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Veröffentlicht am 24.01.2018

Typischer Matson!

Dreizehn Wünsche für einen Sommer
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Inhalt:
Emily und Sloane sind beste Freundinnen, die jedes noch so kleine Geheimnis miteinander teilen - das zumindest glaubt Emily fest. Doch als Emily eines Tages das Haus von Sloane leer vorfindet, ...

Inhalt:
Emily und Sloane sind beste Freundinnen, die jedes noch so kleine Geheimnis miteinander teilen - das zumindest glaubt Emily fest. Doch als Emily eines Tages das Haus von Sloane leer vorfindet, ohne dass Sloane ihr gesagt hätte, wohin sie fährt oder wann sie wiederkommt, muss sich Emily eingestehen, dass ihre beste Freundin ihr vielleicht doch nicht immer alles anvertraut hat. Das Letzte was ihr bleibt ist eine Postkarte, mit dreizehn Aufgaben für einen Sommer. Aufgaben, die Emily ängstigen, Aufgaben, die sie herausfordern, Aufgaben, denen sie sich unbedingt stellen will, in der Hoffnung, dann ihre Freundin zurück zu bekommen. Und so beginnt für Emily ein ganz anderer, verrückter und emotionaler Sommer, voller Abenteuer, Geheimnisse und neuer Freundschaften.

Meinung:
Morgan Matson gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Warum? Weil ihre Geschichten echt sind, voller Gefühl, nicht übertrieben und ganz nah am Leben. In meinen Augen schreibt sie die perfekten Sommerbücher, die meist zwar ein schwieriges Thema behandeln, aber auch pure Lebensbejahung ausdrücken. Voller Neugier, voller Vorfreude stürzte ich mich deshalb auf: "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" und wurde, wider erwarten, von der Autorin überrascht. Das Jugendbuch folgt dem üblichen Matson-Stil, ist aber auch ganz anders.

Im Zentrum der Geschichte steht die schüchterne Emily, die Teil einer lauten, verrückten und künstlerischen Familie ist und sich vollends durch ihre beste Freundin Sloane definiert. Als Sloane dann plötzlich am Anfang des Sommers verschwindet und nur eine Postkarte für Emily hinterlässt, mit dreizehn Aufgaben, ist Emily das erste Mal seit langer Zeit wieder alleine, ist sie wieder einsam und weiß nicht, was sie tun soll. Sloane hat immer versucht alles aus ihr raus zu kitzeln: Regeln brechen, Scherze aushecken, Grenzen überschreiten - das war Sloane. Jetzt ist sie weg und zurück bleibt ein Mädchen, das Entscheidungen zerdenkt und den Kontakt zu anderen scheut, die niemals, unter keinen Umständen die Regeln brechen oder Grenzen überschreiten würde. Sie ist eine Hauptfigur, auf die man sich als Leser gerne einlässt, die man aber auch oft an den Schultern packen, schütteln und wachrütteln würde. Zu Beginn des Buches fällt es deshalb zunächst schwer, sich an ihre Figur zu gewöhnen, aber je tiefer man in die Geschichte schlittert, je mehr man zusammen mit Emily erlebt, je mehr man sie kennenlernt, desto mehr kann man sich auf sie einlassen und ehe man sich versieht, hat man sie bereits in sein Leserherz geschlossen, hofft und bangt mit ihr und geht mit ihr gemeinsam auf die Suche nach ihrer besten Freundin.

Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern des Genres, steht hier nicht die Liebesgeschichte im Fokus. Vielmehr geht es ganz und gar um die Charakterentwicklung der Protagonistin. Die Liebesgeschichte, ebenso wie viele andere Elemente, sind hier lediglich unterstützende Nebenfiguren, welche zwar in das Leben von Emily einfließen, dort jedoch keine Hauptrolle übernehmen.
Klingt langweilig? Ganz und gar nicht. Schon auf den ersten Seiten der Geschichte lernt man ein sehr schüchternes Mädchen kennen, die ganz im Schatten ihrer Freundin steht und selbst gar nicht so richtig zu wissen scheint, wer sie ist, wer sie sein kann, aber auch wer sie sein möchte. Die Entwicklung von ihr mitzuerleben, die fernab und unabhängig von anderen Figuren stattfindet, ist nicht nur authentisch, sondern verleiht diesem Buch auch seine besondere Atmosphäre.

