Große Emotionen, wenig Story
Bestimmt schön im SommerDer erste Blick fällt auf das tolle Cover. Es regt sofort zum Lesen an. Doch nach einer Weil muss man sich fragen, wie viel das farbenfrohe, fröhliche Design tatsächlich mit dem Inhgalt zu tun hat. Es ...
Der erste Blick fällt auf das tolle Cover. Es regt sofort zum Lesen an. Doch nach einer Weil muss man sich fragen, wie viel das farbenfrohe, fröhliche Design tatsächlich mit dem Inhgalt zu tun hat. Es bietet einen starken Kontrast zum Inneren des Buches. Vielleicht ist genau das der Punkt: die farbenfrohe Fassade verbirgt tiefe Abgründe und das wahre Wesen ist hinter einer fabrizierten Maske verborgen.
Das trifft wohl auch in gewisser Weise auf Maria zu. Obwohl ihre Maske doch eher einem Mantel der Unsichtbarkeit gleicht. Sie verbirgt sich vor anderen und ist so unauffällig, dass auch sie selbst daran zweifelt inwieweit sie tatsächlich eine Existenz in der Welt darstellt. Ihre Sorgen und Ängste sind etwas was wohl viele schon einmal selbst durchlebt haben. Jedem kommen mal Zweifel, was er wirklich auf der Welt zu suchen hat. Was ist meine Rolle? Wie kann ich mich von meiner Vergangenheit lösen? Oder habe ich vielleicht alles schon verloren bevor es richtig angefangen hat? Habe ich alles falsch gemacht?
Maria wird von mehr Problemen geplagt als man zählen kann und vor allem ihre Vergangenheit und ihre Schuldgefühle für den Tod ihrer Schwester lasten schwer auf ihren Schultern. Sie kann es nicht ertragen, jemanden um sich zu haben der sie voll und ganz akzeptiert und sie in und auswendig kennt. Sie fühlt sich nicht würdig der bedingungslosen Liebe eines anderen Menschen, schließlich kann sie sich selbst nicht lieben. Also schneidet sie sich von allem ab. Sie fühlt sich elend und allein, doch sie kann sich nicht öffnen, sie gönnt sich selbst kein Glück. Emotional ist sie abgestumpft, erscheint distanziert. Der einzige Mensch in ihrem Leben ist Eno. Doch Freundschaft mit ihr ist sehr einseitig. Es scheint mehr wie eine Strafe, ein Ersatz für die verlorene Schwester, die der Wirklichkeit so weit entrückt war, dass sie kaum noch eine Schwester war.
Die Emotionen sind grandios, Marias chaotische Psyche ist eindrucksvoll dargestellt und der Schreibstil verkauft ihre Einsamkeit so glaubhaft, dass der Leser sie beinahe spüren kann. Auch wenn ihre Handlungen nicht unbedingt rational sind und es schwer fällt, diese zu verstehen, versteht man doch, wer Maria ist.
Das Ende hat mich zunächst irritiert. Denn es gibt kaum eines. Doch je mehr ich darüber nachdenkke, desto verständlicher wird es. Es passt perfekt zu Maria als Figur. Und es ist definitiv kein glückliches Ende, doch es bringt Hoffnung. Noch hat Maria ihre Vergangenheit nicht zurücklassen können. Doch sie kehrt zurück nach Deutschland und vielleicht wird sie nun endlich Maria sein. Nicht Adela, einfach sie selbst. Wer das ist weiß sie selbst nicht so genau. Doch es ist ein Anfang. Sie wird auch ihre Familie wieder besuchen werden.
Was ich ein wenig kritisieren muss ist wohl die Anordnung der Kapitel. Es ist wirklich verwirrend, was wann passiert. Und der Titel. Er wird in dem Buch eingebunden in einer Art und Weise die so unspektakulär ist, wie sie wohl irgend sein könnte. Doch ich sehe auch einen gewissen Sinn dahinter. Vielleicht kehrt Maria noch einmal im Sommer in die spanische Heimat zurück. Sie entdeckt die Wunder der Gegend aufs Neue un kann endlich einen Neuanfang starten. Dafür sthet das Motiv des Sommers in meinen Augen. Für Neuanfang. Maria muss es nur mal bis zum Sommer durchhalten, dann wird es wieder besser werden. Wenn sie sich zurücklehnt, die Sonne im Gesicht, werden die Sorgen abfallen und sie kann endlich weitermachen, alles hinter sich lassen.
Insgesamt ist es eine bewegende Geschichte von innerlicher Zerrissenheit und dem Kampf gegen sich selber. Die Vergangenheit wirft noch immer große Schatten auf die Gegenwart und vielleicht, wenn der Sommer kommt und die Sonne im Zenit steht, wird sich der Schatten verziehen und das Licht fällt auf das, was wirklich wichtig ist.
In diesem Buch geht es nicht um Action oder spannende Handlung. Es geht um Gefühle und deren Darstellung. Und die ist der Autorin hervorragend gelungen.