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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2018

interessant und spannend

Schattenkind
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Inhalt:
„Du hast nicht aufgepasst“ – „Ich habe nicht aufgepasst“
Ellen und Jon Mohr sitzen am 21. Juli 2011 in ihrem Wohnzimmer und sind fassungslos. Ellen hält ihren acht jährigen Sohn in den Armen. Er ...

Inhalt:
„Du hast nicht aufgepasst“ – „Ich habe nicht aufgepasst“
Ellen und Jon Mohr sitzen am 21. Juli 2011 in ihrem Wohnzimmer und sind fassungslos. Ellen hält ihren acht jährigen Sohn in den Armen. Er ist tot.
Inger Johanne Vik ist Kriminalpsychologin und eine alte Bekannte von Ellen. Sie wollte Ellen bei den Vorbereitungen der Feier, welche an dem Tag stattfinden sollte, behilflich sein und platzte in diese Situation hinein.
An diesem Tag gab es auch zwei Terroranschläge in Oslo, sodass die Polizei hoffnungslos überfordert war. Ein Neuling wurde für die Bearbeitung des Kindstodes abgestellt. Henrik Holme und Inger Johanne Vik sind beide skeptisch. Ist der kleine Sander wirklich von der Leiter gestürzt? Und so machen sie sich beide unabhängig voneinander auf, um Erklärungen zu finden. Aber ihre Wege führen schließlich zusammen. Und was sie herausgefunden haben lässt beide glauben, dass es kein Unfall war.
Wertung:
Anne Holt ist einer der erfolgreichsten skandinavischen Autorinnen. Ihre Bücher werden in alle großen Sprachen übersetzt. Auch mit diesem Buch hat sie wieder einen weltweiten Erfolg erlangt.
Anne Holt schreibt spannend, sodass die Luft knistert. Der Spannungsbogen ist perfekt ausbalanciert und verspricht dem Leser unterhaltsame Lesestunden. Ihr Schreibstil ist einfach und verständlich. Sie verblümt nichts und benutzt keine schwierigen Wörter. Der Leser fliegt regelrecht durch die Seiten. Allerdings ist ab und an ihre sprachliche Veranschaulichung ein wenig verwirrend.
„...glühen heißer Kaffee...“ - brühendheiß?
„...kreideweiße Wände (bzw. Hemden)“ - blendendweiß, schneeweiß?
In „Schattenkind“ nimmt sie sich dem schwierigen Thema der Kindesmisshandlung an und verdeutlicht sehr gut die Blindheit der Familien und Umstehenden. Auch Ärzte und Lehrer verschließen oft die Augen. Aufmerksame Menschen werden meist als ein wenig überdreht und unruhestiftend dargestellt. So kommt es, dass die Dunkelziffer für häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung sehr weit höher liegt als die veröffentlichten Zahlen.
Der Name der Protagonistin, Inger Johanne Vik, hat meinen Lesefluss etwas gehemmt. Ich hätte mir einen kürzeren Namen oder einen Spitznamen (oder ähnliches) gewünscht. Auch finde ich das Ende doch ein wenig zu überdreht. Dramatik ist gut, aber nicht in Überhauf.
Fazit:
Das war mein erstes Buch von Anne Holt und ich freue mich darauf, weitere Werke dieser Autorin zu lesen. Dieses Buch ist mit Sicherheit etwas für jeden, der Skandinavien und Krimis liebt. Obwohl die Landschaft selbst nur wenig aufgezeigt wird. Es geht ja auch hauptsächlich um das dramatische Schicksal des kleinen Jungen.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Verwirrende Beziehungskisten

The Wife Between Us
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Inhalt:
Nellie ist eine junge, atraktive Frau, die tagsüber in einer Kindereinrichtung arbeitet und drei Mal die Woche am Abend kellnern geht. Seit kurzem ist sie mit dem schönen und reichen Richard ...

Inhalt:
Nellie ist eine junge, atraktive Frau, die tagsüber in einer Kindereinrichtung arbeitet und drei Mal die Woche am Abend kellnern geht. Seit kurzem ist sie mit dem schönen und reichen Richard verlobt. Seit dem dreht sich alles nur noch um die Hochzeitsvorbereitungen. Richard hat bereits ein Haus gekauft und sie gebeten das Kellnern sein zulassen. Sie freut sich auf die Zukunft mit vielen Kindern. Doch seit der Verlobung bekommt sie öfters anonyme Anrufe. Was haben die zu bedeuten.

