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Veröffentlicht am 08.04.2023

Die dunkle Seite Irlands

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben
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Nachdem ich bereits zwei Bücher über die Magdalenenheime in Irland gelesen habe, war ich sofort interessiert, als ich den neuen Roman von Tereza Vanek auf ihrer Facebookseite entdeckt hatte. Ganz besonders ...

Nachdem ich bereits zwei Bücher über die Magdalenenheime in Irland gelesen habe, war ich sofort interessiert, als ich den neuen Roman von Tereza Vanek auf ihrer Facebookseite entdeckt hatte. Ganz besonders freue ich mich, dass ich das Buch für eine Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe, denn das Taschenbuch ist wirklich sehr teuer. Warum der Verlag das Print so teuer und das eBook sehr billig verkauft, ist mir ein Rätsel...aber okay.

Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Kapitel wechseln zwischen der Geschichte um Rose und Cathy in den 60er und 70er Jahren und der von Leah und Shaun in der heutigen Zeit.
In der Gegenwart lernen wir Leah kennen, die nach dem Abitur ein Medizinstudium begonnen hat. Ihre Eltern wünschen sich, dass sie in ihre Fußstapfen tritt, doch Leah ist unsicher und bricht das Studium ab. Als sie von einer Freundin erfährt, dass deren Bekannte kurzfristig eine Stelle als Au Pair nicht antreten kann, ergreift sie die Initiative und fliegt nach Dublin. Leah erhofft sich endlich klar darüber zu werden, wie ihr zukünftiges Leben und ihre Berufswahl aussehen soll.
In der Dubliner Familie fühlt sie sich von Beginn an wohl und gut aufgenommen. Sie lernt Shaun kennen, den Bruder von Marian, der Mutter der Kinder, die sie betreut. Shaun ist Künstler, sehr zurückhaltend und lebt bei seiner Großmutter Rosie, um die er sich kümmert. Diese trinkt allzu gern und leidet an Demenz. Als Leah Rosie kennenlernt, erwecken einige Aussagen der alten Dame ihre Neugier. Sie beginnt nachzuforschen und entdeckt ein Familiengeheimnis....

In der Vergangenheit befinden wir uns in den Sechziger Jahren in Irland. Wo andernorts die jungen Menschen beginnen, sich aus den konservativen Familienverhältnissen herauszulösen, ist in Irland die katholische Kirche noch immer die wichtigste Institution. Die Menschen sind verbohrt und vertreten rigide Moralvorstellungen. Das bekommt auch Rose zu spüren, die aus ärmlichen Verhätnissen stammt. Sie ist mit der aus vermögenden Elternhaus kommenden Cathy befreundet. Obwohl die Mädchen sehr unterschiedlich sind, verbindet die beiden eine innige Freundschaft. Als die Mutter von Rose stirbt, schiebt sie der alkoholkranke Vater ins Heim ab. Dort wird sie weiter zu den Nonnen ins Magdalenenheim gesteckt und muss unter unmenschlichen Bedingungen in der Wäscherei arbeiten. Sie wird von den Nonnen wie eine Verbrecherin behandelt, weil sie als zu hübsch und auffällig gilt und deshalb sündhafte Gedanken erregen könnte. Cathy gelingt es Rose aus dem Heim zu holen und ihren Vater zu überreden, sie als Hausangestellte bei sich zuhause aufzunehmen. Während Rose zu vergessen versucht und sich nichts sehnlicher wünscht als einen Mann und Kinder, liebt Cathy ihre Unabhängigkeit und ihre Bücher. Sie möchte studieren und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Doch das sehen manche Menschen nicht so gerne und eines Tages ist Cathy plötzlich verschwunden....

