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Veröffentlicht am 30.01.2018

Ein Buch mit zahlreichen Schwächen - konnte mich leider nicht überzeugen

Timeless
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Allmählich hatte sie das Gefühl, als würden alle Zeitperioden zusammenfallen, wie die Schichten einer Torte. Unter ihr lagen frühere Zeitspannen, die sich immer wiederholten, und über ihr war die Zukunft. ...

Allmählich hatte sie das Gefühl, als würden alle Zeitperioden zusammenfallen, wie die Schichten einer Torte. Unter ihr lagen frühere Zeitspannen, die sich immer wiederholten, und über ihr war die Zukunft. Und aus unerfindlichen Gründen war sie auserwählt worden, zwischen den Zeilen zu wandern.
[S. 305.]

Erster Satz:
Michele stand allein in der Mitte eines Spiegelsaals.

Inhalt:
Michele führt ein glückliches und einfaches Leben mit ihrer Mum. Zusammen sind die Beiden ein unschlagbares Team, mehr als nur Mutter und Tochter, sondern auch Freundinnen. Doch dann kommt der Tag, welcher alles auf den Kopf stellt und die Welt von Michele auf immer verändert: Ihre Mutter stirbt, bei einem tragischen Autounfall. Da Michele keinen Kontakt zu ihrem Vater hat und damit nun eine Weise ist, wird sie zu ihren Großeltern geschickt, nach New York. Doch Michele sträubt sich davor, ihre Heimat zu verlassen, in ein großes Haus zu ziehen und ihre Großeltern kennenzulernen - denn ihre Mutter und deren Eltern, waren schon vor der Geburt von Michele, fürchterlich zerstritten.
Doch Michele bleibt keine Wahl und so zieht sie in das pompöse Heim ihrer Großmutter und ihres Großvaters, welche sehr vermögend und damit mit zu den einflussreichsten und bedeutungsvollsten Menschen des Stadt zählen. Ein großer Stammbaum, ein riesiges Anwesen und viele, verwinkelte Ecken - da sind Geheimnisse vorprogrammiert. Und tatsächlich: Michele wird in das wohl größte, bewegenste und romantischste Abenteuer ihres Lebens gezogen...

...einmal quer durch die Zeit und wieder zurück!

Idee/ Umsetzung:
Die Idee der Zeitreise in Büchern, ist spätestens seit Werken wie "Rubinrot" oder "Die Frau des Zeitreisenden", keine durchaus unverbrauchte Buchidee mehr. Trotzdem übt das Thema auf mich immer und immer wieder, eine gewisse Faszination aus. Das Talente und die Magie besteht lediglich darin, einer bekannten Idee, einen eigenen Schliff zu verpassen. Ich würde gerne sagen, dass Alexandra Monir dies in ihrem Werk gelungen ist. Leider kann ich dies aber nicht zu 100% bestätigen. Zwar verfolgt die Autorin gute Ansätze, welche durchaus einiges an Potential bieten, scheitert aber, meiner Ansicht nach, im kompletten Mittelteil der Lektüre. Dabei ist mir besonders ihr Schreibstil, im Zwischenteil, negativ aufgefallen. Ich will "Timeless" nicht als schlechtes Buch bezeichnen, denn dies ist es definitiv nicht. Es hat einige Höhen, aber leider auch genauso viele Tiefen und pendelt sich damit im mittleren Bereich ein. Was für das Buch spricht sind, wie bereits erwähnt, einige sehr gute Ideenansätze - man berührt einen alten Schlüssel und einen Geganstand aus vergangenen Zeiten und reist in die Vergangenheit. Was gegen das Buch spricht, zeigt sich im Folgenden. Aber trotz allem bin ich angefixt, mich erneut in ein Abenteuer mit Michele zu stürzen und schon alleine deshalb, hat dieses Werk eine Chance verdient.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist zum Lesen relativ angenehm. Einfach und mit einer gewissen Leichtigkeit, reiht sie die Buchstaben aneinander und erschafft so zwar kein Meisterwerk, aber einen guten Partner für die Reise durch ihren Wortsalat. Wirklich überzeugen konnte sie mich jedoch nur auf den ersten 50 Seiten und den letzten 50 Seiten, denn gerade an diesen Stellen, hat mich ihr Schreibstil auch wirklich berührt. Der ganze Mittelteil des Werkes ist teilweise unschlüssig und lückenhaft, was schließlich dazu führt, dass einige logische Entwicklungen, gerade zwischen den Figuren, auf der Strecke bleiben. So weist der Mittelteil einige Sprünge auf, die es dem Leser ungemein erschweren, einige Bindungen nachzuempfinden. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Frau Monir mir mehr bietet: Mehr Gefühle, mehr Entwicklungen und damit auch mehr Verständnis für die Handlung. Denn ich weiß ganz genau, dass Frau Monir das Potential dazu hat. Dies hat sie mir, auf den ersten und letzten Seiten, deutlich bewiesen.