Doch trotz all dieser gelungenen Elemente, konnte mich das Werk leider nicht auf voller Linie überzeugen. Grund dafür: einige Fragen sind am Ende der Geschichte leider unbeantwortet geblieben. Generell kam das Ende viel zu plötzlich, was angesichts der Seitenlänge definitiv zu umgehen gewesen wäre.

Demnach nicht das beste Werk von Morgan Matson, aber trotzdem im altbekannten Matson-Stil. Mit dem üblich flüssigen und mitreißenden Schreibstil, einer wunderbaren Geschichte, authentisches Figuren und einem ebenso authentischen Plot, sowie einer versteckten Botschaft an das Leben.

Fazit:
"Dreizehn Wünsche für einen Sommer" ist ein klassisches Jugendbuch mit Matson-Feeling. Eine Geschichte, die tief bewegt, die mitreißt, wachrüttelt und eine Botschaft an das Leben vermittelt: Jeder Moment ist kostbar und manchmal muss man etwas riskieren, um das große Glück zu finden, um sich selbst zu finden. Auch wenn das Werk einige Schwächen aufweist, kommt während der knapp fünfhundert Seiten nie ein Gefühl von Langeweile auf. Stattdessen fliegen die Seiten nur so dahin und ehe man sich versieht, hält man bereits die Letzte zwischen seinen Fingern, saugt die letzten Buchstaben auf, beendet eine herzerwärmende Geschichte und ist traurig, dass man sich bis zum Erscheinen des nächsten Matson-Buchs noch etwas gedulden muss.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Sehr amtmosphärisch, aber nicht so gelungen wie das Debüt

Und wenn die Welt verbrennt
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Inhalt:
Wenn Felix tagsüber seine Kreide verteilt, die neugierig an ihm vorbeihuschenden Menschen betrachtet, eine Person unter ihnen auswählt und auf dem kalten Stein unter ihm verewigt, dann fühlt er ...

Inhalt:
Wenn Felix tagsüber seine Kreide verteilt, die neugierig an ihm vorbeihuschenden Menschen betrachtet, eine Person unter ihnen auswählt und auf dem kalten Stein unter ihm verewigt, dann fühlt er sich in seinem Element, denn Malen ist sein Talent. Malen ist sein Leben. Malen ist das einzige, in dem er sich von seinem, scheinbar in allen Bereichen talentierteren großen Bruder abzuheben zu vermag.
Wenn Alisa bei Nacht heimlich in den Park schleicht, um die bunten Kreidebilder auf dem Asphalt zu betrachten, dann nur, weil sie ihrem grauen Leben ein wenig Farbe verleihen möchte. Ein großes, dunkles Geheimnis hütend, verkriecht sie sich in ihrer eigenen Welt, in der nur sie und die Einsamkeit einen Platz haben.

Als Felix und Alisa aufeinanderstoßen, zwei Welten, zwei Leben kollidieren, treffen zwei Seelen aufeinander, die sich gegenseitig mehr brauchen, als sie zunächst ahnen. Doch ihre Liebesgeschichte wird ins Dunkel getaucht, denn Alisas Leben wirft tiefe Schatten, die zu bekämpfen Felix alles abverlangt.

Meiung:
Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern, an dem ich innerhalb weniger Stunden, das Debüt von Ulla Scheler "Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen" verschlang. Graue Wolken hingen bedrohlich am Himmel, der Geruch von Pfefferminztee dampfte in der Luft und ich lag eingekuschelt mit meiner Lieblingsdecke und Flauschesocken auf dem Bett und wurde durch die bunten Worte der Autorin tief hinter die Seiten, tief in die Geschichte gesogen. Meine Erwartungen an "Und wenn die Welt verbrennt", dem neusten Buch aus der Feder der Jungautorin, waren demnach hoch.

