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Veröffentlicht am 11.09.2021

Konnte meine Erwartungen leider nicht ganz erfüllen

In die Sonne schauen
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Von dem Buch habe ich mir vorgängig einerseits hilfreiche (fachliche und praxisrelevante) Inputs für meine Arbeit mit Patient:innen mit terminalen Erkrankungen erhofft, die auf Yaloms Erfahrungen seiner ...

Von dem Buch habe ich mir vorgängig einerseits hilfreiche (fachliche und praxisrelevante) Inputs für meine Arbeit mit Patient:innen mit terminalen Erkrankungen erhofft, die auf Yaloms Erfahrungen seiner langjährigen psychotherapeutischen Tätigkeit beruhen. Andererseits hatte ich auch erwartet, dass sich das Buch vielleicht als Empfehlung zur Selbsthilfe für meine Patient:innen eignen würde.

Zunächst muss gesagt werden, dass Yalom zweifellos ein sehr kluger Mensch ist, der einen grossen Erfahrungsschatz in der Psychotherapie mitbringt. Sein Wissen reduziert sich aber nicht allein auf die Psychologie, sondern auch auf weltbekannte Literatur und Philosophie. Und diese Themenbereiche verknüpft er auch in seiner Arbeit als Psychotherapeut, was auch sehr stark in dem vorliegenden Buch zum Ausdruck kommt. Yalom präsentiert im Buch einige philosophische Ansätze in Bezug auf das Sterben und den Tod und stellt dadurch alternative, hilfreiche Sichtweisen zur Verfügung, die nicht so angstbesetzt sind, wie die Ungewissheit, die mit diesen Themen einhergeht. Am ansprechendsten fand ich davon die Vorstellung, dass jeder Mensch einen Welleneffekt auf seine Mitmenschen und Generationen nach ihm hinterlässt, die einem vielleicht nicht direkt bewusst sind und sich oftmals auch noch viele Jahre nach dem eigenen Tod zeigen. Diese Perspektive verschafft dem eigenen Dasein eine Bedeutung und wirkt beruhigender, als die angstbesetzte Vorstellung, vergessen zu werden.
Ich kann mir vorstellen, dass das Buch vor allem Leser:innen anspricht, die empfänglich für philosophische Ansätze sind, es aber vermutlich auch Menschen gibt, die mit Yaloms Erklärungsansätzen nichts anfangen können.

Neben diesen positiven Aspekten, die leider nicht eine so grossen Teil des Buches ausmachen, wie es erwartet hätte, gab es aber auch viele Punkte, die mich nicht begeistern konnten. Zum einen fand ich den Erzählstil des Buches etwas unstrukturiert und teilweise auch ohne ersichtlichen roten Faden, selbst wenn der Autor versucht hat, seine Erzählungen in spezifische Kapitel zu gliedern. Yalom mischt oben genannte Erklärungsansätze und Zitate bekannter Schriftsteller:innen mit vielen Erfahrungsberichten von Patient:innen, mit denen er zusammengearbeitet hat, sowie auch seiner eigenen Auseinandersetzung mit dem Tod. Gerade die Berichte von Patient:innen haben für meinen Geschmack einen etwas zu grossen Teil eingenommen. Es war zwar interessant zu lesen, welche Entwicklungen seine Patienten:innen (in Zusammenhang mit ihren Ängsten vor dem Tod) machen konnten, aber letztendlich konnte ich daraus nur wenig für meine eigene Arbeit mitnehmen. Viele Erfahrungsberichte beruhen auf Träumen, die Yaloms Patient:innen hatten und in der Therapie symbolisch aufgearbeitet wurden. Nur decken sich diese Erfahrungsberichte für mich ehrlich gesagt wenig mit meinem Arbeitsalltag, in denen es bisher kein einziges Mal vorgekommen ist, dass praktischerweise ein Traum vorgekommen wäre, den ich dazu nutzen konnte den Patient:innen zu helfen, ihre Todesängste zu überwinden. Ich befürchte, dass sich das Buch deshalb auch nicht unbedingt als Literaturempfehlung für meine Patient:innen eignen würde, da ich nicht den Eindruck hatte, dass sie sich darin wiedererkennen würden.
Und das führt mich zum nächsten Kritikpunkt: Yalom möchte mit seinem Buch bewusst ein breites Publikum ansprechen. Es soll für Fachpersonen, sowie auch für Betroffene oder einfach interessierte Leser:innen eignen. Das hört sich in der Theorie schön und gut an, hat aber beim Lesen zu Verwirrung geführt, da nicht jedes Kapitel jede Zielgruppe anspricht, sodass das Buch für mich letztendlich nichts Halbes und nichts Ganzes war. Egal ob das Buch für Fachpersonen oder Betroffene geschrieben worden wäre, ich hatte den Eindruck, dass es für beide zu wenig Fleisch am Knochen hatte. Yaloms Gedankengänge sind zwar interessant zu lesen, aber wirklich konkret mitnehmen konnte ich weder für mich, noch für meine Patient:innen etwas Handfestes. Selbst am Ende des Buches, als Yalom verspricht, dass nun einige hilfreiche Inputs zur Arbeit als Psychotherapeut folgen würden, folgte wieder nur eine eher allgemeine Feststellung, wie wichtig die Therapiebeziehung für den Therapieprozess ist - etwas, das die Wissenschaft unlängst in zahlreichen Studien nachweisen konnte und somit nicht neu sein sollte, wenn man Psychologie studiert hat.