Charaktere:
Mein Gefühle für die Figuren waren, eben durch den Schreibstil der Autorin, etwas gestört. Zwar mochte ich Michele von der ersten Seite an sehr gerne, doch leider konnte sich dieses Gefühl während der Geschichte nicht weiter bestärken. Eben durch die vielen Sprünge in der Geschichte, erschien mir die Pprotagonistin sehr naiv.
Von jetzt auf gleich weiß sie, dass sie in der Zeit reisen kann und das alles Wirklichkeit ist, doch statt große Nachforschungen anzustellen, warum und wieso und überhaupt, stürzt sie sich lieber in eine Romanze mit einem Typen, in welchen sie sich schon auf den ersten Blick verliebt - und er sich natürlich auch in sie. Nennt mich langweilig oder altmodisch, aber ich finde es viel schöner, wenn sich die Beziehungen langsam und damit auch verständlich entwickeln. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter, dass ich dieses "Ewige-Liebe-auf-den-ersten-Blick" - Gedönse nicht so ganz nachvollziehen kann und damit auch mag, aber wenn die Handlung so hetzt und sich die Dinge regelrecht überschlagen, spuckt mich das Buch förmlich aus seinem Abenteuer aus und schließt mich somit von einem richtigen Buchtrip aus. Schade, aber Tatsache. Die Figuren waren mir nicht gänzlich suspekt, konnten mein Herz aber auch nicht ganz einnehmen und normalerweise ist genau dies nötig, damit man auch Teil des Abenteuers werden kann.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover gefällt mir gut. Ich mag besonders die Farbgebung und auch wenn ich normalerweise Bilder bevorzuge, die kein Geschicht abbilden, einfach weil es die Fantasie blockiert, finde ich das Motiv bei Timeless ganz gut gelungen.
Die Innengestaltung ist sehr schlicht: Ausschließlich Zahlen, leitern die Kapitel ein.

Fazit:
Manche Bücher verschlingt der Leser mit Haut und Haaren und manche Bücher verschlingen den Leser. In "Timeless" verschlingt das Buch den Leser und spuckt ihn dann, nach den ersten ca. 50 Seiten, wieder grob und unsanft in die Realität zurück. Die Zeitreise-Geschichte von Frau Monir, hat durchaus viele Schwächen - besonders den lückenhaften, spunghaften Schreibstil, sowie nicht ganz überzeugende Charaktere -, aber trotzdem hat ihr Werk auch eine ganz große Stärke und dies ist eine relativ gute Idee, mit Potential. Wenn die Idee stimmt, dann legt man den Grundstein für weitere Werke. Die Autorin hat gezeigt, dass sie gut schreiben kann und auch wenn sie es nicht das ganze Werk hindurch durchgehalten hat, hat sie es trotzdem bewiesen. Genau dies ist der Knackpunkt, warum mich die Autorin trotzdem an der Angel hat, denn trotz vieler Kritikpunkte bin ich neugierig zurückgeblieben. Der Cliffhanger, am Ende des Werkes, ließ mich hungrig zurück und genau deshalb werde ich auch zur Fortsetzung des Buches greifen, und wenn das nicht für die Geschichte spricht, weiß ich auch nicht. Ich kann euch sagen, dass "Timeless" nicht perfekt ist und sich im guten Mittelfeld einpendelt, aber trotzdem ist es eine Reise wert.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Geheimnisvoll und magisch, mit typischem Gierschen-Humor

Silber - Das erste Buch der Träume
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"Wer?" Um des Effekts willen beugte ich mich vor und raunte genauso geheimnisvoll wie sie. "Wer ist gnadenlos?" [...] Anabel schwieg ein paar Sekunden, dann flüsterte sie: "Er hat viele Namen. Er ist der ...

