Cover-Bild Du gehörst mir
Band der Reihe "Oktaven / Die literarische Reihe für Kunst im Leben und Lebenskunst"
(18)
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Freies Geistesleben
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 283
  • Ersterscheinung: 21.08.2019
  • ISBN: 9783772530135
Peter Middendorp

Du gehörst mir

Rolf Erdorf (Übersetzer)

In einer Nacht hat der Bauer Tille Storkema Grausames vollbracht. Wie kam es dazu? Wie konnte er danach Jahre lang als Familienvater weiterleben, als wäre nichts geschehen? Peter Middendorp versetzt sich in die Rolle des Gewalttäters. Entstanden ist ein höchst kunstvoller Roman, der sich Wahrheiten stärker annähert, als es durch bloße Fakten möglich ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2020

Die Geschichte eines Mörders

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Ich bin in den letzen Monaten ein wirklich großer Fan von Thrillern geworden. Ich liebe den Nervenkitzel, die entstehende Spannung und den Schock, der mich jedes Mal beim Lesen der letzten Seite überfällt. ...

Ich bin in den letzen Monaten ein wirklich großer Fan von Thrillern geworden. Ich liebe den Nervenkitzel, die entstehende Spannung und den Schock, der mich jedes Mal beim Lesen der letzten Seite überfällt. Du gehörst mir fällt da ein bisschen aus der Reihe und das meine ich ganz positiv: Ein Mörder erzählt seine Geschichte, doch der Mord steht dabei gar nicht im Fokus …

Tille Storkema ist Ehemann, liebender Vater, Sohn von mittlerweile hilfsbedürftigen Eltern und verantwortungsbewusster Bauer. Er kümmert sich um sein Haus, seinen Stall, das Wohlergehen seiner Familie und führt ein recht unauffälliges und durchschnittliches Leben. Mit der Geburt seiner Kinder scheint alles perfekt zu sein und Tille geht in der Rolle als Vater buchstäblich auf. Doch das stressige Familienleben hat auch seine Schattenseiten: Ihm fehlt die Zuneigung seiner Frau Ada, die Zweisamkeit, vielleicht sogar die Unbeschwertheit von früher. Nachdem er also einen Abend nach dem anderen einen Korb kassiert, schwingt er sich aufs Rad und sucht sich das Begehren woanders – mit fatalen Folgen. Tilles Opfer, die erst sechzehnjährige Rosa, überlebt die Nacht nicht und es soll dreizehn Jahre dauern, bis ihr Mörder gefasst wird.

In Du gehörst mir wird die Geschichte, wie ich oben schon erwähnte, aus der Sicht des Mörders geschildert. Tille Storkema erzählt dem Leser von seinem Leben: von seiner Ehe, seinen Kindern, seinen Eltern und dem Bauernhof. Man lernt ihn als liebevollen und fürsorglichen Menschen kennen und kann sich kaum vorstellen, wie ein so sympathischer Mann zum Mörder wird. Interessant fand ich, dass die eigentliche Tat gar nicht so sehr im Mittelpunkt steht. Es wird nicht im Detail beschrieben, wie Tille sein Opfer verletzte und letztendlich tötete. Vielmehr geht es darum, wie es überhaupt dazu kommen konnte und wie er es schaffte, sein normales Familienleben weiterzuführen. Während der Ermittlungen plagen Tille immer wieder schwere Gewissensbisse und er erinnert sich an den folgenschweren Abend zurück, doch als Leser bekommt man immer nur kleine Lichtblicke geschildert, nie das Ausmaß der Tat. Als jedoch seine Tochter Suze immer älter wird, habe ich angefangen, Tilles Absichten ihr gegenüber zu hinterfragen. Da Du gehörst mir aus der Sicht des Mörders erzählt wird, bekommt man einen ganz genauen Einblick in seine Gedanken und erfährt daher von seiner bedingungslosen Liebe zu seiner Tochter, doch zum Ende hin erreicht Suze das Alter seines Opfers und Tille fängt an, sie mit anderen Augen zu sehen …

Du gehörst mir von Peter Middendorp ist auf seine eigene Art und Weise verstörend, denn als Leser beginnt man sehr schnell, mit dem Mörder zu sympathisieren. Zwar fallen ausladende Beschreibungen des Tathergangs weg, doch Tilles Gedanken sind düster, schockierend und lassen einen teilweise nicht mehr los. Auch ich höre seine Stimme noch in meinem Kopf und werde sie so schnell vermutlich nicht mehr vergessen.

