Cover-Bild Den Himmel stürmen
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 528
  • Ersterscheinung: 09.10.2018
  • ISBN: 9783498025335
Paolo Giordano

Den Himmel stürmen

Barbara Kleiner (Übersetzer)

In dem Bestseller aus Italien porträtiert Paolo Giordano vier junge Leute auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Teresa kommt jede Sommerferien zu ihrer Großmutter nach Apulien. Eines Nachts beobachtet sie, wie drei Jungs, fast noch Kinder, heimlich in das Schwimmbad eindringen. Sie sind frei, voller Leidenschaft. Die nächsten zwanzig Jahre werden sie gemeinsam verbringen, einen Hof führen, dem Rhythmus der Natur angepasst, säen, ernten, zerstören, auf der fiebrigen Suche nach dem Feuer, das sie am Leben hält. Mit einer enormen Beobachtungsgabe schreibt Paolo Giordano über Beziehungen, über Menschen, die ihre Ideale leben. In ihrer Sehnsucht nach einer alternativen Welt sind sie zu allem bereit. Sie kennen keine Grenzen, sie wollen den Himmel stürmen.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2019

Voller Spannung und mit zunehmendem Staunen liest man sich begeistert durch dieses außergewöhnliche Buch und fragt sich am Ende, wie das Leben dieser Menschen wohl weitergegangen ist

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Paolo Giordano, Den Himmel stürmen, Rowohlt 2018, ISBN 978-3-498-02533-5

Paolo Giordano hat in seinem neuen mit enormer emotionaler Präzision geschriebenen Roman „Den Himmel stürmen“ über einen Zeitraum ...

Paolo Giordano, Den Himmel stürmen, Rowohlt 2018, ISBN 978-3-498-02533-5

Paolo Giordano hat in seinem neuen mit enormer emotionaler Präzision geschriebenen Roman „Den Himmel stürmen“ über einen Zeitraum von über zwanzig Jahren hinweg die bewegte und turbulente Geschichte von vier Freunden erzählt, vier jungen Menschen, die sich immer wieder finden und dann wieder verlieren.

Erzählt wird die lange Geschichte in weiten Teilen von Teresa, einem zu Beginn der Handlung in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch in kindlichem Alter befindlichen Mädchens. Sie lebt mit ihren Eltern in Turin und verbringt ihre langen Sommerferien bei ihrer Großmutter in dem kleinen Ort Speziale in Apulien in der Nähe des Meeres.
Als die drei auf einem Hof in der Nachbarschaft lebenden Jungen Bern, Tommaso und Nicola eines Nachts im Pool der Großmutter baden, lernt Teresa die drei Jungs danach näher kennen. In diesem ihrem ersten Sommer schon gehen sie zusammen schwimmen und wandern. In noch kindlicher Offenheit erzählen sie sich alles und wachsen schon da auf eine Weise zusammen, die ihre Beziehung und Freundschaft in den nächsten beiden Jahrzehnten, auch als alle schon längst erwachsen sind, zu etwas ganz Besonderem macht. Doch schon bald entsteht zwischen Teresa und Bern eine Liebe. Bern lebt mit den anderen drei Jungen auf einem nahen Hof unter der Aufsicht von Cesare und dessen Frau. Er erzieht die Jungen, die er teilweise in Pflege hat, abgeschieden von der restlichen Welt in einem recht strengen Glauben an Gott.

Ein Sommer folgt dem nächsten, doch irgendwann ist Bern nicht mehr da. Längst ist Teresa in sein Leben und in das Leben auf diesem Hof existentiell hineingezogen und wird es bleiben bis zum Ende. Bald schon, nachdem Cesare pleite gegangen ist, leben die mittlerweile volljährige Teresa und die Jungs mit etlichen jungen Leuten dort .Sie versuchen im Einklang mit der Natur zu leben, kommen aber immer wieder in Konflikt mit reichen Nachbarn und Lokalpolitikern, die an das große Geld aus der EU wollen. Sie engagieren sich politisch, setzen sich für den Erhalt ihrer Obst- und Olivenbäume ein, nicht immer auf dem Boden der Legalität. Doch schon bald wird Teresa allein dort sein, von den Früchten ihrer Landwirtschaft leben und ein einfaches Leben führen. Nach der Beerdigung ihrer Großmutter wird Bern sie ein zweites Mal verlassen.

