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Veröffentlicht am 09.02.2024

Da wäre mehr drin gewesen

Die Burg
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Ursula Poznanski steht für futuristische Thriller, in „Die Burg“ widmet sie sich einer KI, die einen Escape-Room-Komplex steuern soll. Das fröhliche Rätsellösen hält natürlich nicht lange an, bald ist ...

Ursula Poznanski steht für futuristische Thriller, in „Die Burg“ widmet sie sich einer KI, die einen Escape-Room-Komplex steuern soll. Das fröhliche Rätsellösen hält natürlich nicht lange an, bald ist der Ausgang versperrt und die KI entwickelt ein Eigenleben.

Escape-Room-Betreiber Maxim erhält ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann: in einer kleinen Gruppe darf er beim Testlauf eines KI-gesteuerten Escape-Rooms dabei sein. Location ist eine alte Burg, deren unterirdische Gänge mit modernster Technik ausgestattet wurden. Die KI generiert für jede Besuchergruppe die gewünschte Story und bringt passende Szenen und gruselige Gestalten auf die an Wänden und Decke angebrachten LED-Monitore. Nacheinander müssen die Rätsel-Räume gelöst werden, bis am Ende die Freiheit winkt. Die Gestaltung der Räume gaukelt den Spielern verschiedenste Umgebungen vor, zusätzlich kann die KI die Temperatur steuern und mit Geruchsstoffen arbeiten.

Die Beschreibung der verschiedenen Szenarien in den Räumen ist sehr kreativ und wirklich gut gelungen und auch der Einstieg in die Geschichte und die ersten Geschehnisse nach dem Eingeschlossen werden fand ich sehr spannend. Irgendwann wiederholt sich dann aber das Konzept, und der Spannungsbogen flacht deutlich ab, während die Protagonisten von Raum zu Raum irren. Die Möglichkeiten der KI, den Menschen zu schaden sind natürlich begrenzt, das schmälert den Gruselfaktor dann auch ein wenig. Mir hätte es besser gefallen, wenn das noch mehr ausgereizt worden wäre, aber das ist mein eigener Geschmack und das Buch ja letztendlich kein Horror-Thriller.

Ein paar Mal konnte mich die KI an der Nase herumführen, dieser Part ist für mich der stärkste am Buch. Man merkt wie viele Gedanken sich Ursula Poznanski dazu gemacht hat und wie unbewusst es uns oft ist, wie vernetzt unsere Umgebung eigentlich ist und welche Möglichkeiten eine KI in einer solchen Situation hätte. Wobei mir die KI im Buch an manchen Stellen mit dem vielen kichern und lachen dann wieder zu sehr drüber war und das Potential sie zu fürchten gleich wieder vergeben hat.

Fazit
Nach einem vielversprechenden Beginn leider recht zäh. Am ehesten empfehlenswert für Einsteiger ins Thriller-Genre. Brutalität und das Gewaltlevel halten sich in Grenzen, aber leider irgendwie auch die Spannung.

Veröffentlicht am 09.02.2024

Eine Erzählung vom Leben nach der Apokalypse

Anna
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Im Jahr 2016 brach in Belgien die „Rote Seuche“ aus, vier Jahre später hat der Virus wohl alle Erwachsenen getötet. Kinder scheinen immun zu sein, bis sie in die Pubertät kommen und dann ebenfalls an der ...

Im Jahr 2016 brach in Belgien die „Rote Seuche“ aus, vier Jahre später hat der Virus wohl alle Erwachsenen getötet. Kinder scheinen immun zu sein, bis sie in die Pubertät kommen und dann ebenfalls an der tödlichen Seuche erkranken. Auf Sizilien kümmert sich die dreizehnjährige Anna um ihren kleinen Bruder, besorgt Nahrung und Medikamente und versucht ihn so gut wie möglich vor allen Gefahren zu schützen.

Ammanati wirft den Leser mitten in die Geschichte hinein und reißt ihn am Ende auch wieder heraus, ohne die Erzählung zu beenden. Ich bin eigentlich kein Freund von offenen Enden, hier hat es mir aber sehr gut gefallen. Wobei Anfang und Ende auch die stärksten Parts der Geschichte sind, im Mittelteil hatte mich der Autor kurz etwas verloren, da ließ er mich mit ein paar Ereignissen, die ich nicht ganz deuten konnte, etwas ratlos zurück.

Die Handlung verläuft meist ruhig, die Geschichte ist oft sehr beklemmend und atmosphärisch gut geschrieben. Ammanati beschreibt schonungslos und ungeschönt eine gnadenlose Welt, ohne Rücksicht auf das niedrige Alter seiner Protagonisten. Beim Lesen muss man da schon einiges wegstecken. Trotz des jungen Alters der Protagonisten ist das eindeutig kein Jugendbuch.

Fazit
Eine düstere Geschichte, die einen kurzen Einblick in das Leben in einer postapokalyptischen Welt gibt. Ich fand das Buch gerade wegen seiner ruhigen und ungeschönten Erzählweise sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 08.02.2024

Das Leben einer armen Familie in Korea

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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Cho Nam-Joo bleibt sich bei dem worüber sie schreibt treu. Gewohnt nüchtern erzählt sie die Geschichte armer Menschen, thematisiert die Benachteiligung der Frauen und beschreibt, wie die Menschen sich ...

