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Veröffentlicht am 04.06.2017

fesselnder Triller mit einer starken Protagonistin

Die Bestimmung des Bösen
1

Schauplatz Mannheim: In einem Wald werden die brutal zugerichteten Leichen zweier Frauen gefunden. Bis auf den Slip nackt wurden die Leichen arrangiert und in Szene gesetzt. Die Körper befinden sich in ...

Schauplatz Mannheim: In einem Wald werden die brutal zugerichteten Leichen zweier Frauen gefunden. Bis auf den Slip nackt wurden die Leichen arrangiert und in Szene gesetzt. Die Körper befinden sich in Verwesung, zahlreiche Insekten haben die Leichen in Besitz genommen. An diesen Tatort kommt Kommissarin Alexis Hall von der Kripo Mannheim, eine Kommissarin mit bewegter Vergangenheit. Als Kind musste sie mit ansehen, wie ihre Eltern getötet wurden, verbrachte einige Zeit in einem Waisenhaus, bevor sie adoptiert wurde. Sie ermittelt mit ihrem Team in dem Fall, um dem Täter so schnell wie möglich auf die Spur zu kommen. Doch bald darauf werden die nächsten Frauenleichen gefunden, die die Handschrift des Täters tragen. Alexis wird klar, dass er von sich aus mit dem morden nicht aufhören wird....

"Die Bestimmung des Bösen" ist ein Thriller, der mich von Anfang an gefesselt hat, was zum einen an der spannenden Handlung, zum anderen an der faszinierenden Protagonistin Alexis Hall lag. In Rückblicken erfährt man Stück für Stück Details aus Alexis Vergangenheit, ihrer Kindheit, über die Beziehung zu ihren Adoptiveltern und kann sich so ein genaues Bild ihrer Persönlichkeit machen. Alexis ist durch die Erlebnisse in ihrer Kindheit traumatisiert, nicht fähig eine längere Bindung einzugehen, so hat sie ihrem jetzigen Freund gerade den Laufpass gegeben.

Auf ihren Kollegen und Partner Oliver kann sie sich hundertprozentig verlassen, ihre Freundin, die Biologin Karen ist für Alexis der ruhende Pol. Wie schon in einigen Fällen zuvor wird Karen als Beraterin hinzugezogen, sie untersucht die Insekten, die die Leichen besiedelten, ist bei den Obduktionen dabei und zieht daraus ihre Schlüsse. Besonders diese forensischen Untersuchungen, den Exkurs in Biologie fand ich informativ und besonders spannend. Vielleicht nicht unbedingt für zartbesaitete Leser, aber nicht übermäßig blutig oder eklig, sondern einfach sehr realistisch. Durch die Augen von Alexis und Karen bekommt man einen Eindruck der Tatorte und erlebt die polizeiliche, mühsame Kleinarbeit, die nötig ist, um dem Täter auf die Schliche zu kommen. Unzählige Vernehmungen, Auswertungen, alles sehr authentisch geschildert. Brisant wird der Fall, als sich eine Verbindung ins europäische Ausland findet und ein neuer, sehr kompetenter und sympathischer Ermittler das Feld betritt. Mehr wird hier aber nicht verraten.

Die Autorin zeichnet ihre Figuren gekonnt detailliert, sie wirken authentisch und glaubhaft, sind unverwechselbare Charaktere. Mit all ihren Fehlern, Stärken und Schwächen. Wunderbar flüssig lässt sich der Schreibstil lesen und man ist ganz nah an Alexis und ihren Gefühlen dran. Der Plot ist dicht und nicht zu durchschauen, im letzten Drittel hatte ich erst eine Ahnung. Ich konnte hier wunderbar meine eigenen Überlegungen anstellen und rätseln, wurde am Ende dann doch überrascht.

Fazit: Der Thriller hat mich begeistert, ich freue mich schon auf den nächsten Fall für Alexis und Karen. Verdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung für Thriller-Leser.

Veröffentlicht am 02.05.2017

nervenzerfetzende Spannung

Der Näher
1

Gummersbach: Zwei schwangere Frauen werden vermisst, Martin Abel wird zur Unterstützung der hiesigen Polizei nach Gummersbach geschickt. Die Kollegen sind nicht gerade begeistert als Abel ankommt, doch ...

Gummersbach: Zwei schwangere Frauen werden vermisst, Martin Abel wird zur Unterstützung der hiesigen Polizei nach Gummersbach geschickt. Die Kollegen sind nicht gerade begeistert als Abel ankommt, doch dann überschlagen sich die Ereignisse als die Leiche einer Frau gefunden wird. In einem abgelegenen Waldgebiet wurde sie in einem Erdloch einbetoniert. Sie birgt ein düsteres Geheimnis.

