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Veröffentlicht am 26.10.2022

Spannender Auftakt einer neuen historischen Krimireihe

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
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Als ich in der Vorschau das neue Buch von Alex Beer gesehen habe, war ich etwas irritiert. Eine neue Reihe? Was ist mit August Emmerich und Jakob Rubinstein?
Nachdem ich nun "FELIX BLOM - Der Häftling ...

Als ich in der Vorschau das neue Buch von Alex Beer gesehen habe, war ich etwas irritiert. Eine neue Reihe? Was ist mit August Emmerich und Jakob Rubinstein?
Nachdem ich nun "FELIX BLOM - Der Häftling von Moabit" gelesen habe, freue ich mich umso mehr, dass es diesen tollen Protagonisten gibt.

Meisterdieb Felix Blom wird nach dreijähriger Isolationshaft aus dem Gefängnis entlassen. Doch der Neustart gestaltet sich schwierig. Ohne Geld und Job und einem fiesen Polizisten, der darauf schaut, dass Felix erfolglos bleibt, wird es nicht einfach. Die Auflage, dass er wieder zurück ins Gefängnis muss, wenn er innerhalb von drei Tagen keine Unterkunft und keine Arbeit gefunden hat, ist kaum zu erfüllen. Außerdem scheint seine große Liebe Auguste bereits mit einem anderen Mann liiert zu sein. Von einem alten Bekannten wird ihm eine Bleibe im Armenviertel angeboten, in dem er aufgewachsen ist. Felix muss zugreifen, obwohl er nie wieder zurückkehren wollte. Und genau dort trifft er auf Mathilde Voss. Die ehemalige Edelprostituierte hat ein Detektivbüro eröffnet, wird jedoch von ihren männlichen Kollegen terrorisiert. Mathilde und Felix ergreifen die Chance....Felix benötigt einen Job und Mathilde einen Mann, der nach außen hin die Detektei präsentiert. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, wer Felix damals reingelegt hat und er deswegen unschuldig ins Gefängnis wandern musste.
Doch nicht nur dieser Fall will gelöst werden, denn bereits am zweiten Tag in seinem neuen Zuhause wird ihm eine Karte auf edlem Karton vor die Tür gelegt. Darauf steht: „Binnen weniger Tage wirst Du eine Leiche sein.“ Blom ist nicht der einzige Empfänger dieser Karten, denn in Berlin treibt sich ein Mörder herum, der diese Karten verteilt. Ein Toter wurde bereits gefunden....

Zu diesem Zeitpunkt bekommen die beiden neuen Partner tatsächlich einen Fall zu bearbeiten. In einer Porzellanfabrik verschwinden plötzlich Lieferungen aus China. Blom und Voss müssen in der Berliner Unterwelt nachforschen, in der gerade ein Bandenkrieg herrscht. Dabei erfahren sie von einem weiteren Toten, der dieselbe Nachricht, wie Blom erhalten hat....

Ich liebe den Schreibstil und die Geschichten von Alex Beer einfach. Mit Felix Blom ist ihr erneut ein toller Protagonist gelungen. Der Meisterdieb ist ein Charmeur und Lebenskünstler, der unschuldig verurteilt wurde. Trotzdem ist er kein Unschuldsengel und steht auch zu seinen zuvor ausgeübten Diebstählen.

Alex Beer fängt die damalige Atmosphäre wieder perfekt ein - egal ob Wien oder Berlin. Zum Zeitpunkt der Handlung, im Jahr 1878, findet der Berliner Kongress statt. Die Polizeipräsenz ist groß und doch gelingt es einem Mörder seine Opfer mitten in Berlin zu töten. Und genau dort versuchen Mathilde und Felix ihren ersten Fall zu lösen.
In überraschenden Wendungen und mit immer neuen Tatverdächtigen gelingt es der Autorin die Spannung immer hoch zu halten. Dabei hatte ich die Lösung jederzeit vor Augen....doch gesehen habe ich sie nicht. Das ist Krimi wie er sein sollte! Chapeau!

Fazit:
Alex Beer erzählt die spannende Geschichte des Gauners und Hochstaplers Felix Blom, der nach seiner Haftentlassung zum Meisterdetektiv wird. Ein toller Auftakt einer neuen Reihe! Ich liebe Felix Blom schon jetzt!

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Ein Heim voller Liebe

Ein Heim voller Liebe
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"Ein Heim voller Liebe" von Susan Anne Mason ist eigentlich der zweite Teil zu "Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung", kann aber völlig unabhängig davon gelesen werden. Hier handelt es sich um eine völlig ...