Alles in allem muss ich abschliessend sagen, dass meine oben erwähnten vorgängigen Erwartungen leider nicht annähernd erfüllt werden konnten. Für mich hält das Buch leider nicht das, was es im Untertitel verspricht, denn Strategien, wie man die Angst vor dem Tod überwindet, findet man hier definitiv zu wenig. Und deshalb hat mich das Buch letztendlich enttäuscht zurückgelassen.

Fazit:
Yalom ist zweifellos ein kluger und erfahrener Psychotherapeut, der sein Wissen und seine Erfahrungen aus langjähriger Arbeitstätigkeit im vorliegenden Buch zum Ausdruck bringt. Leider bleibt es vor allem bei Erfahrungsberichten seiner eigenen Patient:innen und man erhält nicht - wie im Untertitel des Buches versprochen - praxisrelevante oder umsetzbare Strategien, die einem helfen, die Angst vor dem Tod zu überwinden. Einige Denkansätze sind zwar hilfreich als Diskussionsgrundlage mit Patienten über den Tod, aber insgesamt war mir das Buch dann doch zu unstrukturiert und letztendlich auch zu nichtssagend. Wer sich gerne mit philosophischen Denkansätzen auseinandersetzt, ist hier richtig. Für Fachpersonen oder Betroffene, die hilfreiche Inputs für den Umgang mit Todesangst erwarten, ist es eher nicht zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein überraschender interessanter Schach-Roman

Das Damengambit
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"Das Damengambit" ist im Original als "The Queen's Gambit" bereits 1984 auf Englisch erschienen. Die deutsche Übersetzung des Buches hat dagegen bis dieses Jahr auf sich warten lassen. Der Auslöser dafür, ...

"Das Damengambit" ist im Original als "The Queen's Gambit" bereits 1984 auf Englisch erschienen. Die deutsche Übersetzung des Buches hat dagegen bis dieses Jahr auf sich warten lassen. Der Auslöser dafür, dass das Buch Jahrzehnte später noch übersetzt wurde, liegt an der gleichnamigen Serienadaption, die 2020 auf Netflix erschienen ist und einen regelrechten Hype ausgelöst hat Ich selbst habe die Serie auch kurz nach ihrem Erscheinen gesehen und kannte Beth Harmons Werdegang damit bereits bevor ich das Buch nun gelesen habe. Die Serie war auch bei mir - wie vermutlich bei vielen anderen auch - erst der Grund dafür, dass ich überhaupt Interesse daran hatte, das Buch zu lesen.