Leah aus dem Gegenwartsstrang blieb mir etwas zu blass und ich muss sagen, dass mir der Roman wahrscheinlich ohne diesen Teil (noch) besser gefallen hätte. Die Geschichte um Rose und Cathy und die Magdalenenheime, die anfangs als Hilfe für gefallene Mädchen gedacht waren und zu Gefängnissen für diese wurden, sind erschütternd - obwohl ich bereits darüber gelesen habe. Die Erniedrigungen und die schwere körperliche Arbeit, vorallem in der Wäscherei, sind sogar beim Lesen nur schwer auszuhalten. Vorallem brachte mich der bigotte Priester, der alles ins Rollen bringt, richtig auf die Palme. Oftmals musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass der Roman nicht Anfang des 21. Jahrhunderts spielte, sondern vor nur etwa fünfzig Jahren!

Magdalenenheime...ein dunkles Stück Zeitgeschichte. Tereza Vanek hat sich diesem Thema angenommen. Auf sehr authentische und erschütternde Weise bringt sie dem Leser die Schicksale vieler Frauen in Form von Rose und Cathy näher. In diese Heime wurden Frauen geschickt, die nicht verheiratet und schwanger waren - oft auch durch Vergewaltigung. Doch auch Familien, die ihre Töchter einfach loswerden wollten, schoben diese in Magdalenenheime ab. Dort wurden die Mädchen und jungen Frauen gequält und unter schlimmen Bedingungen wie Sklavinnen leben.

Zum Ende möchte ich auch hier nochmals erwähnen, dass das letzte Magdalenenheim in Irland im September 1996 (!) - vor 27 Jahren!!! geschlossen wurde. Damals wurden unzählige namenlose Gräber gefunden...

Fazit:
Ein Thema, dass noch viel öfters Erwähnung finden sollte. Tereza Vanek erzählt die berührende Geschichte von Rose und Cathy sehr bildhaft und authentisch. Ein Stück Zeitgeschichte Irlands, das schockiert. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Zurück in Cherry Hill

A Place to Grow
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Ich bin zurück in Cherry Hill und der Obstfarm der Familie McCarthy. Nachdem mir der erste Band rund um Juniper sehr gut gefallen hat, musste ich wissen, wie es mit den anderen Familienmitgliedern weitergeht.

Diesmal ...

Ich bin zurück in Cherry Hill und der Obstfarm der Familie McCarthy. Nachdem mir der erste Band rund um Juniper sehr gut gefallen hat, musste ich wissen, wie es mit den anderen Familienmitgliedern weitergeht.

Diesmal begleiten wir Lilac, die mit ihrem Farmladen und der Liebe zum Backen, die ruhigere der McCarthy Schwestern ist. Für sie ist Cherry Hill der schönste Fleck der Erde und sie könnte sich nie vorstellen, irgendwo anders zu wohnen. Dazu gehört auch das alljährliche Peach Festival, welches sie als Vorsitzende des Veranstaltungskomitees mit großer Liebe organisiert.
Als sie jedoch hört, dass ihre erste große Liebe Bo Radisson aus Frankreich zurück in seine Heimat gekommen ist, um seinen Eltern mit der größten Obstfarm vor Ort zu helfen, ist es mit Lilacs Ruhe vorbei. Bo hat ihr vor Jahren das Herz gebrochen. Als er sich noch dazu die Frechheit herausnimmt, ihr seine Veränderungen für ihr geliebtes Peach Festival zu unterbreiten, ist Lilac am explodieren. In ihrem Farmladen und im Peach Festival steckt ihr ganzes Herzblut! Aber nicht nur Bo hat Pläne für das Festival, die Lilac nicht wirklich gefallen... Wird es etwas ihr geliebtes Festival bald nicht mehr geben?

Im Gegensatz zum ersten Band wissen wir von Beginn an, dass sich hier alles um Bo und Lilac und ihrer Hassliebe drehen wird. Es ist eine Second Chance Story, die eigentlich von Beginn an klar ist und trotzdem habe ich den Roman wieder sehr gerne gelesen. Auch diesmal gibt es Rückblenden in die Vergangenheit und man erfährt mehr über ihre damaligen ersten Annäherungen. Vorallem Bo lernt man dadurch besser kennen und zu verstehen. Die Enemy-to-Lovers Vibes sind besonders zu Beginn einen guten Lacher wert. Danach wird es eine zeitlang etwas zäher, denn es passiert nicht so wirklich viel. Die Rückblenden haben mir hingegen sehr gut gefallen. Man erfährt genauer, was zwischen den beiden vor acht Jahren vorgefallen und der Grund für Lilacs anfängliche Ablehnung Bo gegenüber ist. Es ist allerdings relativ schnell ersichtlich, was genau dahintersteckt.