Vanessa ist Richards Exfrau. Seit dem sie von der Verlobung ihres Exmannes erfahren hat, setzt sie alles daran diese zu verhindern. Sie scheint regelrecht besessen von ihrem Plan. Doch was steckt dahinter?

Emma wurde von Richard als neue Sekretärin eingestellt. Eines Tages bekommt sie einen Brief. Doch kann sie dem Inhalt Glauben schenken? Richard erzählte ihr von dem geistig verwirrten Zustand seiner Exfrau. Allerdings ist bereits der Same am Keimen...

Wertung:
Das gemeinsame Werk von Sarah Pekkanen und ihrer Lektorin Geer Hendricks wurde bereits in 30 Ländern veröffentlicht. Es ist an den Spitzen von Bestsellerlisten zu finden und wird bereits verfilm.

Das Buch ist in drei Teilen aufgeteilt. Im letzten Kapitel eines jeden Teiles wird der Leser über eine Situation aufgeklärt, die einem fast die Sprache verschlägt. Die Erzählperspektive erfolgt aus der Sicht der Exfrau Vanessa. Der erste Teil erscheint einem recht nichtssagend. Es dümpelt so vor sich hin, gespickt mit Tagesabläufen und Rückblenden. Im zweiten Teil nimmt die Geschichte an Fahrt auf und wird immer rätselhafter und verworrener. Der letzte Teil wird der Aufklärung gewidmet und spitzt die Spannungskurve zu. Immer wieder stellt man sich die Fragen: Wer ist denn nun der Bösewicht? Wer hat wem, was und warum getan?

Die Handlung dreht sich rund um den mysteriösen Richard. Scheint er doch der aufmerksamste und liebevollste Partner zu sein, den man sich wünschen kann, so sind seine Handlungen doch manches Mal sehr merkwürdig. Richard hat auch eine sehr enge Bindung zu seine rälteren Schwester. Diese wird auch aktiv in den Hochzeitsvorbereitungen mit einbezogen. Doch auch ihr Verhalten scheint fragwürdig. Nicht nur Richard schweigt sich über seine Jugend aus. Auch haben seine Exfrau und deren Nachfolgerin kleine Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit. Nach und nach werden sie für den Leser aufgedeckt. Und am Ende ist man doch recht überrascht. Die Autorinnen haben es gut verstanden ein Paket aus den Schicksalsschlägen der Vergangenheit und der Gegenwart aller Personen zu schnüren.

Vanessa erschien mir recht schwierig anfangs, doch habe ich sie im Verlauf verstehen gelernt. Allerdings ist sie mir nicht sehr sympathisch. Richard dagegen kam mir sehr schleimig und wichtigtuerisch von Beginn an vor. Das hat sich auch bis zum Schluss nicht gelegt. Auch Emma war mir etwas suspekt. Dagegen hatte ich eine Gute Bindung zu dem Charakter der Nellie. Sie war offen, lebenslustig und freundlich. Ihre immer wieder aufkeimende Furcht machte ich an Dingen ihrer Vergangenheit fest, die erst noch eröffnet wurden. Sie war die typische Opferfigur. Ihr galt alles Mitleid und jede Hoffnung.

Fazit: „The Wife Between Us“ ist ein absolut lesenswertes Buch. Ich freue mich schon auf weitere Werke von den beiden Damen. Doch, wird es mit den Werken von Gillian Flynn verglichen, behaupte ich, dass dieses Buch hier nicht wirklich ganz an „Gone Girl“ rankommt.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Ein Roman, der unter die Haut geht

Alligatoren
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Inhalt: Drei Frauen in den 1920gern, die nahe beisammen in den Südstaaten leben, können unterschiedlicher ihrer sozialen Herkunft nicht sein. Doch verbindet das persönliche Schicksal sie miteinander.

Gertrude ...

Inhalt: Drei Frauen in den 1920gern, die nahe beisammen in den Südstaaten leben, können unterschiedlicher ihrer sozialen Herkunft nicht sein. Doch verbindet das persönliche Schicksal sie miteinander.

Gertrude wird von ihrem Mann, der das wenige Geld, das er in der Firma seines Vaters verdient, versäuft, geschlagen. Sie haben vier Töchter von denen zwei, wegen dem Hunger die die Familie erleidet, bei Gertruds Bruder Berns leben. Gertrude legt sich auf die Lauer um ein mächtiges Alligatorenweibchen zu erlegen. Als sie schießt, trifft sie aber nicht jenes...