Wie die offizielle Inhaltsangabe vermuten lässt, dreht sich das Buch hauptsächlich um Schach. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Protagonistin Beth Harmon, die wir zunächst noch als Kind in einem Waisenhaus kennenlernen, in dem sie erstmals dank des Hausmeisters in Berührung mit dem Schachspiel kommt, was ihr Leben für immer verändert. Im weiteren Verlauf können wir Beth dabei begleiten, wie sie nicht nur allmählich erwachsen wird, sondern auch, wie sie zu einer fast unschlagbaren Schachmeisterin ist und sich dadurch einen Namen auf der ganzen Welt macht.

Ich war (positiv) überrascht, wie sehr sich die Serienadaption an die Buchvorlage hält. Bis auf einige kleinere Veränderungen, habe ich beim Lesen nahezu jedes Mal die entsprechenden Szenen aus der Serie vor den Augen. Das hat einerseits natürlich zu einigen schönen Erinnerungen an die Serie geführt, andererseits hielt die Handlung dadurch für mich verständlicherweise keinerlei Überraschungen parat, da ich schon wusste, welche Charaktere auftauchen und ob es Beth bis zum Schluss gelingt, ihren grössten russischen Schachgegner endlich zu besiegen.

Der Schreibstil ist sehr nüchtern und emotionslos gehalten. Vermutlich hätte ich damit Mühe gehabt, wenn ich zuvor nicht die Serie gesehen hätte, denn dadurch wusste ich, dass der Erzählstil einfach absolut zu Beths Charakter passt. Durch die kurzen und einfachen Sätze liest sich das Buch sehr kurzweilig und man schreitet schnell in Beths Leben voran, das immer wieder von schweren Schicksalsschlägen und ihrer Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln (und später einem auch einem anderen Suchtmittel als Ersatz dafür) geprägt ist. Viele Szenen widmet sich natürlich auch dem Schachspiel, die manchmal sehr detailliert geschildert werden, sodass man über mehrere Abschnitte zu lesen bekommt, welche Figuren in Beths Spielen auf welches Feld gerückt werden. Als absoluter Schach-Laie konnte ich mir darunter natürlich nicht wirklich etwas bildlich darunter vorstellen, sodass die Szenen für mich persönlich eher überflüssig waren, aber gleichzeitig natürlich auch für die notwendige Authentizität gesorgt haben.

Als Kritikpunkt bleibt zu erwähnen, dass mir manchmal etwas die Tiefe gefehlt hat, denn der Autor geht über viele emotional schwierige Momente ziemlich schnell hinweg. Ich hätte mir anstelle der vielen Beschreibungen der Schachspiele manchmal etwas mehr emotionalen Tiefgang gewünscht. Das war dann auch der Grund, weshalb ich letztendlich nicht die volle Sternanzahl vergeben konnte. Insgesamt hat mich das Buch aber gut unterhalten.

Fazit:
"Das Damengambit" ist die Buchvorlage der gleichnamigen Netflix-Serie, die ich mir vor einigen Monaten begeistert angesehen habe. Die Serienadaption hält sich sehr stark an die Handlung im Buch, weshalb grosse Überraschungen beim Lesen natürlich ausgeblieben sind. Wie der Titel des Buches vermuten lässt, dreht sich die Handlung hauptsächlich um das Schachspielen, was aber durch private Momente aus dem Leben der Schach-spielenden Protagonistin dennoch interessant zum Verfolgen ist. Mir hat nur manchmal durch den eher einfachen und emotionslosen Schreibstil die Tiefe bei emotionalen schwierigen Szenen gefehlt. Aber insgesamt eine empfehlenswerte Geschichte. Die Serie hat mir aber noch einen Tick besser gefallen.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Ein Feel-Good Roman für den Sommer

Nur fast am Boden zerstört
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Der offizielle Klappentext fasst die Ausgangslage eigentlich sehr gut zusammen. Wir erleben das Buch aus der Sicht von Ollie, der einen romantischen Sommerflirt mit Will erlebt hat, im Glauben, dass sie ...