"Wer?" Um des Effekts willen beugte ich mich vor und raunte genauso geheimnisvoll wie sie. "Wer ist gnadenlos?" [...] Anabel schwieg ein paar Sekunden, dann flüsterte sie: "Er hat viele Namen. Er ist der Windmann. Hüter der Schatten. Dämon der Nacht." Der Korridor verdunkelte sich merklich. Ein kalter Lufthauch streifte meine Arme, und ich spürte, wie sich die Härchen in meinem Nacken aufstellten.
[S. 174 f.]

Erster Satz:
Der Hund schnüffelte an meinem Koffer.

Inhalt:
Als Liv Silber mit ihrer kleinen, feinen Familie in London anreist, ahnt sie noch nicht welches Abenteuer sie hier erwartet. Denn der einzige Wunsch des jungen Mädchens ist es, dass ihre Mutter nun endlich in dieser Stadt bleibt. Sechsmal hieß es schon: Taschen packen, Alltag verlassen, in eine neue Stadt reisen und wieder von vorne beginnen. Doch man sollte vorsichtig mit seinen Träumen sein, denn manchmal könnten sie wahr werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum in London zu Bett gelegt, träumt Liv komische und ganz schön abgedrehte Sachen: Von dem süßen Typ am Flughafen, ihrem neuen „Bruder in Spee" und einigen anderen, sehr fragwürdigen Ereignissen. Doch warum Panik schieben? Schließlich kann man im Traum machen was man will. Die Szenerie ist schließlich nicht real. Oder doch?

Idee/ Umsetzung:
Rosa Zuckerwatte, Regenbögen aus Schokolade und eine kunterbunte Welt aus Wunsch und Sehnsucht – So sehen meist unsere Tagträume aus... In der Realität träumen wir jedoch immer die verrücktesten und manchmal auch gruseligsten Sachen. Schon immer hat mich das Träumen fasziniert und deshalb fand ich es mehr als schade, wenn sich der sanfte Kuss eines schönen Traumes zu schnell in Schall und Rauch verwandelte. „Silber – Das erste Buch der Träume“, passte nicht nur deshalb perfekt in meine Leserhände, weil mich das wunderschöne Cover verzauberte, sondern zuletzt auch, weil die Thematik einfach spannend, neu und faszinierend ist. Kerstin Gier hat hier ein sehr süßes und zuckriges Ideennetz gesponnen, welches die Buchwelt lebendig macht. Zudem zeigt die Autorin, wie auch schon bei der Rubinrot-Trilogie, dass sie es vermag ihre Ideen gekonnt umzusetzen. So überzeugt das erste Buch der Träume durch Witz und ganz viel Herz.

Schreibstil:
Die Wörter aus der leichten, süßen und herzlichen Schreibfeder von Frau Gier mögen, wie von ihr gewohnt, durch viel Charme, Witz und Leichtigkeit, ihre Leser, ob jung oder alt, zu bannen. Ich finde, ihr neustes Werk ist wie eine Mousse au chocolat: Auch wenn der Bauch voll ist, für einen nachträglichen, schmackhaften Leckerbissen ist immer noch Platz. Man kann sich dem Wortgeflüster der Autorin einfach nicht entziehen und so löffelt man sich durch das Buch, bis man die letzte Seite, traurig und seufzend, zwischen seinen Fingern hält.

Charaktere:
Auch die Figuren in der Geschichte sind an ein lockeres und leichtes Grundprinzip angelehnt und bieten mir so eine einzige, kleine Fläche der Kritik. Auf der einen Seite mochte ich die Charaktere alle sehr gerne, besonders Liv, mit ihrer rationalen und taffen Art, hat mir unglaublich zugesagt und so habe ich sie sehr gerne durch dieses Abenteuer begleitet. Jedoch hat mir rückblickend eine gewisse Spannung zwischen den Buchfiguren gefehlt. Irgendwie plätschern die Beziehungen so daher, aber es gibt keine Verbindung, die mich auf emotionaler Ebene, ganz überzeugen konnte. Die Bösewichte, die Liebespaare, alle vermochten mich nicht zu 100% zum Kochen zu bringen. Ein größerer Knister- oder Gruselfaktor, hätten mir wahrscheinlich besser gefallen. Aber am Ende bin ich doch ganz zufrieden und halte ausschließlich Ausschau nach dem letzten, feinen i-Tüpfelchen des Werkes, der sich dann (hoffentlich) in der Fortsetzung finden lässt...

