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vivi73

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2019

Realitätsbezogene Gruselgeschichte

Nachtangst
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Hexen und Dämonen, gibt es sie wirklich?
Emely scheint an sie zu glauben, denn seit ihr religiös fanatischer Vater ihr immer und immer wieder von ihrer Existenz erzählte als sie klein war, verfolgen diese ...

Hexen und Dämonen, gibt es sie wirklich?
Emely scheint an sie zu glauben, denn seit ihr religiös fanatischer Vater ihr immer und immer wieder von ihrer Existenz erzählte als sie klein war, verfolgen diese sie in ihren Träumen. Auch jetzt noch als erwachsene junge Frau. Nicht nur Nachts fallen diese Träume über sie her und rauben ihr den Schlaf. Nein, als sie nach einem Traumhaften Sommer ihrer Jugend einen harten Schicksalsschlag erlitt, fiel sie in ein tiefes Loch, in dem sich Realität und Traum miteinander vermischten.
Ihr größter Wunsch ist die Stille. Es soll endlich aufhören. Sie möchte endlich "normal" sein. Ihre Suche danach ließ in den Abgrund steigen.

Emely Dark arbeitet in ihrem Debütroman ihre eigene Kindheit und Jugend auf und zeigt dem Leser ihre grausame Vergangenheit. Sie verlieh der Protagonisten ihren Namen. Angefangen von Geschichten aus ihrer Kindheit, als ihre Mutter und sie noch mit ihrem Vater zusammenwohnten, beschreibt sie den Werdegang ihrer Jugend nach der Trennung der Eltern, bis hin zu ihrem 18. Geburtstag. Dabei erzählt sie sehr bildhaft und schaurig die Geschehnisse und Träume, sodass einem beim Lesen eine Gänsehaut nach der anderen jagt. Teilweise sind sie so schaurig, das man innehalten muss und, weil es sich ja auf wahre Begebenheiten bezieht, die Fiktion herausfiltern, was nicht wirklich gelingt. Jemand, der in einem zufriedenen und glücklichen Elternhaus aufgewachsen ist, kann sich diesen Horror, den Emely Dark beschreibt, kaum vorstellen. Höchstens aus einem King-Film.
In dem Buch finden viele Personen einen Platz. Viele sind sehr gut integriert. Aber einige sind recht schwammig und man kann mit ihnen nicht recht was anfangen.
Die Mutter-Kind-Beziehung wirft auch einige Fragen auf, allerdings nahm die Autorin in einer Leserunde zu diesem Buch Stellung, und erklärte, das sie tatsächlich mit ihrer Mutter über einige Dinge nicht reden konnte, da diese selbst negativ geprägt sei in manchen Dingen. Gerade durch diese Erklärung wird einem die Liebe zwischen Mutter und Tochter noch mehr bewusst, als sie eh schon im Roman deutlich wird.
Nicht nur Schrecken und Grusel spielen in dem Buch eine Rolle. Es geht hier auch um Freundschaft, Liebe, exzessives Verhalten, Randgänger, Mobbing und das gesellschaftliche Gebärden. Erschreckend, wo einem ein Riss in der Seele doch hinführen kann und wie Selbstzweifel groß werden. Auch die Gesellschaft ist so geprägt, dass sie sich nur um sich kümmert und lieber als Zuschauer fungiert statt als Retter. Diese Begebenheiten hat die Autorin sehr gut eingebracht.
Zum Spannungsaufbau und zum Schreibstil gibt es nicht viel zu sagen. Die Autorin kann sehr gut mit Wörtern umgehen und das Erzählte zum Leben erwecken. Von der ersten Seite an fesselt das Buch. Es gibt nur minimale Längen, die nicht groß erwähnenswert sind. Das Buch ist in recht kurze Kapitel aufgeteilt, die den Spannungsaufbau noch unterstützen. Dazu hat sie den Verlauf in drei Teile aufgeteilt: "Die Unschuld", "Die Flucht" und "Die Rückkehr". Auch hier ist eine Steigerung erkennbar.

Derzeit schreibt die Autorin bereits an einem neuen, rein fiktionalen Roman. Ich bin schon sehr gespannt, wie tief die Abgründe in dem dann sind. "Nachtangst" ist ein Buch, welches nicht wirklich einem Genre zuzuordnen ist und mag von daher dem einen oder andern Leser eher mit Skepsis versehen. Aber ich rate dieses Buch jedem, der Horror, Thriller, Drama und Young Adult mag. Auch ist es ein wenig schwere Lektüre, die lange .... , sehr lange nachhallt.