Erzählt wird die Geschichte um Alisa und Felix aus je zwei Perspektiven, in insgesamt drei Akten. Je im Wechsel legen uns die zwei Protagonisten in der Ich-Perspektive ihre Welt und ihre Gefühle zu Füßen und ermöglichen so einen sehr tiefen, emotionalen und nahen Einstieg in die Buchwelt. Was der Protagonist mit Kreide auf den Asphalt zu zaubern vermag, vermag Ulla Scheler mit Worten. Bildgewaltig, von Metaphern und Vergleichen triefend, malt die Autorin mit Buchstaben und zaubert dabei eine sehr atmosphärische Geschichte auf die Seiten. Auch wenn es, gerade wegen des eher ungewöhnlichen Schreibstiles, einige Kapitel mehr braucht, bis man als Leser das Schlupfloch in die Welt von Felix und Alisa findet, wenn man sie einmal betreten hat, riecht man förmlich den Kaffee aus Carlos Café, schmeckt die von Felix gekochte Tomatensoße auf der Zunge und sieht seine Kreidebilder, wie Alisa sie sehen würde, als kleine Bilder der Wahrheit, welche hinter die Fassade der Menschen blicken und sie so verewigen, wie sie tief in ihrem Inneren wirklich sind.

Auch die Figuren kommen durch den Schreibstil gut zur Geltung und werden sehr detailreich vorgestellt. Besonders Alisa, mit ihrer tiefgründigen Denkweise, ihrer etwas geformteren und bildlicheren Sprache, regt zum Nachdenken an und ist, trotz des großen Geheimnisses, das sie mit sich trägt und erst auf den letzten Seiten offenbart und ihrer eher verschlossenen Art, ein sympathischer Charakter, den man nicht selten gerne in die Arme schließen würde. Felix bildet hier einen guten Kontrast, obwohl auch er sehr tiefgründig ist, präsentiert er sich mit einer gewissen Leichtigkeit, die jedoch trügerisch ist, denn auch Felix trägt seinen ganz eigenen Ballast mit sich herum. Ballast, den jeder von uns kennt und den jeder, in welcher Weise auch immer, schon einmal erlebt hat: Das Gefühl, nicht genug zu sein. Das Gefühl, nicht gut genug in etwas zu sein. Das Gefühl, nur Durchschnitt zu sein. All dies kreiert die Autorin sehr authentisch mit ihren Worten.

Schreibtechnisch demnach ein absolutes Muss, was sich jedoch nicht von der Handlung behaupten lässt.

Ulla Scheler schreibt in ihrer Danksagung, dass sich dieser Roman für sie unglaublich schwer schrieb und sie die Geschichte nicht gleich vor Augen hatte, dass sie sich in durchwachsenen Schreibphasen entwickeln musste - das merkt man leider auch. Die ersten ca. 300 Seiten folgen noch einem gewissen roten Faden, selbst wenn sich die Liebesgeschichte von Alisa und Felix relativ schnell entwickelt, schmälert das die Authentizität der Geschichte nicht, nicht die Glaubwürdigkeit der Figuren. Man versteht die Einsamkeit von Alisa, ihren tiefen Wunsch nach Zuneigung, die sie sich selbst, aufgrund ihrer Vergangenheit, verbietet. Man vollzieht nach, welche Geheimnisse Felix in ihren Augen sieht und warum er sich von ihr so sehr angezogen fühlt, weil Alisa, als einzige, die Wahrheit hinter seinen Kreidebildern sieht, weil sie ihn sieht.

Soweit so gut, doch dann verlieren die Protagonisten Seite um Seite an Plausibilität, indem Szenen kreiert werden, die viel zu plötzlich auftreten und gar nicht so richtig zur eigentlichen Geschichte passen zu mögen. Es werden Entscheidungen von den Figuren getroffen, die keinen Sinn ergeben und auch gar nicht in ihren vorher gezeichneten Charakter passen. Schließlich wirkt die ganze Storyline nur noch konstruiert. Der Wendepunkt, der Höhepunkt und besonders das Ende - das in meinen Augen am wenigsten Sinn ergeben hat und wie ein Fremdkörper in der Geschichte wirkt - bleiben blass, bleiben flach. Die Handlung plätschert vor sich hin und vermittelt den Eindruck, dass sie teilweise selbst nicht so genau weiß, wo sie eigentlich hin will.

