Profilbild von wampy

wampy

Lesejury Star
offline

wampy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wampy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2024

Ein faszinierender historischer Kriminalroman

Der Teufel von Tempelhof
0

Buchmeinung zu Susanne Goga – »Der Teufel von Tempelhof«

»Der Teufel von Tempelhof« ist ein Kriminalroman von Susanne Goga, der 2024 bei dtv erschienen ist. Dies ist der neunte Band in der Serie um den ...

Buchmeinung zu Susanne Goga – »Der Teufel von Tempelhof«

»Der Teufel von Tempelhof« ist ein Kriminalroman von Susanne Goga, der 2024 bei dtv erschienen ist. Dies ist der neunte Band in der Serie um den Berliner Kommissar Leo Wechsler.

Zum Autor:
Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler hat sie mehrere historische Romane veröffentlicht und wurde mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Goldenen HOMER für ›Mord in Babelsberg‹ und dem Silbernen HOMER für ›Nachts am Askanischen Platz‹.

Zum Inhalt:
Februar 1929: Neben einem Mord an einem Arzt geht es um die Flucht einer Jugendlichen aus einer kirchlichen Anstalt und Verbrechen an jungen Frauen in der Vorkriegszeit. Aber auch politische und gesellschaftliche Entwicklungen spielen eine Rolle.

Meine Meinung:
Ich habe schon Bücher dieser Serie gelesen und bin zum bekennenden Fan avanciert. Auch der neue Band hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Neben einem spannenden Kriminalfall um einen ermordeten Arzt werden aktuelle Entwicklungen aus dem Umfeld Leo Wechslers geschildert. Da sind sein schwuler Assistent oder ein aus einer Erziehungsanstalt geflohenes Mädchen, mit denen es der empathische Kommissar zu tun bekommt. Leo Wechsler versucht sich zu kümmern, aber vorrangig ist er ein Ermittler, der hartnäckig die Spuren verfolgt. Er entdeckt Hinweise auf nahezu unglaubliche Taten, die in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg passiert sind und die mich sprachlos gemacht haben. Man kann kaum glauben, welche Taten von Ärzten im angeblichen Namen der Wissenschaft begangen wurden. Die Behandlung und Verknüpfung dieser Themen in einem Krimi sind einfach großes Kino. Die Figuren sind interessant mit etlichen Grautönen gezeichnet, die historischen Beschreibungen sind eindringlich und akkurat gehalten und der Fall überrascht mit einigen überraschenden Wendungen. Selbstverständlich ist die Auflösung umfassend und nachvollziehbar. Der Leser fiebert mit den Figuren mit, aber nicht für alle geht es gut aus. Beeindruckend ist für mich, welche Spannung auch von den nicht fallrelevanten Szenen ausgeht. Mir hat der Roman fesselnde Lesestunden beschert und ich fiebere dem nächsten Band entgegen.

Fazit:
Ein beeindruckender Kriminalroman aus dem Berlin zur Zeit der Weimarer Republik, der mit Handlung, Atmosphäre, Figurenzeichnung und historischer Genauigkeit keine Wünsche offen lässt. Deshalb bewerte ich diesen Titel mit der Maximalwertung von fünf Sternen (100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein Meisterwerk der eher leisen Töne

Hitze
0

Buchmeinung zu Jane Harper – »Hitze«

»Hitze« ist ein Kriminalroman von Jane Harper, der 2016 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann erschienen ist. Der Titel ...

Buchmeinung zu Jane Harper – »Hitze«

»Hitze« ist ein Kriminalroman von Jane Harper, der 2016 bei Rowohlt Taschenbuch in der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann erschienen ist. Der Titel der australischen Originalausgabe lautet »The Dry« und ist 2016 erschienen.

Zum Autor:
Jane Harper wurde 1980 in Manchester geboren, lebt aber schon lange in Melbourne, Australien. Sie war Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Thrillern begann. Gleich mit ihrem Debütroman »Hitze« gewann sie neben zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen Krimipreis, den »Gold Dagger«

Zum Inhalt:
Aaron Falk kehrt nach zwanzig Jahren zum ersten Mal nach Kiewarra zurück – zur Beerdigung seines Jugendfreundes Luke, der sich und seine Familie getötet haben soll. Bald brechen alte Wunden wieder auf und die trockene Hitze hat die Kleinstadt im Griff.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist sicherlich kein Thriller sondern eher ein Spannungsroman. Schon der Prolog hat mich mit seiner ungewöhnlichen Sichtweise gefesselt. Aaron Falk ist Ermittler bei der Finanzbehörde und kehrt auf Bitte von Lukes Eltern an den Ort zurück, den er vor zwanzig Jahren fluchtartig verlassen hat. Die Eltern glauben nicht an den erweiterten Selbstmord ihres Sohnes und bitten Aaron um seine Einschätzung. Aaron findet unterstützt vom Dorfpolizisten Sergeant Raco einige Ungereimtheiten und ermittelt weiter. Neben dem aktuellen Todesfällen spielt der ungeklärte Todesfall einer Jugendlichen aus der damaligen Clique von Aaron und Luke eine wesentliche Rolle. Aaron wirkt hartnäckig und sympathisch, auch wenn seine Rolle in dem damaligen Todesfall Fragen aufwirft. Einige Bewohner Kiewarras halten ihn immer noch für schuldig am Tod der Jugendlichen.
Die Anzahl der beteiligten Figuren ist übersichtlich und alle Figuren sind komplex und glaubwürdig gezeichnet. Die Hitze setzt allen zu und für Aaron wird es bedrohlich. Er kommt in beiden Fällen nur langsam voran, bleibt aber am Ball. Die Autorin zeichnet ein faszinierendes Bild der Kleinstadt und ihrer Bewohner. Sie nimmt sich Zeit für ausführliche Beschreibungen und doch bleibt die Spannung auf hohem Niveau erhalten. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und beide Fälle werden vollständig und nachvollziehbar aufgeklärt.