"Ein Heim voller Liebe" von Susan Anne Mason ist eigentlich der zweite Teil zu "Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung", kann aber völlig unabhängig davon gelesen werden. Hier handelt es sich um eine völlig andere Geschichte und nur ab und zu werden die beiden Protagonistinnen aus den ersten Band erwähnt.

Der Roman beginnt im September 1943. Jane Linders Herz schlägt für die Children's Aid Society, wo sie zurzeit als geschäftsführende Direktorin arbeitet. Die Organisation wird durch Spenden unterstützt und kümmert sich um die Vermittlung von Heimkindern zu Pflegefamilien. Sie vertritt ihren Chef, der seit einiger Zeit krank ist und nun um seine Pensionierung gebeten hat. Jane möchte gerne seinen Posten als Direktorin offiziell übernehmen und hat ihre Bewerbung beim Vorstand abgegeben. Allerdings ist sie nicht die einzige Bewerberin und noch dazu die einzige Frau. Da es die letzten Monate zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, setzt ihr der Vorstand zusätzlich den Buchprüfer Garrett Wilder vor die Nase. Dieser hat ebenfalls Interesse am Direktorsposten, denn nach einer Kriegsverletzung ist er nicht mehr in der Lage den elterlichen Hof einmal zu übernehmen.

Man findet sehr schnell in die Geschichte, die sehr ähnlich aufgebaut und teilweise ziemlich vorhersehbar ist. Die finanziellen Missstände in der Children's Aid Society wurden mir etwas zu schnell und unspektakulär aufgeklärt. Trotzdem gelingt es der Autorin auch diesmal wieder einige unvorhergesehene Wendungen einzubauen. Diese kommen allerdings etwas spät und auch die Spannung wird erst ab der zweiten Hälfte etwas höher. Zuvor wird eher die emotionale Ebene des Geschehens angesprochen. Dabei spielt das Heimkind Martin eine große Rolle. Jane hat sich schon vor Jahren zum Ziel gesetzt für Martin einen guten Platz zu finden, doch der mittlerweile 8jährige wird immer wieder ins Heim zurückgebracht. Er fühlt sich ungeliebt und abgeschoben. Garrett erkennt wie wichtig Martin für Jane ist und versucht den beiden zu helfen, ohne dabei sein Ziel aus den Augen zu verlieren.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Jane und Garrett erzählt. Die Charaktere sind sehr einfühlsam beschrieben. Man erhält ein gutes Bild von ihren Gefühlen und Handlungen. Jane hütet ein Geheimnis, dass schwer auf ihrer Seele lastet. Sie hat ein großes Herz und ist oftmals zu gutmütig. Garrett ist ebenfalls ein sympathischer Charakter, der vorallem an seiner Familie hängt und sich schuldig fühlt, weil er wegen seiner Kriegsverletzung keine große Hilfe am Hof sein kann. Deshalb möchte er durch den Direktorsposten seine Familie geldtechnisch unterstützen. Aber auch Jane benötigt jeden Cent, denn sie lebt mit ihrer schwerkranken Mutter alleine. Als sich die beiden trotzallem zueinander hingezogen fühlen, lässt Garrett die moralische Zwickmühle, in der er sich bald befindet, keine Ruhe.

Insgesamt hat mir "Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung" besser gefallen. Es hatte mehr Spannung und Drama zu bieten. Der zweite Band ist nicht so dramatisch und leichtere Lektüre.
Die Kriegsthematik wird nur gestreift. Natürlich kommt auch der Glaube in einem christlichen Roman immer wieder zu tragen. Er steht aber nicht im Vordergrund. Auch diesmal geht es wieder um die Themen Nächstenliebe, Vergebung und Hoffnung, sowie um die zweite Chance, die jedem ermöglicht werden soll.


Fazit:
Ein einfühlsamer Roman, der zu Herzen geht, jedoch etwas vorhersehbar ist. Mir hat der erste Band der Reihe etwas besser gefallen. Trotzallem hatte ich sehr schöne Lesestunden mit Jane und Garrett.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Wie frei können wir sein?

Freiheitsgeld
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Wir schreiben das Jahr 2064. Nach der großen Krise bestimmen größtenteils Roboter die Arbeitswelt. Die Menschen müssen nicht mehr zwingend arbeiten, sondern erhalten ein Grundeinkommen, das sogenannte ...