Der offizielle Klappentext fasst die Ausgangslage eigentlich sehr gut zusammen. Wir erleben das Buch aus der Sicht von Ollie, der einen romantischen Sommerflirt mit Will erlebt hat, im Glauben, dass sie sich nach dem Sommer nie wieder sehen werden. Doch dann kommt alles anders als erwartet: Ollies Tante leidet seit längerem an Krebs und ihre Krankheit ist nun so weit fortgeschritten, dass sich seine Eltern sich dazu entschliessen, auch nach dem Sommer bei ihrer Tante zu bleiben, um sie mit ihren beiden kleinen Kindern zu unterstützen. Das bedeutet wiederum, dass Ollie das nächste Schuljahr ausgerechnet an der Highschool verbringt, an der auch Will zur Schule geht. Und bereits an seinem ersten Tag muss er feststellen, dass Will nicht ganz ehrlich zu ihm gewesen ist, denn an der Schule weiss keiner davon, dass Will auch auf Jungs steht und Ollie wird schnell klar, dass es nicht zu so einem romantischen Wiedersehen mit seiner Sommerliebe kommt, wie er es sich erhofft hatte...

Wer sich jetzt denkt, dass die Story sich gar nicht so originell anhört, dem muss ich zunächst zustimmen. Gonzales hat mit der Handlung ihres Buches sicher nicht das Rad neu erfunden, aber das Buch lebt auch weniger von seiner innovativen Idee, als vielmehr von den vielen liebenswerten Charakteren. Angefangen natürlich bei Protagonist Ollie, der offen seine Homosexualität auslebt und sich durch seinen humorvollen Sarkasmus sehr schnell in mein Herz geschlichen hat. Auch Will konnte mich überzeugen und ich finde, dass ihm der deutsche Klappentext nicht gerecht wird. Ja, Will hat sich noch nicht geoutet und hat deshalb Mühe, seine Gefühle gegenüber Ollie offen zu zeigen, aber er ist deshalb in meinen Augen kein Idiot, sondern eher jemand, der sich aufgrund seiner Ängste etwas ungeschickt anstellt und dadurch - leider - auch Ollie immer wieder unabsichtlich verletzt. Ich konnte Wills Verhaltensweisen sehr gut nachempfinden und finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, sowohl Ollies, als auch Wills Gedanken, Gefühle und Verhaltensweise auf authentische, nachvollziehbare und vor allem altersentsprechende Weise darzustellen. Und das ist ein grosser Pluspunkt dieses Buches!
Auch die vielen Nebencharaktere, die vor allem aus Ollies neu gewonnen Freundinnen an der Highschool bestehen, sind gelungen und Gonzales schafft es auch hier, kleinere Teeniedramen einzubauen, sodass die Nebencharaktere nicht nur wie Statisten wirken.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach gehalten, passt aber zur Handlung des Buches und liest sich sehr flüssig und angenehm. Ich bin sprichwörtlich durch die Seiten geflogen und habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt - selbst wenn ich nicht mehr zur Zielgruppe des Buches gehöre.

Neben den Themen Freundschaft, erste Liebe und dem Coming-out, befasst sich das Buch auch mit dem Thema Krebs, was dem Buch der doch eher locker-leichten Geschichte immer wieder einen emotionalen, ernsten Unterton vergibt, ohne sich aber zu sehr darin zu verlieren. Die Abhandlung des Themas wirkt dadurch zwar am Ende etwas zu einfach und oberflächlich, aber es passt zur Stimmung des Buches, das in meinen Augen in erster Linie ein Feel-Good Roman für den Sommer sein möchte. Und das ist der Autorin definitiv gelungen.

Fazit:
"Nur fast am Boden zerstört" erzählt eine LGBTQ-Liebesgeschichte zwischen zwei Teenager Jungen, die sich an ganz unterschiedlichen Punkten hinsichtlich der Offenheit über ihre sexuelle Orientierung befinden, was die junge Romanze der beiden immer wieder vor Herausforderungen stellt. Gonzales hat mit diesem Buch einen unterhaltsamen, lockeren Feel-Good Roman für den Sommer geschaffen, der zwar bei einigen Themen etwas oberflächlich bleibt, mir dafür immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat. Ich kann das Buch besonders für Fans von Becky Albertalli oder Alice Oseman empfehlen, da der Stil des Buches sehr vergleichbar ist. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für all diejenigen, die auf der Suche nach einer liebenswerten LGBTQ-Liebesgeschichte sind.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Leider nicht überzeugend

Blue Sky Black. Ohne Dunkelheit keine Sterne
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Fangen wir aber mit dem Positiven an und das ist in diesem Fall definitiv das ansprechende und tolle Buchcover. Ich mag solche minimalistischen Sujets, das in Verbindung mit der Farbkombination für mich ...

