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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2023

Spannend und charakterstark, wie Lokalkrimis sein sollen

Halliggift (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 3)
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Auch der dritte Fall, den die Jüsteringer Kommissarin Minke van Hoorn lösen muss, ist ein spannender Krimi, dessen 267 Seiten sich weglesen wie nichts. Manche Morde sind gerade deshalb rätselhaft, weil ...

Auch der dritte Fall, den die Jüsteringer Kommissarin Minke van Hoorn lösen muss, ist ein spannender Krimi, dessen 267 Seiten sich weglesen wie nichts. Manche Morde sind gerade deshalb rätselhaft, weil die Opfer beliebt und unschuldig sind.

So ist es auch hier. Hanni Krüdener ist eine agile, hilfsbereite und selbstlose Person. Dennoch liegt sie plötzlich tot auf ihrem Küchenboden. Und da ein Fall nie genug ist, gibt es noch einen weiteren Mord, diesmal an einem Prominenten des Ortes.

Minke und ihre Kollegin Lisa teilen sich die Ermittlungen auf, um zügiger voranzukommen. Lisa ist gebürtige Schwäbin was neben den ersten Entwicklungen zwischendurch auch heitere Momente bringt.

Der Nordseekrimi punktet mit einer guten Konstruktion, urigen Charakteren und viel Lokalkolorit. Die Bände lassen sich auch gut unabhängig voneinander lesen, wenngleich ich vermute, dass zum Start der Serie (“Halligmord”) etwas mehr Details zu den Hauptpersonen Platz finden. Band 2 lautet “Halligzorn”.

Veröffentlicht am 02.05.2023

Die größte Bedrohung unserer Zeit?

°C – Celsius
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Mark Elsberg greift in seinem neuesten Werk wie immer gekonnt große Themen unserer Gesellschaft auf und würzt sie fein mit einer Prise Action und Wissenschaft.

In “Celsius” zeichnet er ein düsteres mögliches ...

Mark Elsberg greift in seinem neuesten Werk wie immer gekonnt große Themen unserer Gesellschaft auf und würzt sie fein mit einer Prise Action und Wissenschaft.

In “Celsius” zeichnet er ein düsteres mögliches Szenario rund um den Klimawandel und wie die Nationen der Erde ihn bekämpfen könnten. Als China voranprescht und eigenmächtig Geoengineering betreibt, wird die UNO-Klimawissenschaftlerin Fayola Oyetunde in die sich rasant entfaltenden Ereignisse hineingezogen.

Aufgrund ihrer Biografie ist die in Deutschland lebende gebürtige Nigerianerin mit US-amerikanischem Pass plötzlich für mehrere Regierungen eine gefragte Beraterin in Sachen Klimaentwicklung.

Und es kommt, wie es kommen muss. Auch wenn die Art des Eingriffes in das Weltklima vielleicht (im Moment) nicht sehr realistisch ist, sind es die Diskussionen und Reaktionen dazu allemal. Man ist entsetzt, dass sich ein Land nicht mit allen anderen abgestimmt hat, man wartet offizielle Statements anderer ab, bevor man sich selbst äußert oder man ist grundsätzlich mal dagegen, weil es nicht der eigene Einfall war.

Wichtige Entscheidungen werden verschoben, es werden Probleme bekämpft, die keine sind und statt zusammenzuarbeiten driftet man in der Weltpolitik weiter auseinander, weil es nur um Geld und Einfluss geht. Und es stehen Leben auf dem Spiel, auch Fayolas.

Eines stellt der Thriller mit Nachdruck fest: Es gibt keinen einfachen und für alle angenehmen Weg aus dem globalen Klimaproblem. Bloß: weiter zu warten macht es in jedem Fall noch um vieles schlimmer und einen Ausweg unwahrscheinlicher.



vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde

Veröffentlicht am 03.02.2023

Ein Krimi um Sünden, Missverständnisse und Traumata

Verschwiegen
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Vor diesem Krimi war mir die Autorin unbekannt, doch nun bin ich froh, dass “Verschwiegen” der Start einer Reihe ist. Mehr dazu später. Hauptfigur in dieser spannenden Geschichte um vergangene Sünden, ...

Vor diesem Krimi war mir die Autorin unbekannt, doch nun bin ich froh, dass “Verschwiegen” der Start einer Reihe ist. Mehr dazu später. Hauptfigur in dieser spannenden Geschichte um vergangene Sünden, Missverständnisse und Traumata ist die Polizistin Elma, die aus der Großstadt wieder zurück in ihre Heimatgemeinde Akranes kommt.

Doch nicht nur sie, auch eine Frau, die in einem Ort in der Nähe wohnt, besucht Akranes. Der Unterschied: Sie findet dabei den Tod. Beim Leuchtturm, nah am Wasser, wird eine Leiche gefunden. Die Verletzungen scheinen von einem Auto zu kommen.

Elma und ihre Kollegen ermitteln, aber da das Opfer nicht direkt im Ort wohnte, scheint sie zuerst niemand zu kennen. Doch da sonst nicht viel zu tun ist, graben die Ermittler weiter und besonders Elma dreht jeden Stein zwei Mal um und kümmert sich auch nicht um Tratsch im Dorf oder die Befindlichkeiten derer, die befragt werden müssen.

Sie nimmt keine Rücksicht auf alte Bekanntschaften und die Hierarchien, die sich so ergeben, wenn quasi jeder jeden kennt. Der Buchtitel ist definitiv sehr passend, wenn auch natürlich nicht sonderlich hervorstechend aus der Kimi-Masse.