Nach "Blutsommer" und "Blutdämmerung" ist "Der Näher" der dritte Teil der Abel Reihe. Ich habe alle Teile gelesen, denke aber dass man auch als Quereinsteiger keine Probleme haben sollte. Für mich war es Abels bisher grausamster Fall, denn was der Näher seinen Opfern antut ist bizarr, macht sprachlos, offenbart menschliche Abgründe. Ich hatte beim lesen Gänsehaut, vor allem das Auffinden der ersten Leiche ist so plastisch beschrieben, dass ich die Szenerie bildlich vor Augen hatte.

Abel hat es bei seinen Ermittlungen diesmal besonderes schwer, da ihm die Kollegen aus Gummersbach fast feindselig gegenübertreten. Vor allem Borchert, der Chef der Abteilung ist nicht begeistert und setzt zwei seiner Mitarbeiter an, um Abel zu beobachten.

Abel versucht sich in den Täter hineinzuversetzen und kommt ihm immer näher. Ein Täter, der durch und durch kranke Fantasien hat, und das schon seit seiner Kindheit. Ein Täter, der der Polizei überlegen ist und der gezielt falsche Fährten legt.

Aus Abels Sicht, aber auch aus Sicht der Opfer und in Rückblenden aus Sicht des Täters verfolgt man die Story. Die Handlung ist so aufgebaut, dass man als Leser miträtseln kann, auf falsche Fährten geführt wird und bis zum Ende keinen Schimmer hat, wer denn nun der Näher sein könnte.

Der Thriller ist sehr gut geschrieben, er lässt sich flüssig lesen, bietet lebendige Dialoge und vermittelt eine düstere Atmosphäre. Aber er ist vor allem eines: sehr intensiv und unter die Haut gehend. Sowohl an den Opfern als auch am Täter ist man hautnah dran und erlebt die Gefühle, lernt zu verstehen, wieso sich der Näher so ungut entwickelt hat. Definitiv nichts für Leser mit schwachen Nerven. Die Spannung ist durchweg auf einem sehr hohen Niveau, es fällt schwer das Buch aus den Händen zu legen. Am Ende steigert sie sich ins unvermeßliche um am Schluss in einem genialen Showdown zu enden.

Aus meiner Sicht alles richtig gemacht, "Der Näher" ist ein deutscher Thriller der Extraklasse. Einen Punkt Abzug gibt es für die für meinen Geschmack zu ausführlichen Szenen, in denen der Näher Tiere aufs übelste quält. Hier hätten mir Andeutungen gereicht. Für mich waren die Szenen so schlimm dass ich stellenweise nur quergelesen habe. Zumal diese ausführlichen Szenen für die Handlung nicht wesentlich waren, das Buch auch gut ohne ausgekommen wäre. Schon in "Blutdämmerung" gab es brutale Tierquälereien, das wird hier aber noch getoppt. Szenen die ich mir nicht vorstellen und über die ich auch nicht lesen möchte.

Fazit: Wieder ein nervenzerfetzender Thriller aus der Feder von Rainer Löffler. Wer spannende Thriller liebt ist hier genau richtig.

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  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 13.10.2016

brisantes und aktuelles Thema

Als der Teufel erwachte
1

"Als der Teufel erwachte" ist der Nachfolgeband von "Als Gott schlief", den ich noch nicht gelesen habe. Ich konnte auch ohne Vorkenntnisse perfekt in die Story um die Ermittler Jutta Stern, Thomas Neumann ...

"Als der Teufel erwachte" ist der Nachfolgeband von "Als Gott schlief", den ich noch nicht gelesen habe. Ich konnte auch ohne Vorkenntnisse perfekt in die Story um die Ermittler Jutta Stern, Thomas Neumann und Georg Kunze einsteigen, da die Protagonisten sehr gut gezeichnet sind, so dass ich auch ohne den ersten Teil eine sehr gute Vorstellung von allen hatte. Zwischendurch werden Infos zum ersten Teil gestreut ohne zu viel zu verraten, so dass ich jetzt auf "Als Gott schlief" so richtig neugierig geworden bin. Nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte, die aus der Sicht der jeweiligen Ermittler geschildert wird und aus drei mehr oder weniger parallelen Strängen besteht total gefesselt.

Zu Beginn der Geschichte ist Jutta in Indien auf der Suche nach ihrem Vater, während Tom gerade aus den USA zurück ist und sich auf Jutta freut, für die er tiefere Gefühle entwickelt hat. Parallel verfolgt man den Leidensweg Samirs, eines syrischen Flüchtlings auf dem Weg nach Europa.

Aber zum Fall: In einer Autowerkstatt werden im Kofferraum eines Wagens zwei Leichen gefunden. Georg Kunze beordert Tom sofort an den Fundort, obwohl dieser noch unter Jetlag leidet. Die Feststellung der Identität der Toten gestaltet sich schwierig und die Aufklärung des Falls gibt den Ermittlern eine harte Nuss zu knacken.

