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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2018

Angesichts der Beschreibung auf dem Buchrücken mehr erwartet

Muttermale
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Der Psychiater Otto Kadoke ist im mobilen Krisendienst tätig und hat in dieser Funktion potentielle Selbstmörder vor dem Suizid zu retten. Er hat eine pflegebedürftige Mutter, die als Jüdin während des ...

Der Psychiater Otto Kadoke ist im mobilen Krisendienst tätig und hat in dieser Funktion potentielle Selbstmörder vor dem Suizid zu retten. Er hat eine pflegebedürftige Mutter, die als Jüdin während des Nationalsozialismus verschiedene Lager überlebt hat und jetzt einen überraschenden Wesenszug hat, der nicht verraten werden soll. Als ihre beiden Pflegerinnen plötzlich aufgrund Kadokes Verhalten kündigen, übernimmt er zunächst selbst die Pflege und holt später eine Patientin als Pflegerin ins Haus, was er als alternative Therapie betrachtet.

Ein „gnadenlos komischer Roman“, als der das Buch auf dem Buchrücken bezeichnet wird, ist es für mich nicht. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen doch eher ernste Themen – das krankhaft wirkende Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, das bis ins hohe Alter nachwirkende Trauma der jüdischen Mutter aufgrund ihrer Internierung in Lagern, Zwangseinweisungen von Psychiatriepatienten. Gerade über letzteren Gesichtspunkt hat der Autor hervorragend recherchiert und führt dem Leser anhand einiger Beispielpatienten die Tragik psychiatrischer Erkrankungen gut vor Augen. Handlung gibt es nicht viel. Es überwiegen die Überlegungen des Protagonisten.

Für mich ein Buch im Mittel, von dem ich mehr erwartet hatte.

Veröffentlicht am 13.10.2018

Weniger magisch als erwartet

Die kleinen Wunder von Mayfair
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In der Geschichte geht es um ein magisches Spielwarengeschäft in London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Betrieben wird es von Papa Jack und seinen Söhnen, Kaspar und Emil. Papa Jacks Spielzeuge sind legendär ...

In der Geschichte geht es um ein magisches Spielwarengeschäft in London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Betrieben wird es von Papa Jack und seinen Söhnen, Kaspar und Emil. Papa Jacks Spielzeuge sind legendär für ihren Erfindungsreichtum und ihre Magie, z.B. gibt es täuschend echte Patchworkhunde, Vögel aus Pfeifenreinigern und Bäume aus Pappmaschee. Die jährliche Eröffnung des Ladens vor Weihnachten ist immer ein Spektakel. Die junge Cathy wird als Angestellte aufgenommen, nachdem sie – schwanger – vor ihrer Familie geflüchtet ist, die sie in einem Heim für unverheiratete Mütter unterbringen will. Aus ihrer Perspektive wird erzählt. Die fortwährende Rivalität zwischen den beiden Brüdern um die Erfindung des magischsten Spielzeugs und um das Erbe des Emporiums sowie die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs stehen im Vordergrund der Geschichte.

Die anfängliche Magie, die der Geschichte innewohnt, weil sie fast ausschließlich in einem ganz besonderen Spielwarengeschäft angesiedelt ist, und die mir recht gut gefallen hat, geht irgendwann verloren, nachdem sich die von Emil geschaffenen hölzernen Spielzeugsoldaten mehr und mehr zu lebenden Soldaten verselbständigen. Das ist für mich eine negative Entwicklung. Eher gut gelungen ist die Darstellung der traumatisierenden Auswirkungen eines Krieges gerade auf die Psyche der Soldaten. Die Botschaft, die das Buch vermitteln will, ist, dass die Magie der Kindheit mit ihren Spielzeugen vor dem Hintergrund von Krieg, Armut und Traumata sehr kostbar ist.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Die unglückliche Liebe zwischen einer Deutschen und einem britischen Besatzungssoldaten

Der englische Liebhaber
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Einen Namen hat sich die Autorin vor allem durch Kinder- und Jugendbücher gemacht, Unterhaltungsromane für Erwachsene folgten und jetzt dieser historische Roman, in dem sie die wahre Liebesgeschichte ihrer ...

Einen Namen hat sich die Autorin vor allem durch Kinder- und Jugendbücher gemacht, Unterhaltungsromane für Erwachsene folgten und jetzt dieser historische Roman, in dem sie die wahre Liebesgeschichte ihrer Tante verarbeitet.
Die deutsche Übersetzerin Anna und der verheiratete englische Spionageoffizier Jeremy lernen sich 1947 in Münster kennen und lieben. Zu der versprochenen Ehe kommt es nicht mehr, weil Jeremy in seine Heimat zurückgerufen wird und der Kontakt seither vollständig abbricht. Anna ist allerdings schwanger von ihm und zieht als unverheiratete und für die Deutschen verächtlich als Britenschlampe geltende Frau ihre unehelich geborene Tochter mit allen nur ersichtlichen Schwierigkeiten alleine groß. Erst ein Vierteljahrhundert später sucht sie wieder Kontakt zu dem damaligen Geliebten und die alte Liebe flammt erneut auf.
Der geschichtliche Hintergrund, in den diese Geschichte gebettet ist, gefällt mir wirklich gut. Wie Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs am Boden lag und in welchem Elend die Bevölkerung lebte, ist realistisch dargestellt. Interessant ist insbesondere der Aspekt, welche Rolle deutsche Frauen einnahmen, die sich mit „feindlichen“ Soldaten einließen. Das war mir bis dato gar nicht bewusst. Im Gegensatz dazu hat mich der unterhaltende Teil der Geschichte enttäuscht, er ist zu sehr überfrachtet mit Klischees. Am meisten habe ich mich daran gestoßen, dass eine doch gebildete junge Frau wie Anna sich naiv und urplötzlich in einen verheirateten Mann verliebt und nach Erkennen der Schwangerschaft nicht alle Hebel in Bewegung setzt, um diesen aufzuspüren. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann gar, dass sie ihren Geliebten 25 Jahre lang nicht vergessen kann und gleich beim ersten Treffen erneut das Eheversprechen des wieder verheirateten Geliebten annimmt und dieser für die gemeinsame Tochter sofort der liebende„Daddy“ ist. Wirklich viel Handlung bietet das immerhin 358 Seiten umfassende Buch nicht auf.

