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Veröffentlicht am 03.09.2017

Ines‘ turbulentes Leben, Teil 2

Seeblick kostet extra
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Zum zweiten Mal schickt Christiane Kördel ihre rothaarige Ines Fox auf eine kriminalistische Reise entlang des Bodensees. Nach „Seezeichen 13“ wird Konstanz wieder zum Nabel des Verbrechens und zum Mittelpunkt ...

Zum zweiten Mal schickt Christiane Kördel ihre rothaarige Ines Fox auf eine kriminalistische Reise entlang des Bodensees. Nach „Seezeichen 13“ wird Konstanz wieder zum Nabel des Verbrechens und zum Mittelpunkt des Interesses eines richtigen Bösewichts.

Roger Merian, Schweizer und erfolgreicher Geschäftsführer, ist einmal mehr hinter der Webdesignerin Fox und ihrem Freund Marc Frieder her. Merian streitet alles ab, Fox ist dennoch davon überzeugt, dass er nicht nur seine Schergen auf sie angesetzt hat, sondern auch für nicht natürliche Tode und unerklärliche Vorkommnisse in Konstanz verantwortlich ist.

Dank perfiden Drohungen, fast verhängnisvollen Ermittlungen in Eigenregie und ihren ganz speziellen „Echtträumen“ ist Ines Fox zwar eigentlich schon voll ausgelastet, dennoch findet sich wieder Zeit für jede Menge Liebesverwirrung. Auf ihrer Mission, Merian hinter Gitter zu bekommen, dehnt Ines gerne mal die Grenzen der Gesetze zu ihren Gunsten aus, zudem hat sie neben ihrem Freund auch noch den leitenden Ermittler Arthur von Leisfall (meist) auf ihrer Seite.

Doch so eindeutig die Lage zwischenzeitlich schient, Ines kann sich ihrer Sache nicht immer sicher sein. Sie wird – dank Roger Merian? – für seltsame Ereignisse verantwortlich gemacht und die Konstanzer wollen sie nicht mehr in der Stadt haben. Gibt Ines nach? Zieht sie weg und die nächsten Fälle spielen dann in einer anderen deutschen Stadt? Wer leichte, witzige Sommer(krimi)unterhaltung mag, sollte das auf jeden Fall selbst herausfinden.

Das Buch lässt sich leicht und schnell lesen, bietet
kurze und längere Abschnitte und eine Hauptfigur, die sich einer genauen „Einordnung“ immer wieder entziehen kann. Sobald man denkt, gut, sie ist schon recht vernünftig und clever, kommt Ines wieder mit einer Sache um die Ecke, die da so gar nicht dazuzupassen scheint. Und auch umgekehrt kann sie vom „Verliebtes-Mädchen-Modus“ blitzschnell in eine Art rothaarige Miss Marple umschalten. Mit ihr wird es definitiv nicht langweilig.

Übrigens: Die beiden Bücher lassen sich unabhängig voneinander nachvollziehen, die Erklärungen und Andeutungen in „Seeblick kostet extra“ lassen sich aber natürlich besser verstehen, wenn man den Vorgänger kennt.

Veröffentlicht am 18.08.2017

Moderater Krimi aber eine wunderbare Region

In tiefen Schluchten
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Dieser Sommerkrimi rund um alte südfranzösische Traditionen und die Geschichte um das Land, die Bewohner und die Höhlen der Cevennen ist sehr stimmig und gut recherchiert. Die Figuren und ihre Handlungen ...

Dieser Sommerkrimi rund um alte südfranzösische Traditionen und die Geschichte um das Land, die Bewohner und die Höhlen der Cevennen ist sehr stimmig und gut recherchiert. Die Figuren und ihre Handlungen sind großteils glaubhaft und nachvollziehbar. Seht stimmig sind auch die vielen Landschaftsbeschreibungen und Freizeitaktivitäten (die erwähnten Restaurants gibt es wirklich).

In der Geschichte rund um die Deutsche Tori, die mit ihrem Mann nach Belleville zog und ihre Freude Nico und Eva kommt aufgrund der erwähnten Beschreibungen leider die Krimispannung zwischendurch etwas zu kurz. Wer da auf einen stetigen Spannungsbogen hofft, wird enttäuscht. Stattdessen „schwappt“ der Krimi immer mal wieder in den Vordergrund, zieht sich dann aber fast so weit zurück, dass man diese Teile der Handlung fast vergisst.

