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Veröffentlicht am 15.09.2016

Lesenswert!

Was ich euch nicht erzählte
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“Lydia ist tot.”. Mit diesem ersten Satz beginnt dieser Roman der dem Genre Literatur zuzuordnen ist. Ein Drama sondergleichen. Schockierend, ehrlich, menschlich und so voller Tragik. Als Leser kann man ...

“Lydia ist tot.”. Mit diesem ersten Satz beginnt dieser Roman der dem Genre Literatur zuzuordnen ist. Ein Drama sondergleichen. Schockierend, ehrlich, menschlich und so voller Tragik. Als Leser kann man sich zu Beginn gar nicht vorstellen, welch familiäre Tragödie sich in dieser Erzählung abspielen wird. Tiefsinnig und grandios umgesetzt, in einer ruhigen Sprachen und einem wunderbarem Stil.

James wünschte sich als Sohn chinesischer Einwanderer nur eines: er wollte dazugehören. Akzeptiert werden in einer Gesellschaft, wo nur Weiße privilegiert waren. Er tat alles dafür. Nicht nur lernte er fleißiger als jeder anderer, er verweigerte die Sprache seiner Eltern, begab sich nie außerhalb Amerikas. Harvard schaffte er mit Bravur. Doch sein größter Traum an dieser Uni als Professor zu unterrichten wurde ihm vereitelt.

Marilyn, Tochter einer weißen Amerikanerin, wollte immer ausbrechen aus diesem System. Sie wollte keine von diesen Frauen werden, die nach der Uni heiraten, Kinder bekommen und ihre Zeit als Hausfrau und Mutter verbringen. Ihr Traum war es Ärztin zu werden. Keine Schikane der männlichen Mitstudenten konnten sie von ihrem Vorhaben abbringen.

In Harvard begegneten sich James und Marilyn und verliebten sich ineinander. Marilyn wurde bald schwanger und die Beiden heirateten. Ihr Studium legte sie erst mal auf Eis. Später wollte sie wieder einsteigen. Für eine Frau, gerade in dieser Zeit, kommt es natürlich anders als gedacht. Nach Sohn Nathan kam Tochter Lydia. Als Marilyns Mutter starb, brach sie aus ihrem Mutter und Hausfrauendasein aus. Wollte ganz allein noch einmal durchstarten. Lies James mit den Kindern einfach hinter sich. Doch wieder machte ihr eine Schwangerschaft einen Strich durch die Rechnung.

Nathan und Lydia waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein. Besonders das Mädchen litt unter der Abwesenheit der Mutter. Sie schwor sich alles dafür zu geben, wenn nur ihre Mutter wieder zu ihnen zurück kommen würde. Und genau dieser Schwur wurde dem Mädchen zum Verhängnis. Natürlich wusste die Mutter davon nichts. Doch Marilyn wollte ihre nicht verwirklichten Träume bei Lydia erfüllt sehen. Wollte, dass das Mädchen an ihrer statt eine erfolgreiche Ärztin wird. Und das Mädchen tat alles was die Mutter sich wünschte, denn sie hat es ja geschworen. Der Vater wünschte sich nichts sehnlicher als Freunde für seine Tochter. Denn Freunde sind wicht, sie bereichern einen. Nathans Wünsche und Träume wurden kaum beachtet oder als Humbug abgetan. Und Hannah das Nesthäkchen war für alle unsichtbar.

Der Roman ist eine Zeitreise. Der Beginn ist der tragische Tod Lydias. Gekonnt schickt einen die Autorin an den Anfang der Geschichte, zu James und Marilyn. Erfährt wie sie wurden, was sie sind. Kommt wieder zurück, um die Familie gefangen in ihrer Trauer zu erleben. Jeden einzelnen auf seine eigene Art. Fühlt mit ihnen, ist verzweifelt, denn keiner findet die richten Worte oder einen Weg aus dieser Tragödie. Als Leser erfährt man was Ehrgeiz und das”unbedingte dazugehören wollen” aus Menschen machen kann. Die Eltern mit ihren Scheuklappen vor den Augen und der Meinung so ihren Kindern das Richtige mitzugeben für ihr Leben. Besonders für Lydia, denn sie ist das Kind mit den blauen mandelförmigen Augen. Der Beweis, dass nicht nur Weiße etwas Besonderes sind. Lydia findet keinen Weg aus dieser elterlichen Schiene. Sie verzweifelt an ihrem eigenen Schwur und dann hat sie diese Eingebung wie ihr ihr Entkommen gelingt. Dieses Entkommen ist tragisch, schockierend und traurig. Und nur der Leser weiß am Ende was wirklich geschah!

