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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2023

Erziehung wie sie sein sollte

Good Inside - Das Gute sehen
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"Good Inside - Das Gute sehen" klingt auf den ersten Blick nach einem Ratgeber für positive Gedanken. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber ein Elternratgeber für gute Erziehung. So ganz fern ist man ...

"Good Inside - Das Gute sehen" klingt auf den ersten Blick nach einem Ratgeber für positive Gedanken. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber ein Elternratgeber für gute Erziehung. So ganz fern ist man mit positiven Gedanken bei diesem Buch aber dennoch nicht, denn Autorin Dr. Becky Kennedy proklamiert in ihrem Ratgeber den revolutionären Ansatz, im Kind das Gute zu sehen und hinter Wutausbrüchen und schlechtem Benehmen keine bösen Absichten zu unterstellen, sondern die noch nicht gelernte Fähigkeit von Kindern, Emotionen richtigen Ausdruck verleihen zu können. Diese Fähigkeit zu erlernen erklärt Kennedy als Ziel einer guten Erziehung, damit das erwachsene Kind befähigt wird, Emotionen auszudrücken und mit ihnen umzugehen.

Dr. Becky Kennedy benutzt dabei einen einfachen, verständlichen und bildreichen Schreibstil mit vielen Beispielen aus ihrem Therapiealltag. Als klinische Psychologin und Mutter hat sie viel Erfahrung und weiß um die Probleme von Eltern, an denen sie ihr neues Erziehungskonzept bereits zu Hauf ausprobiert und ausgefeilt hat.
Das Buch ist dabei so aufgebaut, dass Kennedy zunächst in 10 Kapiteln das Grundprinzip ihres Erziehungskonzeptes erklärt, ehe sie in einem zweiten Teil auf konkrete Erziehungssituationen eingeht und eine alternative Lösung zu den gängigen Erziehungsmethoden bereitstellt. Damit ist das Thema aus meiner Sicht auch vollumfassend behandelt und bietet viele Ansatzpunkte, um das Erziehungskonzept im eigenen Alltag einzubinden und auszuprobieren.

Für mich bietet "Good inside - Das Gute sehen" eine sehr moderne, positive und achtsame Alternative mit Kindern umzugehen, die gleichzeitig vollkommen logisch und intuitiv erscheint, so dass man sich fast fragt wieso niemand schon eher darauf gekommen ist. Wer sich außerdem schon ein bisschen mit den Themen Achtsamkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Positivität etc. beschäftigt hat, der wird viele Ansätze daraus in Kennedys Ratgeber wiederfinden.
Alles in allem ist "Good inside - Das Gute sehen" für mich ein gelungener, interessanter, hilfreicher und praxistauglicher Erziehungsratgeber, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 07.11.2023

Faszinierende Persönlichkeit

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
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Ich habe das Buch gerade erst zu Ende gelesen und bin noch etwas überrascht von den letzten Wendungen der Geschichte, die nochmal eine ganz neue Perspektive gegeben haben. Diese letzten Seiten waren auch ...

Ich habe das Buch gerade erst zu Ende gelesen und bin noch etwas überrascht von den letzten Wendungen der Geschichte, die nochmal eine ganz neue Perspektive gegeben haben. Diese letzten Seiten waren auch definitiv mein Highlight, da die Geschichte meiner Meinung nach durchaus die ein oder andere Länge hat, die durchaus hätte gekürzt werden können, ohne dass es der Geschichte einen Abbruch getan hätte. Aber fangen wir von vorne an:

Ivy Lins Geschichte wird hauptsächlich chronologisch erzählt und erstreckt sich von ihrer Kindheit bis in ihre späten 20er. Schon früh im Buch zeichnet sich ab, dass Ivy Lin irgendwie "anders" ist: anders als ihre Familie, anders als ihre Mitschüler*innen. Sie will dazugehören, ein typisches amerikanisches Mädchen sein und mehr noch: sie will wohlhabend sein, kultiviert, gebildet. Und dafür tut sie einiges. Von Anfang an ist Ivy ein Charakter, dessen Motive man als Leser durchaus nachvollziehen kann, die aber mehr Mitgefühl als wirkliche Sympathie weckt. Das tut der Geschichte aber sogar gut, sorgt dies doch für eine gewisse Faszination und Spannung. Die Frage, die man als Leser beantwortet haben möchte, ist: erreicht sie ihr Ziel? Oder durchschaut man ihre Lügen vorher?