So steht letztlich ein großartiger Schreibstil einer nicht zu Ende entwickelten Geschichte entgegen und mag in ihrem Schatten zu versinken, mag an Überzeugungskraft zu verlieren und tritt in seiner Bewertung deutlich hinter dem Debüt der Autorin zurück.

Fazit:
"Und wenn die Welt verbrennt" von Ulla Scheler, verzaubert und bannt mit einem bildgewaltigen Schreibstil, der das Setting und die Gefühle der Figuren lebendig werden lässt, der die Realität des Lesers mit Kreidebildern der Buchwelt übermalt und real werden lässt. Handlungstechnisch kann der neuste Roman der Jungautorin jedoch nicht an den Debüterfolg anknüpfen und bleibt durchweg relativ blass, besonders gegen Ende muss die Geschichte zudem stark an Glaubwürdigkeit einbüßen - das nicht nur konstruiert, sondern auch überflüssig wirkt. Trotzdem bleibe ich Ulla Scheler - Fan, weil sie ihr Handwerk versteht, weil sie mit Worten malt und Buchwelten empor zaubert, die mit allen fünf Sinnen zu spüren, zu erleben und gerade dadurch so außergewöhnlich atmosphärisch sind.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Ein Buch für Jung und Alt - ein Klassiker!

Wir Kinder aus Bullerbü 1
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"Während wir gingen, holte Britta ihr Märchenbuch hervor und roch daran. Und dann rochen wir alle daran. Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu ...

"Während wir gingen, holte Britta ihr Märchenbuch hervor und roch daran. Und dann rochen wir alle daran. Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen."
[S. 91]

Inhalt:
Der Mittelhof, der Südhof und der Nordhof sind für Lisa, Lasse, Bosse, Ole, Britta und Inga die ganze Welt. Hier leben sie, hier spielen sie, hier erleben sie die größten und aufregendsten Abenteuer. Auf dem Heuboden schlafen, Hütten bauen oder Rüben ziehen, den sechs Kindern wird es niemals langweilig, denn sie sind die Kinder aus Bullerbü.

Meinung:
Manche Geschichten sind zeitlos. Manche Geschichten sind für jung und alt. Manche Geschichten verlieren einfach niemals ihre Magie. Geschichten wie "Wir Kinder aus Bullerbü" von Astrid Lindgren beispielsweise. Seit der Erstauflage im Jahr 1954, wurde der Kinderbuch-Klassiker schon unzählige Male verkauft, neu aufgelegt, überarbeitet und in den unterschiedlichsten Kinderzimmern, auf der ganzen Welt vorgelesen. Doch was macht die Geschichte um die sechs Kinder aus Bullerbü so besonders? Genau diese Frage habe ich mir gestellt, als ich dieses Jahr, das erste Mal in meinem Leben - und ja, ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und ja, Schande über mein Haupt - ein Werk von Kinderbuchautorin Astrid Lindgren zwischen den Fingern hatte. Denn nachdem mein Freund festgestellt hatte, dass mir ein entscheidendes Stück meiner Kindheit fehlte, bekam ich prompt eines seiner Lieblingsbücher geschenkt, mit einer sehr passenden und alles sagenden Widmung von ihm: "Ein Stück Kindheit, das einfach nicht fehlen sollte. Egal, wie alt man ist."

Und so schlüpften wir in die Abenteuer der Kinder aus Bullerbü. Ich schreibe hier bewusst wir, denn wie sich das bei solch einem Buch gehört, musste mein Freund mir die Geschichten selbstverständlich vorlesen - denn nur so kann man sich ganz auf die Magie zwischen den Zeilen einlassen.

Und was soll ich sagen? Schon nach der ersten Kurzgeschichte war ich ganz und gar verliebt und erinnerte mich an all jene Abenteuer, Spiele und Entdeckungsreisen zurück, die auch ich als Kind erlebt hatte. Geheimverstecke bauen, Detektiv spielen und natürlich Muttis Kleider stibitzen und verkleiden spielen. All diese Erinnerungen lässt dieser Klassiker aufleben und erzeugt dabei ein wohlig warmes Gefühl, ein schokoladener-warmer-Sahne-Kakao-Gefühl.

