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Veröffentlicht am 20.02.2020

Schnurre und sei glücklich

Die Katze des Dalai Lama und die Kunst des Schnurrens
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Nach "Die Katze des Dalai Lama" hab ich auch diesen Folgeband gelesen. Auch hier lehrt wieder die Katze seiner Heiligkeit, genannt "KSH", die Leser über die Weisheiten des Buddhismus nachzudenken.
Die ...

Nach "Die Katze des Dalai Lama" hab ich auch diesen Folgeband gelesen. Auch hier lehrt wieder die Katze seiner Heiligkeit, genannt "KSH", die Leser über die Weisheiten des Buddhismus nachzudenken.
Die Frage nach der "Kunst des Schnurrens" steht für die Frage nach der Kunst glücklich zu sein. Und wer weiß besser, wie sehr das stimmt, als jeder Katzenbesitzer!

Der Dalai Lama muss für längere Zeit verreisen und so macht sich die KSH täglich auf ins Himalaja Buchcafé um dort die Geschehnisse zu beobachten, die Personen zu studieren und philosophischen Gedanken nachzuhängen. Bei diesen Beobachtungen ist der Leser fellnah dabei und es gibt einies zum Schmunzeln und sehr treffende Beschreibungen.

Ganz nett wird außerdem die Entwicklung vom einfachen Cafe mit Buchhandlung zu einem Spezialitätenlokal mit Curry-Abenden und Verkauf von exklusiven Gewürzmischungen erzählt. Somit gibt es auch eine sehr "weltliche" Romanhandlung. Insgesamt hat mir aber das erste Buch besser gefallen, denn die philosophischen Gedanken wirkten hier nicht mehr wirklich neu auf mich, sondern eher wie ein zweiter Aufguss.

Veröffentlicht am 19.02.2020

Gut angedacht, mit sehr vielen Themen und leichten Längen

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Alice, eine junge Münchnerin, fährt nach Berlin um ihre Familie mütterlicherseits kennenzulernen. Allerdings wissen die nicht, dass sie kommt…

Dies ist die Ausgangslage für den verzwickten Familienroman, ...

Alice, eine junge Münchnerin, fährt nach Berlin um ihre Familie mütterlicherseits kennenzulernen. Allerdings wissen die nicht, dass sie kommt…

Dies ist die Ausgangslage für den verzwickten Familienroman, der in den Jahren 1930-33 angesiedelt ist. Zu den privaten Probleme kommen für Alice und alle anderen Hauptpersonen auch noch viele von außen dazu. Die Zeiten auf den Straßen werden rauer, Nationalsozialisten sind auf dem Vormarsch und setzen alles daran, ihre erste große Wahl zu gewinnen.

Berlin entwickelt sich von der kunterbunten, multikulturellen Großstadt zu einem kalten, grauen Ort, an dem die Angst regiert. Zwar wird das auch thematisiert im Roman, aber dadurch, dass wirklich viele Themen auch glaubhaft miteinander verknüpft sind, kommt das einzelne öfter auch zu kurz.

Anhand Alices Erlebnissen gibt es viel fürs Herz, Geheimnisse, die gelüftet werden, Streit, Nazipropaganda, Kunstunterricht und nebenbei noch etwas Gesellschaftsanalyse der damaligen Zeit. Im Privaten war die sexuelle Orientierung bei vielen beispielsweise komplett offen, wenn auch nicht öffentlich damit geprahlt wurde.

Durch dies und einige andere Details vermittelt Alexandra Cedrino den damaligen Zeitgeist sehr gut und überzeugt natürlich auch, wenn es um die bildenden Künste und den Galeriealltag geht. Wobei ich mir davon - weil titelgebend - noch mehr gewünscht hätte.

Vom gesamten Fokus her war es mir im Mittelteil doch etwas zu “allgemein”, da hätten mich schon mehr die familiären Abgründe oder intensive Galeriearbeit interessiert. Da schien eher wenig zu passieren, da gab es doch sehr viel Lovestory.

Wie der kurze Autorentext verrät, sind noch zwei Nachfolger geplant, es soll eine Trilogie werden. Ich bin gespannt, denn eigentlich bin ich mit diesem “happy end” zufrieden und hätte mich nicht unbedingt gefragt wie es mit den beiden weitergeht. Eher dann doch wie es in Berlin weitergeht. Aber ich denke nicht, dass die Hauptfigur nicht mehr vorkommen wird in den nächsten Bänden.

Das Cover ist ein Blickfänger, allerdings für mich eher weil die Frau nicht so ganz zum eleganten Rest passt. Die grün-blauen Farbflächen, die Schrift und Linien golden, das wirkt stimmig und sehr edel. Die aus einem Fotos von damals ausgeschnittene Person (war das Original überhaupt in Farbe?) ist eher ein Fremdkörper, noch dazu wo sie vom Licht von hinten angestrahlt wird.

Veröffentlicht am 11.02.2020

In Südafrika ist kriminell viel los

Mord am Mandela Square
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Dieser Südafrika-Krimi ist der fünfte einer Reihe rund um den Wissenschaftler Frank Sattler. Er lässt sich aber sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen, daher denke ich, dass das bei den anderen vieren aus so ...

Dieser Südafrika-Krimi ist der fünfte einer Reihe rund um den Wissenschaftler Frank Sattler. Er lässt sich aber sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen, daher denke ich, dass das bei den anderen vieren aus so klappt.