Ins Visier kommen einige Menschen mit bewegter Vergangenheit, Puzzleteil für Puzzleteil setzen die Ermittler die wenigen Infos zusammen, aber es fehlt noch der rote Faden, er alles verbindet. Erst zum Schluss wird in einem super spannenden Showdown geklärt, wie die einzelnen Fälle miteinander zusammenhängen. Und das macht sprachlos, vor allem wie skrupellose Geschäftemacher mit der Ware Mensch umgehen. Vermutlich sehr nah an der Realität. Die Geschichte hat mich berührt, definitiv eine Story zum nachdenken, die erschüttert aber am Ende auch einen Hoffnungsfunken bereit hält.

Fazit: Komplexer Thriller über ein brisantes sowie aktuelles Thema, gekonnt umgesetzt. Für Thrillerfans uneingeschränkt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 16.04.2024

der Nachtläufer

Der Nachtläufer
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Schauplatz Norwegen. In einer Kleinstadt dringt ein Unbekannter mit leuchtendem Gesicht nachts in fremde Häuser ein, stellt sich neben das Bett eines schlafenden Menschen und bedroht ihn mit einer Waffe. ...

Schauplatz Norwegen. In einer Kleinstadt dringt ein Unbekannter mit leuchtendem Gesicht nachts in fremde Häuser ein, stellt sich neben das Bett eines schlafenden Menschen und bedroht ihn mit einer Waffe. Die Bewohner kommen mit dem Schrecken davon, doch was passiert beim nächsten mal? Kommissar Eddie Feber ermittelt, aber so richtig kommen die Ermittlungen nicht in Schwung. Wer ist der mysteriöse Nachtläufer und wieso hinterlässt er jedes mal einen Zettel mit einer Nummer?

Parallel wird die Geschichte von Meidel Jonsson erzählt, dessen Großvater gerade gestorben ist. Er hatte eine verkorkste Kindheit, der Vater im Knast, die Mutter in Therapie, einzig sein Großvater war seine Bezugsperson. Meidel weiß nicht, wie es weitergehen soll, in wenigen Tagen wird sein gewalttätiger Vater aus dem Knast entlassen...

Was eigentlich ganz fesselnd anfängt, verliert leider zunehmend an Drive. Angefangen bei den Figuren: ich bin mit keiner wirklich warm geworden, einzig Eddie Feber kommt noch ganz gut weg. Ich fand es sympathisch, wie er seine vielen Kinder und seine Frau mit in die Ermittlungen einbindet. Er selbst bleibt trotz seines Backgrounds zu blass, genauso wie die anderen Figuren.

Meidl Jonsson steht eigentlich im Mittelpunkt, über ihn erfährt man am meisten. Ganz großes Manko: Meidel ist angeblich 18 Jahre alt, doch dazu passt weder seine Denkweise noch seine Ausdrucksweise, er wirkt auf mich wie ein Mann weit über 50. Das passt einfach nicht und hat mich sehr gestört.

Die Taten des Nachtläufers sind nicht wirklich nachzuvollziehen. Müssen sie bei einem gestörten Täter wohl auch nicht, aber ich hätte mir doch gewünscht zu erfahren, wieso er so agiert. Insgesamt blieb der Krimi weit unter meinen Erwartungen. Zu wenig Emotionen, zu wenig Spannung, zu konfus, zu wenig nachvollziehbar. Und auch der Twist am Ende konnte die Story nicht retten.

Schade, hier hätte ich deutlich mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

geniale Fortsetzung

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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"Der Morgen" von Marc Raabe war ein starker Auftakt, aber "Die Dämmerung" toppt diesen noch. Fall Nummer zwei für Ermittler Art Meyer und seine Kollegin Nele Tschaikowski und nicht minder rätselhaft als ...

"Der Morgen" von Marc Raabe war ein starker Auftakt, aber "Die Dämmerung" toppt diesen noch. Fall Nummer zwei für Ermittler Art Meyer und seine Kollegin Nele Tschaikowski und nicht minder rätselhaft als der erste. Zwei Frauenleichen werden aufgefunden, bizarr inszeniert. Nackt an einen Baum gebunden mit einem Hirschgeweih über dem Kopf, beide sind prominente Frauen. Die Ermittlungen laufen an, in den Fokus der Ermittler geraten Umweltaktivisten.

Art Meyer und Nele Tschaikowski lernt man bei ihrem ersten Fall schon sehr gut kennen, hier gewinnen sie noch mehr an Tiefe. Beides sind starke Persönlichkeiten die mir sehr sympathisch sind und inzwischen zu einem guten Team geworden sind. Neben den beiden spielen auch andere bereits Bekannte Figuren eine Rolle und Art ist in diesen Fall ganz persönlich involviert.

Der Schreibstil ist gewohnt locker, liest sich wunderbar flüssig und bietet jede Menge Spannung, Action und Wendungen, mit denen man nicht rechnet. Der Plot ist dicht und gut aufgebaut, parallel zur Geschichte in der Gegenwart gibt es einen Strang, der weit in der Vergangenheit spielt und eine tragische Geschichte offenbart.

Fazit: Fesselnde und spannende Fortsetzung mit einem interessanten Ermittlerpaar. Jetzt schon ein Highlight 2024, ich freue mich auf die Fortsetzung.

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