Dabei nimmt uns Lisa, eine der zwei jüngsten aus der Truppe, mit auf die Reise und erzählt aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen in Bullerbü. Denn zusammen mit ihren zwei Brüdern Lasse und Bosse, sowie ihren zwei besten Freundinnen Inga und Britta und dem Nachbarsjungen Ole, wird es Lisa niemals langweilig - dafür gibt es auch gar keinen Grund, denn der Südhof, der Nordhof und der Mittelhof, verstecken genug Spiel und Spaß, genug Erlebnisse. Das, was die Geschichte so besonders und zeitlos macht, ist die Unbeschwertheit, die Freiheit und die unendlich und wunderschön, kindliche Phantasie, über die Lindgren hier, mit einem sehr passenden, leichten und losgelösten Schreibstil schreibt. Fernab von jeglicher Technik, thematisiert die Autorin das, worauf es ankommt: Freundschaft, Familie und den Spaß am Leben.

In insgesamt 17 kleineren Geschichten erfahren wir deshalb nicht nur, warum Jungs keine Geheimnisse haben können, Brüder anstrengend sind oder wie Ole seinen Hund bekam, sondern auch etwas darüber, wie genügsam man leben und dabei trotzdem glücklich sein kann, was es heißt für die Familie da zu sein und wie selbstverständlich es ist, Menschen, aber auch Tieren in Not zu helfen. Genau aus diesem Grund wird "Wir Kinder aus Bullerbü" hoffentlich noch lange zeitlos bleiben und noch lange Zeit in Kinderzimmern auf der ganzen Welt vorgelesen werden: Weil es sich auf die Dinge im Leben fokussiert, die wichtig sind. Weil es Kinder zeigt, die dank ihrer Phantasie alles sein können und alles machen können, was sie sich wünschen.

Zu meiner Ausgabe: Ich besitze die farbig illustrierte Ausgabe mit Bildern von Katrin Engelking und kann diese nur wärmstens empfehlen. Ihre Bilder sind unglaublich stimmig und untermalen jede einzelne Geschichte nochmals auf ganz besondere Weise.

Fazit
"Ein Stück Kindheit, das einfach nicht fehlen sollte. Egal, wie alt man ist." Das fasst es passend zusammen. Der Klassiker "Wir Kinder aus Bullerbü" von Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ist zeitlos und bietet kleine Geschichten mit Herz. Genau aus diesem Grund, ist es niemals zu spät, zusammen mit Lisa, Inga, Britta, Ole, Lasse und Bosse im Heu zu schlafen, durch den Schnee zu stampfen oder Rüben zu ziehen, denn dieses Buch bietet genug Abenteuer für jung und alt und verpackt dabei Themen, die wichtig sind, die mitten aus dem Leben sind, die man einfach nie aus den Augen verlieren sollte.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Spannendes Debüt - rasant bis zur letzten Seite.

Der Federmann
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Inhalt:
Er tötet ausschließlich blonde Frauen. Er schleicht sich heimlich in ihre Wohnungen. Er schneidet ihnen die Haare ab. Er ermordet sie brutal. Und dann hinterlässt er einen toten Vogel am Schauplatz ...

Inhalt:
Er tötet ausschließlich blonde Frauen. Er schleicht sich heimlich in ihre Wohnungen. Er schneidet ihnen die Haare ab. Er ermordet sie brutal. Und dann hinterlässt er einen toten Vogel am Schauplatz des Grauens - der Federmann. Als der Berliner Kommissar Nils Trojan am ersten Tatort aufkreuzt, ist er nicht nur entsetzt, sondern ebenfalls ratlos. Wer ist zu solch einer Tat fähig? Mit Hilfe der Psychologin Jana Michels versucht Nils den Mörder zu fassen, doch die Zeit arbeitet gegen ihn und eine rasante Jagd durch die deutsche Hauptstadt beginnt.