Die Lügen, die hier bereits im Titel des Buchs stecken, sind meiner Meinung nach hauptsächlich welche, die Ivy sich selbst erzählt. Sie zieht jedoch ihr komplettes Umfeld dort mit hinein und begibt sich dabei nicht nur ein Mal auf vollständiges Glatteis. Dieses Auf und Ab von Lügen und Suchen nach der Wahrheit machen zwar Spaß - aber nicht auf knapp 500 Seiten. Für mich hätte das Buch durchaus noch ein paar Kürzungen vertragen können, die das Buch dann insgesamt rasanter und dynamischer gemacht hätten. Die Zitate auf dem Cover schüren zudem hohe Erwartungen, denen die Geschichte nicht gänzlich gerecht werden kann.

Dennoch insgesamt für mich ein lesenswertes Debüt mit vielschichtigen Charakteren und tatsächlich der ein oder anderen Wendung, die man nicht erwartet hat.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein Pageturner mit kleinem Manko

Ingenium
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Ich war und bin großer Fan der Dan Brown Romane und war in letzter Zeit auf der Suche nach etwas ähnlich Spannendem, bei dem es um Rätsel geht. Dann fiel mir "Ingenium" in die Hände und schon die ersten ...

Ich war und bin großer Fan der Dan Brown Romane und war in letzter Zeit auf der Suche nach etwas ähnlich Spannendem, bei dem es um Rätsel geht. Dann fiel mir "Ingenium" in die Hände und schon die ersten Seiten fesselten mich so sehr, dass ich glaubte, einen guten Nachfolger für die Dan Brown Romane gefunden zu haben. Aber fangen wir von vorn an:

Der Protagonist Mike Brink ist auf Anhieb sympathisch, seine Fähigkeit in sekundenschnelle Rätsel zu lösen erscheint dank medizinischem Hintergrund glaubhaft und macht ihn zu einem interessanten Charakter. Alle anderen Charaktere sind wie Mike Brinks Lieblingsbeschäftigung: ein Rätsel. Und zwar eines von den Guten. Im Laufe der Geschichte wird der Leser immer wieder etwas verunsichert, ob die Figuren in Mikes Leben Mit- oder Gegenspieler sind - etwas, was der Geschichte definitiv mehr Würze und Spannung verleiht.

Danielle Trussoni weiß zudem, wie man Leser packt: man wirft sie direkt in die Geschichte. Genau das war es, was mich von Seite 1 an gefesselt hat und dazu führte, dass ich das Buch innerhalb eines Tages bis zur Hälfte durchlas. Trussonis Schreibstil ist flüssig, leicht, der Spannungsbogen steigt mit jeder Seite und mit jeder Frage, die beantwortet wird, tauchen zwei neue auf.

Ich sagte schon, ich bin ein Fan von Dan Browns Romanen und das, was mich an Dan Brown am meisten fasziniert sind die wie nebenbei eingestreuten Fakten über Kunstwerke und Wissenschaft. Trussoni beherrscht das ebenfalls, mit ihr tauchen wir in eine faszinierende Welt der Porzellanpuppen ein, doch es gibt ein entscheidenes Kriterium, was sie von Dan Brown unterscheidet: sie fügt das Element Fantasy ein - was mich ehrlicherweise enttäuschte und der Geschichte etwas die Spannung und Faszination nahm.

Nichtsdestotrotz kann ich "Ingenium" allen Fans von Dan Brown empfehlen, es war ein sehr unterhaltsames und kurzweiliges Lesevergnügen, doch aufgrund des Fantasy-Elements bekommt es leider nur 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.05.2023

Ganz anders als erwartet

One of the Girls
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Meine Erwartungen an das Buch waren eher niedrig: "Bestimmt eine dieser Geschichten, wo direkt am Anfang jemand ermordet wird und dann nach und nach eine der Freundinnen verdächtigt wird, weil irgendein ...