Wir schreiben das Jahr 2064. Nach der großen Krise bestimmen größtenteils Roboter die Arbeitswelt. Die Menschen müssen nicht mehr zwingend arbeiten, sondern erhalten ein Grundeinkommen, das sogenannte Freiheitsgeld. Damit kommt man über die Runden. Wer trotzdem arbeiten möchte, unterstützt mit deutlich höheren Steuerabgaben diese Grundsicherung in der gesamten EU.
Um das Klima zu schützen wurden große Naturschutzzonen eingerichtet, die die Menschen nicht betreten dürfen. Die ehemaligen Ansiedlungen wurden teilweise zerstört und die Bewohner umgesiedelt. In eigenen Ballungszentren sind die "normalen" Bürger angesiedelt. Sie sind zwar grundgesichert, leben aber einfach und bescheiden. Die Oberschicht lebt hingegen in der sogenannten "Oase", ein luxuriöses Viertel, das vollkommen abgesichert und in weitere Zonen aufgeteilt ist.
Neu zugezogen sind Valentin, der seinen Job als Fitnesstrainer beginnt und seine Frau Lina, die jedoch Zone A, in der ihr Mann arbeitet, nicht betreten darf. Beide lassen sich blenden vom Luxus und sind naiv und gutgläubig. Noch wissen sie nicht, dass alles seinen Preis hat. Neben Valentin und Lina lernen wir noch Ahmad Müller kennen, der bei der Steuerpolizei arbeitet. Er träumt davon zur Kripo zu wechseln. Seine Freundin Franka ist Handwerkerin mit Leib und Seele. Beide Charaktere sind sympathisch und hinterfragen so einiges am System. Das Ehepaar Kilian und Therese spielt ebenfalls eine große Rolle in der Geschichte.
Eschbach wechselt mit eher kurzen Kapiteln zwischen den Protagonisten und Schauplätzen hin- und her. Als Leser fragt man sich zu Beginn wie diese vielen Figuren zusammenhängen. Doch umso mehr man über diese Menschen erfährt, umso besser lernt man sie und ihre Lebensumstände kennen und verstehen.

Kurz vor dem 30. Jahrestages der Einführung des Freiheitsgeldes wird Altpolitiker, Robert Havelok, tot aufgefunden. Er war derjenige, dem Deutschland und die EU diese Grundsicherung zu verdanken hat. Fast gleichzeitig wird der Journalist ermordet aufgefunden, der einst als sein größter Gegenspieler galt. Ahmed Müller ist es gelungen bei der Kripo Fuß zu fassen und bekommt beide Todesfälle auf den Tisch, wobei der des Politikers zuerst als Selbstmord gilt. Der Fall weitet sich immer mehr aus und Ahmed taucht ein in die kriminellen Machenschaften derer, die ihr eigenes Süppchen kochen....

Andreas Eschbach erzählt von einer Zukunftsversion, die nicht allzu weit entfernt scheint. Dabei zeigt er die beiden Seiten des Freiheitsgeldes auf und lässt uns selbst Gedanken dazu machen. Einige Jobs, wie Krankenpfleger oder Arzt sind sehr gut bezahlt; Handwerker trotz Roboter gesucht, aber viele andere Jobs unterbezahlt, sodass sich oft ein Zusatzverdienst zur Grundsicherung nicht bezahlt macht.
Eschbachs innovativen Ideen finde ich sehr interessant und auch teilweise besorgniserregend. Wie zum Beispiel die fortgeschrittene Digitalisierung. Die Überwachung ist lückenlos, denn Kameras gibt es überall und die Menschen tragen sogenannte Pods, ähnlich wie ein Handy, auf dem alles gespeichert ist. Dieser ist nicht nur Zahlungsmittel, wie wir es auch schon heute kennen, sondern darin verbirgt sich die komplette Identität seines jeweiligen Besitzers. Dieses Szenario weckt bei mir eher Besorgnis, denn so weit davon entfernt sind wir nicht. Als ich im Sommer in Schweden war, mochte ich schon die Vorstellung nicht, kein Bargeld zu verwenden, sondern selbst ein Eis oder eine Ansichtskarte mit der Kreditkarte, die auf meinem Handy gespeichert ist, zu bezahlen. Nicht mal ein U-Bahn Ticket bekommt man ohne Handy! Jeder Schritt und jeder Einkauf wird somit überwacht.
Originell fand ich hingegen die Idee ein Haus oder Möbel zu bauen, das aus dem 3-D Drucker kommt.

Mir hat diese Dystopie von Andreas Eschbach sehr gut gefallen. Die eher durchwachsenen Kritiken auf diversen Plattformen kann ich nicht ganz verstehen, obwohl auch ich das Ende ein bisschen bemängeln muss. Es kommt im Vergleich zur Geschichte, die mehr 500 Seiten hat, etwas zu schnell.

