Gegen das Vergessen
Klappentext:
»Schon ein Sandkorn genügt, um eine große Geschichte daraus zu machen.«
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. ...
Klappentext:
»Schon ein Sandkorn genügt, um eine große Geschichte daraus zu machen.«
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte – zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geben wird – weder über die Vergangenheit seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie.
Nach dem internationalen Bestseller Am Ende bleiben die Zedern führt auch Pierre Jarawans neuer Roman in eine Welt voller unvergesslicher Figuren, sinnlicher Eindrücke und Emotionen, einfühlsam, spannend und virtuos verknüpft mit der bewegten Geschichte des Nahen Ostens.
Fazit:
Eine Rezension zu diesem Buch zu schreiben ist eine echte Herausforderung, da es mir schwer fällt, die Gedanken und Emotionen in Worte zu fassen.
Mit dem inzwischen erwachsenen Amin ging ich auf die Reise in seine Vergangenheit, um die Geheimnisse seines Heimatlandes und seiner Familie zu entschlüsseln. Auf dieser Reise lernte ich einige prägende Charaktere kennen und rätselte häufig, was sie vor Amin verschweigen.
Da ist zuerst die Großmutter von Amin, die mit Amin nach Deutschland auswanderte, als seine Eltern nach einem tragischen Unfall ums Leben kamen und die über die Vergangenheit schweigt. Nach zwölf Jahren kehrt seine Großmutter mit Amin in den Libanon zurück und sie blüht in ihrer Heimat regelrecht auf, als sie sich ihren Traum erfüllen kann. Doch da gibt es den Schatten der Vergangenheit, über den sie weiterhin schweigt.
Für Amin beginnt eine aufregende Zeit in dieser für ihn fremden Kultur, mit dieser belastenden Vergangenheit. Gut, dass er schnell einen Freund findet, der ihm hilft zu verstehen. Doch kann diese Freundschaft bestehen?
Auch die Erwachsenen, denen Amin begegnet, geben ihm Rätsel auf und er scheitert oft an deren Verschwiegenheit.
Obwohl der Krieg im Libanon endlich vorbei ist, hat er noch immer einen starken Einfluss auf die Menschen. Ich durfte tief in ihre Gedanken und Gefühle abtauchen und lernte auch ihre immer noch vorhandenen Ängste kennen. Wortgewaltig und in bildhafter Sprache gelang es dem Autor, mich schon sehr schnell in dieses unbekannte Land mitzunehmen und mir die Kultur und die Bewohner näher zu bringen. Der Autor ist ein echter Geschichtenerzähler, der seine Leser oder Zuhörer in seinen Bann zieht. Ich war schnell in der Geschichte gefangen und wollte die Rätsel lösen, die sich lange Zeit verbargen. Anfangs bekam ich nur vage Andeutungen, die mich auf die Vergangenheit von verschiedenen Charakteren neugierig machten und gleichzeitig eine unglaubliche Spannung aufbauten. Stück für Stück konnte ich das Puzzle zusammensetzen und vor meinen Augen entstand langsam ein komplettes Bild.
Dieses Buch erzählt vom Leben in den unterschiedlichen Kulturen, dem Schweigen, den Folgen des Bürgerkriegs, dem Verlust der Familie, einer Freundschaft und deckt so manches gut gehütete Geheimnis auf. Trotz der vielen Zeitsprünge, die mir anfangs noch Schwierigkeiten bereiteten, konnte ich tief in diese Geschichte abtauchen.
Die Geschichte fordert die ganze Aufmerksamkeit und Konzentration des Lesers, damit er die vielen Fäden am Ende sinnvoll verknüpfen kann. Mich hat „das Lied für die Vermissten“ tief berührt und nachdenklich zurückgelassen. In diesem Roman wird auf das Schicksal der vielen Vermissten im Libanon, als Kriegsfolge, aufmerksam gemacht und so sorgt er dafür, dass diese Menschen nicht vergessen werden. Die Aufklärung über diese Schicksale erfolgte leider bisher nicht.
Von mir eine absolute Leseempfehlung für dieses eindringliche Buch, für alle Leser die anspruchsvollere Kost lieben.