Meine Erwartungen an das Buch waren eher niedrig: "Bestimmt eine dieser Geschichten, wo direkt am Anfang jemand ermordet wird und dann nach und nach eine der Freundinnen verdächtigt wird, weil irgendein dunkles Geheimnis aufgedeckt wird. Und am Ende ist es dann jemand ganz anderes gewesen." Umso überraschter war ich dann aber vom eigentlichen Inhalt des Buches, denn meine Erwartungen wurden komplett über den Haufen geworfen.

Zunächst mal: Der Mord wollte einfach nicht passieren. Nach der Hälfte des Buchs war ich mir sicher, dass es jetzt bald passieren musste und der Rest der Geschichte dann langweilig werden würde. Aber nein, ich wurde eines Besseren belehrt - zum Glück, denn so blieb die ganze Zeit die Spannung aufrecht und nach jedem Kapitel dachte man "JETZT aber!" bzw. "Wann/Wie/Wo/Warum passiert denn jetzt der Mord? Und wer wird eigentlich getötet?"

Dann habe ich mir die Geheimnisse der Frauen absolut klischeehaft vorgestellt - und wurde wiederum positiv überrascht. Lucy Clarke verwebt auf sehr geschickte Weise die Geschichte der Frauen und fügt sie am Ende zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen. Wie Puzzleteile gibt sie dem Leser nach und nach eine weitere Information an die Hand, die absolut überraschend daherkommt und nichts mit Klischees zu tun hat. Einziger Wermutstropfen bezüglich der Charaktere: Es waren mir insgesamt zu viele, die auch zu schnell in die Geschichte eingeführt wurden, sodass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, die einzelnen Charaktere voneinander zu unterscheiden. Mit der Zeit gibt sich das aber.

Insgesamt hat mich "One of the Girls" am Ende wirklich gepackt, was ich zunächst überhaupt nicht erwartet hatte. Mit vielen Wendungen und toll ausgearbeiteten Charakteren präsentiert Lucy Clarke hier eine wirklich durchdachte und spannende Geschichte. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.05.2023

Spannend bis zum Schluss

Going Zero
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Ich liebe Romane, die sich mit Zukunftstechnologien beschäftigen, deshalb sprang mir "Going Zero" auch sofort ins Auge. In diesem Buch geht es um ein Projekt der US-Geheimdienste und des FUSION-Erfinders ...

Ich liebe Romane, die sich mit Zukunftstechnologien beschäftigen, deshalb sprang mir "Going Zero" auch sofort ins Auge. In diesem Buch geht es um ein Projekt der US-Geheimdienste und des FUSION-Erfinders Cy Baxter. FUSION ist der Name einer Software, die es künftig schaffen soll, Verbrecher schnellstmöglich zu finden. Doch erstmal muss die Software durch einen Betatest, in dem 10 Menschen ausgewählt wurden, die sich 30 Tage lang vor der Software verstecken sollen - gelingt das, winken dem Gewinner 3 Millionen Dollar.

Wir lernen fast alle Charaktere des Buchs durch Kapitel aus der jeweiligen Perspektive des Charakters kennen. Dabei geht die Autorin wohl dosiert vor, sodass der Leser erst nach und nach von weiteren Charakteren erfährt und nicht am Anfang mit zu vielen Namen bombandiert wird. Die verschiedenen Perspektiven fand ich als Leser wahnsinnig spannend, weil sie der Geschichte mehr Tiefe verliehen haben und wir mehr über die Motivation und Gedanken der Charaktere erfahren haben. So gibt es auch keine wirklich klaren Protagonisten, obwohl Teilnehmerin Kaitlyn und FUSION-Erfinder Cy schon sehr im Vordergrund stehen. Durch die Perspektiven-Wechsel ergeben sich auch immer wieder kleine, spannende Wendungen, mit denen man als Leser nicht rechnet. Da sich das durch das gesamte Buch zieht, schafft es Autori Anthony McCarten, eine konstante Spannung aufrecht zu erhalten.

Mit der Software FUSION ist dem Autor dabei leider kein Geniestreich eingefallen, andererseits macht es die Geschichte umso "realer", dass die Software theoretisch auch mit unseren heute schon verfügbaren Mitteln umgesetzt werden könnte. Im Verlauf der Geschichte nimmt die Spannung und Schnelligkeit immer weiter zu, am Ende möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Von mir daher eine klare Leseempfehlung!