Die Familienmitglieder sind so real dargestellt. Die Zeit in der sich diese Tragödie abspielt, eine Zeit in der die gesellschaftliche Position eines Menschen durch Herkunft und Geschlecht noch klar strukturiert war. Weiße waren privilegiert, Frauen fanden ihren Platz in der Gesellschaft als Hausfrau und Mutter. Kinder aus Misch-Ehen hatten es besonders schwer. Die Autorin hat diese schwierigen sozialen Bedingungen, mit all ihren fatalen Folgen, ganz gekonnt in die Handlung integriert.

Das Hardcover ist einfach aber ansprechend. Man Blickt in einen grelles Licht, umgeben von einem Zaun aus Schilf.

“Was ich euch nicht erzählte” ist das Romandebut von Celeste Ng (sprich: Ing). Sie schrieb schon einige Erzählungen und Essays, die in verschiedenen literarischen Magazinen erschienen sind und mit dem Hopwood Award und dem Pushcard Preis ausgezeichnet wurden. Der Roman wurde in 20 Sprachen übersetzt, vielfach prämiert und wird auch verfilmt.

Mein Fazit:

Ein wirklich gelungener Roman über eine Familie, deren gesellschaftliche Position sie hadern lässt, in der Anders sein nicht geduldet war, man ausgegrenzt wurde und man doch alles dafür tun würde um dazu zu gehören oder Erfolgreich zu sein. Sprachgewaltig und fesselnd. Auch für Einsteiger in die gehobene Literatur.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ganz ok

So still in meinen Armen
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Mary Higgins Clark ist für mich als Kriminalautorin keine Unbekannte. Einige ihrer Werke brachte sie auch zusammen mit Tochter Clair heraus. In “So still in meinen Armen” ging sie eine Kooperation mit ...

Mary Higgins Clark ist für mich als Kriminalautorin keine Unbekannte. Einige ihrer Werke brachte sie auch zusammen mit Tochter Clair heraus. In “So still in meinen Armen” ging sie eine Kooperation mit Alafiar Burke ein. Deren Vater ist kein geringerer als James Lee Burke. Seines Zeichens ebenfalls ein grandioser Krimiautor. Da sollte dann doch etwas gutes dabei zustande kommen!

Als Zuhörer ist man den beteiligten Personen immer um einige Schritte voraus, denn man ahnt bereits lange im Vorhinein, was sich gleich abspielen wird. Die Handlungsabläufe sind zwar gut durchdacht, aber eben auch leicht vorhersehbar. Ab und zu wurden einige Wendungen in die Geschichte eingebaut, mit denen man nicht rechnen konnte. Doch führten sie mich als Zuhörer nicht wirklich lange auf den Holzweg. Richtig spannend macht es diese Art der Erzählung nicht diesen Roman nicht. Schade eigentlich. Von der Autorin ist man doch anderes gewohnt. Es wird zwar versucht andere neue Fährten zu legen, doch werden diese dann auch wieder rasch aufgelöst.

Micou Friesz hat eine wirklich angenehme Erzählstimme. Doch empfand ich sie zu emotionslos und eintönig. Dieser Geschichte hätte mehr Power und Spannung im Erzählstimme nicht geschadet.

Der Originaltitel lautet “The Cinderella Murder”. Kennt man die Handlung passt dieser auf jeden Fall besser als das deutschen Übersetzung.

Mein Fazit:

Ein kurzweiliger Krimi mit überschaubaren Handlungsabläufen und zu viel an vorausahnenden Vorgängen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unfassbar gut

Endgültig
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Auf dieses Hörbuch war ich ganz besonders gespannt, hatte ich doch von der Printausgabe soviel positive Aussagen gelesen. Meine Erwartungen waren entsprechend hoch!

Andreas Pflüger hat mit seiner Heldin ...

Auf dieses Hörbuch war ich ganz besonders gespannt, hatte ich doch von der Printausgabe soviel positive Aussagen gelesen. Meine Erwartungen waren entsprechend hoch!

Andreas Pflüger hat mit seiner Heldin Jennifer Aron eine ganz besondere Figur erschaffen. Bevor sie bei einem Einsatz schwer verletzt und ihr Sehvermögen verlor, war sie als Top-Agentin beim BKA im Einsatz. Jetzt, fünf Jahre nach dem Trauma, ist sie zurück in Berlin um einen Häftling zu einem Mordfall zu befragen. Doch Aron spürt, dass der Mord nur die Spitze einer Sache ist. Die Ereignisse in der Hauptstadt überschlagen sich. Als eine Schülergruppe entführt ist, wird allen Beteiligten klar, dass es Jennifer Aron ist, auf die es die Entführer abgesehen haben ….