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover spricht wohl für sich und passt auch perfekt zu dem Charme der Autorin und ihrer Art die Leser zu fesseln. Es wirkt magisch, niedlich und abenteuerlich und macht augenblicklich Appetit auf den Inhalt. Aber auch die Innengestaltung kann ganz gut für sich sprechen und setzt die süßen Elemete des äußeren Buchkleides fort. Deshalb kurz und knapp: Leckere Verpackung, die nicht zu viel verspricht, sondern Hand in Hand mit den Erwartungen geht.

Fazit:
Geheimnisvoll und magisch lacht einen die schwarze, verschnörkelte Buchdeckel-Türe von „Silber – Das erste Buch der Träume“ an und lockt jede interessierte, verträumte Nase, mit gespielter Leichtigkeit hinter seine Seiten. Mit viel Witz und Fantasie nimmt Kerstin Gier ihre Leser direkt nach dem Betreten an die Hand und erzählt von verzauberten, traumhaften Türen, bösen Dämonen und Schweizer Käse. Es entsteht ein spannendes und mitreißendes Abenteuer, welches locker und flockig, wie Mouse au chocolat auf der Zunge zergeht und am Ende in eine Schokoladen-Depression führt, die sich nur mit einem weiteren Abenteuer um Liv, Henry und den Rest der Bande, besiegen lässt. Also, liebe Frau Gier, nehmen sie den Löffel.. äh ich meine die Feder in die Hand und schreiben Sie! Bitte, schreiben Sie und geben Sie mir einen erneuten Leckerbissen zu löffeln. Und an alle Schokonasen da Draußen: Löffelt dieses Werk! Löffelt! So löffelt doch!

Veröffentlicht am 30.01.2018

Eine Geschichte, die unter die Haut geht

Das Ende der Unschuld
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Wenn ich jetzt an Evie denke, schlüpft sie durch die Schatten. Große, dunkle, gehetzte, blutunterlaufene Augen. Sie rennt über das Fußballfeld, das Gesicht gerötet, die glatten schwarzen Haare kleben ihr ...

Wenn ich jetzt an Evie denke, schlüpft sie durch die Schatten. Große, dunkle, gehetzte, blutunterlaufene Augen. Sie rennt über das Fußballfeld, das Gesicht gerötet, die glatten schwarzen Haare kleben ihr auf dem Rücken. Sie rennt so schnell, der Atem sticht ihr in der Brust von der Anstrengung, noch schneller zu rennen, schneller auf den Rasen einzutrommeln, ihre Beine immer noch schneller zu bewegen, als könnte sie etwas durchbrechen, etwas, das niemand sonst gesehen hat.
[S. 12]

Erster Satz:
Aus dem Augenwinkel: sie, lichtgestreift.

Inhalt:
Lizzie und Evie sind beste Freundinnen, unzertrennlich, seit die Beiden denken können. Sie teilen alles miteinander, jedes Geheimnis, jede Erinnerung. Dies ändert sich jedoch schlagartig im dreizehnten Sommer ihr Lebens. Auf einmal scheint Evie vor Lizzie Geheimnisse zu haben. Doch bevor Lizzie die Veränderungen hinterfragen kann, ist Evie plötzlich spurlos verschwunden und die ganze Kleinstadt in großer Sorge. Lizzie ist die einzige Zeugin. Doch kann das junge Mädchen die Augen öffnen und endlich der Wahrheit ins Gesicht blicken? Die Zeit rennt und das Leben ihrer besten Freundin hängt von den Informationen ab, die sich irgendwo im kleinen Kopf von Lizzie, vor der Welt verstecken.

Idee/ Umsetzung:
Eigentlich wollte ich nur „schauen“. Doch wie das bei mir so ist, sobald ich den ersten Schritt in eine Buchhandlung setze, sind alle guten Vorsätze vergessen und ich gefangen in einer magischen Welt, die ich nur durch einen Buchkauf verlassen kann. Ich stöberte also und stöberte und eigentlich hatte ich schon ein Buch in der Hand, doch dann sprang mir dieses Werk: „Das Ende der Unschuld“ ins Auge. Schnell nahm ich es in die Hand, strich über die Seiten, las den Rückentext und verliebte mich in die ersten, geschriebenen Worte. Schlicht: Ein Spontaneinkauf.

