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Veröffentlicht am 21.08.2023

Floris Gier nach Leben

Sauhund
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Sauhund, ein Debütroman, leicht provokant, vielleicht zu gewollt.
Es wird von einem eigenwilligen jungen Mann in München erzählt, der sein schwulsein auslebt. Flori ist vielschichtig, er giert nach Leben, ...

Sauhund, ein Debütroman, leicht provokant, vielleicht zu gewollt.
Es wird von einem eigenwilligen jungen Mann in München erzählt, der sein schwulsein auslebt. Flori ist vielschichtig, er giert nach Leben, dabei ist er manchmal auch egoistisch.

Obwohl der Autor Lion Christ noch jung ist, legt er die Handlung ins Jahr 1983.
Das ist der Clou am Buch und eine gelungene Idee, denn das war eine ganz besondere Zeit, aber auch eine Zeit als AIDS begann und die Gesellschaft beherrschte.
In den Dialogen gibt es jede Menge Dialekt. Damit kann man sich als norddeutscher Leser schwertun, obwohl der Dialekt auch Lebensart und manchmal Humor transportiert.
Der Roman ist gut geschrieben und ausdrucksstark. Man kommt dicht an die Figur des Flori ran und viele Passagen sind eindringlich.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Eine besondere Zeit, aber auch mit Schattenseiten

Wir träumten vom Sommer
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In Wir träumten vom Sommer führt uns die routinierte Schriftstellerin Heidi Rehn ins München von 1972. Wir begleiten da die Figur der junge, selbstbewussten Amrei, die bei den Olympischen Spielen als Hostess ...

In Wir träumten vom Sommer führt uns die routinierte Schriftstellerin Heidi Rehn ins München von 1972. Wir begleiten da die Figur der junge, selbstbewussten Amrei, die bei den Olympischen Spielen als Hostess arbeiten wird.
Es gibt immer wieder Rückblicke ins Jahr 1968. So verbreitet Heidi Rehn noch mehr Stimmung und Atmosphäre dieser besonderen Zeit
.
Dennoch wäre ich als Leser lieber kontinuierlich im Handlungsstrang 1972 geblieben, denn da gibt es eine Erwartungshaltung, die Ereignisse um die Geiselnahme.
Amrei nimmt die Ereignisse in der Nähe wahr, ohne selbst direkt beteiligt zu sein. Das ist ein guter Ansatz um zu zeigen, wie sich jemand währenddessen fühlte. Das Olympia-Attentat von 1972 wurde schon häufig erzählt, daher wird nicht ein weiteres mal die Details gebraucht.
Nicht ganz so zwingend fand ich die Schilderungen von Amreis Liebesleben und Freundschaften. Einige Nebenfiguren bleiben eher auf der Oberfläche dargestellt.
Das Buch ist gut, kommt aber über gehobenes Mittelmaß nicht hinaus.

Veröffentlicht am 04.08.2023

13. November 2015

V13
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Emmanuel Carreres neues Werk V13 ist kein Roman sondern ein Konzentrat aus Kolumnen von ihm, die er Journalist und Beobachter des Pariser Terror-Prozesses schrieb.
Der Prozess, der 2021 begann dreht sich ...

Emmanuel Carreres neues Werk V13 ist kein Roman sondern ein Konzentrat aus Kolumnen von ihm, die er Journalist und Beobachter des Pariser Terror-Prozesses schrieb.
Der Prozess, der 2021 begann dreht sich um den Tag im Jahr 2015 als der Islamisch Staat gezielt Terroranschläge vornahm, z.B. in Bataclan.

Carrere geht sehr sorgfältig vor, wirft einen Blick auf Opfer und Überlebende wie Täter und auf Angehörige beider Lager.
Der Empathie des Autors ist es geschuldet, dass man das Buch nicht nur wie einen Bericht liest. Man nimmt Anteil.

Grégoire Leménager hat das Nachwort mit dem treffenden Titel „Der Journalist“ geschrieben.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Fansi

Der gute König
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Leonhard Hieronymi ist mir zum ersten mal beim Bachmann-Wettbewerb 2020 aufgefallen, aber jetzt hab eich ihn das erste mal gelesen.
Icherzähler in Der gute König ist Fansi, der Abitur hat und als Handwerker ...

Leonhard Hieronymi ist mir zum ersten mal beim Bachmann-Wettbewerb 2020 aufgefallen, aber jetzt hab eich ihn das erste mal gelesen.
Icherzähler in Der gute König ist Fansi, der Abitur hat und als Handwerker arbeitet. Er ist der letzte Mitarbeiter seines leicht exzentrischen Chefs Hieronymus Bosch. Sie bilden ein Team, dass mich anfangs fatalerweise als Figuren aus Werner-Comics erinnern, aber später wird ihr Verhältnis als eng betrachtet. Fansi hält zu ihm, auch nachdem er schon gekündigt hatte.

Überhaupt erzählt das Buch viel von Beziehungen. Nicht nur Fansi und sein Chef sondern auch mit seinem Kumpel und seiner Freundin.
Hinzu kommen eine erstaunliche Einfälle. Teilweise lässt mich das Buch ratlos, aber es gab doch einige gute Momente, die das Buch rechtfertigen.

Veröffentlicht am 24.07.2023

Quintus

Wilde Jagd
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Die Hauptfigur Quintus Erlach in Rene Freunds neuen Roman Wilde Jagd ist zunächst nicht in bester Verfassung.
Zeitweise getrennt von Frau und Tochter, anscheinend in einer Midlifecrisis, trinkt zu viel ...

Die Hauptfigur Quintus Erlach in Rene Freunds neuen Roman Wilde Jagd ist zunächst nicht in bester Verfassung.
Zeitweise getrennt von Frau und Tochter, anscheinend in einer Midlifecrisis, trinkt zu viel und ist auch noch am Fuß verletzt. Da ergeht er sich schon ganz schön in Selbstmitleid.
Die Kurve bekommt er, als er Evalina trifft, die ihre verschollene Schwester sucht. Er freundet sich mit ihr an und unterstützt sie. Auch mit dabei ist Machtnix, der Hund von Quintus Tochter, den er hüten muss.

Wie schon im Klappentext angedeutet, gibt es dann auch „fast“ einen Kriminalfall. Dieser Aspekt hat mich persönlich nicht so überzeugt wie die Ausgangssituation. Aber ich bin ja auch kein Krimifan.

Ich mochte schon frühere Romane von Rene Freund, wie Ans Meer und Liebe unter Fischen. Wilde Jagd geht in die gleiche Richtung. Leichte Kost mit Niveau!