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Veröffentlicht am 03.04.2024

Dramatisch

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Leider hatte ich das erste Buch von Trude Teige "Als Großmutter im Regen tanzte" nicht gelesen, aber ich kam gut in diesen Band hinein und man muss das erste Buch nicht gelesen haben.
Während es im Vorgängerband ...

Leider hatte ich das erste Buch von Trude Teige "Als Großmutter im Regen tanzte" nicht gelesen, aber ich kam gut in diesen Band hinein und man muss das erste Buch nicht gelesen haben.
Während es im Vorgängerband um die Geschichte von Tekla, der Großmutter der Erzählerin, geht, beschäftigt sich das neue Buch vor allem mit Konrad, dem Großvater.
Er war Seemann und sein Schiff wurde im 2. Weltkrieg im Indischen Ozean von den Japanern zerstört. Er überlebte nur knapp und kam dann in diverse Lager der Japaner auf der Insel Java. Dort lernte er die Krankenschwester Sigrid kennen und lieben, doch sie wurden getrennt und versuchten unter schwersten Umständen zu überleben. Für die Japaner zählten Menschenleben nicht, sie verhielten sich grausam und oft sehr brutal gegenüber den Europäern. Nicht alle überlebten diese schwierigen Umstände.
Das Buch ist hervorragend lesbar geschrieben, die Charaktere authentisch und man fühlt mit den Menschen. Manche Szenen sind schwer zu verkraften und gehen unter die Haut, manche sind aber auch sehr berührend. Teige schafft es, dass man mit fiebert und mit hofft, aber auch die Verzweiflung und Not der Menschen fühlt.
Dabei hält sich Teige ganz nah an die Vorgänge während des Krieges auf Java und sie hat erstklassig recherchiert. Auch wenn viele Vorfälle sehr bedrückend sind, so schimmert doch immer der Wert von Mitmenschlichkeit durch, die sich durch nichts beirren und unterdrücken lässt. Dadurch macht das Buch Hoffnung.
Es gibt eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Neue Sichtweise

Ein Garten offenbart sich
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Katrin de Vries hat einen großen Garten in Ostfriesland und beschreibt in diesem Buch ihren Weg hin zu mehr Natürlichkeit in der Gartenbearbeitung. Eingestreut in das Buch sind immer wieder Erinnerungen ...

Katrin de Vries hat einen großen Garten in Ostfriesland und beschreibt in diesem Buch ihren Weg hin zu mehr Natürlichkeit in der Gartenbearbeitung. Eingestreut in das Buch sind immer wieder Erinnerungen an ihre Großeltern, die ebenfalls einen großen Nutzgarten bewirtschafteten, aber darauf angewiesen waren, dass sie sich von seinem Ertrag ernähren konnten.

Als de Vries das Grundstück übernimmt, ist es verwildert, aber die alte Struktur ist noch zu erkennen. Mit Hilfe ihrer Familie wirtschaftet sie zuerst ganz konventionell, mit Rasen, geordneten Beeten und alles Beikraut muss entfernt werden. Langsam lernt sie mehr Gelassenheit, mäht den Rasen nicht mehr, lässt mehr und mehr Beikräuter zu und beobachtet genau, was in Flora und Fauna geschieht. Schließlich arbeitet die mit der Natur statt gegen sie und der Garten wird ein Naturparadies.

Auch wenn ich in meinem kleinen Garten nicht alles umsetzen kann, was de Vries macht, so gibt mir das Buch doch wertvolle Anregungen, genauer hinzusehen, mehr Natur zuzulassen und insgesamt mehr Geduld zu haben. Diesen Ansatz mag ich, denn auf Dauer lohnt es sich für Menschen und Natur nicht zu oft einzugreifen, Lebensräume für Tiere zu schaffen und Natur auch mal Natur sein zu lassen. Es muss nicht alles ordentlich und diszipliniert sein. Das Buch bestärkt mich in dieser Ansicht. Auch die Erinnerungen an die Gartenbearbeitung vor 50 Jahren decken sich mit meinen kindlichen Erfahrungen auf dem Land.

Ein hervorragendes Buch, das mir viele Anregungen gegeben hat!

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Realistisch

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Das ist mal wieder so ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann.
Ich hatte schon vor einigen Jahren "Die Hochzeit der Chani Kaufman" gelesen und so kannte ich die meisten der handelnden Personen des ...

