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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2018

Gute Unterhaltung mit spannendem Zukunfsszenario

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
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Eine Welt, in der jeder über ein Panel im eigenen Körper perfektioniert wird. In der Makel, Krankheiten, körperliche Einschränkungen nicht nur gelöscht, sondern ins Gegenteil verkehrt werden können: zu ...

Eine Welt, in der jeder über ein Panel im eigenen Körper perfektioniert wird. In der Makel, Krankheiten, körperliche Einschränkungen nicht nur gelöscht, sondern ins Gegenteil verkehrt werden können: zu übermenschlicher Sehkraft, Stärke usw. Ein spannendes Ausgangsszenario, das sich Autorin Emily Suvada da für ihre Dystopie ausgedacht hat. Und je tiefer man in die Geschichte von „Cat & Cole: Die letzte Generation“ eintaucht, desto realistischer erscheint einem, dass dieses Szenario irgendwann mal eintreffen könnte.
Denn wenn Emily Suvada eins beherrscht, dann ist es Recherche: Komplexe technische und biologische Vorgänge bindet sie so mühelos in die Geschichte ein, dass man einfach daran glauben MUSS, dass so etwas irgendwann einmal möglich ist. Mir persönlich war das teilweise allerdings etwas zu komplex und die Verwendung vieler buchspezifischer Fachtermini ließ mich manches Mal etwas verwirrt zurück. Dennoch verlor die Geschichte dadurch nicht an Spannung, auch wenn sie für mich erst gegen Mitte des Buches wirklich anzog und die Geschichte zum Pageturner wurde.
Mit Protagonistin Cat hat die Autorin einen sympathischen Charakter erschaffen, mit dem man sich schon nach den ersten Seiten identifizieren kann. Auch die anderen Charaktere fügen sich gut in die Geschichte ein, machen teils überraschende Wandlungen durch und tragen zu Plot und Spannung bei, ohne dabei jedoch blass oder nur dem Zweck dienlich zu wirken.
Mir hat „Cat & Cole: Die letzte Generation“ gut gefallen, auch wenn ich mir schon am Anfang mehr Spannung gewünscht hätte. Trotzdem war es für mich ein sehr unterhaltsames Buch, das ich gerne gelesen habe und dessen Ende mich neugierig zurücklässt, so dass ich schon gespannt auf den nächsten Teil warte!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Drei Geschichten meisterhaft verwoben

Der Zopf
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Normalerweise schreibe ich in meinen Rezensionen nichts über das Cover, aber hier muss ich es einfach tun: Die Farben harmonieren hier so schön, gold, schwarz und beige sind so klug gewählt und ...

Normalerweise schreibe ich in meinen Rezensionen nichts über das Cover, aber hier muss ich es einfach tun: Die Farben harmonieren hier so schön, gold, schwarz und beige sind so klug gewählt und wirken so elegant, man möchte es die ganze Zeit anschauen! Es wird auf jeden Fall ein Schmuckstück in meinem Regal werden.

Nun aber zum Inhalt: Autorin Laetitia Colombani hat nicht nur einen wunderbaren Namen, sondern auch einen wunderbaren Schreibstil. Es dauert nur wenige Seiten, dann ist man mitten im Geschehen, bangt um und fiebert mit Smita, Guilia und Sarah, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte. Trotz der drei wechselnden Perspektiven mit so verschiedenen Szenarien schafft es die Autorin, dass man sich als Leser gar nicht richtig entscheiden kann, welche Geschichte gerade am spannendsten ist. Das Einfinden in die jeweils anderen Perspektiven gelingt dabei jedes Mal mühelos, ohne lästiges "was war da nochmal gerade passiert?".
Fasziniert hat mich auch, dass Laetitia Colombani jeder der drei Frauen eine eigene Stimme gegeben hat. Auch ohne die Überschriften hätte man als Leser leicht erkannt, um welche der drei Protagonistinnen es gerade geht. Ebenfalls meisterhaft beherrscht die Autorin letzte Sätze: die Kapitelenden sind jeweils so auf den Punkt gebracht spannend, dass man die nächste Seite einfach umblättern MUSS, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

Die Geschichten der drei Frauen plätschern niemals einfach so dahin, immer passiert etwas, immer lässt subtile Spannung Seite um Seite umdrehen, bis man verwundert feststellt, dass man schon am Ende ist. Ich war glücklich und traurig, dass es das Ende war: Glücklich, weil ich mir einen anderen Ausgang im Kopf ausgemalt hatte und froh war, dass ich überrascht wurde, und traurig, weil ich die Geschichte und Smita, Giulia und Sarah schon wieder verlassen musste. Gern hätte ich noch ein bisschen in diesen drei Welten verweilt und insbesondere mehr über Smitas Kultur und das Leben in Indien erfahren.