Und alles, was doch so friedlich und harmonisch begann, nimmt bald ein schlimmes Ende. Teresa steht allein vor ihren Beziehungstrümmern, Freundschaften sind zerbrochen und die so starke Liebe zwischen Bern und Teresa scheint dem politischen Kampf für die Natur geopfert. Verzweifelt, aber mit viel innerer Kraft sucht Teresa ihren Platz zu finden in einer Welt, an der sie eigentlich irre zu werden droht und die mit ihrer Rivalität, ihrer Gier und ihren Eifersüchten ihrer großen Liebe den Boden nimmt.

„Den Himmel stürmen“ ist ein großer, bewegender Roman über Freundschaft, Liebe und deren Verlust. Er beschreibt meisterhaft menschliche Gefühle und ihre Verwirrungen. Es ist ein Buch über utopische Visionen junger Menschen, ihren Kampf um ihre Ideale und ihr Scheitern.

Mit großer Sprachmacht und Poesie schildert der Autor den verzweifelten Kampf zwischen einer großen Liebe zweier Menschen und der Macht visionärer Lebensziele.

Geschickt konstruiert vermischt Giordano Rückblicke in die Vergangenheit mit Szenen aus der jeweiligen Gegenwart. Wie in einem Puzzle setzen die jeweiligen Erzähler (es gibt außer Teresa noch andere) Stück für Stück eine zwei Jahrzehnte dauernde Geschichte zusammen, und lassen erst ganz am Ende dem Leser so etwas wie ein vollständiges Bild vor Augen treten.

Voller Spannung und mit zunehmendem Staunen liest man sich begeistert durch dieses außergewöhnliche Buch und fragt sich am Ende, wie das Leben dieser Menschen wohl weitergegangen ist.

Die erfahrene und versierte Barbara Kleiner hat diesen Roman aus dem Italienischen ins Deutsche übertragen.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Über Freundschaft und Liebe mit vielen unvorhersehbaren Wendungen

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Paolo Giordano schreibt in seinem Roman „Den Himmel stürmen“ über vier Jugendliche, die beim Heranwachsen einen Weg suchen, im Einklang mit Mensch, Tier und Pflanzenwelt zu leben. Mit teilweise hohem körperlichem ...

Paolo Giordano schreibt in seinem Roman „Den Himmel stürmen“ über vier Jugendliche, die beim Heranwachsen einen Weg suchen, im Einklang mit Mensch, Tier und Pflanzenwelt zu leben. Mit teilweise hohem körperlichem Einsatz und dem Wissen über Zusammenhänge in der Natur streben sie nach einem unabhängigen Leben, dem entsprechend dem Titel kaum Grenzen gesetzt scheinen. Die Erzählung beginnt im Jahr 1993 als die 14-jährige Protagonistin und Ich-Erzählerin Teresa Gasparro aus Turin/Italien wie in jedem Sommer ihre Ferien auf dem Anwesen ihrer Großmutter in Apulien verbringt. Als Leser konnte ich die Geschichte der vier Freunde über die kommenden Jahre bis 2015 verfolgen.

In einer lauen Sommernacht lernt Teresa die wenig älteren Jungen Nicola, Bern und Tommaso kennen, die auf dem benachbarten Hof wohnen. Bald schon ist Teresa jeden Tag zu Gast bei den Nachbarn, hilft bei der Arbeit und verbringt dort ihre Freizeit. Sie findet hier ein Leben vor, das sich um vieles von dem Stadtleben zu Hause in Turin unterscheidet. Die vier Jugendlichen werden untereinander so vertraut, dass auch die Schamgrenze fällt und sie unbeschwerte Nähe genießen. Zu Bern fühlt sie sich ein paar Jahre später ganz besonders hingezogen. Beide entwickeln mehr als freundschaftliche Gefühle füreinander, was von den anderen Brüdern mit unterschiedlichen Empfindungen aufgenommen wird. Vorbereitungen auf einen schulischen Abschluss und einen zukünftigen Beruf bringen große Veränderungen mit sich. Eine Trennung und ein Erbe werden in den kommenden Jahren für Teresa zum Schicksal, das sie wieder nach Apulien und zu den Freunden führen wird.

