Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2021

Amanzi

Fever
0

Einsam, aber gemeinsam ziehen Willem Storm und sein 13jähriger Sohn Nico durch die verlassene südafrikanische Landschaft. Ein tödliches Virus hat einen großen Teil der Erdbevölkerung ausgelöscht. Und diese ...

Einsam, aber gemeinsam ziehen Willem Storm und sein 13jähriger Sohn Nico durch die verlassene südafrikanische Landschaft. Ein tödliches Virus hat einen großen Teil der Erdbevölkerung ausgelöscht. Und diese Wenigen sind meist auf sich selbst gestellt. Doch Nicos Vater hat einen Plan oder einen Traum. Er will einen Teil der Überlebenden an einem halbwegs sicheren Ort zusammenführen. Dort soll eine neue Gemeinschaft entstehen, eine neue Zivilisation, in der die Menschen eine Zuflucht und ein trotz der Umstände geordnetes und angenehmes Leben führen können. Natürlich ist aller Anfang schwer und die Gruppe um die Storms muss Rückschläge hinnehmen, doch nach und nach scheint das Ziel näherzurücken.

Der Autor, der mit seinen Kriminalromanen große Bekanntheit erlangt hat, widmet sich hier einer dystopischen Betrachtung der Menschheit nach einer niederschmetternden Katastrophe, durch die die Menschheit beinahe ausgerottet wurde. Willem Storm wirkt dabei wie eine Lichtgestalt mit seiner Vision vom Wiederaufbau einer Gesellschaft. Hat er zunächst selbst die Nachricht in die Welt gesandt, dass neue Siedler willkommen sind, so treffen neue Mitglieder später wie von selbst ein, denn der Ruf des Ortes Amanzi schallt in die weitere Umgebung. Doch damit werden auch Neider angezogen und nicht jeder träumt von einer neuen Zivilisation. Manchen ist ein gesetzloser Zustand gerade recht.

Bei dystopischen Romanen, die ein durchaus nachvollziehbares Bild von einer Zukunft nach der Katastrophe bieten, ist es häufig erschreckend, wie schnell die dünne Kruste der Zivilisation verschwindet und das Tier im Menschen zutage tritt. Da geht es nur noch um das eigene Überleben und den eigenen Vorteil, sogar die Hunde werden alsbald wieder zu Wölfen und damit zu gefährlichen Raubtieren. Doch neben den marodierenden Banden entwickeln sich auch neue Gemeinden, die allerdings einen Vorstand wie Willem brauchen, der sie zusammenhält und ihnen einen Handlungsrahmen gibt. Toll, dass Willem dabei ein sanftmütiger Mensch ist, auch wenn er die Gerichtsbarkeit deshalb an härtere Player delegieren muss. Auch wenn einige Passagen etwas zu ausführlich erscheinen, besticht der Ansatz mit der tödlichen Krankheit gerade in der heutigen Zeit und die Auflösung ist erschreckend und hoffnungsvoll zugleich.

Veröffentlicht am 29.01.2021

Berlin-Mord

Der Solist
0

Aus Frankfurt kommt der Ermittler Neuhaus nach Berlin. Er soll in einer neuen Einheit zur Terrorabwehr ein gesetzt werden. Neuhaus präsentiert sich als Einzelgänger, der seinen Kollegen eher reserviert ...

Aus Frankfurt kommt der Ermittler Neuhaus nach Berlin. Er soll in einer neuen Einheit zur Terrorabwehr ein gesetzt werden. Neuhaus präsentiert sich als Einzelgänger, der seinen Kollegen eher reserviert gegenübertritt. Nur mit seiner Kollegin Suna-Marie kommt er gleich gut klar. Neuhaus ist noch nicht richtig in Berlin angekommen, da wird er schon zu einem Mord gerufen, der möglicherweise einen terroristischen Hintergrund hat. Und bald schon kommt es zu einem weiteren Todesfall, bei dem wohl die selbe Waffe verwendet wurde. Neuhaus und seine Kollegin versuchen fieberhaft etwas über den Täter zu erfahren, insbesondere auch, um weitere Morde zu verhindern.

Mit diesem ersten Band einer Reihe betritt der eigenwillige Frankfurter Ermittler Neuhaus die Bühne. In seiner neuen Position in Berlin stolpert er gleich in eine brisante Ermittlung, die Tat könnte durchaus einen politischen Hintergrund haben. Neuhaus sieht sich selbst als Einzelgänger und von der aufgezwungenen Teamarbeit in Berlin hält er nicht viel. Zu Suna-Marie hat er allerdings gleich einen Draht und hier stehen Zusammenarbeit und Vertrauen an vorderer Stelle. Nicht so einfach ist es dagegen, das Motiv des Mörders zu entschlüsseln. Erst nach und nach verdichten sich die Hinweise in eine bestimmte Richtung.

