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Veröffentlicht am 24.03.2017

Spannender Psychothriller um ein entführtes Baby

The Couple Next Door
3

Das Ehepaar Anne und Marco Conti nimmt eine Abendeinladung bei den Nachbarn an. Ihr sechsmonatiges Baby Cora sollte eigentlich in der Obhut einer Babysitterin bleiben. Nachdem diese kurzfristig abgesagt ...

Das Ehepaar Anne und Marco Conti nimmt eine Abendeinladung bei den Nachbarn an. Ihr sechsmonatiges Baby Cora sollte eigentlich in der Obhut einer Babysitterin bleiben. Nachdem diese kurzfristig abgesagt hat, lassen Anne und Marco das Baby allein zu Hause zurück und gehen im halbstündigen Wechsel nach ihm schauen. Bei ihrer Rückkehr ist das Baby verschwunden. Die Polizei geht von einer Entführung aus. Ist es tatsächlich so und wird Cora lebend zu ihren Eltern zurückkehren?

Das Buch erfüllt für mich alle Kriterien eines guten Psychothrillers. Es geht nicht allzu blutrünstig zu (obwohl es durchaus zu zwei Morden kommt, von denen vor allem der eine ganz am Ende einen Überraschungseffekt bietet). Anstelle von viel Handlung spielt sich Vieles in der Gedankenwelt der Romanfiguren ab. Das wirklich Fesselnde daran ist, dass alle zu wissen glauben, wie die Geschehnisse abgelaufen sind, und trotzdem zunehmend verunsichert sind, an sich zweifeln und den anderen misstrauen. Auf diese Weise wird für den Leser der mögliche Handlungsablauf immer wieder mit allen Möglichkeiten durchgespielt und er weiß lange Zeit nicht, was denn nun wirklich geschehen ist. Der ermittelnde Detective meint übrigens schon frühzeitig auf der richtigen Fährte zu sein, ohne dass der Leser allerdings schon da erfährt, ob er tatsächlich richtig liegt. Recht faszinierend ist, dass so ziemlich alle wichtigen Personen Geheimnisse mit sich herumtragen. Da gibt es psychische Probleme, finanzielle Schwierigkeiten, Ehebruch, Lügen – kurzum viele menschliche Abgründe tun sich auf, die sie zusätzlich verdächtig erscheinen lassen. Gelungen und nachvollziehbar ist auch die Darstellung, wie Anne und Marco nach dem Verschwinden ihres Kindes die Hölle durchmachen.
Für mich ist das Buch absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Figuren
  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 07.08.2022

Der Titel weckt andere Erwartungen

Freundin bleibst du immer
1

Dem Buchtitel und den Beschreibungen auf dem Buchumschlag nach habe ich ein Buch über eine tief verbindende Frauenfreundschaft erwartet. Bei der Lektüre aber habe ich mich dann wiederholt gefragt, ob die ...

Dem Buchtitel und den Beschreibungen auf dem Buchumschlag nach habe ich ein Buch über eine tief verbindende Frauenfreundschaft erwartet. Bei der Lektüre aber habe ich mich dann wiederholt gefragt, ob die Verbindung zwischen den drei Protagonistinnen überhaupt die Bezeichnung Freundschaft verdient. In meinen Augen ist es eine eher lockere Verbindung, die ihren Ursprung in den gemeinsamen Studienzeiten hat und dann über mehrere Jahrzehnte hinweg auch nur lose fortgeführt wurde. Umso mehr erstaunt es mich, dass eine von ihnen die beiden anderen zur Hochzeit der Tochter einlädt. Die in der Gegenwart angelegten Vorbereitungen dazu bilden den Rahmen der Geschichte, die dann bis in die 1980er Jahre in Nigeria zurückreicht. Über das politische System und die gesellschaftlichen Verhältnisse sind viele interessante Dinge zu erfahren, die mir bislang fremd waren. Landestypische Begrifflichkeiten sind anschaulich in dem Glossar am Ende des Buches erklärt, wenn auch längst nicht alle, so dass ich schon einige Mühe auf Recherchen verwandt habe. Eindeutig missfallen hat mir, dass in extenso über Mode, Lebensmittel und Mahlzeiten geschrieben wird. Das und ebenso die eine oder andere Sexszene verleihen dem Buch einen oberflächlichen Charakter.
Für mich ist es daher ein Buch, das nicht lange bei mir fortwirken wird.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2020

Wie es weitergeht mit der Patchworkfamilie im Ruhrpott

Ein Gefühl von Hoffnung
1

Dieser Roman ist nach „Ein Traum vom Glück“ der zweite Band der von der Autorin so betitelten Ruhrpottsaga, den sie, selbst geboren und aufgewachsen am Rande des Kohlenpotts, in Angriff genommen hat, ...