Spntaneinkäufe sind durchaus gefährlich. Denn entweder sind sie der totale Flopp, oder der Star des Monats. In diesem Fall hatte ich das richtige Händchen und so stürzte ich mich also, noch auf dem Weg nach hause, in dieses dramatische, traurige und sehr bewegende Abenteuer von Lizzie und Evie. Die Idee von Megan Abbott hat durchaus Potential, aber auch einen bitteren Beigeschmack. Sehr realistisch und voller Gefühl, erschafft Frau Abbott eine Geschichte voller Facetten und Abgründen. So stürzt sich der Leser Hals über Kopf in das Leben zweier dreizehnjähriger Mädchen, die auf dem Weg sind, erwachsen zu werden. Die Umsetzung ist sehr realistisch und so war ich positiv überrascht, dass die Autorin es geschafft hat, das Leben von jungen Mädchen und ihre Gedanken, so gut einzufangen. Man steht mit Evie und Lizzie an der Schwelle und noch ist unklar, was uns jenseits erwarte.

Schreibstil:
Frau Abbotts Schreibe ist einfach umwerfend und magisch. Ich habe mich direkt in ihren Schreibstil verliebt und konnte mich so im Strom der Geschichte treiben lassen, ohne mich an jeglichem Geäst zu verfangen. Sehr malerisch, baut die Autorin eine Welt voller Farben auf, obwohl die Handlung im Kontrast dazu steht.

Charaktere:
Die Figuren sind facettenreich und unterschiedlich und geben der Geschichte so zusätzliche Tiefe und Farbe. Dabei ist besonders die dreizehnjährige Lizzie, realistisch beschrieben. Lizzie ist auf dem Weg erwachsen zu werden, aber doch noch ein Kind. Sie ist unentschieden, sucht sich selbst, hält an naiven Denkweisen fest und weiß eigentlich selbst nicht so genau, was sie will. Als ihre beste Freundin dann verschwindet, fühlt sich das junge Mädchen einsam. Sie steht vor einer Klippe, mit tausend verschiedenen Gefühlen un weiß nicht was sie glauben, was sie denken soll. Es ist also nicht verwunderlich, dass Lizzie hin und her gerissen ist und der grausamen Welt noch nicht in die Augen blicken will. Doch das schlimme am Erwachsen werden ist, dass die Monster nie verschwinden.
Frau Abbott ist die Darstellung ihrer Figuren auf einer sehr glaubwürdigen Ebene gelungen und gerade dadurch, wird auch das Geschehen so greifbar, so real, dass wir uns vor dem Ende der Geschichte mehr und mehr fürchten.

Cover/ Innengestaltung:
Das Titelbild gefällt mir sehr gut. Die Farbgebung und das Motiv passen zum Inhalt. Jedoch finde ich das Model auf dem Cover etwas zu alt. Selbst mit ganz viel Fantasie, könnte ich mir nicht vorstellen, dass dieses Mädchen ein dreizehnjähriger Teenager ist. Nummern, leiten im Inneren, die einzelnen Kapitel ein.

Fazit:
Unsere Welt ist voller Farben, doch leider nicht immer, nicht überall. Egal in welchem Land wir sind, egal in welcher Stadt, es gibt mal graue, mal schwarze Flecken, die das Gesamtbild verschmutzen und der Welt ihre Unschuld nehmen. Grausamkeit und Kriminalität gibt es überall und wir können noch so naiv sein, Fakt ist, dass wenn wir unsere Augen verschließen, verschwinden diese Flecken nicht. „Das Ende der Unschuld“, umreißt dieses Gebilde sehr gut. Das Zusammenspiel von Charakteren, die auf dem Weg in die Welt der Erwachsenen,sind, eines Verbrechen und des kläglichen Versuches, seine Erinnerungen an ein Leben ohne Risse zu bewahren, geben dieser Geschichte ihren Reiz. Mir hat an der einen oder anderen Stelle ein Spannungsbogen gefehlt, aber eventuell hätte dieses Buch dadurch seinen besonderen Reiz verloren. Den Reiz der Realität. Denn Megan Abbott, hat hier ein sehr reelles Geschehen auf Papier verewigt und genau jenes zeichnet jede Seite dieses Werkes aus.

