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Veröffentlicht am 04.12.2019

Ein Buch das aufklärt, informiert und berührt

28 Tage lang
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Um das Überleben Ihrer Familie zu sichern, schmuggelt Mira im Warschauer Ghetto Lebensmittel. Als das Ghetto von den Deutschen geräumt wird, schließt Mira sich dem Widerstand an.
Zusammen mit ihren Kameraden ...

Um das Überleben Ihrer Familie zu sichern, schmuggelt Mira im Warschauer Ghetto Lebensmittel. Als das Ghetto von den Deutschen geräumt wird, schließt Mira sich dem Widerstand an.
Zusammen mit ihren Kameraden trotzt sie den SS-Leuten länger als vermutet - 28 Tage lang, in denen Sie Verrat, Trauer, Liebe, Hoffnung und Verlust erlebt. 28 Tage - um ein ganzes Leben zu leben.

Dieses Buch ist nichts für zart besaitete Leser. Realistisch schildet David Safier anhand fiktionaler Charaktere die schrecklichen Geschehnisse 1943 im Warschauer Ghetto. Nichts wird beschönigt, nichts verschwiegen oder geblümt dargestellt. Man liest in eine Romanhandlung verpackte Tatsachenberichte, die die Grausamkeit und Untaten der Nazis wiedergeben und hoffentlich in der heutigen Zeit Augen öffnen. Durch die fortlaufende Handlung verschmelzen die Berichte zu einer Geschichte. Als Leser sympathisiere ich mit Mira, denn mir scheint, es ist tatsächlich ihre Geschichte. Es wurde ein Thema aufgegriffen, vor dem sich viele scheuen, da Augenzeugenberichte den Leuten zu echt sind. Durch die Mischung aus Realität und Fiktion und die Spannung eines Romans, bleibt man trotz der teils abschreckenden Szenen am Ball.
Für meinen Geschmack hat der Autor ein wichtiges und sensibles Thema perfekt verpackt, um sie gerade jungen Lesern näher zu bringen. Die Geschichte regt zum Zweifeln, nachdenken und lernen an. Sie klärt auf und bewegt. Mit der Person von Mira bekommen die Geschehnisse von damals für mich ein Gesicht. Mit dem Wissen, dass die Story auf Tatsachen beruht, schleicht sich die Gänsehaut immer wieder auf meine Arme.

28 Tage lang hat mich unterhalten, mich aufgeklärt und informiert, aber auch schockiert und berührt. Alles, was ein gutes Buch erreichen sollte, wurde erreicht.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Wenn man das Potenzial nicht ausnutzt

Lycidas
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Als Emily mitten in der Nacht Besuch von einer sprechenden Ratte erhält, bleibt ihr kaum Zeit sich darüber zu wundern. Plötzlich ist die junge Waise dem Geheimnis ihrer Herkunft auf der Spur, sie lernt ...

Als Emily mitten in der Nacht Besuch von einer sprechenden Ratte erhält, bleibt ihr kaum Zeit sich darüber zu wundern. Plötzlich ist die junge Waise dem Geheimnis ihrer Herkunft auf der Spur, sie lernt den mürrischen Alchemisten Wittgenstein kennen und hat alle Hände voll zu tun, Wittgenstein, sich und ihre kleine Schwester vor Wölfen und anderen gefährlichen Wesen zu retten. Denn in London, der Stadt der Nebel, ist nichts wie es scheint...

Lycidas - Die uralte Metropole und ich hatten so unsere Probleme miteinander.
Bereits vor einigen Jahren durfte das Buch aufgrund des Klappentextes bei mir einziehen, doch den ersten Leseversuch brach ich nach etwa einem Drittel ab. Die Story packte mich nicht.
Jahre später wollte ich nun einen zweiten Anlauf starten. Und relativ schnell wurde mir klar, warum mein erster Versuch missglückte. Da ich noch nie ein Buch wirklich abgebrochen und nie beendet habe, wollte ich nicht damit anfangen und biss mich durch. Es entwickelte sich eine Art Hassliebe.