Fazit:
Der Spannungsroman punktet mit seiner Figurenzeichnung und dem intelligent und überraschend gestalteten Plot. Mich hat der Roman gefesselt und blendend unterhalten. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2024

Überraschend komplex

Keine Seele weint um mich
0

Buchmeinung zu Nina Ohlandt – »Keine Seele weint um mich«

»Keine Seele weint um mich« ist ein Kriminalroman von Nina Ohlandt, der 2017 bei beTHRILLED erschienen ist. Dies ist der zweite Teil der Jahreszeitenreihe.

Zum ...

Buchmeinung zu Nina Ohlandt – »Keine Seele weint um mich«

»Keine Seele weint um mich« ist ein Kriminalroman von Nina Ohlandt, der 2017 bei beTHRILLED erschienen ist. Dies ist der zweite Teil der Jahreszeitenreihe.

Zum Autor:
Nina Ohlandt wurde 1952 in Wuppertal geboren, wuchs in Karlsruhe auf und machte in Paris eine Ausbildung zur Sprachlehrerin, daneben schrieb sie ihr erstes Kinderbuch. Später arbeitete sie als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Marktforscherin, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren. Nina Ohlandt verstarb im Dezember 2020.

Zum Inhalt:
Karfreitag wird an der Flensburger Förde eine Tote im Kostüm einer Meerjungfrau gefunden: Julia Rixen aus Sylt. Kommissar John Benthien und sein Team nehmen die Ermittlungen auf.

Meine Meinung:
Auch bei diesem Kurzkrimi war ich über die komplexe Handlung erstaunt, obwohl dieser Titel gerade einmal 150 Seiten umfasst. John Benthien und sein Team wirken kompetent und sympathisch, während man dies vom Opfer nicht sagen kann. Je länger die Polizisten ermitteln, desto mehr werden unschöne Eigenschaften des Opfers aufgedeckt und desto größer wird die Liste der Verdächtigen. Die Ermittlungen schreiten voran und es bleibt spannend. Es bleibt Raum für Nebenhandlungen und für eine atmosphärische Beschreibung Sylts. Die Sprache ist auf den Punkt gesetzt und wahrt das Gleichgewicht zwischen Haupt- und Nebenhandlung. Auf härtere Passagen folgen humorvolle Sequenzen, die das Grauen erträglicher machen. Gegen Ende steigt die Spannung noch einmal zu einem kleinen, aber feinen Showdown. Die Auflösung ist vollständig und überzeugend.

Fazit:
Ein Kurzkrimi, der mich mit Handlung und Figuren überzeugt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2024

Ein großartiger Plot mit seltsam leblosen Figuren

Mayfair House
0

Buchmeinung zu Alex Hay – »Mayfair House«

»Mayfair House« ist ein Roman von Alex Hay, der 2024 im Insel Verlag in der Übersetzung von Regina Rawlinson erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe ...

Buchmeinung zu Alex Hay – »Mayfair House«

»Mayfair House« ist ein Roman von Alex Hay, der 2024 im Insel Verlag in der Übersetzung von Regina Rawlinson erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Housekeepers« und ist 2023 erschienen.

Zum Autor:
Alex Hay ist in Cambridge und Cardiff aufgewachsen, studierte Geschichte an der Universität von York und schrieb seine Dissertation über weibliche Macht an den königlichen Höfen. Er hat für britische Zeitschriften und im Wohltätigkeitssektor gearbeitet und lebt mit seinem Mann im Südosten Londons.

Zum Inhalt:
Während eines riesigen Kostümballs will Mrs. King mit ihren Komplizen die Villa ausrauben, in der gefeiert wird. Wird das kühne Unterfangen gelingen?