Wer auf der Suche nach einer bewegenden und reellen Geschichte ist, die sich langsam entwickelt und tief unter die Haut geht, der sollte sich „Das Ende der Unschuld“, nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Herr Beckett versteht sein Handwerk - mal wieder ein toller Hunter-Band

Leichenblässe
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Uns ist nicht bewusst, wie abhängig wir von Zusammenhängen sind. Wir definieren Menschen durch die Umgebung, in der wir sie normalerweise sehen, aber wenn sie dort herausgerissen werden, wenn sie sich ...

Uns ist nicht bewusst, wie abhängig wir von Zusammenhängen sind. Wir definieren Menschen durch die Umgebung, in der wir sie normalerweise sehen, aber wenn sie dort herausgerissen werden, wenn sie sich an einem anderen und in einer anderen Situation befinden, spielt unser Gehirn verrückt. Alles vertraute wird plötzlich fremd und beunruhigend.
[S.221]

Erster Satz:
Die Haut.

Inhalt:
David Hunter ist zurück und lebendig. Er ist dem Tod knapp von der Schippe gesprungen und kämpft jetzt um einen Alltag ohne Angst. Doch die Angst und der versuchte Mordanschlag sitzen tief unter der Haut. Um wieder zurück ins Leben zu finden, besucht Dr. Hunter einen alten Freund, Tom Liebermann, auf der „Body Farm“ in Tennessee. Eigentlich will der Anthropologe nur herausfinden, ob er jemals wieder in seinem Beruf zu hause sein wird, nach allem was sich in der Vergangenheit ereignet hat, doch ehe er sich versieht, steckt er in mitten einer Mordermittlung. In einer Jagdhütte, in den Smoky Mountains wurde ein Toter gefunden. Sein Mord scheint rätselhaft, das Vorgehen des Mörders gerissen und grausam. Doch das soll erst der Anfang sein...

Eine spannende und mörderische Jagd nach dem Täter beginnt.

Idee/ Umsetzung:
Auch wenn ich kein großer Fan von Thrillern und Krimis bin, hatte ich mich damals, bereits nach den ersten Zeilen von „Die Chemie des Todes“, in Simon Becketts Bücher verliebt. Schnell wurde klar: Ich würde Herr Hunter so schnell nicht aus den Augen lassen. Nachdem ich also gespannt die ersten beiden Geschichten und dem englischen Anthropologen verfolgt hatte, kribbelte es wie verrückt in meinen Fingern: Ich musste wissen wie die Geschichte sich fortsetzt! Dringend! Schnell! Also las ich und las und las und wurde am Ende in den erneuten Sog einer Geschichte von Herr Beckett gerissen. Denn dieser weiß erneut, seine Leser an der Nase herumzuführen und einen Spannungsbogen zu erschaffen, der einer wilden Fahrt auf einer alten Holzachterbahn gleicht: rasant, ungewiss und mit einigen Erschütterungen. Auch wenn sich das vertraute Muster aus den vorherigen Bänden fortsetzt und ich die ganze Zeit eine (richtige) Vermutung auf den wahren Täter hatte, konnte mich dieser Band sehr fesseln und begeistern. Denn auch wenn ich nicht behaupten würde, dass dieser Teil die vorherigen Bände toppt, so war es doch ein sehr gelungener und lesenswerter Band, der Lust auf weitere Hunter-Abenteuer macht.

Schreibstil:
Kurz und knapp: Der Schreibstil von Simon Beckett ist einfach toll. Spannend, mitreißend und immer für eine Überraschung gut. Somit schafft der Autor einen durchaus passenden Fluss, durch seine Geschichte, in welchem man sich, als Leser, nur allzu gerne treiben lässt.

Charaktere:
Von Buch zu Buch erfährt der Leser mehr über den Protagonisten David Hunter. Somit erlangt seine Figur immer und immer mehr Tiefe. Mir gefällt es unglaublich gut, dass Herr Beckett seinen Lesern nur ab und an, ein paar Häppchen über den Protagonisten hinwirft und somit eine gewisse Grundspannung erhält, die sich über jeden Band zieht. So erfährt man immer mehr Hintergründe über den Anthropologen und die Handlung bleibt interessant.