Mein Fazit: Laetitia Colombani verwebt in "Der Zopf" drei Geschichten so meisterhaft miteinander, dass der Titel des Buchs eine doppelte Bedeutung bekommt. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.11.2017

Die bessere Ferrante

Swing Time
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"Swing Time" von Zadie Smith ist für mich die bessere "Meine geniale Freundin" - spannend, humorvoll und kurzweilig erzählt Smith hier die Geschichte von zwei Mädchen, die in jungen Jahren eine ganz besondere, ...

"Swing Time" von Zadie Smith ist für mich die bessere "Meine geniale Freundin" - spannend, humorvoll und kurzweilig erzählt Smith hier die Geschichte von zwei Mädchen, die in jungen Jahren eine ganz besondere, auch durch Wettkampf gezeichnete Freundschaft schließen, die im Laufe ihres Lebens jedoch immer weiter verblasst, auch wenn sie nie ganz aus dem Leben der anderen verschwinden.

Zadie Smiths Schreibstil ist einnehmend und wirft den Leser sofort in die Geschichte. Nach und nach wird die Geschichte der Protagonistin, deren Namen wir nie erfahren, von ihrer frühen Kindheit bis zu den jungen Erwachsenenjahren erzählt. Wer Smith kennt, weiß, dass es dabei immer nicht nur um die Beziehung der äußert lebendig wirkenden Figuren zueinander geht, sondern auch um größere Themen: in "Swing Time" um Zugehörigkeit und Identität. Smith nimmt den Leser mit in die Sozialbauten Londons, das Glamour-Leben eines Popstars in New York und in die davon ganz gegensätzliche Welt Afrikas und schafft es, den Leser in jede dieser Welten mühelos eintauchen zu lassen.

Nichtsdestotrotz sind es am Ende vor allem die Figuren, die einem in Erinnerung bleiben. Mit ihren Ecken und Kanten schwankt man als Leser immer wieder zwischen Sympathie und Antipathie, Bewunderung und Verachtung. Zusammengenommen ergeben die Figuren eine so herrliche wie meisterhafte Konstruktion, die letztendlich auch die Spannung des Buches ausmacht.

Insgesamt war "Swing Time" eine kurzweiligere und tiefschürfendere Leseerfahrung als "Meine geniale Freundin". Ohne erhobenen Zeigefinger erfährt der Leser hier viel über fremde Welten, gespickt durch viele kluge und zitatwürdige Sätze in Smiths wunderschönem Schreibstil.

Veröffentlicht am 19.09.2017

[S T I L L E]

Stille
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Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?
Mit diesen Fragen im Hinterkopf stellt uns Erling Kagge mit "Stille" 33 mögliche Antworten vor. Antworten, die von eigenen Erfahrungen, ...

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?
Mit diesen Fragen im Hinterkopf stellt uns Erling Kagge mit "Stille" 33 mögliche Antworten vor. Antworten, die von eigenen Erfahrungen, Reisen, philosophischen Auseinandersetzungen und Befragungen anderer handeln. Beim Lesen machen wir Abstecher in die Arktis, die Musik, zu Elon Musk, die Poesie und vieles mehr. Dabei bleibt Kagge in seinem Erzählstil immer auf dem Boden, im Hier und Jetzt und das in einem Plauderton als säße er mit uns im Wohnzimmer vor dem Kamin und würde uns eine Geschichte erzählen. Tatsächlich hat Kagge eine so angenehme, ruhige Art zu erzählen, dass man sie selbst ganz schnell findet: die Stille. In einem selbst und um sich herum, egal wo man gerade ist.