Der Krimi an sich ist generell eher unblutig und ruhig, aber es schwelt vieles unter der Oberfläche und daher ist die Geschichte weniger plakativ als vielmehr psychologisch angehaucht. Und es liegen ihr ernste Themen zugrunde.

Das Buch ist spannend und gut geschrieben, für mich fällt es nicht unter “pageturner”. Ich konnte/musste öfter etwas länger unterbrechen, was aber nie ein Problem war. Ich las gerne weiter und kam auch immer schnell wieder in die Erzählung zurück. Man kann den Krimi sicher auch sehr schnell lesen, aber er “verzeiht” auch ein langsameres Tempo sehr gut.



“Verschwiegen” ist Band 1 mit Elma, Band 2 - “Verlogen” soll am 17.08.2023 erscheinen.

Veröffentlicht am 10.01.2023

Diebisch gute Unterhaltung im Berlin des 19. Jahrhunderts

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
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Alex Beer ist mir als Landsfrau natürlich ein Begriff und ich liebe ihre Emmerich-Reihe. Weil ich diese Bände alle als Hörbücher sammle, entschied ich mich hier bewusst für das Printexemplar.

Und auch ...

Alex Beer ist mir als Landsfrau natürlich ein Begriff und ich liebe ihre Emmerich-Reihe. Weil ich diese Bände alle als Hörbücher sammle, entschied ich mich hier bewusst für das Printexemplar.

Und auch diese Figuren und die spannende Geschichte konnten mich sofort für sich einnehmen. Dass die Autorin auch die Schauplätze und alles, was sonst noch nötig ist, zeitlich akkurat beschreiben kann, ist auch bekannt. Das macht auch in “Felix Blom - Der Häftling aus Moabit” einen großen Teil des Charmes des Krimis aus.

Dazu kommen natürlich noch so illustre wie schlitzohrige Charaktere, allen voran der gerissene Meisterdieb Blom und jemand, den er eigentlich eher zufällig kennenlernt, die Detekteibesitzerin Mathilde Voss.

So ungewöhnlich dieser Beruf für eine Frau im Jahr 1878 war, so besonders ist auch dieser historische Kriminalroman. Was es genau mit Felix Bloms erstem Abenteuer auf sich hat, erläutert die Autorin selbst sogar am Ende des Buches.

Blom, frisch enthaftet, muss sich also erst noch in der Welt zurechtfinden, die er drei Jahre zuvor verlassen musste. Er trifft Mathilde und noch dazu scheint ihm ein Unbekannter nach dem Leben zu trachten. Wäre er wohl besser im Gefängnis geblieben?

Die Polizei, genauer Kriminalkommissar Ernst Cronenberg, will Blom eigentlich im Auge behalten, ist aber mit einem rätselhaften Selbstmord konfrontiert, der vielleicht keiner war. Dann taucht noch eine Leiche auf und es scheint da eine Verbindung zu Felix Blom zu geben. Kann dieser seine Unschuld beweisen und den Fall lösen?

Veröffentlicht am 16.12.2022

Weniger dystopisch als man vermuten würde

Tage voller Zorn
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Und hier ist wieder ein Skandinavien-Thriller, der nicht enttäuscht. Es muss auch nicht immer ein ganz großer Name sein. Finnland als Setting kenne ich zwar, aber das gibt es weniger häufig als andere ...

Und hier ist wieder ein Skandinavien-Thriller, der nicht enttäuscht. Es muss auch nicht immer ein ganz großer Name sein. Finnland als Setting kenne ich zwar, aber das gibt es weniger häufig als andere Länder, daher war ich hier besonders interessiert.

Mehr als 560 Seiten Spannung warten hier auf den Leser, dick verpackt in eine eisige und zugleich hitzige Atmosphäre. Tuomas Oskari lässt die Geschichte ein wenig in der Zukunft spielen und greift gesellschaftliche Probleme auf, die nicht erst seit der Pandemie existieren, aber durch all das verstärkt wurden (und gerade werden).

Der Thriller ist sehr politisch, da der Zorn des Volkes sich immer auch gegen die Politik richtet, die zum Teil zurecht für manche Zustände verantwortlich gemacht wird. Das Finnland in Oskaris Buch ist da keine Ausnahme.

Befeuert von der Unzufriedenheit einer großen, machtlosen Mehrheit und der wachsenden monetären Probleme vieler, rütteln und sägen so einige Mächte am Stuhl des Ministerpräsidenten Leo Koski.

Er steht einer konservativen Regierung vor, die von den gut Betuchten weiterhin gestützt, aber von vielen aus der Bevölkerung verachtet wird. Demonstrationen und Unruhen sind an der Tagesordnung und Koski muss sich zwischen seinen Werten und dem Druck von außen entscheiden.

Oskari analysiert die gesellschaftliche Lage eindringlich und zeigt auf, wohin viele Staaten tatsächlich steuern könnten, wenn nur so weiter gewirtschaftet wird wie bisher. Er lässt seine Charaktere auch Optionen entwerfen, was passieren könnte, welchen Ausweg es geben könnte.

Hat der Kapitalismus ein Ablaufdatum, müssen wir dieses System zu einem Ende bringen und etwas Gerechteres etablieren, um weiterhin friedliche Demokratien erhalten zu können? Dieser fesselnde Thriller bietet in dieser Hinsicht definitiv genug “food for thought”.