Veröffentlicht am 13.04.2019

Sexhotline mal anders

Kaschmirgefühl
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Inhalt: Gottlieb ist einsam und sucht sich Unterhaltung mit einem Anruf bei einer Sexhotline. Dort hat er dann Marie an der Strippe. Gottlieb will keinen Dirtytalk, sondern nur reden. Marie lässt sich ...

Inhalt: Gottlieb ist einsam und sucht sich Unterhaltung mit einem Anruf bei einer Sexhotline. Dort hat er dann Marie an der Strippe. Gottlieb will keinen Dirtytalk, sondern nur reden. Marie lässt sich darauf ein und beide erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben Was aber davon ist wahr? Kann man überhaupt etwas von all dem glauben? Und, wo führt das alles hin?

Wertung: Bernhard Aichner versucht sich hier an einer romantischen Liebesgeschichte. Eigentlich ist er ja bekannt für seine spannenden Thriller. Das Buch stellt einen Dialog am Telefon dar und hat auch nur 180 Seiten. Somit ist es eher eine Kurzgeschichte als ein Roman. Seine wunderschöne Aufmachung in Pink und Türkis spricht vor allem das weibliche Publikum an, was wohl auch beabsichtigt war.
Die Geschichte selbst hat einen seichten Spannungsbogen und ist recht humorvoll. Gottlieb ist ein introvertierter Mann, der noch in der elterlichen Wohnung lebt, und Marie ist aufgeweckt und schlagfertig. Eigentlich scheint die Konstellation nicht wirklich zu passen. Auch die Geschichte, die Gottlieb zum Besten gibt scheint absolut überdreht und ihm nicht wirklich zugehörig. Aber am Telefon ist alles erlaubt. Auch flunkern. Das macht Gottlieb nicht gerade sympathisch. Auch Marie bleibt nicht bei der Wahrheit. Doch ihr Auftreten ist selbstbewusst und dominant, sodass man gewillt ist alles zu glauben, was sie sagt.
Der Schreibstil und Aufbau ist wiedermal Aichner typisch. Einfache Sprache, viele leere Seiten, farblich untermalt mit türkisfarbenden Seitenzahlen, großer Zeilenabstand,... Alles, damit der Leser nur so hypnotisiert und mitgerissen wird. Einmal aufgeschlagen, ist es auch schon durchgelesen. Man kann gar nicht anders.

Fazit: Es war eine interessante und lustige Abwechslung. Ein Buch für Zwischendurch. Doch bevorzuge ich seine Thriller. Die sind spannender.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Lehrbuch über Serienkiller

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Inhalt: Holly Wakefield wird von DI Bishop zu einem Tatort gerufen, um bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Schnell stellt sich heraus, dass es bereits ähnliche Fälle in der Vergangenheit gab und es ...

Inhalt: Holly Wakefield wird von DI Bishop zu einem Tatort gerufen, um bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Schnell stellt sich heraus, dass es bereits ähnliche Fälle in der Vergangenheit gab und es sich um einen Serientäter handeln muss. Doch die verdächtigste Person sitzt bereits im Gefängnis. Wie also soll dieser agiert haben? Immer mehr Rätsel werden während den Ermittlungen aufgedeckt und immer mehr Tote kommen hinzu. Wakefield und Bishop scheinen nicht voranzukommen.