Ein Buch, das man durchaus lesen kann, aber nicht muss.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Nicht die richtige Lektüre für mich

Der Abfall der Herzen
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Dies ist der erste Roman, den der Autor (und Musiker und Künstler) unter seinem richtigen Namen veröffentlicht. Und das passt auch, weil die Geschichte Autobiografisches aus seinem Leben als 22/23jähriger ...

Dies ist der erste Roman, den der Autor (und Musiker und Künstler) unter seinem richtigen Namen veröffentlicht. Und das passt auch, weil die Geschichte Autobiografisches aus seinem Leben als 22/23jähriger im Jahr 1999 behandelt. Gefallen hat mir die Idee zu beschreiben, wegen einer Art Schreibblockade ein eigentlich in Arbeit befindliches Buch aufzugeben und statt dessen anhand alter Tagebuchaufzeichnungen und vieler Gespräche mit früheren Freunden sein Leben in den Monaten von April bis September 1999 darzustellen. Allerdings vermisse ich das, wovon es im Klappentext aufreißerisch heißt „innerhalb weniger Monate verwandelte sich seine Welt in einen Scherbenhaufen“. Denn eigentlich werden nur ganz unspektakuläre Dinge aus dem Alltag eines jungen, nicht unbedingt der Norm entsprechenden Erwachsenen wiedergegeben. „Nagel“ lebt seinerzeit in der ihm verhassten Provinzstadt Rheine. Seine langjährige Beziehung geht in die Brüche, was ihm erheblichen Liebeskummer und Eifersucht beschert; er lebt in einer WG, hat Gelegenheitsjobs, spielt mäßig erfolgreich in einer Band und hat eine ganze Armada an Freunden, mit denen er fast pausenlos Konzerte, Kneipen und Partys besucht, wo Alkohol strömt und gekifft wird. Alles in allem eher das Leben eines unreifen Erwachsenen, dem ich selbst überhaupt nichts abgewinnen kann. Vielleicht soll der erwähnte Scherbenhaufen der Umstand sein, dass Nagel am Ende des Sommers seinem Nebenbuhler eine Falsche über den Kopf zieht.
Vermutlich gehöre ich nicht zu dem angesprochenen Leserkreis. Allein die Bezugnahme auf aktuelle Ereignisse des Jahres, an die ich mich selbst gut erinnere, wie die Sonnenfinsternis im August oder der Bewurf von Joschka Fischer mit Farbbeuteln, hat das Buch für mich einigermaßen lesenswert gemacht.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Ein Bergdorf im Wandel der Zeit

Alles was glänzt
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In melancholischer, distanzierter Tonart erzählt dieses Romandebüt von dem Leben in einem namenlosen, abgelegenen Bergdorf. Bis vor einigen Jahren wurde dort Erz abgebaut; seit das Bergwerk still gelegt ...

In melancholischer, distanzierter Tonart erzählt dieses Romandebüt von dem Leben in einem namenlosen, abgelegenen Bergdorf. Bis vor einigen Jahren wurde dort Erz abgebaut; seit das Bergwerk still gelegt ist, droht der Ort zu veröden, weil seine Bewohner in die Stadt ziehen. Ein Journalist hat sein Übriges dazu beigetragen, indem er prophezeite, der Ort werde unter Geröll verschwinden. Und tatsächlich bilden sich Erdspalten. Die wenigen verbliebenen Bewohner sind genauso verletzt wie der Berg – die Gastwirtin Susa hat ihren Mann durch Suizid verloren, der ehemalige Bergmann Wenisch fühlt sich im Alter von seiner entfernt lebenden Tochter vernachlässigt, die Jugendliche Teresa sehnt sich danach, in die Stadt zu ziehen, ihre Schwester Esther trauert um ihren verunfallten Freund. In dieser Situation trifft der Regionalmanager Merih ein, um das Dorf umzusiedeln.
Eigentlich mag ich solch ungewöhnliche Bücher wie das vorliegende, in denen in wechselnden Perspektiven gesellschaftliche Probleme abgehandelt werden. Allerdings wirkt diese Geschichte auf mich zu bedrückend, als dass sie mir tatsächlich gefallen hätte. Zudem stehen die verschiedenen Romanfiguren recht isoliert nebeneinander. Vermutlich habe ich den Sinn nicht wirklich erfasst.