Doch auch die Nebenfiguren sind, wie nicht anders erwartet, wieder sehr interessante und gelungene Persönlichkeiten. Besonders der Täter, aus dessen Sicht einige Passagen beschrieben sind, bekommt sehr düstere und grausame Charakterzüge zugeschrieben und bleibt somit, bis zum Ende, eine sehr faszinierende Figur. Ich würde sogar behaupten, dass ich gerade in diesem Teil, den Täter unglaublich anziehend und toll fand. Denn Simon Beckett ist wohl der Meister der Abgründe und dieser Mörder, reißt wohl mit, die dunkelsten und tiefsten Abgründe auf.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover passt zur Reihe und dann irgendwie doch nicht. Zwar wird das schwarz/ weiße Muster beibehalten, jedoch ist „Leichenblässe“ der einzige Teil der Reihe, welcher einen weißen Einband hat und durch diese Farbe dominiert wird. Im Regal sticht dieser Band demnach besonders hervor. Dabei gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum gerade der dritte Band, eine besondere Rolle spielt.

Die Innengestaltung ist schlicht und passtt zum Cover. Kleine „Verschnörkelungen“ und Kapitelzahlen, leiten die einzelnen Abschnitte ein. Zudem ist die Sicht des Täters immer kursiv hervorgehoben, was es dem Leser erleichtert, die verschiedenen Teile zu unterscheiden.

Fazit:
Wenn man sich einem Werk von Herr Beckett stellt, sollte man auf einiges vorbereitet sein: Schwitzige Hände, Herzrasen und dem Begehren, zu lesen zu lesen und zu lesen. Denn wer einmal in den Sog der Handlung gezogen wird, gerät immer tiefer, in diese dunkle Geschichte und will nicht mehr ins Licht treten, will das Ende erfahren und endlich wissen, welcher Täter diese schrecklichen Morde zu verzeichnen hat. So erging es mir nicht nur mit den Vorgängerbänden des Autors, sondern auch mit „Leichenblässe“. Ich konnte, nein ich wollte, einfach nicht aufhören zu lesen. Auch wenn ich relativ schnell eine Ahnung hatte, wer der Täter ist, wurde es nicht langweilig. Zwar schneidet dieser Band, im Vergleich, etwas schlechter ab, als seine Vorgänger, ist und bleibt aber ein absolutes MUSS, für eingefleischte Beckett-Fans. Also ran an die Seiten!

Veröffentlicht am 30.01.2018

Dieser dritte Band der Reihe muss sich nicht hinter seinen Vorgängern verstecken

Rette mich
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"[...] Mein Bewusstsein und mein Herz sind getrennt, aber ich fühle die Wahrheit. Es heißt, dass Menschen, wenn sie das Augenlicht verlieren, besser hören. Ich habe einen Teil meines Gedächtnisses verloren, ...

"[...] Mein Bewusstsein und mein Herz sind getrennt, aber ich fühle die Wahrheit. Es heißt, dass Menschen, wenn sie das Augenlicht verlieren, besser hören. Ich habe einen Teil meines Gedächtnisses verloren, aber vielleicht ist meine Intuition dadurch stärker.“
[S. 270]

Erster Satz:
Auf dem Parkplatz, von dem aus man auf den Friedhof hinunterblicken konnte, kam der schnittige schwarze Audi langsam zum Stehen.

Inhalt:
Fünf Monate lang ist Nora wie vom Erdboden verschluckt. Fünf Monate lang, geht das junge Mädchen durch die Hölle, in welche sie ihr Entführer, immer und immer wieder befördert. Fünf Monate sind eine lange Zeit. Eine Zeit, an welche Nora sich nicht im Geringsten erinnert. Alle Tage, alle Stunden, alle Minuten und Sekunden dieser fünf Monate, sind aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Als sie endlich wieder freigelassen wird, findet sich Nora auf dem Friedhof wieder. Sie weiß, dass etwas nicht stimmt, doch weder ihre erleichterte Mutter, noch ihre beste Freundin Vee, wollen ihr irgendwelche Antworten liefern und so versucht Nora auf eigene Faust zu ermitteln und begibt sich damit in große Gefahr... Kann Patch, ihre große Liebe, an welchen sich Nora auch nicht mehr erinnert, das Schlimmste verhindern? Oder wird das Böse erneut siegen?