Cho Nam-Joo bleibt sich bei dem worüber sie schreibt treu. Gewohnt nüchtern erzählt sie die Geschichte armer Menschen, thematisiert die Benachteiligung der Frauen und beschreibt, wie die Menschen sich gesellschaftlichen Erwartungen und Druck unterordnen und dadurch selbst auf der Strecke bleiben. Sie wirft einen genauen Blick auf die südkoreanische Gesellschaft und legt den Finger tief in die Wunde, wobei mit Hinblick auf das Alter des Buches natürlich die Frage bleibt, ob sich inzwischen an manchen Stellen zumindest ein kleiner Wandel ergeben hat. Es wäre den Menschen sehr zu wünschen.

Mit ihrer Umsetzung konnte mich die Autorin diesmal allerdings nicht zu 100% abholen. Sie springt für meinen Geschmack etwas zu abrupt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und beschreibt einige groteske Situationen die ich nicht wirklich einordnen konnte. Zusätzlich wird es an manchen Stellen unnötig derb, darauf hätte ich verzichten können. Irgendwann fiel es mir auch schwer mit Manis Familie nur Mitleid zu empfinden, wegen ihrer Antriebslosigkeit schlicht sich bei mir auch ein leichter Ärger und etwas Unverständnis ein.

Cho Nam-Joo erzählt schonungslos eine Geschichte über gescheiterte Lebensentwürfe und Armut. Für mich persönlich war es nicht der beste Roman der Autorin, „Kim Jiyoung, geboren 1982“ konnte mich deutlich mehr abholen. Lasst euch davon aber nicht abhalten, wenn euch „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ interessiert, dann gebt dem Buch eine Chance!

Veröffentlicht am 02.02.2024

Ein toller und sehr verständlicher Einblick

Sind wir allein im Universum?
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Lisa Kaltenegger ist eine vielfach ausgezeichnete Astronomin und Astrophysikerin, ihr Forschungsgebiet umfasst schon seit Jahren die Suche und Erforschung von erdähnlichen Planeten.

Anders als der Titel ...

Lisa Kaltenegger ist eine vielfach ausgezeichnete Astronomin und Astrophysikerin, ihr Forschungsgebiet umfasst schon seit Jahren die Suche und Erforschung von erdähnlichen Planeten.

Anders als der Titel es vermuten lässt, beschäftigt sie sich in ihrem Buch nicht alleine mit der Frage, ob wir allein im Universum sind. Die Autorin kombiniert geschickt Grundlagen der Astrologie und Astrophysik mit dem aktuellsten Stand der Forschung. So stellt sie die Planeten unseres Sonnensystems kurz vor, erklärt wie sich Himmelskörper bewegen, zeigt Methoden wie Planeten und Sterne entdeckt werden können und vieles mehr.

Die Inhalte sind dabei sehr angenehm in kurze Abschnitte gegliedert, dadurch fühlt man sich nicht erschlagen und kann bei Bedarf auch mal nur Häppchenweise Lesen. Die anspruchsvollen Inhalte sind verständlich erklärt, ergänzt werden die Texte durch Grafiken, die auch komplexe Zusammenhänge super darstellen.

Fazit
Ein anspruchsvolles Thema, super verständlich aufbereitet und erklärt! Mit hat der Einblick in die Welt der Astronomie sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 02.02.2024

Kurzweilig und sehr interessant

Fake History – Hartnäckige Mythen aus der Geschichte
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Viele geschichtliche Anekdoten, wie Maria-Antoinettes berühmter Satz „Dann sollen sie doch Kuchen essen“ oder dass Hitler die Autobahn „erfand“, sind so nie passiert. 101 dieser hartnäckigen Mythen nimmt ...

Viele geschichtliche Anekdoten, wie Maria-Antoinettes berühmter Satz „Dann sollen sie doch Kuchen essen“ oder dass Hitler die Autobahn „erfand“, sind so nie passiert. 101 dieser hartnäckigen Mythen nimmt die Historikerin Jo Hedwig Teeuwisse in ihrem Buch unter die Lupe.

Ein paar der Geschichten kannte ich bereits und war ich überrascht, dass sie gar nicht wahr sind. Die meisten Mythen waren mir aber bisher unbekannt und überwiegend sehr interessant zu lesen. Wobei auch ein einzelne Kapitel ohne richtige geschichtliche Relevanz enthalten sind, z.B. über einen Hund der angeblich für die Ermordung einer Katze im Gefängnis landete.

Mit einer Länge von zwei bis vier Seiten sind die Kapitel schnell gelesen. Zuerst wird die falsche Behauptung kurz erklärt, manchmal auch mit einem Foto ergänzt, danach wird der Mythos wiederlegt und oft auch erklärt, wie er überhaupt entstanden ist. Geschrieben ist das Buch in lockerem Plauderton und lässt sich sehr entspannt lesen.

Schade fand ich, dass die Geschichten nicht chronologisch sortiert sind, mir hat eine Gliederung nach zeitlichen Epochen irgendwie gefehlt. Bei manchen Kapiteln ist auch etwas viel Gerede abseits des Themas vorhanden, auf das hätte ich verzichten können.

Fazit
Ein sehr interessantes Buch, das man gerne immer mal wieder zum Schmökern zur Hand nimmt. Zeitlich ist von den alten Ägyptern bis in unser Zeitalter hinein alles enthalten, da ist eigentlich für jeden etwas dabei. Eine Empfehlung für alle die ihr geschichtliches Halbwissen aufpolieren wollen.