Das ist auch eine von Kagges Thesen: Dass man die Stille auch an bunten, belebten Orten finden kann, dass man nur den vielen Versuchungen widerstehen muss, die uns dazu bewegen wollen, etwas zu tun und dieser Unruhe zu erliegen, die wir empfinden, die wir schon seit unserer Geburt in uns tragen. Dazu kommt jedoch: "Wir leben in Zeiten des Lärms" (S. 44). Uns ist die Stille fremd geworden, wir empfinden sie oft als unangenehm, als etwas, was man aushalten muss.

Aus Kagges Worten geht jedoch eine tiefe Liebe, eine Achtung der Stille hervor, mit deren Hilfe wir zu uns selbst finden können. Seine Worte wecken eine Sehnsucht nach Stille und geben gleichzeitig Anreize, um über das eigene Leben nachzudenken und nach Wegen zu suchen, sich seine eigenen Momente der Stille zu schaffen. Dabei sind Kagges Gedanken so auf ihren Kern heruntergebrochen, dass jeder Satz zitierwürdig ist und man sich am liebsten die ganze Wohnung mit seinen Sätzen tapezieren würde, um sich täglich daran zu erinnen, welche Bedeutung Stille hat.

Für mich ist "Stille" ein Büchlein mit 33 klugen Gedanken, die einen (Nach-)Denkprozess über die Bedeutung von Stille im eigenen Leben anstoßen, so dass das Buch der in der Tat zu recht den Untertitel "Ein Wegweiser" trägt.

Veröffentlicht am 15.02.2024

Wahnsinnig spannend!

Murder in the Family
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Bei "Murder in the Family" hatte ich es irgendwie schon im Gefühl, dass mir der Thriller gefallen würde. Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und die Erwartungen waren hoch, vor allem als ich ...

Bei "Murder in the Family" hatte ich es irgendwie schon im Gefühl, dass mir der Thriller gefallen würde. Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht und die Erwartungen waren hoch, vor allem als ich beim Durchblättern des Buchs gesehen hatte, dass es nicht wie ein gewöhnliches Buch aufgebaut ist, sondern eher wie ein Drehbuch, gespickt mit Nachrichtenverläufen, Zeitungsartikeln, Karten etc. Mich hat es richtig in den Fingern gekribbelt das Buch anzufangen und ich kann schon mal vorausschicken: meine hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht!

Die Art der Erzählung durch dieses drehbuch-artige ließ die Geschichte sehr zügig vorangehen, zumal man als Leser auch direkt hineingeworfen wurde. "Murder in the Family" war für mich im wahrsten Sinne des Wortes ein Pageturner, die knapp 500 Seiten hatte ich in 3 Tagen durch. Das lag aber zum Glück nicht nur an der Aufmachung des Buchs, sondern auch an der Geschichte selbst und der Spannung, die erzeugt wurde. Die Gruppe der Experten fördert zunächst in kleinen, dann in immer größeren Schritten neue Hinweise aus dem Cold Case "Luke Ryder" zutage und immer wieder werden neue, plausible Theorien entworfen, wer ihn ermordet haben könnte.

Ich mochte dabei sehr, wie tatsächlich jeder Verdächtige für eine gewisse Zeit absolut glaubhaft zum Mörder gemacht wurde, ehe doch irgendein Puzzleteil als Licht kam, was den Verdächtigen entlastet hat. Auch das Hin und Her zwischen den Verdächtigen gefiel mir gut, allerdings muss ich sagen, dass am Ende dann doch einen überraschenden Kniff zu viel für mich gab, am Ende war man dann doch etwas gesättigt von den plötzlichen Wendungen.

Ich war auch überrascht, wie gut man die Figuren trotz wenig Beschreibung auseinanderhalten konnte und wie viel Charakter sie besitzen, obwohl man sie als Leser lediglich im Dialog erlebt. Zwar blieben sie für mich so "weit weg", dass man keine richtigen Sympathien oder Antipathien aufbauen konnte, das hat der Geschichte und der Spannung jedoch absolut keinen Abbruch getan.

Für mich ist "Murder in the Family" ein absoluter Glücksgriff und eine absolute Leseempfehlung. Ich hoffe schon fast darauf, den Inhalt des Buches wieder zu vergessen, damit ich es irgendwann nochmal mit derselben Spannung lesen kann!