Fangen wir aber mit dem Positiven an und das ist in diesem Fall definitiv das ansprechende und tolle Buchcover. Ich mag solche minimalistischen Sujets, das in Verbindung mit der Farbkombination für mich einfach wunderschön anzusehen ist. Für die Coverwahl hat der Impressverlag auf jeden Fall ein richtig gutes Händchen.
Auch die Ausgangslage dieser Dystopie konnte mich überzeugen und der Einstieg in die Geschichte hat mich richtig neugierig gemacht - unter anderem natürlich auch deshalb, weil Dystopien zu meinen Lieblingsgenres gehören. Danniger hat das Rad mit ihrer Idee nicht neu erfunden, aber die düstere Atmosphäre, die im Klappentext beschrieben wird und auch zu Beginn des Buches spürbar war, war vielversprechend.

Leider verlief dieses anfänglich positive Gefühl sehr schnell im Sande, denn statt eines spannenden, actiongeladenen Plots in einem dystopischen Setting, stand plötzlich vielmehr die Instaliebe zwischen der Protagonistin Mila und einem jungen Mann im Vordergrund, der ihre Wege kreuzt. Und ich dachte wirklich, dass ich schon viele Instalieben gesehen habe, aber hier schafft es die Autorin tatsächlich, dass sich die Charaktere nach einem Drittel des Buches (also bei fast genu 33% des Ebooks) gegenseitig ihre Liebe gestehen - und sie meinen das absolut ernst, obwohl sich die beiden erst kurze Zeit vorher zum ersten Mal kennengelernt haben. Ab diesem Punkt hat mich die Geschichte allmählich verloren, denn dieser Liebeskitsch war nicht nur etwas, das nicht erwartet hatte, ich empfand ihn auch als absolut unglaubwürdig.
Kurze Zeit später kommt es dann zu einem ersten Showdown, mit dem die Autorin vermutlich Spannung erzeugen wollte. Nur leider folgt dann kurz nach diesen Ereignissen nach etwas weniger als der Hälfte des Buches ein plötzlicher Zeitsprung von mehreren Monaten, der mich komplett aus der Handlung gerissen hatte und in meinen Augen überhaupt nicht gut gewählt war. Und das war schliesslich auch der Punkt, an dem mich die Autorin komplett als Leserin verloren hat.
Die zweite Hälfte des Buches habe ich nur noch mit Desinteresse überflogen. Insgesamt hat sich die zweite Buchhälfte wie ein Abklatsch bekannter Dystopien aus den 2010er Jahren gelesen - am ehesten hat mich die Handlung an die Legend-Reihe erinnert.

Abgesehen von der wenig überzeugenden Story, fand ich auch die Ausarbeitung der Charaktere leider auch nicht gelungen. Bis zuletzt ist es mir nicht gelungen, zu einem der Personen aus dem Buch einen Zugang zu finden und alle Charaktere sind irgendwie gesichtslos und unterinteressant geblieben.

Den Schreibstil fand ich anfangs noch okay, bis ich in einer anderen Rezension gelesen habe, dass er eigentlich nur aus Hauptsätzen mit zahlreichen Adjektiven besteht. Und das trifft tatsächlich zu, sodass ich diese Entdeckung leider nicht mehr ausblenden konnte und mich letztendlich auch der sehr simpel gehaltene Schreibstil enttäuscht hatte.

