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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Großartig

Space Girls
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Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die ...

Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die Flucht von Juni und ihrer Mutter vor den Nazis und wie ihr Weg sie in die USA führt. Dort beginnt Junis Leidenschaft fürs Fliegen. Auf ihrem Weg begegnen ihr dabei jede Menge historische Figuren: die Frauen der “Mercury 13”, Astronaut John Glenn oder der Raketenwissenschaftler Wernher von Braun. Die Mischung aus Fakten und Fiktion gelingt Nielsen großartig, die historischen Figuren sind sehr glaubwürdig in die Geschichte eingeflochten. Die Geschichte wird durch Passagen ergänzt die den Flug der Apollo 11 zum Mond beschreiben, Nielsen hat dafür die historischen Gesprächsaufzeichnungen verwendet. Diese Faktentreue und die Kombination der Erzählstränge fand ich großartig! An mancher Stelle hätte ich mir aber gewünscht am Kapitelbeginn zu erfahren in welchem Jahr wir uns gerade befinden.

Neben der Geschichte der “Mercury 13” steht im Roman auch die damalige Stellung der Frauen im Fokus. Weibliche Pilotinnen waren unüblich und entsprechend groß die Vorurteile ihnen gegenüber. Trotzdem ließen sie sich nicht unterkriegen und kämpften für ihren Traumberuf und um Anerkennung. Ein großes Lob kann ich auch für die Protagonisten aussprechen, die Autorin schafft es ihnen Leben einzuhauchen und sie greifbar zu machen.

Fazit
Ein großartiges Buch, das mehr Aufmerksamkeit verdient! Maiken Nielsen erzählt eine Geschichte über mutige Frauen bei der man auch viel über die Gesellschaft im Amerika der 50er und 60er Jahre erfährt.

Veröffentlicht am 30.07.2021

Spannend geschrieben aber ausbaufähiger Plot

Die Verlorenen
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Ich kannte und schätzte bereits Becketts Buchreihe um den Forensiker David Hunter, daher habe ich seiner neuen Reihe mit Spannung und großen Erwartungen entgegengesehen. Becketts Stil ist unverändert großartig. ...

Ich kannte und schätzte bereits Becketts Buchreihe um den Forensiker David Hunter, daher habe ich seiner neuen Reihe mit Spannung und großen Erwartungen entgegengesehen. Becketts Stil ist unverändert großartig. Bereits nach wenigen Seiten zog mich die Geschichte in ihren Bann und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Simon Beckett schafft es so realistisch zu schreiben, dass man in das Buch hineingesogen wird, dabei baut er eine atmosphärische Spannung auf die einem Gänsehaut beschert.

Leider folgt nun das große aber…
Die Geschichte ist sehr komplex konzipiert und insgesamt zu vollgepackt. Beckett tut sich dann am Ende auch schwer alle Zusammenhänge in einen sinnvollen Kontext zu setzen. Die Auflösung des Falls konnte mich so gar nicht überzeugen, einiges war vorhersehbar und bei weitem nicht alles logisch.

Auch mit der Berufswahl hat Beckett seinem Protagonisten keinen Gefallen getan. Dass Jonah Colley ein top ausgebildetes Mitglied einer Spezialeinheit sein soll konnte ich an vielen Stellen nicht glauben. Er macht in den meisten Situationen keine gute Figur, ist leichtgläubig und durchschaut selbst einfachste Täuschungen nicht. Mit einem anderen Beruf wäre er glaubwürdiger gewesen.

Fazit
Wer noch kein Buch von Simon Beckett kennt, der sollte mit der David-Hunter-Reihe anfangen, dort zeigt Beckett sein volles können. Dem Folgeband werde ich trotzdem eine Chance geben, weil Becketts Schreibstil absolut fesselnd ist und ich ja weiß, dass er auch großartige Plots schreiben kann.

Veröffentlicht am 22.07.2021

Ein kleiner Einblick in die Vergangenheit

Die Gespenster von Demmin
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Gleich vorneweg: man darf hier keinen historischen Roman erwarten, dafür bieten die 240 Seiten nicht ausreichend Platz. Es ist eine Coming-of-Age in der immer wieder auf die historischen Geschehnisse in ...