Meinung:
Bis vor wenigen Monaten war mir der Name Max Bentow gänzlich unbekannt, dementsprechend skeptisch war ich, als ich sein Debüt "Der Federmann" zu lesen begann. Seit ich Psychothriller vor ein paar Jahren für mich entdeckt habe, bin ich immer auf der Suche nach neuen Lieblingsautoren, die ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern auch außergewöhnliche (Serien)Täter erschaffen, die schockieren, fassungslos machen und zum Weiterlesen antreiben. Ob Max Bentow ein solcher Autor geworden ist? Lasst mich die Frage so beantworten: Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich bereits die ersten vier Bände um den Berliner Ermittler verschlungen und zwei weitere warten im Buchregal auf ihren Auftritt.

Einen guten Psychothriller machen genau zwei Dinge aus:
1. ein authentischer Ermittler und
2. einen auf eine grausame Weise faszinierenden Mörder.
Denn nur wenn beide Komponenten in Symbiose treten, macht ein solches Genrebuch Spaß - wie "Der Federmann".

Nils Trojan, als Held der Buchreihe, hat weder einen dicken Bierbauch, noch ist er Alkoholiker oder ein rauer Einzelgänger - wie man es aus vielen anderen Geschichten gewöhnt ist. Der Kommissar lebt zwar für seinen Beruf, ist aber auch ein Familienmensch und würde für seine fünfzehnjährige Tochter sein letztes Hemd geben. Er ist geschieden, aber nicht verbittert. Und auch wenn er einen kleinen Knicks weg hat, der sich in Panikattacken äußert, ist er nicht nur ein sympathischer Protagonist, sondern ebenso authentisch. Gerade deshalb stört es nicht, wenn sich das Buch in vielen Kapiteln seinem Privatleben widmet. Ob wir ihn nun zu seinem türkischen Lieblingsladen begleiten, mit ihm zusammen Nudeln mit Tomatensoße kochen - weil er sonst eigentlich gar nicht kochen kann - oder mit seiner Tochter zusammen einen Bootsauflug machen. Gerade diese Abschnitte und Einblicke, schweißen Hauptfigur und Leser zusammen. Kurzum: Nils ist ein Charakter mit Herz, mit Stärken, mit Schwächen, er ist wie du, er ist wie ich und gerade deshalb macht das Mörderjagen mit ihm einfach Spaß.

Max Bentow schreibt aus verschiedenen Blickwinkeln, sodass wir ebenfalls Einsichten in die Psychologie, beziehungsweise die Vorgehensweise des Täters bekommen, der faszinierend brutal und gnadenlos vorgeht, wodurch man fast unbemerkt durch die Geschichte rauscht und schon nach wenigen Lesetagen am Ende des Buches angekommen ist. Die eigentliche Ermittlungsarbeit und deren Prozesse stehen hier eher weniger im Fokus und die Nebenfiguren bleiben vergleichsweise blass, trotzdem hat man an keiner Stelle ein Gefühl von Langeweile - auch wenn ich mir an der ein oder anderen Stelle mehr Konturen der Nebendarsteller gewünscht hätte, denn oft leben Geschichten von dem Zusammenspiel aus Nebenfigur und Hauptfigur.

Schwierig ist jedoch, dass die verschiedenen Blickwinkeländerungen nicht gut genug gekennzeichnet sind, wie etwa durch entsprechende Absätze. So gerät der Lesefluss leider mehr als einmal gefährlich ins Straucheln, wenn man sich als Leser versucht zu orientieren.

Wäre das Absatzproblem nicht vorhanden, dann würde man mit Nils Trojan einen rasanten Schritt hinlegen, hinter Buchstaben huschen, vor Kommata lauernd, wartend auf den bestialischen Killer. Denn der Schreibstil von Max Bentow ist angenehm flüssig, ohne große Stolpersteine und gerade wenn es um die Kapitel des Täters geht, sehr bildhaft, sehr greifbar und dadurch zum Nägelkauen spannend.

Überflüssiges wird häufig vom Autor ausgeblendet, was zur Folge hat, dass das Buch an Tempo und Spannung gewinnt. Die Kapitel sind alle sehr gut konstruiert und spielen nicht nur einmal mit den Erwartungen des Lesers. Dies erschwert zwar das Mitraten, sorgt am Ende aber auch für die eine oder andere Überraschung. Da ich ein großer Fan vom Mitermitteln bin, ergibt sich hieraus letztlich mein einziger Kritikpunkt.