Obwohl es im Roman vier Protagonisten gibt, verweilt die Handlung bei Theresa als Ich-Erzählerin und durch ihre Nähe zu Bern widmet der Autor auch ihm eine erhöhte Aufmerksamkeit. Erst aus der Retrospektive und einigen Gesprächen heraus ist es Teresa möglich von den Geheimnissen zu erfahren, die die Jungen untereinander geteilt oder auch für sich behalten haben. Ebenso haben ihre leiblichen beziehungsweise Pflegeeltern Heimlichkeiten vor ihren Söhnen gehabt. Vieles davon erfährt Teresa von Tommaso, dem jüngsten der Brüder im ersten von drei Teilen des Romans. In diesem ersten Teil beschreibt die Ich-Erzählerin die Sommer ihrer Kindheit in Apulien. Danach erfolgt ein Sprung an das Ende der Geschichte, was mir als Leser aber zunächst nicht bewusst war. Teresa hat Tommaso einen Gefallen erwiesen und erfährt im Gegenzuge einen Teil der Geschichte aus seiner Sicht. Erst hierdurch wird die tiefe Beziehung der Jungen untereinander nicht nur für Teresa sicht- und spürbar. Im zweiten und dritten Teil geschehen sehr viele unvorhersehbare Ereignisse und es treten Wendungen auf, die mich in ihren Bann zogen. Durch immer mehr Details werden zum Schluss des Buchs die aufgeworfenen Fragen beantwortet.

Vom Leben der Familie auf dem Nachbarhof war Teresa von Beginn an fasziniert, weil es in starkem Kontrast zu ihrem eigenen städtischen in Turin stand. Zu dem Verstandesmenschen Bern, der dazu aber tief in seinem Glauben verwurzelt ist, fühlt sie sich in besonderem Maße hingezogen. Er ist es, der damit beginnt, die Dinge zu hinterfragen, der seine Skepsis äußert und erwägt seine Grenzen auszuloten. Bern hat nie, wie die beiden anderen Jungen, einen Grund gehabt den Hof zu verlassen, für ihn öffnet sich durch die Literatur eine eigene Welt, die er sich vorgestellt hat und selbst erkunden möchte. Zunächst befriedigen ihn jedoch der Wissenserwerb und seine Liebe zu Teresa. Als es zu einem Bruch in der Beziehung kommt, nimmt er wie zum Trost und aus Trotz sein Ziel der Selbstverwirklichung wieder auf.

Der Autor besitzt einen Schreibstil, der die Figuren und die Welt in der sie leben dem Leser sehr nahe bringt. Ich glaubte die Hitze zu spüren und den Schweiß der erhitzten Gemüter im Einsatz für eine gemeinsame Sache. Durch den fehlenden Schulbesuch war es nicht immer einfach für die Brüder sich im Alltag außerhalb der geschützten Umgebung zurechtzukommen. Schnell konnten sie für Sachen begeistert werden. Die gesetzten Ziele wurden jedoch immer größer und die Mittel zu ihrer Umsetzung immer radikaler, der Himmel erschien greifbar. Aus dem gemeinsamen Schaffen kristallisiert jeder sich mit seinen Stärken als Individualist. Es gelingt Paolo Giordiano diese Entwicklung nachvollziehbar darzustellen. Dabei schneidet der Autor viele Themen an, die er ohne zu werten darstellt. Der Roman führt zu einem Fiasko am Ende, doch mit einem geschickt gesetzten weiteren Ereignis ließ er mich als Leser mit einem kleinen Funken Freude zurück.