Gleich vorneweg: man darf hier keinen historischen Roman erwarten, dafür bieten die 240 Seiten nicht ausreichend Platz. Es ist eine Coming-of-Age in der immer wieder auf die historischen Geschehnisse in Demmin Bezug genommen wird.

Die Geschichte ist Großteils aus Sicht von Larry erzählt. Die Teenagerin ist gelangweilt von ihrer Heimatstadt und genervt von den wechselnden Lebensgefährten ihrer Mutter. Für ihren Traum Kriegsreporterin zu werden trainiert sie an ihre Grenzen zu gehen, hängt kopfüber vom Baum oder hält ihr Hände in eiskaltes Wasser. Zwischendrin jobbt sie auf dem Friedhof und schlägt sich mit ganz normalen Teenagerproblemen herum. Die 15-jährige fand ich gut getroffen, phantasievoll und munter schlägt sie sich durchs Leben, ihr leichter Hang zu schwarzem Humor lockert den Roman immer wieder auf.

Der zweite und deutlich kürzere Erzählstrang gehört Larrys betagter Nachbarin, Frau Dohlberg. Immer öfter will der Körper ihr nicht mehr gehorchen und nun steht der Umzug ins Altenheim an. Beim Aussortieren ihrer Besitztümer kommen immer wieder Erinnerungen hoch. Die junge Verwandtschaft kann nicht verstehen was diese Dinge für sie bedeuten und die alte Dame will von sich aus nicht darüber sprechen welche Ereignisse sie mit ganz alltäglichen Dingen wie einem Laken, dem Keller des Hauses oder einem Nadelkissen verbindet. Der Leser erfährt es durch ihre Erinnerungen dennoch nach und nach. Neben Frau Dohlberg hat die Autorin noch weitere Figuren die das Kriegsende und die Selbstmorde in Demmin miterlebt haben in die Geschichte eingeflochten. Auch sie tragen die Geschichten hinter ihren Narben und körperlichen Beeinträchtigungen in ihrem Inneren.

Trotz des schweren Themas liest sich die Geschichte sehr leicht, was vor allem daran liegt, dass der Großteil der Geschichte aus der unbeschwerten Sicht von Larry erzählt ist. Ich würde den Roman als Coming-of-Age Geschichte einordnen. Der historische Massensuizid schwebt dabei über der Stadt, mal ist er präsent, mal rückt er in den Hintergrund. Tiefe historische Exkurse unternimmt die Autorin dabei aber nicht, was ich für ein Jugendbuch absolut in Ordnung finde. Ein Nachwort mit ein paar Worten zu dem geschichtlichen Hintergrund auf dem der Roman basiert hätte ich mir dennoch gewünscht.

Fazit:
Obwohl sich das Buch mit sehr ernsten Themen beschäftigt erzählt Verena Kessler ihre Geschichte bewegend, aber nie schwermütig oder erdrückend. Sie schafft es viel zwischen den Zeilen auszudrücken und erzählt dabei eine Geschichte die nachhallt und noch lange in den Gedanken bleibt.

Veröffentlicht am 10.07.2021

Mit dem ersten Buch nicht vergleichbar

Die Geschichte des Wassers
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Von Maja Lunde habe ich bereits ihr erstes Buch »Die Geschichte der Bienen« gelesen und war absolut begeistert. »Die Geschichte des Wassers« geht in dieselbe Richtung: Klimaschutz, Naturschutz und die ...

Von Maja Lunde habe ich bereits ihr erstes Buch »Die Geschichte der Bienen« gelesen und war absolut begeistert. »Die Geschichte des Wassers« geht in dieselbe Richtung: Klimaschutz, Naturschutz und die Warnung vor der drohenden zerstörten Umwelt. Ich glaube, hier zähle ich allerdings zu einer der wenigen der dieses Buch nicht wirklich gefallen hat.

Lunde erzählt ihre Geschichte wieder auf zwei Zeitebenen, im Gegensatz zu ihrem Erstlingswerk konnte in ihrem zweiten Buch aber nur die Geschichte von David und Lou mein Interesse wecken. Die beiden müssen sich in einer Zukunft mit akutem Wassermangel durchschlagen und ihr täglicher Kampf und ihre Flucht sind dabei sehr deutlich beschrieben. Gefehlt haben mir hier aber wirklich neue Erkenntnisse und eine noch weiter gefasste Sicht auf eine Welt mit so großem Wassermangel.