Dieser Roman ist nach „Ein Traum vom Glück“ der zweite Band der von der Autorin so betitelten Ruhrpottsaga, den sie, selbst geboren und aufgewachsen am Rande des Kohlenpotts, in Angriff genommen hat, nachdem die Ära der Steinkohle dort endgültig vorbei war. Weil ich selbst aus einer anderen Gegend Deutschlands stamme, war die Geschichte umso interessanter für mich, zumal ich lediglich wenige Jahre später geboren wurde als der Zeitraum, in dem sie angesiedelt ist (1959), und ich die Zeit durchaus erinnere.
Protagonistin ist jetzt die junge Inge, die Tochter von Katharina aus dem ersten Band. Nach deren plötzlichem Ableben hält sie unter Zurückstellung eigener Wünsche die ungewöhnliche Patchworkfamilie im Hause ihrer Großmutter in Essen zusammen, die mit vielfältigen Problemen konfrontiert wird. Das Thema Liebe kommt bei ihr aber nicht zu kurz, sie kann zwischen mehreren Männern wählen. Dabei kommt auch ihrem Cousin Johannes, dem Geliebten ihrer Mutter, eine wichtige Bedeutung zu.
Recht authentisch mit viel typischem Ruhrpott-Dialekt in den wörtlichen Reden (was für mich sehr ungewohnt klingt) wird uns das Leben in dieser Region nahe gebracht. Auch der Bergbau mit seinen Gefahren für die Bergleute und der einsetzenden Krise spielt in den Schilderungen eine interessante Rolle. Die Rolle von Inge und Johannes mag spalten und insoweit hätte ich persönlich mir einen anderen Ausgang der Geschichte gewünscht. Ebenso hätte gut und gerne auf das Versterben der einen oder anderen Romanfigur verzichtet werden können.
Das Buch bietet auf jeden Fall guten Unterhaltungswert für Leser*innen deutscher historischer Romane aus der jüngeren Vergangenheit.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
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  • Geschichte
Veröffentlicht am 17.03.2020

Schöner Generationenroman

Die Glasschwestern
1

Sehr verschieden sind die 39jährigen Zwillingsschwestern Dunja und Saphie, die als Kinder in ihrem Heimatdorf im ehemals innerdeutschen Grenzgebiet „Glasschwestern“ (daher der Buchtitel) genannt wurden, ...

Sehr verschieden sind die 39jährigen Zwillingsschwestern Dunja und Saphie, die als Kinder in ihrem Heimatdorf im ehemals innerdeutschen Grenzgebiet „Glasschwestern“ (daher der Buchtitel) genannt wurden, weil sie den handgemachten, geblasenen Glasschmuck ihres Vaters trugen. Eine merkwürdige Parallele gibt es aber in ihrem Leben: Ihre beiden Männer/Lebensgefährten sterben am selben Tag. Daraufhin zieht Dunja aus der Großstadt zurück in das kleine Dorf ihrer Kindheit, wo Saphie ein Hotel führt. Sehr seltsam ist es dann, dass Dunja mehr und mehr wie Saphie wird (von der in engen sozialen Verhältnissen lebenden, zum Grübeln neigenden Frau zur erfolgreichen Hotelmanagerin) und umgekehrt (die früher eher vorausschauende Saphie arbeitet ihre Ehe mit einem Säufer auf, der ihre eigene Liebe zu ihm nicht so recht erwidern wollte). Daneben spielen familiäre Probleme mit ihrer jüngeren Schwester und Dunjas zwei Kindern eine wichtige Rolle. Auch die deutsch-deutsche Geschichte wird – wenn auch nur am Rande – anhand eines Fluchttunnels thematisiert, in dessen Bau der Vater auf seltsame Weise involviert war.
Das Buch liest sich gut und flüssig. Der Schreibstil ist sehr besonders. Sehr gefallen haben mir die Kapitelüberschriften, die jeweils kleine Lebensweisheiten wiedergeben (z.B. „Alte Liebe rostet, wenn sie neue kostet“), sowie die ungewöhnlichen, wenngleich gewöhnungsbedürftigen Vornamen der Romanfiguren, die einem altdeutschen Kalender entlehnt sind. Es ist besonders Fans von Familiengeschichten zu empfehlen. Die Darstellung des unbedingten Familienzusammenhaltes ist sehr schön. Als Leser fühlt man sich bildlich in die kleine Welt der Schwestern im Hotel hineinversetzt.

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  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.01.2020

So unterhaltsam wie alle Bände dieser Reihe

Wundertüte
1

Die Protagonistin Andrea Schnidt und ihre Familie sind ja bereits aus einigen Vorgängerbänden bekannt. In dem vorliegenden geht es um einen neuen Lebensabschnitt. Ihr neuer Lebensgefährte ist bei ihr eingezogen ...

Die Protagonistin Andrea Schnidt und ihre Familie sind ja bereits aus einigen Vorgängerbänden bekannt. In dem vorliegenden geht es um einen neuen Lebensabschnitt. Ihr neuer Lebensgefährte ist bei ihr eingezogen und es tun sich die typischen Probleme mit dessen Tochter aus erster Ehe auf. Daneben wird mit dem Tod von Andreas Vater und der beginnenden Demenzerkrankung ihrer Mutter ein ernstes Thema angerissen. Es tauchen viele Bekannte aus den Vorbänden auf, besonders amüsant ist insoweit der hesselnde Ex-Schwiegervater. Wie schon bei den früheren Büchern wird man auch hier wieder gut unterhalten.

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