Fazit:
"Blue Sky Black" verspricht mit seinem Klappentext eine düstere, fesselnde Dystopie, die es letztendlich nicht ist. Stattdessen bekommt man eine klischeehafte Instaliebe präsentiert, die in einen Plot verpackt wird, der mich sehr an einen Abklatsch aus bekannten Dystopie-Bestsellern aus den 2010er Jahren erinnert hat. Für mich war das Buch eine grosse Enttäuschung, denn man bekommt nicht annähernd das geliefert, was die Inhaltsangabe verspricht. Für mich ist es deshalb leider kein Buch, das ich weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Ein emotionales Familiendrama

Wenn du mich heute wieder fragen würdest
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Der Inhalt lässt sich nicht so einfach zusammenfassen, ohne zu viel von der Handlung zu spoilern. Das, was bei der offiziellen Inhaltsangabe beschrieben wird, ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs, ...

Der Inhalt lässt sich nicht so einfach zusammenfassen, ohne zu viel von der Handlung zu spoilern. Das, was bei der offiziellen Inhaltsangabe beschrieben wird, ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs, denn die eigentliche Story wird aus meiner Sicht erst durch die oben genannte Tragödie ins Rollen gebracht, die die Familie Stanhope und Gleeson durch einen tragischen Vorfall für immer verändert und auch miteinander verbindet. Es handelt sich um ein Ereignis, dass das jeweilige Schicksal eines jeden Familienmitgliedes auf ihrem weiteren Weg beeinflusst. Und auf welche Art und Weise dies geschieht, erfahren wir mit fortlaufender Handlung.

Der Fokus des Buches dreht sich in erster Linie um Kate Gleeson und Peter Stanhope, deren junge Liebe aufgrund des schicksalhaften Ereignisses auf eine harte Probe gestellt wird, als sie noch Teenager sind. Die darauffolgenden Kapitel fokussieren sich abwechselnd zwischen den unterschiedlichen Charakteren, sodass man nicht nur miterleben kann, wie Kate und Peter älter werden und in welche Richtungen sich ihr Leben entwickelt, sondern auch wie es ihren Eltern ergeht, deren Lebensalltag durch den tragischen Vorfall für immer verändert wird, was natürlich auch Einfluss auf die verschiedenen Beziehungen innerhalb und zwischen den beiden Familien hat. Und wie man sich bereits vorstellen kann, stellt das Leben die einzelnen Charaktere immer wieder vor schwierige Herausforderungen, die sie teilweise alleine, teilweise auch miteinander bewältigen müssen.

Keane hat einen unglaublich einnehmenden Schreibstil und sie schafft es, jedem einzelnen Charakter seine individuelle Geschichte einzuhauchen. Der Fokus liegt im Buch hauptsächlich auf emotionalen Szenen, die sich oftmals aufgrund der schwierigen Familiendynamiken ergeben. Dabei ist es besonders faszinierend mitzuerleben, wie ein einzelnes Ereignis auch noch Jahrzehnte später seine Folgen nach sich ziehen kann und bei jedem Einzelnen seine Spuren hinterlässt, die sich sowohl den Charakteren, als auch der Leserschaft nicht unmittelbar nach dem Ereignis offenbart haben. Das Buch lebt dabei weniger von aufregenden Szenen oder einem Spannungsbogen, als vielmehr von den emotional berührenden Einblicken in das Leben der Familie Gleeson und Stanhope.

Fazit:
In diesem Buch hat Keane ein interessantes Familiendrama geschaffen, das vor allem durch seinen emotional berührenden Erzählstil überzeugt und aufzeigt, wie die Mitglieder zweier Familien auf unterschiedliche Art und Weise mit einem tragischen Schicksalsschlag und dessen Folgen umgehen. Das Buch enthält faszinierende Charakterstudien, die sich unter anderem mit psychischen und physischen Erkrankungen auseinandersetzen und einen zum Nachdenken anregen. Trotzdem hat mich die Story aufgrund des fehlenden Spannungsbogens nicht so gefesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand hätte legen können, weshalb ich letztendlich nicht die volle Sternanzahl vergeben kann. Es handelt sich aber insgesamt um einen empfehlenswerten Roman, den ich insbesondere Fans von Celeste Ng ans Herz legen kann.

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