Retta ist die schwarze Hausangestellte der Familie Coles. Eine weise Frau mit dem „zweiten Gesicht“, welche schon als Kind in dem Haus gearbeitet hat und später den Platz ihrer Mutter einnahm. Sie nimmt heimlich Gertrudes kranke neunjährige Tochter zur Pflege auf. Sie selbst hat ihre einzige Tochter an eine Krankheit verloren und hat einen gehbehinderten Mann. Doch sie wächst in ihren Aufgaben und tritt für die Menschlichkeit ein.

Annie ist die Frau eines ehemals reichen Plantagenbesitzers, der um Erhaltung seines Status kämpft. Sie ist Besitzerin einer Näherei. Ihre zwei Töchter haben sich von der Familie gelöst und einer ihrer drei Söhne hat sich in jungen Jahren das Leben genommen. Eines Tages macht sie eine Entdeckung, die ihr die Augen öffnet. Nicht der Baumwollkäfer, der seit Jahren die Ernte zerstört ist ihr größter Feind. Nein ... der Feind ist viel näher.

Wertung: „Alligatoren“ ist Dep Spera`s erster Roman. Als Vorlagen dienten ihr die vielen Erzählungen ihrer Urgroßmutter und ihrer Großmutter. Zuvor schrieb sie Kurzgeschichten die breit veröffentlicht und mit Preisen gewürdigt wurden.

Das Buch hat drei Erzählstränge. Ein jeder wird aus der Sicht der jeweiligen Protagonistin, einer der drei Frauen, erzählt. Im Verlauf verflechten sich diese Geschichten immer enger miteinander, was auch die Zuspitzung der Spannung erkennen lässt. Die Sprache einer jeden Protagonistinnen ist ihrem sozialen Status angepasst. So fällt es dem Leser recht leicht, sich in diese Person hineinzudenken.

Das Cover spiegelt deutlich die Stimmung des Romans wieder. Die Farbe Grün steht für Hoffnung, welche sich in allen drei Frauen wiederfinden lässt. Auch der harte abwesende Blick der oben dargestellten Frau lässt auf das Leben zu der Zeit schließen. Hunger und Armut, Leid und Krankheit, aber auch Liebe und Hoffnung dominieren in dem Roman. Die drei unteren Mädchen spiegeln zwar nicht das Alter der Protagonistinnen im Buch wieder, aber ihre Harmonie miteinander, trotz verschiedener Herkunft, sind deutlich erkennbar.

Der Tittel „Alligatoren“ passt ausgezeichnet. Ein Alligatorenweibchen beschützt ihre Familie mit allen Mitteln. Auch die drei Frauen kämpfen um ihre Familien. Tun es Annie und Gertrude für ihre Kinder, so tut es Retta, die ihr einziges Kind verloren hat, für die Kinder ihrer Herrin und auch für Gertrude.

Fazit: „Alligatoren“ ist ein ganz besonderes Buch, das unter die Haut geht. Es hat sämtliche Emotionen in mir freigesetzt und wird in meinem Regal einen besonderen Platz erhalten. Ein jeder, der Bücher, wie zum Beispiel „Die Farbe Lila“, „Die Farbe von Milch“ oder auch „Kleine, große Schritte“ mit Freuden gelesen hat, sollte auch dieses Buch lesen. Aber auch alle anderen sollten dieses Prachtexemplar mal versuchen.

Veröffentlicht am 09.08.2018

Spannung pur

Das Haus der Mädchen
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Inhalt: Wegen eines Praktikums mietet Leni sich in Hamburg in einer Villa ein und lernt dort die lebensfrohe Vivien kennen. Doch diese verschwindet ganz plötzlich über Nacht. Leni wird stutzig und begibt ...

Inhalt: Wegen eines Praktikums mietet Leni sich in Hamburg in einer Villa ein und lernt dort die lebensfrohe Vivien kennen. Doch diese verschwindet ganz plötzlich über Nacht. Leni wird stutzig und begibt sich auf die Suche nach ihr.

Der Krankenpfleger Oliver ist nach seiner Spätschicht auf dem Heimweg. An einer roten Ampel steht vor ihm ein weißer Kastenwagen. Plötzlich klatscht dort eine blutige Hand an die Heckscheibe. Der Schock sitzt tief. Oliver folgt dem Wagen und das hat Folgen.

Freddy war einst ein erfolgreicher Geschäftsmann. Nun lebt er auf der Straße und wird von einem Mörder verfolgt, der ihm bestimmt nichts Gutes will. Aber Freddy hat das Verstecken satt und dreht den Spieß um. Doch seine Entdeckungen gehören zu einem größeren Ganzen.