Wie schon erwähnt, hatte ich so meine Problemchen mit dem Buch.
Los ging es für mich mit dem doch sehr großen Umfang und der wirklich kleinen Schrift. Ich habe die Taschenbuchversion gelesen, die es auf stolze 862 Seiten bringt.
Den mächtigen Umfang des Buches kann ich mir am Ende dann leicht erklären. Und zwar aufgrund von Wiederholungen, Rückblenden und ständigen Zusammenfassungen. Im Laufe der Handlung kommt es des Öfteren vor, dass sich die Gruppe der Protagonisten trennt. Geführte Gespräche werden dann teilweise eins zu eins wiedergegeben, wenn es in der Handlung darum geht, den Rest der Gruppe auf Stand zu bringen. Die Ironie an der Sache ist die Definition der Hölle im Buch Dort heißt es nämlich: "Wiederholung ist die Hölle". Der Autor wäre gut damit gefahren, dies auch für das Buch zu berücksichtigen und nicht nur seine Protagonisten damit zu behelligen.
Wo ich schon bei Wiederholungen bin: Unsere Geschichte spielt in London. Das Wetter dort ist nicht für seine Heiterkeit bekannt, so kommt es, dass auch im Buch das Wetter selten heiter bis freundlich mitspielt. Zwangsläufig macht es sich Wittgenstein zur Aufgabe seinen Mantelkragen gegen Wind und Wetter aufzustellen. Verständlich eine tolle Schutzmaßnahme, aber muss man es denn in jeder verdammten Außenszene wiederholen? Muss man immer und immer wieder diesen aufgestellten Kragen erwähnen? Das Ganze macht den Textfluss holprig, da ich ständig dachte: Habe ich das nicht gerade schon gelesen?

Mit dem Schreibstil bin ich im Allgemeinen nicht wirklich warmgeworden. Die Erzählperspektive aus der Sicht des Alchemisten ist extrem gewöhnungsbedürftig. Wie kann ein Ich-Erzähler denn bitte die tiefsten Gefühle und Gedanken der anderen Protagonisten wiedergeben? Die Wortwahl und die sprachlichen Mittel bereiteten mir im Übrigen wirklich Schwierigkeiten damit, die Story zeitlich einzuordnen. Im weitesten Sinne spielt die Geschichte wohl in der Gegenwart, doch machten bestimmte Floskeln oder Umschreibungen den Eindruck, als ob es sich manchmal doch eher um eine historische Erzählung handelt.

Außerdem stolperte ich im Laufe der Geschichte immer mal wieder über Logikfehler. Die Haarfarbe der Protagonistin änderte sich, Namen in Gesprächen wurden vertauscht und plötzlich sprach jemand anders oder man sprach über jemand anderen. Und durch das viele, viele Drumherum wurde die Geschichte unrund. Viele Zusammenhänge blieben unklar. Die Geschichte war teils extrem langatmig und ich kämpfte mit mir, um weiterzulesen.

Sehr schade alles, denn die Idee und vor allem die Figuren haben durchaus Potenzial. Mir gefielen natürlich auch Dinge, sonst wäre es ja keine Hassliebe geworden. Die Charaktere wirkten auf mich sehr authentisch. Der Autor hat sich gründlich damit auseinandergesetzt, wofür die einzelnen Personen stehen sollen, was sie verkörpern sollen und welche Eigenschaften er ihnen zusprechen wollte. Auch die Welt der Metropole in Verknüpfung mit den realen Schauplätzen Londons waren toll gewählt. Ich bekam zeitweise Lust auf eine Reise nach London. Auch, dass Mythen, wie die Geschichte um Jack the Ripper etc., aufgegriffen und integriert wurden, gefiel mir gut.