Fazit:
"Der Federmann" von Max Bentow ist ein gelungener Psychothriller, der sich durch einen authentischen Ermittler, einen brutalen Mörder und ein hohes Tempo auszeichnet. Zwar liegt bei diesem Debüt der Fokus weniger auf der polizeilichen Ermittlungsarbeit, trotzdem verliert das Werk dadurch nicht an Sogkraft.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Kein gewöhnlicher Fitzek - leider enttäuschend.

AchtNacht
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Inhalt:
Es ist der 8.8., acht Uhr acht und die Jagd wurde gerade eröffnet. Noch ahnt Benjamin Rühmann nicht, dass ausgerechnet sein Name Teil eines ausgeklügelten Experiments ist, bei dem es um Leben und ...

Inhalt:
Es ist der 8.8., acht Uhr acht und die Jagd wurde gerade eröffnet. Noch ahnt Benjamin Rühmann nicht, dass ausgerechnet sein Name Teil eines ausgeklügelten Experiments ist, bei dem es um Leben und Tod gehen wird. Eine Todeslotterie, mit Gejagten, mit Jägern und einem enormen Geldpreis für denjenigen, der einen der beiden Gejagten innerhalb von zwölf Stunden nach Beginn der sog. AchtNacht umbringt. Als Ben, gefeuerter Musiker, geschieden und Vater einer im Rollstuhl sitzenden Tochter, endlich realisiert wie es um ihn steht, bricht die Hölle los und eine Hetzjagd durch Berlin beginnt - bei der weitaus mehr auf dem Spiel steht, als ein Leben...

Meinung:
Sie schießt wie ein Pfeil hinauf, sie fällt wie ein Stein hinab: Die Fitzek-Achterbahn. Die Fahrt, auf der ich mich schon eine ganze Weile befinde und bei der ich nie weiß, was mich hinter der nächsten Kurve erwartet. Schießt die Bahn mit Getöse dem Himmel entgegen? Macht Schrauben? Macht Loopings? Oder rollt sie hinab, ihrem Ende, dem Ausstieg entgegen und kommt jäh zum Stehen? In letzter Zeit weiß ich nie so genau, was mich hinter dem Buchdeckel eines Fitzeks erwartet. Noch vor ein paar Jahren habe ich mit viel Freude jedes Buch des Autors verschlungen und geliebt, mittlerweile jedoch stehe ich seinen Werken mit gemischten Gefühlen entgegen, welche durch mein kürzliches Leseerlebnis mit "AchtNacht" nochmals bestätigt wurden.

An Ideen scheint es Sebastian Fitzek nie zu mangeln - dies sticht besonders ins Auge, wenn man sieht in welchem Rhythmus es seine Werke auf den Markt bringt. Dabei sind seine Ideen weder abgedroschen noch folgen sie einem gewissen Muster, ganz im Gegenteil: sie sind immer sehr originell, faszinieren und überraschen. Gerade aus diesem Grund schaffen es seine Bücher regelmäßig auf meinen Wunschzettel. Warum bin ich dann trotzdem so häufig ernüchtert? Ganz einfach: vor allem in den letzten Werken des deutschen Thrillerautors, scheitern die großartigen Grundideen meist an ihrer Umsetzung, die immer ein Stück zu konstruiert ist - so auch bei AchtNacht.

Zwar hat sich Herr Fitzek die Grundidee diesmal nicht selbst ausgedacht, - er wurde von dem Film "The Purge" inspiriert - trotzdem war ich, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, sofort Feuer und Flamme für die Geschichte.