Idee/ Umsetzung:
„Bis das Feuer die Nacht erhellt“, der zweite Teil dieser düsteren, romantischen und spannenden Buchreihe, ließ mich geschockt und mit Nerven, zum Zerreißen gespannt, zurück und katapultierte sich ganz weit nach Oben, auf die Liste meiner Lieblingsbücher. Es war also nicht verwunderlich, dass meine Finger vor Erwartung kribbelten, als ich die ersten Seiten des Folgebandes zwischen meinen Fingern hielt und voller Erwartung kurz die Luft anhielt, bevor ich mich in ein erneutes Abenteuer mit Patch und Nora stürzte. Was mich erwartete war eine erneute, sehr gelungene Geschichte, die immer verstrickter, immer düsterer, auf den Höhepunkt der Ereignisse zusteuerte, mich aber (um ehrlich zu sein) nicht ganz so überzeugen konnte wie sein Vorgänger. Rückblickend kann ich gar nicht so ganz genau sagen, was mir an diesem dritten Band fehlte - ist dieser Band doch spannend und sehr mitreißend, wie man es nicht anders von der Autorin gewöhnt ist. Trotzdem fehlte mir das gewisse i-Tüpfelchen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Becca Fitzpatrick ist düster, mitreißend und zieht seine Leser tiefer und immer tiefer in die Welt der Engel, der gefallenen Engel und vielen weiteren, dunklen und rätselhaften Gestalten, die diesen dritten Band besonders charakterisieren. So strickt die Autorin, mit Hilfe ihrer Wörter, ein verschlungenes Handlungsnetz, welches geschickt auf den Höhepunkt (den vierten Band) zusteuert und den Leser hungernd, nach mehr verlangen lässt. Die Autorin hat diese besondere Gabe, die einzelnen Buchstaben bedeutungslos werden zu lassen, weil ihr Schreibstil so sehr zu der Handlung passt, dass man als Leser, förmlich mit Seite und Inhalt verschmilzt.

Charaktere:
Auch die Figuren in „Rette mich“, bekommen einen etwas düsteren Touch und rutschen so immer tiefer in das gefährliche Netz der Nephilim. Zudem tauchen bekannte Charakter aus den Vorgängern auf und geben der Handlungen eine ganz neue Richtung. Mir hat diese „schwarze Seite“, die diesen Band definitiv dominiert, ob auf die Handlung oder die Figuren bezogen, sehr gut gefallen. Denn damit spitzt sich alles zu und läuft auf das „große“ Ende zu. Besonders die Entwicklung der Protagonistin Nora, hat mir zugesagt. Langsam aber sicher, wächst sie in ihre Rolle und legt alte Verhaltensweisen ab, wird in meinen Augen ein Stück reifer und legt naive Denkweisen ab. Jedoch auch der Bösewicht hat mir unglaublich zugesagt, denn er ist wohl der typische „Bilderbuch“-Schurke und verleiht der Handlung einige ´Oh mein Gott, das ist gerade doch nicht wirklich passiert - Momente`.

Cover/ Innnengestaltung:
Das Cover dieses, dritten Bandes, fügt sich in die Gestaltung der Reihe ein und passt auch im Bezug auf den Titel, sehr gut. Kurz und knapp: Gute Umsetzung.
Die Innengestaltung entspricht auch der ihrer Vorgänger und ist schlicht und einfach - Kapitelzahlen leiten die einzelnen Abschnitte ein.

Fazit:
Verstecken muss sich „Rette mich“, der dritte und vorletzte Band der Reihe: „Engel der Nacht“, definitiv NICHT hinter seinen Vorgängern, denn er punktet durch seinen eigenen und hervorstechend dunklen und düsteren Charakter. So führt uns der Schreibstil von Becca Fitzpatrick, immer tiefer und tiefer, in einen labyrinthartigen Keller des „Grauens“ und der Macht und sperrt ihre Leser mit gekonnter Grausamkeit in einem der alten Kellerräume ein, wartend auf den finale und alles beendenden Band, welcher hoffentlich endlich alle offenen Fragen klärt und mit einem ähnlichen Spannungsbogen punktet. Eine eindeutige Leseempfehlung, auch wenn „Bis das Feuer die Nacht erhellt“, in meinen Augen, bisher ungeschlagen mein Lieblingsband bleibt.