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Veröffentlicht am 12.11.2019

Verdrängung der Tat

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Während eines polizeilichen Verhörs erfahren wir Einzelheiten aus der Kindheit des Bauern Tille Storkema. Als Zwölfjähriger hat er mit angesehen wie das Bein seines Vaters im Mähdrescher zertrennt wurde. ...

Während eines polizeilichen Verhörs erfahren wir Einzelheiten aus der Kindheit des Bauern Tille Storkema. Als Zwölfjähriger hat er mit angesehen wie das Bein seines Vaters im Mähdrescher zertrennt wurde. All das viele Blut. Keiner hat bemerkt, dass er dadurch ein Trauma erlitten hat, er war für die Familie nicht von Interesse. Jahre später hat er Ana kennengelernt, sie haben geheiratet und zwei Kinder bekommen. Ein nach außen unscheinbares, ruhiges Leben. Bei der Polizei ist er, weil er ein 16-jähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet hat. Diese Tat liegt 13 Jahre zurück, so lange wurde er nicht als Täter in Betracht gezogen.
Aus der Sicht Tilles erleben wir seine Handlungsweise, wie er wurde, was er ist. Die Verdrängung der Tat, ein "normales" bürgerliches Leben zu führen und dennoch mit der Schuld zu leben. Sprachlich sehr vielseitig.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Absolut packend

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Tille Storkema wächst in einem kleinen Dorf auf. Er heiratet und bekommt Kinder. Dann greift er eines Nachts ein junges Mädchen auf und ermordet es. Es wird dreizehn Jahre dauern, bis er gefasst wird. ...

Tille Storkema wächst in einem kleinen Dorf auf. Er heiratet und bekommt Kinder. Dann greift er eines Nachts ein junges Mädchen auf und ermordet es. Es wird dreizehn Jahre dauern, bis er gefasst wird. In diesen Jahren wachsen die Verdächtigungen und Anschuldigungen gegenüber anderer Menschen, Tilles Kinder werden größer und er wahrt den Schein. 

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen, weil es eine andere Erzählweise hatte und detaillierte Einblicke in den Täter gab. 
Der Schreibstil ließ sich gut und flüssig lesen, so dass ich zügig mit dem Buch fertig war. 
Die Charaktere, allen voran Tille, wurden sehr gut gezeichnet und ich hatte klare Bilder von ihnen vor Augen. 
Das Thema hat mich schockiert und es stellte sich eine sehr beklemmende Atmosphäre während des Lesens bei mir ein. Die Einblicke in die Gedanken des Täters waren wirklich schonungslos und direkt und wirkten dadurch äußerst realistisch. Er konnte nicht anders, als das Mädchen zu vergewaltigen und zu töten. Da lief es mir wirklich schaurig über den Rücken. 
Die Spannung war bei mir durchgängig vorhanden, manchmal auch nur unterschwellig. Ich war komplett gefesselt von der Geschichte. 

Mich hat das Buch total gepackt und ich vergebe deshalb 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Im Kopf des Täters

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Im Kopf des Täters
Die Geschichte
„Eine Nacht die alles verändert. Der junge Bauer und Vater von zwei kleinen Kindern, Tille Storkema, greift an einem Fahrradweg ein sechzehnjähriges Mädchen aus dem Dorf ...

Im Kopf des Täters
Die Geschichte
„Eine Nacht die alles verändert. Der junge Bauer und Vater von zwei kleinen Kindern, Tille Storkema, greift an einem Fahrradweg ein sechzehnjähriges Mädchen aus dem Dorf an. Es wird dreizehn Jahre dauern, bis Tille endlich gefasst wird und die Wahrheit die Welt, das Dorf, seine Frau und seine Kinder gewaltsam überwältigt.
In der Zwischenzeit wuchern die Verdächtigungen und Anschuldigungen gegen die mutmaßlichen Täter aus einem Asylbewerberheim, während Tille versucht, ein guter Ehemann, Vater und Bauer zu bleiben. Doch der Druck wächst: Er wird von störenden Erinnerungen geplagt und seine Tochter Suze erreicht das Alter seines Opfers …“
verstört den Leser auf den ersten Blick; das dürfte viele Leser vielleicht sogar abschrecken... Doch das macht das Buch wiederum auch so besonders; nichts was man einfach so „weglesen“ kann und sollte...
Denn Peter Middendorf schont den Leser nicht gerade: das Buch ist zwar meisterhaft, aber eben auch schonungslos, manchmal erschreckend und verstörend. Doch es lohnt sich, es zu lesen. Es scheint fast, als säße Middendorf im Kopf des Täters...

Veröffentlicht am 15.09.2019

Peter Middendorp – Du gehörst mir

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Tille Storkema wächst in einem niederländischen Dorf auf einem abgeschiedenen Bauernhof auf. Seine Eltern leben so, wie es seit Generationen der Fall war, bestimmt durch den Wechsel der Jahreszeiten, dem ...

Tille Storkema wächst in einem niederländischen Dorf auf einem abgeschiedenen Bauernhof auf. Seine Eltern leben so, wie es seit Generationen der Fall war, bestimmt durch den Wechsel der Jahreszeiten, dem natürlichen Gang der Dinge folgend. Als er Ada kennenlernt, wirbelt diese sein Leben durcheinander, sie hinterfragt die nie in Frage gestellten Regeln, fügt sich letztlich aber in die kleine Gemeinschaft ein, denn so etwas wie Familie hat sie selbst nie kennengelernt und vielleicht ist das der Preis für ein Zuhause. Doch dann geschieht etwas, das Tille als er bereits Vater ist, von seinem üblichen Weg abbringt. Ein junges Mädchen, eine Wiese, ein Verbrechen. Doch er wird nicht gefasst. Zwei Jugendliche Asylbewerber verdächtigt man. Und Tille muss mit der Schuld leben.

Schon wenn man den ersten Satz von Peter Middendorps Roman liest, ist einem klar, dass der Autor seine Leser nicht schonen wird. Mit dem grausamen Unfall mit dem Mähdrescher, der Tilles Vater beinahe das Leben gekostet hätte, beginnt die Geschichte und legt den Grundstein für die völlige Verstörung des Jungen, die in dessen Erwachsenenleben erst richtig dramatische Züge annehmen wird. Der Blick in den Kopf eines Mannes, dessen Horizont begrenzt ist, der nie aus seinem Dorf herausgekommen ist und an dem jede Entwicklung vorbeigegangen ist. Keine leichte Lektüre und bisweilen grenzwertig bis verstörend.

Der Roman basiert lose auf dem Mord an der 16-jährigen Marianne Vaatstra, die 1999 in der Nähe ihres Elternhauses in Zwaagwesteinde vergewaltigt und ermordet wurde und deren Tod zu Ausschreitungen gegenüber den Bewohnern eines Asylbewerberheims führten. Der Täter wurde erst 2012 dank einer großangelegten DNA Analyse ausfindig gemacht. Bis dahin lebte der Bauer unbehelligt in der Nähe des Tatortes. Bei der Verhandlung sagte er aus, dass ihm, als er das Mädchen auf dem Fahrrad sah, plötzlich der Gedanke „Du gehörst mir“ durch den Kopf geschossen war und er nicht anders handeln konnte.

Middendorp findet die passende Sprache für dieses verstörende Verbrechen, für diesen gestörten Protagonisten. Starke Parallelen zur Natur ruft er hervor, um die Verbundenheit der Bauernfamilie zu unterstreichen; kurze Sätze und knappe Dialoge versinnbildlichen das schlichte Gemüt Tilles, der das Geschehen als Unfall sieht, der leider unvermeidlich war. Unfälle passieren halt, ohne dass jemand etwas dafür könnte. Ein schockierendes Buch, das so manchem Leser auch schwer zusetzen dürfte.