Fazit:
Ein interessanter Ausblick in die Zukunft mit all seinen Facetten, der dem Leser viele Denkansätze gibt. Eschbach hat mit seiner versteckten Gesellschaftskritik wieder einen Volltreffer gelandet. "Freiheitsgeld" regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und ich empfehle es gerne weiter!

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Rätselhafter Mord in der Hochzeitsnacht

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Schon am nostalgischen Cover erkennt man, dass es sich hier um einen historischen Krimi handelt, der im Jahre 1937 in Japan spielt. Seishi Yokomizo ist in seiner Heimat einer der berühmtesten Krimiautoren, ...

Schon am nostalgischen Cover erkennt man, dass es sich hier um einen historischen Krimi handelt, der im Jahre 1937 in Japan spielt. Seishi Yokomizo ist in seiner Heimat einer der berühmtesten Krimiautoren, der nun endlich auch ins Deutsche übersetzt wurde. Ursula Gräfe hat diesen ersten Band der Kindaichi Reihe, die mittlerweile 77 Bände umfasst, übersetzt. Bei der Lovelybooks Leserunde hat sie uns Leser:innen Rede und Antwort gestanden und unsere vielen Fragen beantwortet.

In der angesehenen und wohlhabene Ichiyanagi-Familie steht eine Hochzeit bevor. Kenzo, der älteste Sohn der Familie, heiratet seine angebetete Katsuko, die nicht ganz der gewünschten Traum-Schwiegertocher entspricht. Trotzdem gibt es ein traditionelles großes Fest. Während der Hochzeitsnacht hört man aus dem Nebenhaus plötzlich Schreie und eine unheimliche Melodie, gespielt auf einer Koto (japanisches Saiteninstrument). Das Nebenhaus ist verschlossen und niemand kann hinein oder heraus. Als die Tür gewaltsam aufgebrochen wird, findet man das Brautpaar blutüberströmt auf dem Bett liegend vor. Die Umstände sind rätselhaft, denn draußen steckt ein blutiges Samurai Schwert im Schnee, Fußspuren gibt es jeodch keine. Die herbeigeholte Polizei ist ratlos. Das Gerücht über einen fremden Mann mit drei Fingern und einer Maske, der sich nach dem Weg zum Haus der Ichiyanagi-Familie erkundigt hat, macht die Runde. Nur der Onkel der Braut vermutet, dass nicht alle in der Familie die Wahrheit sagen. Kurzerhand engagiert er den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi.

Bei "Die rätselhaften Honjin-Morde" handelt es sich um eine klassische Locked Room Mystery (Geheimnis des verschlossenen Raums).
Gefallen hat mir die Art der Erzählung. Yokomizo erzählt seinen Krimi aus der Sicht eines Autors, der die Geschichte des Mordes nacherzählt. Dabei spricht er auch den Leser direkt an und verwendet insgesamt drei Zeitebenen: die Gegenwart des Erzählers, den Zeitpunkt der Tat und die Vorgeschichte der Figuren.
Die Beschreibungen sind sehr detailliert, jedoch auch sehr sachlich. Der etwas altmodische Stil ist nicht jedermanns Sache, jedoch gibt es einen faszinierenden Einblick in die japanische Gesellschaft vor nicht ganz hundert Jahren.

Spannender wird es erst als der junge Detektv Kosuke Kindaichi auftaucht, den der Onkel der ermordeten Braut engagiert. Der junge Mann erscheint auf den ersten Blick nicht sehr vertrauenswürdig, doch er hat einen messerscharfen Verstand und eine grandiose Beobachtungsgabe.

So ganz abholen konnte mich der Krimi nicht. Das liegt nicht nur an den vielen japanischen Namen und Verhaltensweisen bzw. der Erzählkunst, sondern an der für mich fehlenden Spannung und die Möglichkeit selbst mitzuraten.

Absolut gelungen ist jedoch die Buchausstattung. Das herrlich altmodische Hardcover ohne Umschlag ist ein absoluter Hingucker und wirkt sehr edel. Am Ende gibt es ein Personenverzeichnis und ein sehr hilfreiches Glossar.

Fazit:
Gänzlich überzeugen konnte mich die Geschichte leider nicht. Ich lese zwar sehr gerne historische Krimis, aber ich befürchte die japanische Kultur ist mir doch zu fremd. Auf der anderen Seite ist dieses Buch eine erfrischende Abwechslung zu den Büchern in diesem Genre, die ich sonst lese. Ob der Krimi wirklich - wie beworben Leser von Agathe Christie ansprechen - kann ich nicht sagen, da ich ihre Krimis schon vor Jahrzehnten gelesen (und geliebt) habe. Einen Blick darauf kann ich auf jeden Fall empfehlen - für mich ist eher nichts.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Thriller Fast Food

Fake – Wer soll dir jetzt noch glauben?
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"Fakt/Fake"- Wer soll dir noch glauben? ist der neue Thriller von Arno Strobel und erinnert mich vom Thema her ein bisschen an Ursula Poznanskis letztes Buch "Stille blutet", das ich erst gelesen habe. ...