Die Hauptfigur, ihr Alltag, ihre Sorgen, nehmen viel Raum ein. Mit viel Gefühl beschreibt die Autorin Toris Situation, zeigt ihre Beziehungen zu den Bewohnern des Dorfes und gibt mehr und weniger wichtigem Dorftratsch viel Raum. Manche Szenen, die zuerst eher belanglos wirken können, haben aber später dennoch viel Einfluss auf die Geschichte. Und obwohl schlussendlich ein altes Geheimnis gewissermaßen enthüllt werden kann, bleibt das Ende des Buches offen. Es fühlt sich nicht ganz fertig an, was auf eine Fortsetzung hindeuten könnte.

Durch dieses Buch lernt der Leser viel über die Gegend, die Menschen und die Orte in Südfrankreich und um Lust auf Urlaub in dieser Region zu wecken, ist es ideal. Wer gerne wandern geht, wird sich dort sehr wohl fühlen. Ein knallharter Krimi ist die Geschichte natürlich nicht. Mit den richtigen Erwartungen gelesen, unterhält „In tiefen Schluchten“ aber sehr gut.

Veröffentlicht am 18.08.2017

Eine beklemmende, nicht allzu weit entfernte Zukunft

Die Lieferantin
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Ein „Was wäre, wenn….“ der besonderen Art bietet dieser Thriller von Zoё Beck. Für ein packendes Buch genau das richtige, hoffe ich dennoch nicht, dass die Entwicklungen so vorangehen wie hier.

Was wäre, ...

Ein „Was wäre, wenn….“ der besonderen Art bietet dieser Thriller von Zoё Beck. Für ein packendes Buch genau das richtige, hoffe ich dennoch nicht, dass die Entwicklungen so vorangehen wie hier.

Was wäre, wenn Großbritannien letztendlich aus der EU ausgetreten ist, sich dann den Baustellen im Inland widmet und dabei ein verschärftes Drogengesetz beschlossen werden soll, das Konsumenten wie Suchgiftgegner auf die Straßen treibt und die halbe Unterwelt Londons auf den Plan ruft? Letztere befürchten massive Verdiensteinbußen und wissen sich nur auf „ihre Art“ zu wehren. Dazu gesellen sich Nationalisten, die den harten Regierungskurs nicht hart genug finden und alles „nicht-britische“ loswerden wollen, notfalls ebenso mit Gewalt.

Zwischen die Fronten geraten dabei naturgemäß auch Unschuldige. Und solche, die es gerne von sich glauben wollen. Wie Ellie, die mit ihrem unkonventionellen Drogen-Onlineshop auch die höchsten Kreise Londons beliefert. Eine perfekte Ausgangsbasis für eine Art britischen Mafia-Krimi, wobei aufgrund der Spannung sogar der so wunderbare schwarze Humor eigentlich zu kurz kommt.

Mehr sei nicht verraten, ich kann jedem Fan der Spannungsliteratur raten, sich selbst von der eigenartig beklemmend-faszinierenden, aufgewiegelten „After-Brexit-Stimmung“ gefangennehmen zu lassen. Und als man gegen Ende schon dem erwarteten Knalleffekt entgegenfiebert und dann doch (fast) alles anders kommt, schwingt die Autorin ebenso überraschend die „Moralkeule“. Hochmut kommt vor dem Fall - eindrucksvoll zeichnet Beck das Bild eines Menschen, der immer stärker seine Prinzipien verrät, schändliche Taten mit abstrusen Theorien rechtfertigt und schließlich die unausweichliche Bruchlandung begeht. Alles Fiktion? Hoffentlich.

Veröffentlicht am 31.07.2017

Kurzweiliger Krimi mit überaus aktueller (Kirchen-)Kritik

Verzehrende Flammen
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Selbst ein Mann der Kirche, kann Reiner Strunk seinen „Pater Braun“, nämlich Pfarrer Helmut Beermann, überaus authentisch wirken lassen. Bereits zum dritten Mal wird er – natürlich ganz unfreiwillig – ...