Der Schreibstil ist wieder leicht und luftig und man fühlt sich sofort wieder wohl in Cherry Hill. Das zauberhaftes Setting hat mich auch diesmal wieder sofort gefangen genommen. Die Familienmitglieder und Freunde der McCarthys sind dem Leser aus dem ersten Band bereits bekannt und man hat das Gefühl "nach Hause zu kommen". Ich liebe es einfach, wenn man Charaktere aus vorherigen Büchern trifft. Die neuen Nebenfiguren sind ebenfalls interessant und gut gezeichnet.
Trotzdem hat mir der erste Band der Reihe besser gefallen, der etwas mehr Themen angesprochen hat und nicht nur eine reine Liebesgeschichte erzählt. Gespannt warte ich nun auf den dritten Teil, bei dem diesmal keine der drei Schwestern Hauptprotagonistin ist. Das macht es wirklich spannend!

Fazit:
Der erste Band der Cherry Hill Reihe hat mir einen Ticken besser gefallen, aber auch diesmal war ich wieder sehr gerne in Colorado und konnte nicht nur "alte Bekannte" treffen, sondern auch am Peach Festival teilnehmen. Auch die Second Chance Story mochte ich gerne. Im Vergleich zu ersten Teil fehlte aber etwas "der Pep". Nun bin ich gespannt, was der dritte Teil bringen wird.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Stars und Sternchen der Sechziger Jahre

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
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Auf die neue Dilogie von Teresa Simon war ich schon sehr gespannt. Die Autorin entführt uns diesmal in die späten Sechziger Jahre und in die Welt des Journalismus. Für mich ein sehr spannendes Thema, denn ...

Auf die neue Dilogie von Teresa Simon war ich schon sehr gespannt. Die Autorin entführt uns diesmal in die späten Sechziger Jahre und in die Welt des Journalismus. Für mich ein sehr spannendes Thema, denn ich habe selbst einige Zeit Berichte für unsere Bezirkszeitung geschrieben.

Unsere Protagonistin Marie Luise möchte, hingegen im Gegensatz zu mir, hoch hinaus und eine gefragte Gesellschaftsreporterin werden. Im Mai 1962 sitzt sie jedoch an der Uni und soll Pharmazie studieren, um in die Apotheke ihrer Eltern einzusteigen und diese später zu übernehmen. Das Studium langweilt sie furchtbar. In ihrer Freizeit versucht sie sich an Artikeln, denn das Schreiben liegt ihr im Blut. Heimlich bewirbt sie sich bei diversen Zeitungen für ein Praktikum. Erst nach einigen Rückschlägen bekommt sie tatsächlich die Chance bei der neugegründeten Zeitung "Der Tag" unterzukommen. Ihre konservativen Eltern sind jedoch nicht begeistert von der journalistischen Tätigkeit ihrer Tochter und werfen sie aus der elterlichen Wohnung. Unterstützung erfährt sie von ihrem großen Vorbild, dem Gesellschaftsjournalist Viktor Bárthoy. Doch Marie bemerkt bald, dass nicht alle in der Redaktion Frauen in diesem Metier gutheißen. Gegen ein unbezahltes Praktikum haben die wenigsten Männer etwas, aber danach soll die Frau wieder den Platz hinter dem Herd einnehmen, was Marie noch nicht wirklich vor hat. Sie durchläuft alle Ressorts und freundet sich mit dem Sportjournalisten Freddy an. Ihr großes Vorbild Baron Bárthoy unterstützt sie ebenfalls und weiht sie in einige Geheimnisse des Gesellschaftsjournalismus ein. Aus Marie Luise wird Marlou und schließlich "die Gräfin".