Im Buch „Den Himmel stürmen“ überzeugt Paolo Giordano mit gut ausformulierten, interessanten Charakteren und vielen ereignisreichen unerwarteten Wendungen in einer Geschichte über die Schattierungen von Freundschaft und Liebe, die vielschichtig dargestellt wird. Mich hat der Roman überzeugt und daher empfehle ich ihn gerne weiter.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Ein Sommer in Speziale ist erst der Anfang dieses emotional packenden Romans

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Jeden Sommer fährt Teresa gemeinsam mit ihrem Vater von Turin in den Süden nach Speziale, um dort einige Wochen im Haus ihrer Großmutter zu leben. Dort wecken die Nachbarjungen Bern, Tommaso und Nicola ...

Jeden Sommer fährt Teresa gemeinsam mit ihrem Vater von Turin in den Süden nach Speziale, um dort einige Wochen im Haus ihrer Großmutter zu leben. Dort wecken die Nachbarjungen Bern, Tommaso und Nicola ihr Interesse. Die drei gehen nicht zur Schule, sie werden auf dem Hof unterrichtet und helfen dort tatkräftig mit. Teresa taucht ein in ihr Leben und fiebert anschließend das ganze Jahr auf den nächsten Sommer hin. Schließlich beginnt sie eine heimliche Beziehung mit Bern. Doch im folgenden Sommer scheint er spurlos verschwunden, irgendetwas ist vorgefallen. Aber was? Nach mehreren Jahren Unterbrechung kommt Teresa schließlich wieder nach Speziale und trifft eine folgenreiche Entscheidung.

Gleich zu Beginn des Buches erlebt der Leser an Teresas Seite den Moment, an dem sie die drei Jungen vom Nachbargrundstück das erste Mal sieht. Sie sind nachts in ihren Pool eingedrungen und haben sich dort nackt ins Wasser gestürzt. Ihr Vater und der Hausmeister vertreiben sie, und so sieht Teresa Bern, Tommaso und Nicola am nächsten Morgen wieder, als sie kommen, um sich zu entschuldigen. Ich konnte ihre Neugier, mehr über die wagemutigen Nachbarjungs herauszufinden, gut nachvollziehen.

Das Leben auf dem benachbarten Hof fasziniert Teresa, die aus wohlsituierten Verhältnissen kommt. Dort muss jeder mit anpacken, damit sie sich möglichst selbst versorgen können. Die Jungen gehen nicht zur Schule, sondern werden von ihrem religiösen (Pflege-)Vater selbst unterrichtet. Teresas Vater und Großmutter beobachten mit Argwohn, wie sie dort immer mehr Zeit verbringt, ihnen sind die Nachbarn, die sich verhalten wie in einer Sekte, suspekt.

Das Buch macht viele Zeitsprünge und nimmt den Leser zunächst mit von Sommer zu Sommer. Die Charaktere werden älter und zwischen Teresa und Bern bahnt sich etwas an. Doch nicht alles läuft so, wie sie es sich vorstellt. Es kommt zu einem ersten Bruch in der Geschichte, als Teresa den Hof im folgenden Sommer verändert und ohne Bern vorfindet. Hier wird schließlich ein Perspektivenwechsel eingeschoben: Jahre später füllt Tommaso rückblickend Teresas lückenhaftes Wissen darum, was in der Zwischenzeit geschehen war. Allmählich kommt ans Licht, dass manche Geheimnisse jahrelang gehütet und fatale Ereignisse verschwiegen wurden.

Zurück in der Vergangenheit sind die Charaktere erwachsen geworden und müssen wegweisende Entscheidungen im Hinblick auf ihr berufliches Leben treffen. Teresa entschließt sich zum Entsetzen ihrer Eltern dazu, bis auf Weiteres in Speziale zu bleiben. Dort versucht sie mit anderen, mit begrenzten Mitteln ein möglichst naturverbundenes Leben zu führen. Doch auch diese Konstellation erweist sich als fragil. Unterschiedliche Vorstellungen, wie weit man für seine Überzeugungen gehen sollte, trennen die Charaktere erneut.

Der Autor erzählt eine Geschichte von Zusammenhalt und Liebe, dem Streben nach einem selbstbestimmten Leben und Verbundenheit, die zum Verhängnis werden kann. Neugierig las ich weiter, um zu erfahren, ob die Charaktere das erreichen werden, wonach sie streben. Die Atmosphäre wird dabei immer düsterer, denn manche Fehlentscheidungen lassen sich nicht wieder gutmachen. Die Beteiligten müssen mit den Konsequenzen leben und so treten Themen wie das Auseinanderleben und Loslassen ebenso wie Reue und Zorn in den Vordergrund. Wer wird vergeben können, und zu welchem Preis? Mich konnte das Buch emotional packen und begeistern. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter!