Wertung: "Dark Call" ist der erste Teil einer geplanten Thrillerreihe um die Psychiaterin Holly Wakefield. Diese hat sich spezialisiert auf Serienmörder und weiß über diese jede Menge zu berichten. Stellenweise allerdings zu viel, was den Lesefluss und den Spannungsbogen gar negativ beeinflusst. Da wir hier einen Thriller in der Hand halten und kein Lehrbuch, finde ich diese Wissensbekundungen zu viel und fehl am Platz.
Der Spannungsaufbau geht auch eher zäh voran. Wird im ersten Kapitel durch ein Geschehen 10 Jahre vor der anschließend dargestellten Zeit eine mysteriöse Spannung erzeugt, weiß man diese im Folgenden nicht recht einzuordnen. Zwar wird am Ende wieder ein Bezug hergestellt, doch bleiben Fragen zum Hergang der Tat offen.
Der Schreibstil ist flüssig und einfach. Doch wirkt die Dialoggestaltung wie die in Drehbüchern. Hier ist als ganz deutlich der eigentliche Beruf des Autors erkennbar. Mark Griffin ist Film- und Theaterschauspieler und arbeitet ebenfalls als Drehbuchautor. "Dark Call" ist sein Thrillerdebüt.
Sehr interessant ist, die Aufklärung der Mordfälle mal aus der Perspektive einer Psychiaterin zu sehen. Das Hineinversetzen in Mörder stelle ich mir recht gruselig vor und wurde hier sehr gut dargestellt. Die Protagonisten wurden auch sehr gut ausgearbeitet. Dem Leser fällt es leicht in ihre Identität zu schlüpfen.
Zu den Themen Serienkiller, mysteriöse Vergangenheiten und psychologische Arbeit in forensischen Kliniken gesellt sich auch die Liebe hinzu. Das fand ich persönlich auch etwas störend.

Fazit: Ein durchaus interessantes Buch, doch noch recht ausbaufähig. Da es ein Auftakt zu einer Reihe ist, stirbt die Hoffnung auf Steigerung zuletzt. Über die Arbeit von Holly Wakefield bin ich gewillt noch mehr zu erfahren. Aber eben nicht unbedingt.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Trau dich, es lohnt sich !

Hüter der Angst
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Inhalt: Stell dir vor, du hast ganz arg mit einer Phobie zu kämpfen, die du in einer Therapiegruppe endlich besiegen willst. Dein Therapeut gibt sich alle Mühe dir zu helfen. Doch irgendetwas läuft schief. ...

Inhalt: Stell dir vor, du hast ganz arg mit einer Phobie zu kämpfen, die du in einer Therapiegruppe endlich besiegen willst. Dein Therapeut gibt sich alle Mühe dir zu helfen. Doch irgendetwas läuft schief. Die Gruppe schrumpft zusehends. Es ist die Rede von Selbstmord. Aber warum, im Gottes Namen, nehmen sich die Leute das Leben, indem sie sich ausgerechnet mit ihren Ängsten konfrontieren? Da ist doch was faul! Schon bald wird von Mord geredet. Es gibt Zeugen. Aber auch die sterben plötzlich eigenartige Tode. Schnell steht fest, es muss jemand aus der Gruppe oder aus dem näheren Umfeld sein, der da sein Unwesen treibt. Jeder verdächtigt jeden. Kannst du dich deiner Phobie und der neu hinzugekommenen Angst stellen? Bist du stark genug für dieses Buch?

Wertung: Wieder einmal ist es H.C. Scherf gelungen von der ersten bis zur letzten Seite Spannung aufzubauen und auch zu halten. Mit rasanten Tempo stapeln sich die Opfer und auch die Fragen nach dem Wer und Warum. Hauptkommissar Liebig steht voll unter Strom. Seine Praktikantin Rita hilft mit ihrer Intelligenz und ihrem Ehrgeiz dem doch schon in die Jahre gekommenen Ermittler. Die Kommunikationen zwischen den beiden geben der ganzen Geschichte durch ihren Humoranteil noch einen gewissen Pepp. Ist doch die Aufklärungsarbeit eine ernste und strapaziöse Angelegenheit, so haben sie aber über dies nicht vergessen zu Leben. Rita scheint Liebig ein wenig von ihrer Vitalität zu schenken. Ein tolles Ermittlerpaar. Ich kann mir durchaus weitere Bücher mit den beiden vorstellen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig. Die Dialoge weisen anfangs eine Disharmonie in der Länge auf, die unrealistisch erscheint, aber das verläuft sich im weiteren Verlauf. Sie werden dynamischer und vitaler. Auch die Kapitellängen sind angenehm und unterstützen den Spannungsaufbau. Durch die kleinen Cliffhanger am Ende eines Kapitels, kommt man gar nicht dazu das Buch aus der Hand zu legen. Man will unbedingt wissen, was dieser zu bedeuten hat. Raffinierte, angewandte Psychologie.
Auch das Thema der Phobien ist ausgesprochen interessant. Man merkt, dass der Autor sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Es gibt Phobien in diesem Buch und deren Auswirkungen, von denen ich noch nie gehört habe. So hat mich die eine oder andere Situation echt geschockt und sprachlos gemacht.
Auch das Thema der Transsexualität und ihre gesellschaftliche Stellung wird angesprochen. Auch ein sehr interessantes Thema über das man durchaus diskutieren kann, nachdem man das Buch gelesen hat.