Psychologisch gesehen eine sehr spannende Idee, mit der ich mich während des Lesens immer wieder auseinandergesetzt habe, indem ich mich selbst gefragt habe: Was würde passieren wenn...? In dem Thriller geht es um eine Todeslotterie, bei der man sich online registrieren kann. Man meldet sich hier entweder als Jäger an oder aber man nominiert eine verhasste Person für die Lotterie, die, sollte ihr Name am 8.8., um acht Uhr acht gezogen werden, dann für zwölf Stunden lang vogelfrei ist und von allen angemeldeten Jägern gejagt werden kann. Derjenige, der dann eins der beiden Opfer tötet, hat die einmalige Chance eine Gewinnsumme im Millionenbereich abzustauben. Klingt gruselig? Ist es auch. Denn selbst wenn es dem Werk an einer gelungenen Umsetzung der Grundidee mangelt, so schwimmt das Grauen einer solchen AchtNacht doch ständig im Kopf des Lesers mit und konfrontiert ihn mit der Frage, wie er selbst während eines solchen Szenario reagieren und handeln würde.

Diese Frage kann aber leider nur die Idee aufwerfen und nicht der Protagonist, der eigentlich ein Spiegel der Handlung und den Konflikt weiter verstärken sollte. Warum Ben als Hauptfigur dies nicht gelingt? Weil er als Figur nicht zu Ende gedacht wurde, die Sympathien des Lesers häufig verspielt, unlogisch handelt und trotz allem letztlich sehr blass bleibt. Er ist keine Figur, mit der man gerne auf der Flucht vor hunderten Mördern ist. Er ist nicht die Figur, bei der man hofft und bangt, dass sie doch überleben soll. Nein, Benjamin Rühmann ist einfach nur irgendeine Figur in der Geschichte - so kommt es einem zumindest vor. Selbst die zwei, nennen wir sie einmal Oberbösewichte der Geschichte, hatten mehr Konturen, mehr Facetten und waren dem Leser um einiges zugänglicher, als der Star des Werkes. Ihre Gefühle konnte man im Vergleich zu denen von Ben nachvollziehen, wodurch die Kapitel mit ihnen - auch wenn, oder gerade weil ihre Denkweise gestört und grausam ist - einfach mehr Spaß gemacht haben. So sollte es aber eigentlich nicht sein. Man sollte als Leser nicht das Bedürfnis verspüren, die Abschnitte des Protagonisten lediglich zu überfliegen, damit man möglichst schnell zu den Kapiteln der Nebenfiguren kommt. Die Hauptfigur sollte der Dreh- und Angelpunkt einer solchen Geschichte sein und den Leser, auf welche Weise auch immer, ansprechen - Ben tut dies leider auf keinste Weise und das führt dazu, dass AchtNacht einen großen Batzen an Charme einbüßt.

Weiteren Charme verliert es dann noch, weil die Handlung an sich viel zu wirr, viel zu konstruiert und gewollt wirkt. Statt diese sehr spannende Grundidee nach dem 1:1-Schema umzusetzen, hat der Autor sich zahlreiche weitere Abzweigungen und Seitenstraßen ausgedacht, die hier einfach ein Ticken zu viel sind und den Plot viel zu sehr überladen. So treffen manche Figuren im Verlauf des Buches sehr unlogische Entscheidungen oder handeln wider ihres bisherig beschriebenen Charakters. Und auch das Ende des Werkes - keine Angst, ich werde hier nicht spoilern - wirkt erzwungen und passt nicht in die Geschichte, weshalb es die Story letztlich auch nicht retten kann und somit einfach keinen Spaß macht.

Fazit
"Yay" oder "Nay"? Was heißt es für mich demnächst in der Fitzek-Achterbahn? Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Fakt ist jedoch, dass die Fahrt mit AchtNacht allenfalls als bescheiden gelten kann. Zwar besticht das Werk in alter Fitzek-Manier mit einer spannenden und grausigen Grundidee, kann diese aber nicht stringent und mitreißend genug umsetzen. Stattdessen wirkt der Hauptcharakter durchweg blass, die Handlung wirr und das Ende konstruiert. Trotzdem werde ich wohl auch in Zukunft immer wieder Schlange stehen, um eine Runde in der Fitzek-Achterbahn zu drehen, auch wenn ich nicht weiß, was mich hinter der nächsten Kurve erwartet, denn ich bin ganz sicher, irgendwann folgt wieder Looping, um Looping, um Looping - das muss einfach passieren, bei solch spannenden und originellen Ideen, wie Herr Fitzek sie immer wieder hat.