Ich bin bei der Geschichte nur so durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil von Teresa Simona alias Brigitte Riebe ist lebendig, bildhaft und fesselnd. Sie hat den Zeitgeist der 1960iger Jahre großartig eingefangen.
Bekannte Stars aus den Sechziger Jahren, wie Pierre Brice (Winnetou), Peter Kraus und Conny Froboes begleiten uns durch die Geschichte. Musik und Kunst, Theater und Oper - aber auch die damalige Politik wird zum Thema. Der Besuch von Charles de Gaulle oder der Queen sind gesellschaftliche Höhepunkte, aber besonders bei de Gaulle auch politisch brisant. Der Mord an JFK fällt ebenso in diese Zeit und gleich zu Beginn treffen wir bei den „Schwabinger Krawallen“ auf Andreas Baader. Die Probleme durch den noch immer gültigen §175 und die Konflikte zwischen der Kriegs- und der Nachkriegsgeneration finden in der Geschichte ebenfalls Platz.

Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet. Marie mochte ich von Beginn an. Sie lebt für ihren Traum und hat ehrliches Interesse an ihren Interviewpartnern. Sie erkämpft sich mit Fleiß und Charme einen besonderen Platz beim Tag. Nur im Privatleben scheint sie kein Glück zu haben.
Roswitha, genannt Roxy, ist Maries beste Freundin. Sie ist das Gegenteil von Marie: lebenshungrig, unüberlegt und sprunghaft. Sie wechselt ihren Style je nach Lust und Laune (und Partner). Großonkel Julius ist Marie's Fels in der Brandung und immer für sie da. Auch einige Kollegen unterstützen Marie in vielen Bereichen, wie der Fotograf Sammy, Sportredakteur Freddy oder Kollegin Adrienne. Trotzdem muss Marie einige Rückschläge einstecken und hat nicht jedermann auf ihrer Seite.

Zusätzlich gibt es noch ein kleines Familiengeheimnis, dem ich allerdings bald auf auf die Schliche gekommen bin. Das hat aber meinen Lesegenuss nicht wirklich gestört. Allerdings endet der erste Band mit einem wirklich miesen Cliffhanger, bei dem sich das Warten auf den Folgeband im August noch länger anfühlt. Ich kann es kaum erwarten!

Fazit:
Eine fesselnde Geschichte um eine junge Frau in den Sechziger Jahren, die ihren Traum verwirklichen möchte. Der Zeitgeist wird perfekt eingefangen und der lebendige Schreibstil lässt einem durch die Seiten fliegen. Der fiese Cliffhanger am Ende macht das Warten auf Band zwei umso schwerer. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 03.04.2023

Auf einer Reise zu sich selbst

Agnes geht
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Mit ihrem Roman "Die wundersame Reise der Bienen" hat mich Katja Keweritsch letztes Jahr begeistern können. Mit "Agnes geht" hat die Autorin nun eine völlig andere Geschichte geschrieben.

Ihr neuer Roman ...

Mit ihrem Roman "Die wundersame Reise der Bienen" hat mich Katja Keweritsch letztes Jahr begeistern können. Mit "Agnes geht" hat die Autorin nun eine völlig andere Geschichte geschrieben.