Veröffentlicht am 23.11.2018

Immer wieder eine Freude

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Worum es geht:


Teresa wird von klein auf aufgefordert ihren Vater in den Sommerferien in seine Heimat in Apulien zu begleitet und ihre Oma zu besuchen. Eines Nachts wird sie wach von den Geräuschen ...

Worum es geht:


Teresa wird von klein auf aufgefordert ihren Vater in den Sommerferien in seine Heimat in Apulien zu begleitet und ihre Oma zu besuchen. Eines Nachts wird sie wach von den Geräuschen dreier Jungs, die gerade in ihren Pool einbrechen und Spass haben.

Bern, Tommas, Nicola und Teresa werden Freunde und jeden Sommer wird das Verhältniss intensiver, bis sie mit 18 mit einem der Jungs mehr wird als nur Freunde. Bern ist ihre erste grosse Liebe, nur um Sang und Klanglos zu verschwinden. Bis zum Gebräbnis ihrer Oma...

Meine Meinung:


Paolo Giordano hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Dementsprechend schwer fällt es mir eine Rezension zu seinen Büchern zu schreiben. Ich werde alles lesen, was er mir vorlegt. Mit "Den Himmel stürmen" wusste ich noch nicht mal die Inhaltsangabe bevor ich zu lesen begann, und das ist vielleicht auch die richtige Angehensweise. Lasst euch überraschen, so wie ich.

Ich habe definitiv nicht erwartet, soviel über Olivenbäume zu erfahren, oder Bibelverse.
Bern und Teresas Beziehung ist intensiv und mehr als einmal fragte ich mich: "Glaubt Paolo ernsthaft so eine Figur wär der Traum aller Mädchen?" Ja, ich hatte Probleme mit Bern. Nichts an ihm fand ich ansprechend, und doch... Er hat gefesselt.
Paolo meinte zu Bern, er sei wie ein astronomisches schwarzes Loch, welches alles und jeden in seiner Umlaufbahn in den Bann zieht, beschleunigt und zur Höchstform bringt, nur damit sie am Ende verglühen...

Und ich konnte das nachvollziehen am Ende des Buches. Bern hat einen Sog ausgeübt, ob man wollte oder nicht. Alle Figuren waren mir recht unsympathisch.

Die 4 Freunde bauen sich eine Selbsterhaltungskomune auf, immer drum bemüht so weit weg vom Konsum und Umweltverschmutzung zu kommen wie möglich. Während der Streiks und Tier sowie Baumrettungsversuche, reiben die unterschiedlichen Charaktäre öfters mal aneinander. Vor allem Teresa und Tomasso scheinen beide um Bern zu buhlen, während Nicola immer mehr ausgegrenzt wird, und auch er ist unglücklich verliebt.
Mit Spannung verfolgt der Leser das Zusammenleben dieser Zeitbomben, die alle durch Berns Überzeugung zusammen gefunden haben. Er steigert sich von einem Glauben in den nächsten, unfähig etwas in Maßen anzugehen. Eifersucht ist ein grosses Thema, aber mehr noch die Liebe und wieweit man gehen würde.
In abwechselnden Perspektiven und in Rückblenden wird die Geschichte langsam aufgearbeitet. Durch die Einschüsse anderer Einsichten entwickeln sich Szene zu immer detailierteren Bildern. So entstehen viele Überraschungen die der Leser entdecken kann. Kaum etwas war wie es schien und nur mit allen Blickwinkeln kann man sich ein fast komplettes Bild machen.
Ein wundervolles Abenteuer von einem Buch. Definitiv ein Highlight dieses Herbstes.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Jugendliebe - Über das Finden und sich wieder verlieren, das große Glück und den tiefen Fall

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In Paolo Giordanos Roman "Den Himmel stürmen" besucht Teresa, wie jedes Jahr in den Sommerferien, ihre Oma in Apulien. Eigentlich ein sehr ruhiger Ort und für das Mädchen scheint das Leben dort oftmals ...