Doch was nutzt die beste Idee, wenn es an der Umsetzung scheitert? Was nutzen tolle Figuren, wenn der Leser das Buch wegen der Langatmigkeit nach ein paar hundert Seiten weglegen möchte?
Ich bin am Ende froh, den Kampf zu Ende gekämpft zu haben, doch wird der zweite Band mich wohl vorerst nicht locken.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Auf Abschiedstour mit Harry, Ron & Hermine

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (Harry Potter 7)
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Es herrscht Krieg. Voldomort ist zurück an der Macht und nach Dumbledores Tod steht Harry vor den rätselhaften Anweisungen die der Schulleiter ihm im Kampf gegen den dunklen Lord hinterlassen hat. Zusammen ...

Es herrscht Krieg. Voldomort ist zurück an der Macht und nach Dumbledores Tod steht Harry vor den rätselhaften Anweisungen die der Schulleiter ihm im Kampf gegen den dunklen Lord hinterlassen hat. Zusammen mit Ron und Hermine ist es an ihm Horkruxe zu finden und zu vernichten. Doch warum waren Dumbledores Anweisungen nicht konkreter, warum hat er ihnen nur kryptische Hinweise hinterlassen, warum hat Dumbledore so weinig über sich selbst preisgegeben? Immer wieder in Zweifel verstrickt häufen sich die Fragen an und immer wieder stoßen die Freunde auf neue Rätsel und Hindernisse. Doch was wirklich zählt ist die Freundschaft, die Liebe und der Zusammenhalt in der Zaubererwelt und Klarheit gibt es wie immer erst zum Schluss.

Im Abschlussband der Reihe ist nochmal alles dabei. Liebe, Freundschaft, Hass, Rätsel, Tod, Zweifel und vor allem jede Menge Spannung. Lange ist unklar, wo die Reise hinführen soll und wie das Ende aussehen wird. Nocheinmal treffen wir alle liebgewonnen Figuren, besuchen ins Herz geschlossene Orte und enden wie sollte es auch anders sein in Hogwarts. Der Abschluss der Reihe ist deutlich dramatischer und erwachsener als die Vorgänger. Der Kampf Gut gegen Böse neigt sich seinem Ende zu und die Opfer werden zahlreicher. Wir müssen uns von alten Bekannten verabschieden, Streit und Zwietracht stellen Harry und seine Freunde auf harte Proben. Im Laufe der Reihe sind Harry, Ron und Hermine gereift und erwachsen geworden. Sie stehen zu Entscheidungen, halten zusammen und opfern sich auf. Eine tolle Entwicklung die die Protagonisten durchlaufen haben. Die Stimmung im Buch ist oft düster, man befindet sich schließlich im Krieg und die Lage scheint oft aussichtslos. Aber auch immer wieder fließen witzige Momente ein, die nicht nur die Stimmung heben, sondern auch den Protagonisten immer wieder Mut geben. Gefühlt folgen wir unserem Trio auf einer Abschiedtour bis zum großen Finale.

Mein Herz wird immer an dieser Reihe hängen. Immer an den Figuren, Hogwarts, den phantastischen Wesen und der zauberhaften Welt von Harry Potter. Mit dem Abschlussband ist die Reihe zu einem würdigen Ende gekommen.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Mittelmäßige Unterhaltung durch unrunde Figuren

Ein Moment fürs Leben
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Lucy scheint zufrieden, bis Sie ein Briefe von ihrem Leben bekommt und um ein Treffen gebeten wird. Als es sich nicht mehr verhindern lässt, lässt sich Lucy auf dieses Treffen ein und stellt fest, dass ...

Lucy scheint zufrieden, bis Sie ein Briefe von ihrem Leben bekommt und um ein Treffen gebeten wird. Als es sich nicht mehr verhindern lässt, lässt sich Lucy auf dieses Treffen ein und stellt fest, dass ihr Leben doch nicht so glücklich und zufrieden verläuft, wie sie es sich vormacht. Zusammen mit ihrem Leben, löst sie Probleme, bringt Licht ins Dunkel und kann sich nach und nach unangehme Wahrheiten eingestehen und Lügen aus dem Weg räumen.