Fazit: Es ist nicht nur ein Buch zum Abtauchen in eine andere Welt, sondern auch zum Nachdenken. Eine Rakete, bepackt mit Spannung und Grauen, die uns entgegengeschickt wird. Also nichts für Softies und Angsthasen.
Ich für meinen Teil, freue mich schon sehr auf das nächste Werk des Autors.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Unterricht in Geschichte und Sardismus

1793
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Inhalt: In der Stadtkloake von Stockholm wird im Herbst des Jahres 1793 eine verstümmelte Leiche gefunden. Der Jurist Cecil Winge macht sich mit dem Stadtknecht Mickel sofort ans Werk der Aufklärung. Als ...

Inhalt: In der Stadtkloake von Stockholm wird im Herbst des Jahres 1793 eine verstümmelte Leiche gefunden. Der Jurist Cecil Winge macht sich mit dem Stadtknecht Mickel sofort ans Werk der Aufklärung. Als erste gilt es die Identität des Opfers herauszufinden. Aber bis auf das lockige blonde Haar, scheint es dafür keinen weiteren Anhaltspunkt zu geben. Auch bleibt den Beiden nicht viel Zeit. Winge plagt eine üble TBC, die laut Arzt schon längst zu seinem Tod geführt haben sollte.

Wertung: Niklas Natt och Dag präsentiert hier seine guten Geschichtskenntnisse über sein Heimatland zum Besten. Sehr genau beschreibt er die damaligen Begebenheiten und malt den Leser ein lebendiges, düsteres Bild der Zeit vor das innere Auge. Teilweise verfängt er sich allerdings zu sehr ins Detail. Dies wiederum lenkt von der eigentlichen Story ab und hemmt den Lesefluss. Gleichzeitig wird durch den Spannungsabfall die Konzentration geschwächt.
Das Buch ist in vier Kapitel aufgegliedert, wobei die ersten drei in der Zeit rückläufig sind. Beginnen wir mit dem Tag des Leichenfundes im Herbst 1793, gehen wir anschließend zurück in den Sommer desselben Jahres. Dort wird dann die Geschichte eines jungen Mannes erzählt. Im dritten Teil, im Frühling 1793, liegt das Thema bei den Erlebnissen einer jungen Frau. Schließlich gehen wir zurück nach der Tat und ermitteln so gut es geht. Jedes Kapitel hat seinen ganz besonderen Reiz. Bepackt mit dem Grauen und Horror, den ein jeder skandinavische Spannungsautor einzusetzen weiß, wird dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken gejagt. Am besten ist es, vor dem Lesen nicht unbedingt Nahrung zu sich zu nehmen. Es gibt da nämlich so Momente .... Der erste und letzte Teil, waren mir persönlich zu geschichtslastig und teilweise zu gedehnt.
Die Spannungskurve wirkt etwas zähfließend an manchen Stellen. Gerade, weil man sich ständig fragt: Was hat die Geschichte denn mit dem Mord oder dem Opfer zu tun? Aber alles klärt sich auf und alle Fäden laufen zusammen. Der Schreibstil ist, trotz Neigung des Autors zu Verschachtelungen, recht gut verständlich und flüssig. Inhaltlich gibt es allerdings die Sache der Krankheit des Ermittlers, die mir auf die beschriebene Art und Weise nicht recht glaubhaft rüber kommt. Bei TBC ist man extrem geschwächt und läuft mit Sicherheit nicht noch kilometerweit bei eisiger Kälte durch Schneegestöber. Absolut unrealistisch. Schade!

Fazit: Im Großen und Ganzen ist das Buch doch sehr unterhaltsam. Und wer Lektionen in Geschichte wünscht, für den ist dieses Buch bestimmt ein Genuss. Ich persönlich stoße mich ein wenig an den Hipe, den das Buch ausgelöst hat. Die Euphorie kommt bei mir nicht ganz so an. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.