Wertung: Andreas Winkelmann hat hier mal wieder eine spannungsgeladene Geschichte geliefert. Besonders beeindruckend war die Zusammenführung mehrerer Personen, die wenig oder gar nichts miteinander zu tun hatten. Das Schicksal eines jeden Einzelnen ist eine Geschichte für sich mit dramatischen Zügen. Den Bösewicht hat Winkelmann, wie gewohnt, psychologisch hervorgehoben. Krank, brutal und abweichend von jeglicher Norm und Richtlinie.

Von der ersten Seite an kam Spannung auf, die selten abebbte. Zum Ende hin erhöhte Winkelmann die Schlagzahl, sodass einem die Luft wegbleiben kann beim Lesen. Der Schreibstil ist einfach und schnörkellos. Also ein richtiger Pageturner.

Doch hat mir in diesem Werk der Grusel- und Ekelfaktor, den ich sonst bei Winkelmanns Büchern gewohnt bin und liebe, gefehlt. Auch gab es zwei Szenen die so vorhersehbar waren, dass ich regelrecht geschockt war. Dass Herr Winkelmann es besser kann hat er ja bereits mehrfach bewiesen. Von daher gibt es von mir „nur“ ein „sehr gut“ und kein „ausgezeichnet“.

Fazit: Es ist mir immer wieder eine Freude Bücher von diesem Autor zu lesen. Auch dieses Buch hat es wieder geschafft mich zu fesseln. Es ist nicht nur was für Hartgesottene, sondern für alle Liebhaber der Spannungsliteratur. Außerdem für alle Hamburg-Liebhaber. Man erfährt so einiges über die Stadt, Leute und Wasserläufe.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Liebe überwindet Alles

Uns gehört die Nacht
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Inhalt: Elise und Jamey können unterschiedlicher nicht sein. Elise, halb Puerto-Ricanerin, ist in einer Sozialbausiedlung in der South Bronx ohne Vater und mit einer drogenabhängigen Mutter aufgewachsen. ...

Inhalt: Elise und Jamey können unterschiedlicher nicht sein. Elise, halb Puerto-Ricanerin, ist in einer Sozialbausiedlung in der South Bronx ohne Vater und mit einer drogenabhängigen Mutter aufgewachsen. Jamey ist Yale-Student und der Erbe einer reichen Familie von Investmentbankern. Beide lernen sich in New Haven kennen und lieben. Aber, wie in „Romeo und Julia“, sind die Familien gegen diese Verbindung und setzen beide unter Druck. Das führt zu großen Spannungen in ihrer Beziehung.

Wertung: Jardine Libaire fängt in ihre ersten Roman „Uns gehört die Nacht“ das alte Thema der der Klassenunterschiede wieder auf. Wie auch Shakespeare, versucht sie die Macht der Eltern auf ihre Kinder zu verdeutlichen. Aber ... diese Geschichte hier spielt in den 1980gern. Kinder begehren auf und versuchen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Besonders Jamey wird gezwungen der Liebe wegen stark auswirkende Konsequenzen zu ziehen. Der Autorin ist es gelungen die Kluft der Klassenunterschiede in Wort und Sprache zu verdeutlichen. Somit haben die Abschnitte, in denen sie Elises Ansichten und Tagesabläufe darlegt einen anderen Klang als die von Jamey. Im Laufe ihrer Verbindung kann man beidseitig eine Anpassung auf beiden Seiten erkennen, was den Einfluss aufeinander und auch ihre Liebe zueinander verdeutlicht.

Allerdings verfängt sich die Autorin während ihrer Schilderungen auch ab und an mal in schier unnütze Darstellungen, die die Spannung beeinträchtigen und die Frage „Warum das jetzt?“ aufwerfen. Die Spannungskurve hat mehrere kleine Höhepunkte, wobei der höchste im ersten Kapitel entsteht und am Ende des Buches wieder aufgenommen wird. Somit entsteht eine Art Achterbahnfahrt der Emotionen. Dies wiederum empfand ich als sehr gelungen und war neu für mich.

Fazit: Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, erkenne ich das Cover, welches ich wirklich sehr schön finde, als unpassend und auch den Titel nicht wirklich treffend. Aber dem zum Trotze ist das Buch doch recht lesenswert und bereichert das Abteil der anspruchsvolleren, zum Nachdenken anregenden Literatur in meiner hauseigenen Bibliothek.