Mich hat Lucys Leben eher verwirrt. Die Idee "das Leben" als Person in der Geschichte vorkommen zu lassen, gefiel mir nur teilweise. Irgendwie blieben Zusammenhänge offen und die Figur "Lucys Leben" war mir teilweise einfach zu wechselhaft und schwankend. Ich wurde nicht so wirklich warm mit dieser Figur. Lucy als Protagonistin war sympathisch, aber auch nicht wirklich rund. Die Sprache im Buch war verständlich, der Schreibstil flüssig, aber die ganz großen Worte blieben aus. Der Unterhaltungsfaktor ist definitiv gegeben, durch die unrunden Figuren schwankt die Spannung aber immer wieder.

Für mich hatte die Story ihre Höhen und Tiefen, was im Gesamtergebnis nur auf ein "mittelmäßig" hinausläuft.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Vergeben und Vergessen`

Nur einen Horizont entfernt
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Vergebung und Reue sind wieder im Trend. So scheint es zumindest, als die Versöhnungssteine der Autorin Fiona Knowles zum Phänomen werden. Auch Hannah gehört zu den Empfängern solcher Steine. Fiona machte ...

Vergebung und Reue sind wieder im Trend. So scheint es zumindest, als die Versöhnungssteine der Autorin Fiona Knowles zum Phänomen werden. Auch Hannah gehört zu den Empfängern solcher Steine. Fiona machte Hannahs Leben in der gemeinsamen Schulzeit zur Hölle und bittet nun, Jahre später um Vergebung. Mit dem Zurückschicken eines Steines vergibt man dem Absender seine Verfehlung, den zweiten Stein soll man an jemanden schicken, den man selbst um Verzeihung bitten möchte.
Schnell wird klar, dass die Vergebung ihrer Mutter nach jahrelangem Kontaktverlust naheliegt. Doch kann man alles verzeihen? Sollte man die Vergangenheit wieder aufrütteln und in alten Wunden bohren?

Einfühlsam und echt nimmt uns Lory Nelson Süielman mit auf eine Reise zwischen Verletzungen und Vergebung. Zwischen Liebe und Hass und zwischen Wahrheit und Lüge.
Anfangs ist mir nicht ganz klar, wo die Geschichte hinführen soll? Geht es um Liebe? Geht es um Familie? Geht es um Erfolg? Doch schnell wird klar, dass Hannahs Geschichte mehr zu bieten hat, als seichte Unterhaltung. In das Phänomen der Erinnerungssteine eingebettet geht es um ein Familiendrama, um Wahrnehmung, um Verlust und Verdrängung.
Hannah ist mir auf Anhieb sympathisch. Gespickt mit Charme und Witz, aber auch einer gewissen Verletzlichkeit wirkt sie wie das Mädchen von Nebenein. Ein Mädchen mit Träumen und Wünschen, aber auch Problemen und Ängsten. Man muss sie einfach mögen. Man möchte sie auf ihrem Weg begleiten und ihr helfen ihr Leben ins Reine zu bringen.
Stimmungsvoll und wechselhaft gleiten wir durch die Story, treffen auf Freud und Leid und allerlei Nebencharaktere, die der Suppe die richtige Würze verleihen und mehr oder weniger großen Einfluss auf Hannahs Entscheidungen nehmen.

Dieses Buch lässt einen irgendwie innehalten. Lässt einen überlegen, wem man vielleicht selber einmal Unrecht getan hat und wen man gegebenenfalls um Verzeihung bitten müsste. Es zeigt aber, dass es nie zu spät ist, über seinen Schatten zu springen, dass nicht jede Entschuldigung angenommen werden muss und dass es manchmal besser ist mit der Ungewissheit zu leben, anstatt alles zu ergründen.