Meine Meinung:
In diesem Buch sind nahezu alle Zutaten für eine große Geschichte enthalten. Der Plot ist ausgeklügelt und lässt kaum Wünsche offen, viktorianisches Flair ist reichlich vorhanden und ein wenig Sozialkritik ist auch enthalten. Die Hauptfiguren sind fast durch die Bank starke Frauen, die wissen, was sie tun. Mrs. King ist ein Organisationsgenie und ihr Plan ist einfach großartig. Natürlich gibt es auch überraschende Störungen, aber die Damen haben alles im Griff. Die Geschichte wird chronologisch erzählt mit dem Showdown zum Tage des Raubs. Danach gibt es noch eine kurze Nachbetrachtung. Und doch fehlte mir eine wesentliche Zutat – die lebendigen Figuren. Meine Lieblingsfiguren waren die artistischen Zwillinge, mit den ich mitfiebern konnte. Fast alle anderen Figuren blieben mir fremd und wirkten auf mich eher leblos. Sie konnten mich nicht mitnehmen.

Fazit:
Ein großartiger Plot, aber fast alle Figuren blieben mir fremd. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.02.2024

Spannender und harter Thriller im Geheimdienstmilieu

Oxen. Pilgrim
0

Buchmeinung zu Jens Henrik Jensen – »Oxen. Pilgrim«

»Oxen. Pilgrim« ist ein Kriminalroman von Jens Henrik Jensen, der 2024 bei dtv in der Übersetzung von Friederike Buchinger und Ricarda Essrich erschienen ...

Buchmeinung zu Jens Henrik Jensen – »Oxen. Pilgrim«

»Oxen. Pilgrim« ist ein Kriminalroman von Jens Henrik Jensen, der 2024 bei dtv in der Übersetzung von Friederike Buchinger und Ricarda Essrich erschienen ist. Der Titel der dänischen Originalausgabe lautet »Pilgrim« und ist 2023 erschienen. Dies ist der sechste Band der Reihe um den ehemaligen Elitesoldaten Niels Oxen.

Zum Autor:
Jens Henrik Jensen wurde 1963 in Søvind, Dänemark, geboren. Er hat 25 Jahre als Journalist gearbeitet und war in verschiedenen Funktionen, u. a. als Redakteur und Ressortleiter, für die Tageszeitung ›JydskeVestkysten‹ tätig. Seit 2015 widmet er sich ganz dem Schreiben von Büchern. Er lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen in seiner Heimatstadt.

Zum Inhalt:
Einerseits sind Franck, Oxen und Finnsen immer noch auf der Suche nach den Veteranenmördern, werden aber immer wieder ausgebremst. Andererseits unterstützen Franck und Oxen ihren ehemaligen Chef Moosman bei der Vorbereitung und Durchführung einer Dokumentenübergabe, die den Nachweis für massiven Finanzbetrug prominenter und reicher Dänen liefern soll. Dies ist aber nur der Auftakt für die kommenden Ereignisse, in denen höhere Interessen eine wesentliche Rolle spielen.

Meine Meinung:
Die vier Hauptfiguren Niels Oxen, Margarethe Franck, Sally Finnsen und Axel Moosman stehen im Mittelpunkt dieses düsteren Thrillers aus dem Geheimdienstmilieu. Sie kennen sich schon lange und vertrauen einander blind, aber dieses Vertrauen bekommt Risse. Sally ist einfache Polizistin, während die übrigen drei Figuren sich in der Welt der Geheimdienste bewegt haben. Sie bekommen es mit mächtigen Gegnern zu tun, für die ein Menschenleben wenig zählt.
Meist wird die Geschichte aus der Sicht einer der vier Hauptfiguren erzählt, aber auch andere Perspektiven kommen vor. Dadurch weiß der Leser in mancherlei Hinsicht mehr als die agierenden Figuren und zusätzlich wird die Sympathie für die unterlegene Seite gestärkt. Während Finnsen, Franck und Oxen in der Regel positiv gezeichnet sind, agiert Moosman mit einem deutlichen Grauschleier, weil auch er höhere Interessen im Auge hat. Ihre Gegenspieler agieren sehr professionell und mit viel Geschick. Wenn es möglich ist, bleiben sie im Hintergrund und versuchen möglichst wenig Aufsehen zu erzeugen. Sie sind in der Kunst der Manipulation Meister. Aber auch Oxen und seine Mitstreiter üben sich in der Kunst der Irreführung des Gegners.
Die Sprache ist oft sehr nüchtern und entspricht der Zielorientierung der Figuren. Trotzdem ist die Spannung von Anfang an gegeben und steigert sich kontinuierlich. Actionelemente sind überraschend wenig vorhanden und der Autor spielt auch mit dem möglichen Eintreten der Action, die dann aber ausbleibt. Der Thrill und die Gänsehaut sind aber spürbar. Für mich ist Moosman der Held der Geschichte, der überlegt und gekonnt seine Interessen verfolgt. Einen düsteren Anstrich bekommt die Handlung durch die Gedanken an die Idee, dass der Zweck nahezu jedes Mittel rechtfertigt. Mir hat der Titel sehr gut gefallen, weil es immer wieder überraschende Wendungen gibt und ich nicht ahnte, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln.

Fazit:
Ein spannender und harter Thriller im Geheimdienstmilieu, der mit einem komplexen Plot und der Figur Moosman und den kompetenten Gegenspielern punktet. Bei anderen Figuren ist in der Figurenzeichnung noch deutlich Luft nach oben. Deshalb bewerte ich den Titel mit sehr guten vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere