

Friedrich Anis neuer Roman „Lichtjahre im Dunkel“ beginnt zunächst wie die vorherigen Bände um den früheren Polizisten und jetzigen Privatdetektiv Tabor Süden – ein Mensch verschwindet von jetzt auf gleich aus seinem gewohnten Leben und Süden wird beauftragt den Vermissten zu finden. Dabei beschreibt Ani in seinem ganz eigenen Stil mit besonderer Wortwahl die Lebensumstände der verschwundenen Person. Vor den Augen des Lesers entsteht nach und nach ein immer klareres Bild, das meist gebrochene, vom Schicksal geprägte Lebensläufe zeigt und sich zu einer Milieustudie kleinbürgerlicher Viertel Münchens mit ihren Schattenseiten zusammenfügt.
In diesem Buch verschwindet jedoch nach etwa einem Drittel auch Tabor Süden nahezu komplett aus der Handlung und ich war sehr überrascht, dass er nur am Ende nochmal kurz wieder auftaucht. Die weitere Aufklärung des Falles übernehmen Oberkommissarin Fazira Nazri und ihr Team, wobei die Handlung die meiste Zeit von anderen Hauptpersonen vorangetrieben wird und die Polizeiarbeit nicht im Mittelpunkt steht. Spätestens jetzt wird klar, dass das Buch alles andere als ein klassischer Krimi ist, worauf der aufmerksame Leser schon durch den Vermerk „Roman“ auf dem Cover hätte kommen können. Ebenso wie durch den fehlenden sonst üblichen Zusatz „Ein Fall für Tabor Süden“ auf dem Titel.
Obwohl ich den kauzigen Süden vermisst habe, hat mich der Roman in seinen Bann gezogen – ich konnte in das Milieu der Protagonisten mit all ihrer Tristesse und Traurigkeit tief eintauchen und empfand die Handlung bis zum Ende als sehr spannend. Wer einen klassischen Kriminalroman erwartet, der sollte eine andere Lektüre aus der reichhaltigen Auswahl dieses Genres wählen. Wer jedoch Friedrich Ani kennt und mag oder wer sich auf etwas Neues jenseits altbekannter Pfade einlassen und in die Tiefen der Menschen am Rande der Gesellschaft mitgenommen werden möchte, dem kann ich „Lichtjahre im Dunkel“ absolut empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.02.2024

Viele gute Ansätze und angenehm zu lesen, aber zu wenig konkret

OUTLIVE
0

Zunächst einmal zeigt Peter Attia in seinem umfangreichen Werk sehr viele gute Ansätze zu einem langen UND lebenswerten Leben auf. Seine Kernthese ist bereits frühzeitig auf Prävention zu setzen und nicht ...

Zunächst einmal zeigt Peter Attia in seinem umfangreichen Werk sehr viele gute Ansätze zu einem langen UND lebenswerten Leben auf. Seine Kernthese ist bereits frühzeitig auf Prävention zu setzen und nicht erst wenn sich irgendwelche körperlichen Anzeichen bemerkbar machen zu reagieren. Hier schildert er sehr anschaulich und in einer verständlichen Sprache wie bestimmte Risiken vermieden oder minimiert werden können. Allerdings schweift er dabei häufig in Anekdoten aus seinem eigenen Leben ab, die wenn überhaupt nur sehr am Rande mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Stattdessen hätte ich mir mehr konkrete Ansätze und Schlussfolgerungen gewünscht, die ich selbst einfach und konkret umsetzen kann. So wurde ich von dem Buch zwar ausführlich über die Säulen eines gesunden Lebens informiert, tue mir aber schwer für mich die richtigen Bausteine heraus zu ziehen, um diese Säulen für mein eigenes Leben zu stabilisieren. Daher hat das Buch meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2024

Über weite Strecken spannend mit wirrem Ende – unter dem Strich leider nicht zu empfehlen

Die Spiele
0

Die Handlung in Stephan Schmidts Roman „Die Spiele“ nimmt zunächst schnell Fahrt auf. Nachdem ein IOC-Funktionär aus Mosambik tot in einem Hotelzimmer in Shanghai aufgefunden wurde, wird der deutsche Journalist ...

Die Handlung in Stephan Schmidts Roman „Die Spiele“ nimmt zunächst schnell Fahrt auf. Nachdem ein IOC-Funktionär aus Mosambik tot in einem Hotelzimmer in Shanghai aufgefunden wurde, wird der deutsche Journalist Thomas Gärtner, der nachweislich kurz vor dem Mord im Zimmer des Opfers war, sich allerdings angeblich an nichts mehr erinnern kann von den chinesischen Behörden festgenommen und die deutsche Diplomatin, die mehr mit dem vermeintlichen Täter verbindet als zunächst bekannt ist, bemüht sich um dessen Freilassung. Trotz häufiger Wechsel zwischen Orten und Zeitebenen bleibt das Buch über weite Strecken spannend. So besucht die (reale) Bundeskanzlerin mit ihrer Entourage Shanghai, wo just zu diesem Zeitpunkt auch über die Vergabe der nächsten Olympischen Spiele entscheiden werden soll, und wird in den Fall mit einbezogen. Zudem erhält der Leser weitreichende Einblicke in die Denk- und Handlungsweise der chinesischen Ermittlungsbehörden, wobei das Geschehen zum Teil aus der Sicht der jeweils handelnden Personen geschildert wird. Auch wenn es sich eher um einen Politthriller als einen Kriminalroman handelt, haben mich die einzelnen Handlungsstränge über weite Strecken gefesselt und ich konnte das Bucb nicht so leicht aus der Hand legen. Das Ende ließ mich dann jedoch ziemlich ratlos zurück. Zuerst scheinen die Fäden zielstrebig zusammen zu laufen, doch dann verheddern sie sich und alles wird sehr wirr. Es wird viel angedeutet, aber wenig zu Ende erzählt und so weiß man nach dem letzten Satz noch nicht mal sicher wer den IOC-Funktionär mit der dubiosen Vergangenheit denn nun wirklich getötet hat. Auch das eine oder andere Geheimnis der Protagonisten bleibt offen. Dafür wurden ein paar völlig unnötige und unpassende Kapitel über das Liebesleben des ermittelnden Kommissars eingestreut. Es hätte ein wirklich gutes Buch werden können, wenn der Autor sich am Ende so viel Mühe gegeben hätte wie über weite Strecken vorher. So jedoch bereue ich fast die Zeit, die ich diesem Roman gewidmet habe und kann ihn nicht weiter empfehlen. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.12.2023

Für mich der beste Thriller des Jahres

Im Sturm der Macht
0

Tuomas Oskari baut in "Im Sturm der Macht" ein düsteres Szenario im Jahr 2028 auf, bei dem rechtsextreme Kräfte in Europa kurz davor sich zu verbünden und die Macht auf dem Kontinent an sich zu reißen ...

Tuomas Oskari baut in "Im Sturm der Macht" ein düsteres Szenario im Jahr 2028 auf, bei dem rechtsextreme Kräfte in Europa kurz davor sich zu verbünden und die Macht auf dem Kontinent an sich zu reißen und die (noch) bestehenden Demokratien auszuhebeln. Dabei lässt er eine der Protagonistinnen, die Historikerin Sara Hegering, immer wieder intelligente Parallelen zu den Umständen der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP ziehen. Angesicht der aktuellen Lage und der weiter zunehmenden Krisen und Flüchtlingsströmen erscheint dieses Bild absolut plausibel und realistisch. Allerdings stellt sich im Laufe der Handlung heraus, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint und die zunächst vermutete klare Abgrenzung zwischen den vermeintlich Guten und den Bösen mehr und mehr verschwimmt. Die Auflösung kommt für den aufmerksamen Leser nicht ganz unvermutet und am Ende wirken manche Handlungen etwas zu sehr konstruiert, trotzdem ein äußerst lesenswertes und spannendes Buch, dessen allerletzter Satz noch viel Spielraum für Spekulationen lässt und neugierig darauf macht, ob es eine Fortsetzung geben wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2023

Hat mich sehr berührt – ein besonderes Meisterwerk!

Kein guter Mann
0

Die Geschichte vom Postboten Walter hat mich sehr berührt. Scheinbar alt und verbittert kann es ihm niemand recht machen und er eckt überall an. Weder zu seiner Ex-Frau und seinen Kindern hat er Kontakt, ...

Die Geschichte vom Postboten Walter hat mich sehr berührt. Scheinbar alt und verbittert kann es ihm niemand recht machen und er eckt überall an. Weder zu seiner Ex-Frau und seinen Kindern hat er Kontakt, noch hat er Freunde und in seinem Beruf ist er ein Außenseiter, den man schnellstmöglich in den Vorruhestand abschieben will. Doch unter der rauen Schale steckt ein weicher Kern und nach und nach zeigt sich, dass Walter gar nicht so ist wie er zu sein scheint.
Mit feinsinnigem Humor und besonderer Sprache zeichnet Andreas Izquierdo das Bild eines Mannes, dem das Leben nicht besonders gut mitgespielt hat und sich daher zurück gezogen hat, bevor er im Herbst seines Lebens noch einmal aufblüht. Dabei hat die Geschichte jederzeit Tiefgang und verfällt nie in Kitsch, obwohl sie manchmal zu Tränen rührt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen als ich einmal angefangen hatte. Für mich ein besonderes Meisterwerk, das ich nicht so schnell vergessen werde und das mich sehr neugierig auf die anderen Werke des Autors gemacht hat, die ich bisher noch nicht kenne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere