Cover-Bild Otmars Söhne
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 624
  • Ersterscheinung: 18.05.2021
  • ISBN: 9783498001759
Peter Buwalda

Otmars Söhne

Gregor Seferens (Übersetzer)

„Umwerfend. Peter Buwaldas Genialität ist ganz und gar einmalig.“ The Times

„Mit dem, was Psychiater für ein stattliches Honorar Vatersuche nennen, hat es nichts zu tun“ – so beginnt dieser Roman, und tatsächlich: Ludwig Smit, Stiefbruder eines genialen, aber wunderlichen Klavier- und Beethoven-Virtuosen, dessen Vater Otmar auch ihn großgezogen hat, sucht seinen leiblichen Vater nicht. Aber als der junge Shell-Angestellte, zuständig für die umstrittene Vermessung von Erdölfeldern per Dynamit, auf die sibirische Insel Sachalin reist, um dort den Geschäftsführer der Firma Sakhalin Energy zu treffen, kommt ihm der Verdacht, dass dieser Johan Tromp sein Vater ist, der ihn schon im Stich gelassen hat, als er noch gar nicht geboren war. Völlig unverhofft, nämlich in einem Schneesturm, begegnet er in diesem fernen Winkel Russlands einer früheren Mitbewohnerin wieder, der Journalistin Isabelle Orthel, die, wie sich herausstellt, mit Tromp vor Jahren in Nigeria eine Affäre hatte und nun den Plan verfolgt, diverses Dunkle ans Licht zu zerren. Bislang kam Tromp – Hedonist, Alpha-Mann, Kronprinz von Shell – immer einfach so davon.

Nach seinem fulminanten Roman "Bonita Avenue", von der "ZEIT" als „große europäische Kunst“ gefeiert, schreibt Peter Buwalda nun also weiter an seinem stilistisch meisterhaften literarischen Universum – mit nicht weniger als einer Trilogie, deren erster Teil "Otmars Söhne" ist. Wieder geht es um Familie und die Bruchstücke davon, um abwesende Väter und Stiefväter, um Identität und Verantwortung, um persönliche Versäumnisse, Sexualität und Schuld – das unübersichtlich gewordene Leben in heutiger Zeit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2021

...nach holperigem Einstieg wird’s immer besser...

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„Otmars Söhne“ ist der komplexe und spannende Auftakt zu Peter Buwaldas Trilogie.

Dolf kennt seinen leiblichen Vater nicht, weil dieser sich schon vor seiner Geburt aus dem Staub gemacht hat.
Seine Mutter ...

„Otmars Söhne“ ist der komplexe und spannende Auftakt zu Peter Buwaldas Trilogie.

Dolf kennt seinen leiblichen Vater nicht, weil dieser sich schon vor seiner Geburt aus dem Staub gemacht hat.
Seine Mutter Ulrike, eine sympathische und couragierte Frau, hat seit seinem 10. Lebensjahr einen neuen Lebensgefährten und Ehepartner.
Otmar ist ein Witwer, der seine beiden Sprösslinge Dolf und Tosca, zwei musikalisch begabte Wunderkinder, mit in die Patchworkfamilie bringt.
Deren musikalische Förderung, Erziehung an sich, resultierender Leistungsdruck und klassische Musik spielen im Alltagsleben der fünf eine große Rolle.

Aus der Sicht Dolfs, der später Ludwig genannt wird, weil es sonst zu Verwirrungen aufgrund der Namensgleichheit mit seinem Stiefbruder kommen könnte, wird uns eine gleichermaßen alltägliche wie ungewöhnliche Familiengeschichte erzählt.

Wir lernen den mehr oder weniger unspektakulären Alltag der verschiedenen und z. T. etwas sonderbaren Charaktere kennen und bekommen differenzierte und tiefe Einblicke in ihre Innenwelten. Die Protagonisten werden dabei vielschichtig und mit all ihren Ecken und Kanten dargestellt.
Ich beobachtete und begleitete sie gerne.

Der erwachsene Ludwig arbeitet schließlich für eine Erdölfirma und wird von dieser nach Sibirien geschickt, um auf der Insel Sachalin neue Erdölfelder mittels seismischer Erschütterungen aufzuspüren.

Ganz nebenbei spürt er noch „etwas“ ganz anders auf:
Johan Tromp, den er zwar für seinen leiblichen Vater hält, den er aber nicht darauf anspricht.
Außerdem lernt er auch die Journalistin Isabelle kennen. Sie arbeitet investigativ für die Financial Times und ist bestrebt, Johan Tromp, dessen Gespielin sie einst war, zu überführen.

Der Roman behandelt viele interessante Themen.
Neben den bereits oben genannten Themen Probleme einer Patchworkfamilie, klassische Musik, Erziehung und Erwartungsdruck, spielen die Suche nach seiner Geschichte, seinen Wurzeln und seinem Selbst sowie die Suche nach seinem Platz im Leben und natürlich die Suche nach dem leiblichen Vater eine große Rolle.

Peter Buwalda hat mit „Otmars Söhne“ ein außergewöhnliches und eigenwilliges, z. T. etwas langatmiges, überwiegend tiefgründig-packendes Werk erschaffen, das wohl auch besonders denjenigen Lesern zusagt, die klassische Musik mögen.

Der Leser wird sowohl mit skurrilen, abstrusen und witzigen, als auch mit brutalen, heftigen und verstörenden Szenen und Situationen überrascht.

Es erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit, um dem Plot zu folgen, da Zeitebenen und Schauplätze oft abrupt wechseln. Das Buch liest sich nicht locker, flockig und flüssig weg, was mir persönlich aber nicht so viel ausmachte, weil ich recht gern fordernde Lektüre lese, auch wenn der Lesefluss nicht so einfach dahinplätschert.

Der Autor erzählt nicht chronologisch, sondern etwas sprunghaft und man muss schon etwas achtgeben, um am Ball zu bleiben.

Nachdem ich in der äußerst facettenreichen Geschichte angekommen bin, was etwas gedauert hat, flog ich neugierig und gespannt durch die Seiten.
Und jetzt, nach der Lektüre, die sowohl Überraschungen bereithält als auch Längen hat, bin ich zwar etwas gespalten in meiner Meinung, freue ich mich aber trotzdem sehr auf die beiden weiteren Bände, um zu erfahren, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Ein Meisterwerk

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Ludwig wächst ohne seinen leiblichen Vater auf. Bis seine Mutter Ottmar begegnet und sich in ihn verliebt. Über Ludwigs "richtigen Vater", hat sie nicht viel gutes zu berichten. Fortan leben die beiden ...

Ludwig wächst ohne seinen leiblichen Vater auf. Bis seine Mutter Ottmar begegnet und sich in ihn verliebt. Über Ludwigs "richtigen Vater", hat sie nicht viel gutes zu berichten. Fortan leben die beiden bei Otmar und seinen zwei Kindern. Ludwig fühlt sich bei Otmar geborgen und verehrt ihn. Erst als er erwachsen ist, verändert eine Dienstreise nach Sibirien alles. Hier begegnet er seiner alten Mitbewohnerin Isabelle und ahnt nicht, wie sehr ihre Lebensgeschichte miteinander verwoben ist.

In diesem opulenten Werk spielt Klassische Musik, insbesondere Beethoven, eine zentrale Rolle. Und so wundervoll genial wie die Musik Beethovens, ist auch dieses Buch komponiert. Die Figuren und ihre Geschichten sind auf wundersame Weise miteinander verwoben und lassen einen tief in das Geschehen eintauchen. Dieses Buch enthält so viel und überrascht in jedem Kapitel neu. Der Autor versteht wirklich sein Handwerk. Ich bin begeistert und fiebere dem nächsten Teil entgegen.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Konnte mich nicht ansprechen

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In Otmars Söhne geht es eigentlich gar nicht um Otmars Söhne oder zumindest kaum. Ludwigs Vater ist nach seiner Geburt abgehauen, alleine bei seiner Mutter aufgewachsen, lernt diese plötzlich Otmar kennen ...

In Otmars Söhne geht es eigentlich gar nicht um Otmars Söhne oder zumindest kaum. Ludwigs Vater ist nach seiner Geburt abgehauen, alleine bei seiner Mutter aufgewachsen, lernt diese plötzlich Otmar kennen und Ludwig hat plötzlich einen Stiefvater und zwei Stiefgeschwister. Eigentlich heißt Ludwig auch Dolf, doch blöderweise heißt so auch sein Stiefbuder, weshalb ersterer kurzerhand in Ludwig umgetauft wird. Jahre später, Ludwig lebt mittlerweile mit seiner Frau und einer Stieftochter zusammen, trifft er auf einer Geschäftsreise Johan Tromp, einen einflussreichen Shell-Angestellten. Dann ist da auch plötzlich noch Isabelle, sein Jugendschwarm, mittlerweile Journalistin und Ex-Geliebte von Tromp.

Tja, was so gut klingt, war leider gar nicht Meins. Selten habe ich so ein verwirrendes Buch gelesen. Das bisschen, was interessant hätte werden können, wurde dann aber für mich viel zu langweilig erzählt.

Buwalda wechselt hier munter zwischen Zeitebenen und Erzählperspektiven hin und her, so dass man beim Lesen kaum folgen kann. Man gewöhnt sich zwar igendwann daran, trotzdem musste ich v.a. bei den wechselnden Zeitebenen öfters nochmal nachlesen um den Überblick behalten zu können. Das strengt über 630 Seiten ziemlich an und ich möchte gar nicht an die noch fehlenden Folgebände denken. Auch hat er sich mit seinen Figuren nicht wirklich einen Gefallen getan, kaum eine ist sonderlich sympathisch oder fand ich auch nur interessant genug um mehr über sie erfahren zu wollen.

Ludwig selbst ist ein kleiner Perversling, der den Leser genauenstens an seinen Jugendfantasien mit seiner Schwester oder oben genannter Isabelle teilhaben lässt. Noch dazu ist er neidisch auf seine musikbegabten Geschwister, himmelt Stiefvater Otmar an und erhöht ihn zum gottgleichen Wesen und ruht sich irgendwie auf seinem fehlenden Erzeuger und seiner tragischen (?) Kindheit aus. Der dominante Öltyrann Tromp ist ebenfalls recht unsympathisch, spielt sich auf großes und wichtiges Tier auf, er ist der Boss, er hat das sagen und seine Frauen hat er gerne gefügig und idealerweise gefesselt. Isabelle, die einzig interessante Figur, hat sich schon in ihrer Kindheit auf Tromp eingeschossen, warum ist mir nicht ganz klar. Dennoch ist sie wohl die beste Figur in diesem Buch.

Am Ende vergebe ich zwei wohlwollende Sterne, da es einige gute Ansätze gab, wie z.B. Isabelles journalistische Motive und ihr Bemühen, die Korruption im Erdölgeschäft aufzudecken und Isabelle generell ein vergleichsweise interessanter Charakter war, deren Abschnitte man gut lesen konnte. Die übrige Handlung könnte man hier getrost streichen, da eigentlich sowieso nicht allzu viel passiert, außer, dass Männer von ihren sexuellen Fantasien erzählen. Von einem "stilistisch meisterhaften literarischen Universum" oder dem groß angekündigten Roman über "abwesende Väter und Stiefväter, um Identität und Verantwortung, um persönliche Versäumnisse, Sexualität und Schuld" kann ich persönlich hier nichts erkennen.

Veröffentlicht am 10.03.2021

Zerklüftete Familien und Leben

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Nach seinem erfolgreichen und preisdotierten Debütroman liegen die Erwartungen am Nachfolger von Peter Buwalda hoch – nun ist der erste Teil einer Trilogie mit 600 Seiten fertig und wird von 111 kapitelweise ...

Nach seinem erfolgreichen und preisdotierten Debütroman liegen die Erwartungen am Nachfolger von Peter Buwalda hoch – nun ist der erste Teil einer Trilogie mit 600 Seiten fertig und wird von 111 kapitelweise nach unten gezählt. Ein Panoptikum an kuriosen Charakteren, Bekanntschaften und tiefen seelischen Einblicken. Im Mittelpunkt steht Dolf: Erst alleine mit seiner Mutter zieht später Otmar ein, der die zwei musizierenden Kinder Tosca und Dolf mitbringt – zwei Dolfs wären zu chaotisch, also wird der Erste in Ludwig umgetauft.
Der Inhalt lässt sich ansonsten schwer greifen – es gibt mehrere Handlungsstränge und nach und nach wird eine Charakterstudie aufgerollt, die zahlreiche Themen wie Familienverhältnisse, Alkohol, Missbrauch, sexuelle Ausbeutung und musikalische Hochbegabung umfassen. Auch wird in den Zeiten und Erzählperspektiven gesprungen. Auf der sibirischen Insel Sachalin trifft ein erwachsener Ludwig eine alte Bekannte – die Journalistin Isabelle Orthel will den lokalen Shell-Chef Johan Tromp wegen eines Deliktes in Nigeria konfrontieren und war sexuell mit ihm verbandelt. Und Ludwig ist sich sicher, dass Tromp sein leiblicher Vater ist.

Peter Buwaldas Werk ist von einem opulenten, fantasiereichen und reichhaltig-detaillierten Erzählstil mit zahlreichen Rückblenden, Metaphern und präzisen Beobachtungen geprägt, auf den man sich abseits der Handlung einlassen sollte – hinter jeder Fassade brodelt es gewaltig, stecken vollständige Biografien und irgendwie hängt alles miteinander komplex zusammen, wird aber nur langsam entrollt. Die feinen, wechselnden Perspektiven in Ort, Erzählstimme und Zeit sowie die verschrobenen, aber dicht erschaffenen Charaktere erfordern hohe Aufmerksamkeit und Flexibilität im Lesen. Ein sprachlich hochwertiger und packender, aber nicht ganz einfacher Roman, der am Ende viel Fantasie und Spielraum für den zweiten Teil lässt und bestimmt polarisieren wird.

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Veröffentlicht am 04.03.2021

Opulent wie die Gemälde der niederländischen Renaissance

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Nach "Bonita Avenue", 2010 im niederländischen Original und 2013 auf Deutsch erschienen, folgte mit gebührendem Abstand 2019 (2021 dann auf Deutsch) "Otmars Söhne", das als Trilogie geplant ist. ...

Nach "Bonita Avenue", 2010 im niederländischen Original und 2013 auf Deutsch erschienen, folgte mit gebührendem Abstand 2019 (2021 dann auf Deutsch) "Otmars Söhne", das als Trilogie geplant ist. Bei einer solchen Ausführlichkeit wie der Buwaldas ist der zeitliche Abstand nachvollziehbar, sind doch beide Werke von komplexer Struktur und umfassen über 600 Seiten.

Konnte "Bonita Avenue" mich von Beginn an bedingungslos begeistern, musste ich mich an "Otmars Söhne" zunächst herantasten. Denn es schlägt seinen Vorgänger in Bezug auf Komplexität, Opulenz und Verwendung literarischer Kniffe und Feinsinnigkeiten noch um Längen.

Es geht um Ludwig Smit, aber die Vergangenheit spielt wieder und wieder mit ein, nein, eigentlich dominiert sie das Geschehen auf eine fast manische Art und Weise. Fast? Nein, sie tut es wirklich.

Denn Ludwig hat zwei Väter und zwei Geschwister - Stiefgeschwister, es sind eigentlich Otmars Kinder. Denn Otmar ist der Stiefvater und damit derjenige der in Ludwigs Leben eine deutlich dominantere Rolle spielt.

Ein ganzes Heer an Personal wird hier aufgeboten und es ist schwierig, damit nicht durcheinander zu geraten, aber es lohnt sich durchaus.

An Opulenz ähnelt dieser "Schinken" den Gemälden der niederländischen Renaissance, einem Breughel zum Beispiel, auf dem man bei jeder Betrachtung unzählige neue Details entdeckt. So erging es mir bei der Lektüre dieses Buches - ich habe immer mal zurückgeblättert und neu gelesen und neue Aspekte taten sich mir auf. Ein ungeheuer eindringlicher, aber auch fordernder und gelegentlich etwas anstrengender Roman!