Ein außergewöhnliches Leseerlebnis und absolut lesenswert!
Beschreibung
Frieda ist Primatenforscherin und liebt ihre Arbeit mit den Tieren. Doch als sie aufgrund ihrer Drogensucht in einen kleinen Zoo in Devon versetzt wird, schleichen sich auch die Tiger in ...
Beschreibung
Frieda ist Primatenforscherin und liebt ihre Arbeit mit den Tieren. Doch als sie aufgrund ihrer Drogensucht in einen kleinen Zoo in Devon versetzt wird, schleichen sich auch die Tiger in ihr Herz, die sie zuvor für roh und aggressiv hielt. Durch ihre Arbeit beginnt sie die Raubkatzen besser zu verstehen und interessiert sich zunehmend für ihr Wesen. Schließlich begibt sich Frieda wegen der Tiger auf eine Reise nach Sibirien, wo sie auf Tomas trifft, der in einer Schutzstation für Tiger in der Taiga arbeitet und einem wilden Mädchen begegnet, das durch ihre isolierte Kindheit in den Wäldern eine ungewöhnliche Verbindung zur Natur und den Tigern hat.
Meine Meinung
Die Bücher aus dem Eisele Verlag haben eines gemeinsam, sie sorgen für besondere Lesestunden und lassen einen nicht mehr so schnell los. Auch der edel aufgemachte Roman »Tiger« von Polly Clark reiht sich in diese Riege ein und bezaubert mit seinem naturverbundenen Thema zur bedrohten Tierart der Amurtiger, deren Wildbestand sich heute auf weniger als 500 Tiere beläuft und greift dabei das Thema auf, welche Auswirkungen der Mensch auf das Ökosystem hat.
Die kanadische Autorin reiste selbst in die russische Taiga für ihre Recherche zu diesem Roman, was der Geschichte sicherlich ihre faszinierende und authentische Ausstrahlung verleiht. Auf unheimlich spannende Weise nähert sich Clarke in fünf Teilen den majestätischen Tieren und Protagonisten, die durch ihr Schicksal gezeichnet sind, dabei schlüpft sie in jedem Teil in eine andere Perspektive.
Im ersten Teil begleiten wir die Primatenforscherin Frieda und erleben wie sie durch einen traumatischen Vorfall in die Sucht abrutscht und dadurch ihren Job verliert. Doch sie bekommt eine neue Chance in einem kleinen Zoo in Devon, wo sie sich nach ihrer Arbeit mit Bonobos schließlich für Tiger zu begeistern beginnt. Der zweite Teil spielt in einem Reservat in Sibirien, wo wir den einsamen Tomas und seine Arbeit mit Tigern kennenlernen. Mit Edit, eine Frau der Einheimischen Udeh, und ihrer Tochter Sina wird sich im dritten Teil befasst. Der abschließende vierte Teil dürfte wohl der außergewöhnlichste sein, denn hier schlüpfen wir in die Haut eines Tigers und Polly Clark schafft eine Verbindung der einzelnen Ebenen.
Die Menschen in »Tiger« sehen sich in schwierigen Situationen gefangen und wollen nichts mehr als frei sein, genau wie es die wilden Tiger sein sollten und genau deshalb sind diese Tiere und ihr Lebensraum unbedingt schützenswert. Genau diese Botschaft verpackt Polly Clark auf eingehende Weise in ihrem Buch.
Polly Clark hat mich mit ihrer poetischen Erzählung von der ersten Seite an gefesselt und trotz eines ruhigen Handlungsverlaufs ist es ihr durch ihre Erzählstruktur gelungen eine gewisse Spannung zu erzeugen. Das Ende wartet im vierten Teil mit einem großen Aha-Effekt auf und rundet den Roman mit der Weisheit »Alles ist mit allem verbunden« ab.
Allerdings muss ich sagen, dass mich das Buch beim ersten Lesen etwas herunterzog, was wohl an meiner eigenen Niedergeschlagenheit gelegen haben mag. Dennoch hätte etwas Hoffnung gebendes Licht den Roman in meinen Augen noch besser machen können. »Tiger« bekommt trotzdem einen Ehrenplatz in meinem Buchregal und vielleicht kann mich Polly Clarks Geschichte in einer anderen Stimmung gelesen, doch noch restlos überzeugen.
Fazit
Ein Roman der sich auf mehreren Ebenen mit dem majestätischen Geschöpf und der Persönlichkeit des Tigers beschäftigt und dabei die Leser*innen in die eisige Kälte der russischen Taiga entführt. Ein außergewöhnliches Leseerlebnis und absolut lesenswert!
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 01.03.2021