Ihr neuer Roman erzählt die Geschichte einer Ehekrise. Es geht um Wut, Selbstfindung, Rollenklischees und Mental Load.
Agnes hat nach ihrem Biologie-Studium geheiratet und ihre Kinder bekommen. Sie blieb zuhause, während sie ihrem Mann Tom den Rücken stärkte und seine Karriere unterstützte. Zusätzlich arbeitet sie gemeinsam mit ihrer Freundin an einem sozialen Projekt für Kinder und Jugendliche, welches ihre Freundin leitet. Während sich Tom als Arzt immer mehr profiliert und sogar eine Auszeichnung erhält, fühlt sich Agnes immer mehr als Anhängsel. Beim Event zu Toms Ehrung kommt es zwischen den Beiden zum Eklat. Agnes flüchtet in ein Hotel und beschließt zu streiken. Sie fühlt sich von ihrer Familie weder geschätzt, noch als ebenbürtig angenommen, nachdem sie wegen ihrer Familie zurückgesteckt und ihren Traum "ad acta" gelegt hat. Sie beschließt aus diesem Hamsterrad auszubrechen und über den ihr vorgeschlagen Job als Biologin in Berlin nachzudenken. Das gelingt ihr am besten, wenn sie geht. Und so macht sich Agnes auf und geht quer durch Hamburg und entlang der Elbe bis nach Berlin. Auf ihrem Weg begegnet sie verschiedenen Menschen, zu denen sie mehr oder weniger intensive Kontakte hat. Dabei wird ihr bewusst, wie unglücklich sie mit ihrem Leben, ihrem Körper und ihrem Dasein als unbezahlte Familienmanagerin ist. Sie sehnt sich nach Anerkennung, Glück und Zufriedenheit.

Die Geschichte lässt sich, wie schon "Die wundersame Reise der Bienen", wunderbar lesen. Die landschaftlichen Beschreibungen sind sehr bildhaft. Die Landschaft, die Katja Keweritsch beschreibt, war für mich als Österreicherin ungewohnt. Doch die lebendige Darstellung und die zusätzlich gezeigten Fotos bei der Leserunde konnten mir wahre Bilder im Kopf zaubern. Besonders gut beschreibt die Autorin jedoch die Gefühle und Emotionen der Figuren. Sie werden sehr authentisch dargestellt. Immer wieder konnte ich die verschiedenen Gefühlsregungen tatsächlich spüren und miterleben.

Gut gefallen hat mir auch, dass Katja Keweritsch nicht nur aus der Sicht von Agnes erzählt, sondern auch aus der von Tom. Es dauert etwas, bis er bemerkt, was seine Frau eigentlich leistet und wie nebeneinander sie alle bereits gelebt haben. Jeder in der Familie nimmt ihre Arbeit als selbstverständlich hin. Ist ja im wirklichen Leben genauso und macht nachdenklich. Man fragt sich unwillkürlich, wie viel Mental Load man sich aufhalsen möchte...

Trotzdem war ich nicht mit allen Verhaltensweisen der beiden Protagonisten im Einklang. Es gab so einige Dinge, die ich weder bei Agnes, noch bei Tom gutheißen wollte. Auch empfand ich die Entwicklung bei Agnes nicht ganz so stark, wie erwartet. Das Ende ist jedoch stimmig und lässt genug Raum für eigene Gedanken.

Am Ende des Buches gibt es ein kleines Literaturverzeichnis zu den Themen Mental Load, Mutterschaft, Körperwahrnhmung und Gleichberechtigung.

Fazit:
Für mich konnte der zweite Roman der Autorin leider nicht an "Die wundersame Reise der Bienen" anschließen. Das Thema ist jedoch ein sehr wichtiges und zeigt auf, wie es größtenteils noch immer abläuft und man als Frau viel zu viel auferlegt bekommt. Man zerreibt sich oftmals zwischen Beruf, Haushalt, Garten und anderen Dingen, die alle als selbstverständlich angesehen werden.
Mit "Agnes geht" zeigt die Autorin auf, dass man seine Träume leben sollte.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Das war diesmal leider nichts für mich

Der tanzende Berg
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Vor zwei Jahren habe ich Elisabeth R. Hagers Roman "Fünf Tage im Mai" gelesen, den ich wirklich großartig fand und dem ich 5 Sterne gegeben habe. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass es wieder etwas ...

Vor zwei Jahren habe ich Elisabeth R. Hagers Roman "Fünf Tage im Mai" gelesen, den ich wirklich großartig fand und dem ich 5 Sterne gegeben habe. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass es wieder etwas Neues von der Tiroler Autorin gibt. Leider konnte mich jedoch "Der tanzende Berg" so gar nicht abholen....