Der Autor ist wahrscheinlich vielen von seinen Romanen um den Kommissar Marthaler bekannt. Mit „Der Solist“ startet er eine neue Reihe, mit der er gleich im ersten Fall ein sehr brisantes Thema anpackt. Dieser Fall entwickelt sich sehr überraschen, allerdings doch auf eine Art und Weise, die einen befürchten lässt, dass könnte nicht so abwegig sein. In einigen Bereichen ist dieser ansonsten spannende Roman einfach zu kurz, da wirkt es manchmal so als hätte eine Szene oder ein Hintergrund ausführlicher ausgearbeitet werden können. Dennoch hat das Buch ein Thema, das aufrütteln kann und nachdenklich macht. Am bedenklichsten stimmt dabei, dass nichts von dem Geschriebenen auch nur im Geringsten realitätsfern erscheint. Auf Neuhaus darf man sicher weiterhin gespannt sein.

Veröffentlicht am 28.01.2021

Mutter Oberin

Ein niederträchtiger Mord. Mutter Oberin Aquinas ermittelt
0

Im Jahr 1923 hat die Nonne Mutter Aquinas alles erreicht, was sie als Nonne erreichen kann. Sie ist nun schon gesetzten Alters und die Oberin des Konvents. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, auch ...

Im Jahr 1923 hat die Nonne Mutter Aquinas alles erreicht, was sie als Nonne erreichen kann. Sie ist nun schon gesetzten Alters und die Oberin des Konvents. Ein besonderes Anliegen ist es für sie, auch den Mädchen aus armen Familien ein Mindestmaß an Bildung zukommen zu lassen. Als der Fluss mal wieder Hochwasser führt, wird eine tote junge Frau ans Ufer gespült und von der älteren Nonne gefunden. Natürlich lässt sie sofort den Sergeant Patrick Cashman aus Cork herbeirufen, denn es gibt Anzeichen, dass das die Jugendliche aus offensichtlich gutem Haus keines natürlichen Todes gestorben ist.

In diesem Buch löst Mutter Aquinas ihren ersten Fall. Bei der schon etwas älteren Nonne handelt es sich um eine interessante Persönlichkeit. Ihre Vergangenheit hat sie mit guten Beziehungen ausgestattet und ihre Fürsorglichkeit gibt ihr bei ihren Schülerinnen einen guten Stand. Doch nie hätte sich die Mutter Oberin vorstellen können, sich einem Mann unterzuordnen. Lieber beschäftigt sie sich mit Gedankenspielen oder auch einem Mordfall, wenn er ihr so direkt vor die Füße gespielt wird. Warum musste die junge Frau sterben? Ein wenig möchte sich Mutter Aquinas auch mit dem Sergeant messen, den meist ist sie die Schlauere. Doch häufig wandern ihre Gedanken in die Vergangenheit.

Bei Mutter Aquinas handelt es sich um eine wahrhaft sympathische und außergewöhnliche neue Ermittlerin, die ein ebenso sympathisches Team um sich geschart hat. Im Jahr 1923 ist das Leben für die armen Leute nicht einfach, aber auch das der Reichen ändert sich. Und auch die Frauen beginnen sich neue Chancen zu erschließen. Dieses spannende, manchmal düstere Setting wird lebendig beschrieben. Und das Rätsel um den Tod der jungen Schönheit ist nicht leicht zu lösen. Wie gut, dass Mutter Aquinas sich auskennt und sich auf ihr Gedächtnis verlassen kann. Auch wenn man als Leser vielleicht in einem Punkt früh eine Ahnung hat, so bereitet dieser Ausflug in das Irland des frühen zwanzigsten Jahrhundert fesselnde Lesestunden, vor allem auch, weil die Lebenssituation der Menschen zu dieser Zeit so authentisch beschrieben wird.

Veröffentlicht am 27.01.2021

Hochzeitsturbulenz

Cool im Pool
0

Loretta Luchs steckt mitten in den Vorbereitungen zu Dianas Hochzeit. Sie soll ein Kleid anziehen, das passt doch nicht zu ihr. Doch dann taucht Diana völlig aufgelöst in ihrer alten Heimat auf und will ...