Das ist mal wieder so ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann.
Ich hatte schon vor einigen Jahren "Die Hochzeit der Chani Kaufman" gelesen und so kannte ich die meisten der handelnden Personen des Buches schon. Nun entwickeln sie sich weiter in unterschiedliche Richtungen und es gibt einige überraschende Entwicklungen in der streng orthodoxen jüdischen Gemeinde in London. Und auch in Israel ändert sich etwas.
Chani Kaufman hat in dem ersten Buch ihren geliebten Baruch Levy geheiratet, lebt mit ihm in Jerusalem und wartet nun auf den Kindersegen, doch es tut sich nichts. Verzweifelt wendet sich das Paar an die wohlhabenden (Schwieger-)Eltern, die sich bereit erklären Untersuchungen in einer Fruchtbarkeitsklinik in London zu finanzieren. Mrs. Levy hat allerdings böse Hintergedanken und möchte die ungeliebte Schwiegertochter gern gegen eine "passende" Frau für Baruch austauschen. Zur selben Zeit hat sich Rivka Zilberman aus der frommen Gemeinde verabschiedet, sie lebt allein und ist hin und her gerissen zwischen ihrem Freiheitsdrang und der Sehnsucht nach ihren Kindern.
In diesem Buch taucht man tief ein in den Alltag orthodoxer Juden ein. Man erfährt viel über die zahlreichen strengen Vorschriften, denen sich die Menschen unterwerfen müssen, um HaSchem zu genügen. Bald stellt sich aber heraus, dass alle diese Vorschriften von Männern gemacht sind und nicht unbedingt im Sinne Gottes. Vor allem die Frauen haben darunter zu leiden.
Besonders habe ich Rivka bewundert, die ihren eigenen Weg sucht und sich vielen Problemen stellen muss, seit sie die Gemeinschaft verlassen hat. Dagegen bleibt Chani etwas blass, sie gehorcht den Vorschriften bis auf einen einzigen Punkt und macht sich viele Sorgen, dass sie den Ansprüchen der strengen Umgebung nicht genügen kann.
Das Buch ist sehr intensiv und als "Goj" kann man kaum nachvollziehen, welchen Vorschriften man sich in der strengen jüdischen Gemeinde unterwirft. Trotzdem ist das Buch nie voyeuristisch, sondern es weckt Verständnis und Mitgefühl für die Frauen, die in diesem Buch die Hauptrolle spielen.
Ich finde das Buch unbedingt lesenswert. Hilfreich ist es allerdings, wenn man auch den ersten Band kennt.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Spannend von Anfang bis Ende

Oxen. Pilgrim
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Der sechste und vermutlich letzte Band der Oxen-Reihe "Pilgrim" von Jens Henrik Jensen löst endlich alle Fragen auf, die sich aus den vorigen Bänden ergaben, besonders zu dem vorigen Band, "Noctis". Deshalb ...

Der sechste und vermutlich letzte Band der Oxen-Reihe "Pilgrim" von Jens Henrik Jensen löst endlich alle Fragen auf, die sich aus den vorigen Bänden ergaben, besonders zu dem vorigen Band, "Noctis". Deshalb empfiehlt es sich zumindest Band 5 vorher zu lesen, denn ohne das Hintergrundwissen wird es schwer, die Handlung richtig zu verstehen.
Oxen ist nach seiner Befreiung aus dem Keller auf Wanderschaft gegangen, entlang des Heerweges von Nordjütland bis nach Norddeutschland. Manchmal hat ihn sein Sohn Magnus begleitet und sie sind sich näher gekommen. Durch das eintönige Gehen verarbeitet Oxen die schlimmen Erlebnisse, doch die Sorgen lassen sich nicht ganz verdrängen. Sein ehemaliger Chef Mossmann braucht Hilfe und zusammen mit Margrethe Franck und Sally Finsen zögert er nicht lange.
In diesem Buch steht nicht so sehr Oxen im Mittelpunkt, sondern das ganze Team rund um Mossmann. Das macht das Buch zwar etwas verwirrender, aber auch sehr spannend von der ersten bis zur letzten Seite.
Jensen schreibt differenziert und sehr gut lesbar, immer wieder ergeben sich neue und überraschende Wendungen. Die Personen sind in ihrer ganzen Zwiespältigkeit und Zerrissenheit sehr gut geschildert.
Ein unbedingt lesenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Großartig!

Stille Falle
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Es ist ein schwerer Schlag für Kriminalinspektorin Leo Asker, als sie von ihrem früheren Freund bei einem Entführungsfall ausgebootet und in die "Abteilung für hoffnungslose Fälle" versetzt wird. Dort ...

Es ist ein schwerer Schlag für Kriminalinspektorin Leo Asker, als sie von ihrem früheren Freund bei einem Entführungsfall ausgebootet und in die "Abteilung für hoffnungslose Fälle" versetzt wird. Dort trifft sie auf seltsame Mitarbeiter, die genauso hoffnungslos erscheinen wie die Fälle, die sie bearbeiten sollen. Aber dann merkt sie, dass es in der Abteilung eine Beziehung zu dem Fall des verschwundenen Paares gibt und sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Das Buch hat eine entfernte Ähnlichkeit mit den Büchern von Jussi Adler-Olsen, aber Anders de la Motte packt die Sache anders an. Die Figuren sind sehr gut getroffen, man sieht sie direkt vor sich. Immer wieder ergeben sich neue und überraschende Wendungen und es ist bis zum letzten Kapitel sehr spannend. Die Örtlichkeiten aus der "Urban Exploration"-Szene faszinierten mich von Anfang an.
Ein sehr guter Auftakt für die neue Reihe! Davon werde ich sicher noch mehr Bücher lesen.

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