"Fakt/Fake"- Wer soll dir noch glauben? ist der neue Thriller von Arno Strobel und erinnert mich vom Thema her ein bisschen an Ursula Poznanskis letztes Buch "Stille blutet", das ich erst gelesen habe. Nicht umsonst haben die Beiden auch schon einige Bücher gemeinsam geschrieben.
Die Grundidee ist ziemlich ähnlich, auch wenn sich die Inhalte später auseinander bewegen. Es gibt einen Mann, der einer Tat verdächtigt wird und gegen eine Beweislast ankämpfen muss, die deutlich seine Schuld belegt. Die gegenwärtige Medienwelt zeigt sehr oft auf, dass nicht alles der Wahrheit entspricht, was man liest, hört oder sieht. Man fragt sich unwillkürlich: Was ist Fakt und was ist Fake?

Schon der Prolog nimmt einem sofort gefangen. In diesem wird eine Frau vor ihrem kleinen Sohn brutalst verprügelt und beschimpft.
Danach lernen wir Patrick Dostert kennen, der mit seiner Frau Julia eine glückliche Ehe führt. Eines Morgens steht die Polizei vor der Tür und klagt ihn wegen Misshandlung und Entführung einer ihm unbekannten Frau an. Die Freundin der Vermissten erhebt schwere Anschuldigungen gegen ihn. Doch Patrick hat ein Alibi. Als ein Video auftaucht, welches ihn schwerer belastet, glaubt ihm niemand mehr, obwohl er beteuert das Opfer noch nie gesehen zu haben. Als auch noch sein Alibi nicht auffindbar ist und es weder den Mann, noch die Firma gibt, mit dem er zum Tatzeitpunkt ein Geschäftsessen hatte, wird er festgenommen. Patricks Leben wird von einem Tag auf den anderen völlig auf den Kopf gestellt und auf perfide Art und Weise zerstört.

Im Gefängnis in Untersuchungshaft sitzend, schreibt Patrick seine Geschichte in der dritten Person in Romanform nieder. Darin erzählt er haargenau was passiert ist und wie er unschuldig festgenommen wurde. Im späteren Verlauf lesen wir auch aus der Sicht seines Anwalts. Das hat mir gut gefallen.

Strobels Thriller sind Pageturner und man legt sie ungern aus der Hand. Wie auch Ursula Poznanski beschäftigt sich der Autor sehr viel mit den allerneuersten technischen Spielereien. Seine Thriller sind zeitgemäß und modern. Strobel legt viele Spuren und versteht es den Leser immer wieder zweifeln zu lassen. Was ist nun die Wahrheit und was nicht? Mittlerweile wissen wir, dass alles gefälscht werden kann, was jedoch für einen Laien nicht ersichtlich ist. Deepfakes machen kriminelle Machenschaften schier unbegrenzt - was mir wirklich Angst macht!

Die Charaktere sind ein bisschen blass geblieben. Besonders von Julia konnte ich mir kein richtiges Bild machen. Mit der Auflösung am Ende hat mich der Autor überrascht. Sie ist gelungen, aber so ganz plausibel fand ich sie nicht, wenn man länger darüber nachdenkt ;)

Der Schreibstil ist wie immer sehr dialoglastig, modern und lebendig. Die kurzen Kapitel lassen einem schnell durch das Buch fliegen. Zusätzlich gibt es leider auch einige halbleere Seiten und eine nicht so kleine Schrift. Dies fällt mir in letzter Zeit sehr oft auf - vorallem, wenn von den Verlagen aus Taschenbüchern Klappbroschuren werden, die zu einem Preis von fast einem Hardcover verkauft werden.

Der Verlag hat sich wieder eine tolle Idee einfallen lassen, indem er zwei verschiedene Versionen veröffentlicht hat. Auf einem der Cover steht "FAKT" mit einem "T", darunter das E für Fake und auf dem anderen sieht man das Gegenteil - wie oben angezeigt.

Fazit:
Wieder ein Pageturner, den uns Arno Strobel hier geliefert hat. Spannend zu lesen und immer mit der Frage im Hinterkopf:"Was ist die Wahrheit?" Aber auch ein Thriller, der sich nicht wirklich von anderen unterscheidet und für kurze Zeit spannend zu lesen ist, aber ebenso schnell wieder vergessen wird: Fast Food eben.

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