Anfangs zäh, durchhalten lohnt sich
The Atlas Six und ich hatten schon vor dem Beginn der Lektüre eine Berg- und Talfahrt. Erst waren meine Erwartungen haushoch, dann fielen sie durch einige ernüchternde Rezensionen in den Keller. Mein Fazit ...
The Atlas Six und ich hatten schon vor dem Beginn der Lektüre eine Berg- und Talfahrt. Erst waren meine Erwartungen haushoch, dann fielen sie durch einige ernüchternde Rezensionen in den Keller. Mein Fazit ist irgendwo dazwischen, denke ich. Was für mich auf jeden Fall klar ist: Ich möchte wissen, wie es weitergeht.
Meine größte Schwierigkeit war tatsächlich, zu verstehen, wo das Ganze hingehen soll, in Kombi mit den Figuren. Sechs Auserwählte, deren Ziel es ist, in eine Gesellschaft aufgenommen zu werden, die Wissen hütet. Klingt eigentlich recht banal, wenn man es so formuliert. Dann die Protagonist:innen, sechs verschiedene Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Eine schräger als die nächste, trotzdem bin ich anfangs wirklich andauernd mit den Namen durcheinander gekommen. Die einzige, die ich direkt fehlerfrei zuordnen konnte, war Libby, der Rest entwirrte sich erst im Laufe der Zeit aus einem tüddeligen Knäuel aus Namen, Eigenarten und Fähigkeiten zu getrennten Individuen.
Eben jene Fähigkeiten haben mir ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Einige davon waren so abstrakt, dass ich sie mir nur schwer vorstellen konnte. Generell war vieles in diesem Buch nur mühsam für mich vorstellbar, zu theoretisch, zu wissenschaftlich. Das ging alles zuungunsten der Nähe zu den Figuren, zuungunsten der Emotionen. Aber dennoch hat mich diese Geschichte fasziniert, so unwahrscheinlich das zu Anfang auch schien. Ich wurde in einen Strudel aus Abstrusitäten und theoretischen Konstrukten gesogen und wollte mich über weite Strecken nicht lösen, hatte zwischendurch dennoch immer wieder kleine Hänger, in denen ich mich erst einmal wieder sortieren und einen Fakten-Check machen musste, wo genau ich mich gerade in der Entwicklung der Geschichte befinde.
Dieses Buch zu lesen war mühsam und die Arbeit nicht an allen Stellen zu 100% wert, aber aufs große Ganze gesehen empfand ich The Atlas Six doch als so interessant, dass ich um die Fortsetzung auf jeden Fall nicht drum herum komme. Es gab Überraschungen, Plot Twists die ich nicht habe kommen sehen, undurchsichtige und damit spannende Figuren inklusive sympathischer Gegenstücke, ein cooles Setting. Man muss anfangs stark die Zähne zusammenbeißen, um an einen Punkt zu kommen, an dem sich ein besserer Lesefluss einstellt. Aber es hat sich in meinen Augen dennoch gelohnt durchzuhalten.
Mein Fazit:
Dieses Buch spaltet die Gemüter, daher empfehle ich sofern möglich des Stils wegen ein paar Kapitel probehalber zu lesen, bevor man sich für den Kauf entscheidet. Wer offen ist für ein stellenweise etwas mühsames Leseerlebnis, wird am Ende belohnt mit spannenden Wendungen und einer sehr abstrakten aber aufregenden Dynamik zwischen den Figuren, ihren Kräften und der Geheimgesellschaft, bei der man bis zuletzt nicht sicher sein kann, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.
Von mir gibt es 3,5 und gerundet 4 von 5 Sternen mit viel Neugierde auf die Fortsetzung.