Marie ist eine Außenseiterin und hat Tirol verlassen, um in Wien zu studieren. Nach dem Tod ihres Onkels kehrt sie zurück in ihre Heimat, wo sie bei ihrem Onkel Franz und ihrer Tante Hella, nach dem frühen Unfalltod ihrer Eltern, aufgewachsen ist. Schon als Kind hat sie ihm beim Präparieren zugeschaut und das Handwerk mitgelernt. Franz Sche­ringer war die unum­strittene Koryphäe, wenn es um das effekt­volle Aus­stopfen erlegter Wildtiere ging. Als Marie nun seine Arbeit übernimmt, wird sie eher belächelt und als "Bloody Mary" verspottet. Als Frau will sie die Geschäfte ihres Onkels weiterführen? Weder die Einheimischen, noch die Jägerschaft bringen Verständ­nis auf für eine allein­stehende Frau, die mit Einge­weiden hantiert und Tiere aus­stopft. Ab und zu finden Touristen Gefallen an den Produkten und erwerben einen Wolper­tinger. So läuft das Geschäft eher schlecht als recht, bis Marie den Auftrag bekommt das jüngst verstorbene Chihuahua Hündchen der reichen Hotelierstochter des Nachbarortes auszustopfen und beim großen Geburtstagsfest zu präsentieren. Zeitlich ist der Auftrag kaum zu schaffen, aber das Geld wird dringend benötigt. Also macht sich Marie an ihr Werk...
Dabei kommen Erinnerungen an ihren Freund Youni hoch, der als Kind aus Ex-Jugoslawien ins Dorf kam und vor sechs Monaten bei einer Explosion getötet wurde. Youni dealte mit Drogen und seine Kiste voll Marihuana steht noch immer bei Marie. Grund für die Alteingesessenen, ihn zu verurteilen und jede Menge schlechte Eigenschaften anzudichten. Niemanden interessierte es, wer er wirklich war. Dann bekommt Marie unerwartet Besuch von Ursula, genannt "Butz", ebenfalls eine Außenseiterin in der Heimatgemeinde, die ihr einiges über Youni zu erzählen hat...

Die Handlung des Romans spielt exakt 12 Stunden, in denen Marie den unmöglichen Auftrag übernimmt, den Chihuahua der Hotelierstochter bis Mitternacht auszustopfen. Mit der Übergabeszene des Hündchens in Kapitel eins steigen wir als Leser mit einem großen Knall in den Roman ein. Danach geht es wie in einem Countdown zurück von Kapitel zehn bis zum Ende, wo wir wieder am Anfang ankommen. Dies hat die Autorin wirklich großartig gemacht!
Nach dem Einstieg war ich sehr neugierig, was passieren musste, dass es zu diesem Vorfall im ersten Kapitel kam. Voller Enthusiasmus las ich weiter, doch der Roman wurde immer zäher und zäher. Skurille Figuren und ein sehr kurioser Plot machten mir das Lesen schwer. Die großartige Gesellschaftskritik hat mir hingegen sehr gefallen. Es scheint nicht nur Marie aus dem Roman, sondern auch die Autorin ein Hass-Liebe zu ihrer Heimat Tirol zu empfinden. Elisabeth R. Hager thematisiert auch diesmal die eher dunklen Seiten des dörflichen Lebens. Dabei ist mir so einiges bekannt, denn ich komme ebenfalls aus einem kleinen Dorf am Land. Althergebrachte Anschauungen sind hier noch genauso vorhanden, wie die typischen Geschlechterrollen.
Atmosphärisch empfand ich auch die bildhafte Beschreibung der Landschaft und der Berge. Die Figuren sind großartig gezeichnet und auch der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen und trotzdem konnte mich diesmal die Geschichte nicht abholen.

Fazit:
Nachdem für mich "Fünf Tage im Mai" der Autorin ein Highlight war, konnte mich ihr neuer Roman nicht überzeugen. Schreibstil und Plot sind gut, jedoch konnte mich die sehr skurille Geschichte über Ausgrenzung nicht wirklich abholen. Macht euch bitte selbst ein Bild über diese Geschichte, denn der Roman wird (außer von mir) sehr gut bewertet.

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