Signes Part fand ich teils etwas langatmig, sie verliert sich in Erinnerungen ihrer Jugend und ihres Lebens, da zieht sich das Lesen an manchen Stellen schon ziemlich. Zusätzlich tat ich mich mit den Fachbegriffen des Segelns schwer, Lunde geht bei Signes Reise immer wieder sehr detailliert auf das Segeln selbst ein, hat mich hier dann aber teilweise verloren da ich die Fachbegriffe und ihre Bedeutung nicht zuordnen konnte.

Sehr gelungen war aber wieder die Verknüpfung der beiden Erzählstränge, auch wenn man hier ebenfalls sagen muss, dass das im Vergleich zum ersten Buch schon weniger raffiniert erfolgt. Auch merke ich bereits jetzt, nach einer Woche, dass das Buch nur noch wenig in meinen Gedanken präsent ist.

Fazit
Nach dem großartigen Erstlingswerk waren die Erwartungen sehr hoch und konnten leider nicht erfüllt werden. Das Thema des Romans ist sehr wichtig, die Geschichte konnte mich aber nur selten fesseln. Ihr Potential konnte die Autorin hier nicht abrufen.

Veröffentlicht am 10.07.2021

Bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück

Das Haus der Frauen
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Mit „Der Zopf“ gelang Laetitia Columbani ein sehr erfolgreiches Debüt und auch ihr zweiter Roman „Das Haus der Frauen“ wurde insgesamt sehr begeistert aufgenommen. Ich kann mich dem Lob leider nur bedingt ...

Mit „Der Zopf“ gelang Laetitia Columbani ein sehr erfolgreiches Debüt und auch ihr zweiter Roman „Das Haus der Frauen“ wurde insgesamt sehr begeistert aufgenommen. Ich kann mich dem Lob leider nur bedingt anschließen, denn komplett konnte mich das Buch nicht überzeugen.

Wie schon geschrieben konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Die größte Schwäche sehe ich in der Kürze des Buches, 256 Seiten reichen nicht aus um die vielen Einzelschicksale detailliert zu beleuchten, zu vieles wird daher nur angeschnitten und schon fast beiläufig erzählt aber durch den Leser nicht gefühlt. Die Geschichten und Erlebnisse der Frauen machen zwar betroffen, die Autorin schreibt aber so distanziert, dass zu oft die Emotionen auf der Strecke bleiben.

Die wenigen Seiten reichen leider auch nicht aus um die Charaktere mit Leben zu füllen. Das Leben der Blanche Peyron muss herausfordernd und bewegend gewesen sein, doch man begleitet sie auf ihrem Weg als Mitglied der Heilsarmee meist nur als distanzierter Beobachter, viele ihrer Erlebnisse sind nur knapp umrissen, anstatt dass der Leser sie mit Blanche gemeinsam erleben kann. Auch in ihrer Charakterisierung fehlten mir Tiefgang und Vielschichtigkeit. Ich empfand Blanche zu sehr als unfehlbare Heilige dargestellt und obwohl sie natürlich großartiges vollbracht hat kann ihr diese Darstellung nicht gerecht werden. Solene erhält im Roman zwar etwas mehr Platz, sie dem Leser wirklich nahe zu bringen mag der Autorin aber ebenfalls nicht so recht gelingen.

Die Geschichte liest sich zwar sehr flüssig, die Sprache ist aber eher einfach ohne große Raffinessen. Das macht das Buch zu einer angenehmen Lektüre für zwischendurch.

Ein Buch das für mehr Solidarität plädiert und die Suche nach Selbstverwirklichung und dem Sinn des Lebens gut beschreibt. Die Message ist zwar angekommen, die Lebensgeschichte der Blanche Peyron konnte aber nur sehr bedingt vermittelt werden. Auch die anderen Charaktere blieben mir trotz ihrer Schicksale zu fern. Man hätte mehr daraus machen können.