Selbst ein Mann der Kirche, kann Reiner Strunk seinen „Pater Braun“, nämlich Pfarrer Helmut Beermann, überaus authentisch wirken lassen. Bereits zum dritten Mal wird er – natürlich ganz unfreiwillig – in einer polizeiliche Ermittlung hineingezogen und ist Hauptkommissar Parler dabei eine große Hilfe.
Auch wenn Beermann schon einmal das eine oder andere Gespräch mit Zeugen oder Verdächtigen führt, ist er für die Polizei vielmehr dank seines Bibelwissens wichtig. Es ereignen sich unerklärbare
Brandanschläge in Kirchen der Umgebung und auch in Beermanns eigener. Der oder die Täter schrecken auch nicht vor Kollateralschäden zurück. Trotz oder gerade wegen seiner Befangenheit und Verwicklung in die Umstände bleibt der Pfarrer hartnäckig und versucht in sehr launigen Gesprächen mit Kollegen, seiner Frau Bettina oder Parler, die Zusammenhänge aufzudecken.

Da Kirchen die Schauplätze sind und auch ein paar der Verdächtigen etwas religiös-fanatisch erscheinen, ergeben sich auch immer wieder Gelegenheiten für die Protagonisten, über die Kirche als Institution zu philosophieren. Wie zeitgemäß sind gewissen Methoden, wie weit darf und soll „Kirche“ gehen? Und was genau ist „Radikalisierung?“ Auf sehr erfrischend ehrliche und analytische Weise geht hier der Autor mit Kirche, Glaube und vielem, das dazugehört, ins Gericht. Er ist weder übertrieben kritisch noch schmeichelnd, sondern stößt die „nur“ Gedanken des Lesers an. Die Auseinandersetzung mit Themen, die lange Zeit einfach ignoriert wurden, beginnt langsam und das bringen auch die Charaktere in diesem Krimi zum Ausdruck.

„Verzehrende Flammen“ ist ein kurzweiliger, am Ende etwas schnell aufgelöster Krimi, der inhaltlich in vielen Facetten am Puls der Zeit ist und mit vielen interessanten, „echten“ Protagonisten sowie dem richtigen Maß an Humor punkten kann.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Wohl dosierte Spannung und gute Action-Passagen

Sommers Tod
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Marcus Hünnebeck weiß zu überraschen, lässt er den Titel seines Thrillers zwar ausgiebig wüten, jedoch auf unkonventionelle Art. Auch schafft er es, trotz der kompakten 304 Seiten, nicht nur einen Fokus ...

Marcus Hünnebeck weiß zu überraschen, lässt er den Titel seines Thrillers zwar ausgiebig wüten, jedoch auf unkonventionelle Art. Auch schafft er es, trotz der kompakten 304 Seiten, nicht nur einen Fokus zu präsentieren. Eine „simple“ Kindesentführung sollte das Leben der Ermittler Lukas Sommer und Lisa Jung gehörig auf den Kopf stellen.

Durch die Kürze der Geschichte lässt sich eine gewisse Grundspannung sehr gut aufrechterhalten, flüssiges Lesen ist garantiert. Wer aber ausführliche Hintergründe zu Charakteren gewöhnt ist, muss sich mit dem Nötigsten zufrieden geben. Der Vorteil: Details können nicht vom Wesentlichen ablenken. Der Fokus liegt darauf, die Handlung voranzutreiben. Doch Achtung: auch wenn wenig ablenkt, ist die Lösung für den Leser keinesfalls einfach zu erkennen. Nur sehr fein gestreute „Hintergrundgeräusche“ lassen sich im Nachhinein als Hinweise deuten.

Und hat man sich dann schon gut mit der etwas härteren, actionreichen und auch blutigen Gangart des Buches angefreundet, wird man am Ende unerwartet von Gefühlsduselei überfallen. Die etwas vom wirklich ansprechenden Rest des Thrillers abgerückten letzten Kapitel ließen mich kurz geschockt zurück. Für mich hat sich der Autor damit leider etwas den Gesamteindruck verhauen. Leser, denen die härteren Szenen aber weniger zusagen, werden sich darüber sicher freuen.

Ansonsten kommt das Buch nämlich großteils auch sehr gut ohne die Beschreibung überbordender Emotionen aus. Die braucht es gar nicht, denn beim Leser kann der Stoff auch so starke Gefühle wecken. Ich würde mich über weitere Thriller und Krimis mit Fokus auf harte Fälle und ebensolche Ermittlungen aber durchaus freuen. Da liegen meiner Meinung nach auch klar die Stärken Hünnebecks und noch viel Potential.