Loretta Luchs steckt mitten in den Vorbereitungen zu Dianas Hochzeit. Sie soll ein Kleid anziehen, das passt doch nicht zu ihr. Doch dann taucht Diana völlig aufgelöst in ihrer alten Heimat auf und will die Hochzeit mit ihrem Verlobten absagen und nicht mal mehr mit ihm sprechen. Irgendwie findet auch Loretta keinen richtigen Zugang zu Diana, aber die Truppe der Freunde kann helfen. Und so soll es eine Verpartnerung zwischen Okko und Diana geben, zu der auch Dianas Vater mit seinem Lebensgefährten anreist. Und dann gibt es wieder die typischen Loretta Verwicklungen, die in einen Kriminalfall münden.

Nunmehr schon zum sechsten Mal teilen wir die Erlebnisse von Loretta Luchs und ihren Freunden, wobei die nach Norddeutschland entfleuchte Diana zu einem Auftritt kommt. Ihr Besuch gestaltet sich erst anders als erwartet, sie ist wirklich etwas derangiert. Zum Glück fängt sie sich und schon bald gibt es wieder eine Ermittlung für Loretta. Man könnte fast meinen, Kommissarin Küppers hätte Lorettas detektivische Fähigkeiten akzeptiert, zumindest steht sie kurz davor. Denn mit Ideenreichtum und Forschheit schafft es Loretta doch immer wieder, der Polizei um eine Nasenlänge voraus zu sein.

Nachdem es im vorigen Fall tatsächlich gefährlich wurde, bekommt es die Loretta-Gang hier mit der Hochzeitspanik Dianas zu tun. Da gilt es die nervöse Braut wieder zu beruhigen und vor nicht den, sondern einen Altar zu bringen. Eine ganze Weile vergeht bis so eine Art Fall am Horizont auftaucht. Die Grundstimmung dieses Cozy Crime ist wesentlich entspannter und der Ruhrpott-Flair kommt bestens zur Geltung. Die gewitzte Loretta schafft es, ihre beste Freundin unter eine Art Haube zu bringen und deren Vater aus einer unangenehmen Beziehung zu retten. Das Ganze ist vergnüglich aufbereitet und sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Um die Welt

Teori
0

Im Jahr 1773 startet die zweiter Forschungsreise von James Cook. Mit an Bord ist der erst 17jährige Georg Forster als Assistent seines Vaters Reinhold, der einen wissenschaftlichen Bericht über die Reise ...

Im Jahr 1773 startet die zweiter Forschungsreise von James Cook. Mit an Bord ist der erst 17jährige Georg Forster als Assistent seines Vaters Reinhold, der einen wissenschaftlichen Bericht über die Reise verfassen soll. Georg ist Feuer und Flamme, schon einmal durfte er mit dem Vater Russland bereisen und wieder will er die Welt sehen. Dabei ist seine Sicht auf die Dinge durchaus anders als die seines Vaters. Das Leben auf See ist allerdings nicht ganz einfach, wie Georg bald feststellen muss. Manche der Matrosen haben eine recht nachlässige Einstellung zum Leben und George selbst macht die Seekrankheit zu schaffen.

Der Chronist, mit dessen Sicht die Handlung umrahmt ist, trifft Georg Forster im Jahr 1794 in Paris. Dort fordert die Revolution ihre Opfer. Gerade nach Paris ist Forster geflohen. Seine Erinnerung an die Reise in den Reihen von James Cook ist aber noch sehr lebendig. Und so erzählt er wie die Zeit damals erlebt hat. Die Querelen des Sohnes mit dem Vater, welcher hin und wieder ein überhebliches Verhalten an den Tag legt. Cook erscheint dagegen als Vorbild, weil er doch meistens ruhig bleibt. Auch unter den Reisegenossen finden sich einige, mit denen Georg sich gut austauschen kann.

Bei Georg Forster handelt es sich um eine historische Person, die tatsächlich an der zweiten Fahrt Richtung Südsee von James Cook teilnahm. In diesem Roman lässt der Autor hauptsächlich den jungen Forster zu Wort kommen, der trotz seiner Jugendlichkeit manchmal fast lebensweise wirkt. Er beobachtet und denkt sich sein Teil zum einen, zum anderen kommt auch sein Hunger nach Leben zum Ausdruck, seine Neugier und seine Wissbegier. Damit schafft es der Autor, Bilder zu zeichnen, die das Gefühl vermitteln, so könnte es gewesen sein. Ein Reisebericht, der keinesfalls trocken ist, nein, man merkt, es waren Menschen, die reisten und Menschen wurden aufgesucht.