Aus Frank wurde ich bis zur Hälfte des Buches nicht ganz schlau, er hilft seinem Freund, aber dann gibt es ein paar explizite Szenen die mich an seiner geistigen Verfassung etwas zweifeln ließen. Am Ende hat er dann das Herz am rechten Fleck und setzt auch seinen Verstand gewinnbringend ein. Kein klassischer Ermittler, aber er hält sich wacker. Vor allem im Zusammenspiel mit den anderen Hauptfiguren wirkt er nach und nach überzeugender und glaubwürdiger.

Auf spannende Art und Weise schafft der Autor es hier, mehrere zuerst stark unterschiedliche Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen. Allzu viel lässt sich da leider nicht analysieren, um nicht zu spoilern, aber die Entwicklung im Krimi sowohl der Geschichte als auch der Charaktere ist großteils stimmig, die Fäden fügen sich gut zusammen. Dass nach und nach Personen hinzukommen, lässt die Story mit der Zeit fast überladen wirken, aber man kann noch gut folgen.

Für mich eher nervig und überflüssig: die wiederkehrenden Anspielungen à la »er ahnte nicht, wie sehr er irrte«. Manchmal ist auch Sattler etwas gutgläubig, wo man als Leser anhand gewisser Sätze sofort ahnt, dass jetzt dies und das passiert sein muss, nur Frank passt nicht auf.

Kleine Schwäche: Manche Abschnitte sind doch stark detailliert ausgearbeitet, wohl auch um das Land Südafrika mehr zur Geltung zu bringen und die Geschichte zwischendurch nicht zu »örtlich austauschbar« zu machen. Leider ist auf dem Buchumschlag ein Name falsch geschrieben, das sollte nicht passieren. Dafür positiv: nur sehr wenige Fehler, bei einem kleinen Verlag ohne großes Team ist das nicht selbstverständlich.

Veröffentlicht am 11.02.2020

Ein Roman, der schwer einzuordnen ist

Freinacht
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Dass dieses Buch, eine Mischung aus Roman, Gesellschaftsanalyse und Krimi, zwischendurch etwas unkonventionell wirkt, liegt an der Entstehung. Es ist kein Buch aus dem Elfenbeinturm, wie der Autor im Nachwort ...

Dass dieses Buch, eine Mischung aus Roman, Gesellschaftsanalyse und Krimi, zwischendurch etwas unkonventionell wirkt, liegt an der Entstehung. Es ist kein Buch aus dem Elfenbeinturm, wie der Autor im Nachwort erklärt, sondern es haben sich interessierte User online indirekt beteiligt, Vorschläge gemacht, Ideen niedergeschrieben und aus diesem Austausch formte Thomas Lang dann diese Geschichte.

Dreh- und Angelpunkt ist eine Gruppe Jugendlicher mit all den “typischen” Probleme, die man mit 15, 16 Jahren eben so hat. Cliquen, Freunde, Freundinnen, Gezicke, Misstrauen, Komplexe und vieles mehr. Doch damit nicht genug, taucht auch eine Leiche auf, die alles verändert.

Auch wenn Polizeiermittlungen ein Thema sind, ist die Stärke des Buches, dass der “jugendliche Gedankenstrudel” viel Raum bekommt. Manches ist gut nachvollziehbar, dann wieder handeln die Protagonisten doch sehr unerwartet. Man wird nicht richtig schlau aus ihnen, aber vielleicht ist das auch Absicht.

Dieser Roman ist definitiv kein klassischer Krimi, das sollte man nicht erwarten. Es ist ein sehr analytisch, psychologisch intensives Buch. Da der Fokus auf Jugendlichen liegt, darf man auch nicht erwarten, als erwachsener Leser immer gut mitfühlen zu können, man fühlt doch eine gewisse Distanz, wird nicht ganz warm mit den Charakteren. Dennoch würde ich es nicht als reines Jugendbuch bezeichnen.

Veröffentlicht am 06.11.2019

Nicht alles ist rational erklärbar

Perchtenjagd
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Auch wenn immer noch ein bisschen mehr geht - dieser Krimi hat definitiv eine gute Portion Lokalkolorit erhalten. Ob es nun der hartnäckige Gerichtspsychologe Thomas Meiberger, der klassisch untalentierte ...

Auch wenn immer noch ein bisschen mehr geht - dieser Krimi hat definitiv eine gute Portion Lokalkolorit erhalten. Ob es nun der hartnäckige Gerichtspsychologe Thomas Meiberger, der klassisch untalentierte wie uninteressierte Inspektor Bacher, der ambitionierte Inspektor Ganslinger oder ein abgekämpfter Salzburger Kripochef ist, sie alle tragen zur besonderen Atmosphäre dieses Salzkammergut-Krimis bei.

Doch mit der österreichischen Gemütlichkeit bei Würstel oder Kaffee ist es schnell vorbei, als ein Kind verschwindet und Meiberger schmerzlich an einen eigenen Verlust erinnert wird. Nicht zuletzt deshalb beißt er sich an diesem Fall fest und zieht die richtigen aber auch die falschen Schlüsse.

Seltsam verzierte Männerleichen tauchen auf, Meiberger wird vom Fall abgezogen und als er eine wichtige Zeugin beschützen will, überschlagen sich die Ereignisse.

Alles in allem ist ein Teil der Geschichte gut erzählt, manche Zusammenhänge spannend und Wendungen gelungen. Ein anderer Teil ist dann doch unerwartet actiongeladen und letzten Endes sind einige Passagen im Krimi enthalten, die nicht ganz zur ansonsten realistischen Story zu passen scheinen. Als jemand der die Fernsehserie rund um Meiberger nicht kennt und mit Magie und Mystik nicht so viel anfangen kann, musste ich da immer wieder stutzen.

Wer da aber darüber hinwegsehen kann, wird hier gut unterhalten.