In Paolo Giordanos Roman "Den Himmel stürmen" besucht Teresa, wie jedes Jahr in den Sommerferien, ihre Oma in Apulien. Eigentlich ein sehr ruhiger Ort und für das Mädchen scheint das Leben dort oftmals still zu stehen. Doch dies soll sich schleunigst ändern, als sich Bern und Teresa erstmals in die Augen sehen. Bern, Tommaso und Nicola werden auf dem benachbarten Hof von Cesare und seiner Frau sehr isoliert, unter dem Schirm Gottes erzogen. Sie seien eine Art Sekte, so heißt es.

Als Teresa sie dann eines Abends im Pool ihrer Oma entdeckt, ist es um sie geschehen. Teresa wirkt fasziniert von den Jungs und möchte mehr über sie erfahren. Angezogen von Bern, besucht sie die Jungs nun beinahe täglich auf dem Hof. Zwischen den Vieren entwickelt sich zunächst eine Freundschaft und mit den nachfolgenden Sommern entfacht zwischen ihr und Bern auch die erste große Liebe. Als er dann im darauf folgenden Jahr nicht mehr da ist, möchte Teresa von Apulien nichts mehr wissen. Sie verlieren sich aus den Augen.
Als Teresas Oma verstirbt und ihr die Villa vermacht ist sie beinahe gezwungen zurückzukehren. Beim Begräbnis taucht Bern wieder auf, die Anziehung entfacht sich neu und es beginnt für Teresa ein neues, altes Abenteuer. Sie bricht ihr Studium ab, zieht zu Bern und seinen Freunden, die nach dem Verschwinden Cesares den Hof besetzt haben und nur im Einklang mit der Natur leben wollen. Am Rande der Legalität setzen sie sich für die Freiheit von Tieren und insbesondere für Olivenbäume ein. Doch alles scheint sich mehr und mehr zuzuspitzen bis Teresa am Ende beinahe alles verliert. Aus dem einstigen Abenteuer, wird ein Kampf um die Existenz, um Freundschaft und vor allem um Verständnis.

Dieses Buch nahm mich mit auf eine Reise. Eine Reise über 20 Jahre hinweg, in ein fremdes Leben, das ganz und gar nicht einfach erscheint und im Vergleich zu meinem gänzlich verschiedenen ist.Teresa und Bern, eine blinde Liebe, die normalerweise schöner nicht sein könnte, aber hier oftmals zur Genervtheit meinerseits führte. Gerade Teresas Naivität und das Hinterherlaufen mit der rosaroten Brille, die ihr ganzes Leben durcheinander bringt, fernab von Sinn und Verstand empfand ich häufig als sehr schwierig - nicht im Sinne vom Lesen und Verstehen, sondern vom Menschlichen aus betrachtet. Dennoch verursachten die Handlungen und Gespräche mit und um sie herum ein sehr emotionales Erlebnis aus Mitfreude, Hoffnung, Trauer, Frust und Wut. Giordano hat es geschafft im Rahmen dieser Geschichte ein Wechselspiel aus Sehnsucht, Nähe, Verlust, Angst, Vertrautheit und einen Hauch Glauben und Beständigkeit einzufangen, umgeben von der Weisheit und Liebe der Familie und der Großmutter Teresas. Die Aufs und Abs machen diese Geschichte so spannend möglich. Sie ist wie das Leben selbst. Für mich war hier kein Wort zu viel, keine Handlung zu wenig. Giordano hat mich mit seiner Geschichte in den Bann gezogen, denn wenn er etwas kann, dann Gefühle und Stärke in einzelne Worte und Umschreibungen zu packen, die manchmal erst etwas brauchen, bis sie ihre gesamte Wirkung entfalten und einen gänzlich aufwühlen.
Es ist ein Roman, für alle, die etwas mit Empathie, Gefühlen und Liebe anfangen können, fern ab von schnulzigen Happy Ends, mit großartigen Wendungen und einem großen Geheimnis.