Schon zu Beginn spürt man als Zuhörer diese Besonderheit der Protagonistin. Ihre Gedanken und Gefühle sind so klar dargestellt, dass man ein deutliches Bild von ihr und ihrem Handicap bekommt. Ihre nicht vorhandene Sehkraft ersetzt sie durch genaues zuhören und hinhören. Sie nimmt die Schwingungen und Wellen ihres Umfelds deutlich wahr und erhält so ein ungetrübtes Bild von Personen und ihrer Umgebung. Faszinierend detailliert hat der Autor die Wahrnehmungen aus Sicht eines Blinden Menschen dargestellt. Jenny Aron hat trotz oder gerade wegen ihrer Sehbehinderung wie besessen an sich gearbeitet. Man meint immer ein Blinder Mensch hat nur bedingte Handlungsmöglichkeiten, doch wird man als Zuhörer eines Besserem belehrt. Die Geschehnisse denen Jenny ausgesetzt ist, sind zwar weit hergeholt und extrem, doch durch Namen wie Andy Holzer, weiß man, dass Blinde Menschen unglaubliches leisten können. Menschen wie Herr Holzer gaben Andreas Pflüger wohl die Idee für seine Protagonistin.

Auch in das Polizeigeschehen bekommt man in der Geschichte einen guten Einblick. Der Zusammenhalt und das Teamspiel innerhalb der Elitetruppe ist genauso klar und deutlich dargestellt, wie die Korruption und das Machgehabe innerhalb und außerhalb dieses Apparates. Die Skrupellosigkeit der Bösewichte und die Verzweiflung der Opfer jagte mir so manchen Schauer über die Haut. Die Handlung ist temporeich, es wird nie langweilig. In Rückblicken erfährt man aus Arons früherem Leben und allmählich erfährt man auch, warum gerade sie es ist, auf die es die Entführer abgesehen haben. Ein rasanter Showdown, der mich fesselte und bis zum Ende gefangen hielt, rundete die ganze Geschichte auf höchst brisante Weise ab. Aufgelockert wurde die Handlung durch lockere Sprüche, die wohl in einer mit viel männlichem Testosteron geschwängerten Eliteeinheit dazugehören.

Mit Nina Kunzendorf als Sprecherin kam ich gut zurecht. Besonders wenn es darum ging die „Berliner Schnauze“ zu imitieren, fand ich sie klasse. Tempo, Emotionen und Ausdruck sind bei mir gut angekommen.

Das Cover ist schlicht. Der Titel ist leicht verschwommen durchzogen. Abgerundet wird das minimalistische Bild durch Brailleschrift.

Andreas Pflüger war mir bisher als Autor unbekannt, doch mit diesem Thriller hat er mich so überzeugt, dass es sicherlich nicht mein letztes Buch von ihm sein wird. Vor allem, da es wohl einen weiteren Band mit seiner Heldin Jennifer Aron geben wird.

Mein Fazit:

Ein großartiger Thriller mit einer spannenden Handlung und tollen charakterstarken Darstellern. Absolut empfehlenswert! Sehr positiv auch, dass es bei dem Hörbuch um eine ungekürzte Lesung handelt.

Veröffentlicht am 14.11.2016

Solider Krimi

Wer Furcht sät
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Max Wolfe ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Als Ermittler macht er eine gute Figur und auch als Privatperson finde ich ihn sehr sympathisch.
Die Geschichte selber ließt sich sehr gut und man kann ...

Max Wolfe ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Als Ermittler macht er eine gute Figur und auch als Privatperson finde ich ihn sehr sympathisch.
Die Geschichte selber ließt sich sehr gut und man kann den Handlungssträngen leicht folgen. Die Thematik hat mich auch gefesselt. Leider fand ich die Auflösung nicht ganz nachvollziehbar. Klar, einen Verdächtigen hatte ich schon ins Auge gefasst, doch die Restlichen waren eine Überraschung und im Nachhinein betrachtet doch sehr aus dem Ärmel heraus gezogen. Irgendwie konnte ich dann diese brutalen Tötungen nicht mehr mit Rache in Verbindung bringen und dieses Hilflose gegenüber dem Gesetzt aus Sicht der ursprünglichen Opfer war in meinen Augen nicht mehr nachvollziehbar.
Mein Fazit:
Auch wenn ich nicht ganz so zufrieden mit dem Endergebnis bin, hat mir die Lektüre eine kurzweilige Krimiunterhaltung geboten!

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