Cover-Bild Kudos
Band 3 der Reihe "Die Outline-Trilogie"
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 215
  • Ersterscheinung: 09.07.2018
  • ISBN: 9783518428078
Rachel Cusk

Kudos

Roman | Eine weibliche Odyssee im 21. Jahrhundert
Eva Bonné (Übersetzer)

Faye ist Schriftstellerin und unterwegs, ihren neuen Roman vorzustellen. Für sie scheint diese Reise lebensentscheidend. Nicht nur hofft sie, endlich die ihr gebührende öffentliche Anerkennung zu finden, sie sucht vor allem Abstand zu einer privaten Katastrophe. Sie begegnet Kollegen, die sich um Kopf und Kragen reden, sie bestreitet Bühnengespräche, in denen man ihr nicht zuhört und sie gibt Interviews, ohne wirklich selbst zu Wort zu kommen. Doch je mehr sie sich auf die anderen einlässt, umso deutlicher wird Faye, was jenseits all der Geschichten und Fiktionen liegt, mit denen die Menschen sich fast obsessiv wappnen. Die Konsequenz, die Faye für sich daraus zieht, ist einleuchtend – führt sie aber geradewegs zurück in die Bodenlosigkeit ihrer persönlichen Situation.

Was verbergen wir, indem wir uns zeigen? Und warum wissen wir am wenigsten über das, was uns am meisten bewegt? Rachel Cusk ist »eine originäre, eine geradezu philosophische Schriftstellerin.« ( taz ) und Kudos ein lebenskluger, beziehungsreicher Roman, erzählt mit schlichter Eleganz und häretischem Witz.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2018

Interessante und unterhaltsame, manchmal schräge Erzählungen von Menschen hat Rachel Cusk in ihrem Roman versammelt. Der Leser soll sich in ihren gespiegelt sehen, damit er anders als die meisten anderen begreift, wie wichtig es ist, wo auch immer, aber b

0

Rachel Cusk, Kudos, Suhrkamp 2018, ISBN 978-3-518-42807-8

Nach „Outline“ und „In Transit“ erscheint nun der abschließende Teil einer Romantrilogie der englischen Schriftstellerin Rachel Cusk. Auch in ...

Rachel Cusk, Kudos, Suhrkamp 2018, ISBN 978-3-518-42807-8

Nach „Outline“ und „In Transit“ erscheint nun der abschließende Teil einer Romantrilogie der englischen Schriftstellerin Rachel Cusk. Auch in diesem erzählt die Schriftstellern Faye von Begegnungen und Menschen, die sie beeindruckt haben.
Rachel Cusk hat mit ihrer Protagonistin vieles gemeinsam: sie lebt in England, ist einmal geschieden und nun wieder verheiratet und hat zwei Kinder. Mehr ist von der ich-erzählenden Faye auch in diesem Roman nicht zu erfahren. Denn das Buch besteht aus vielen Geschichten, Lebensberichten und Stellungnahmen zum Literaturbetrieb, die Faye meist zuhörenderweise auf einer Reise aufnimmt und dann dokumentiert. Diese Reise führt sie zunächst zu einem Literaturfestival in eine deutsche Stadt, im Weiteren dann zu einem Schriftstellerkongress in eine weitere Stadt, deren Beschreibung in vielem an Lissabon erinnert.

Doch die zum Teil skurrilen Umstände insbesondere in Lissabon sind nicht wichtig. Wichtig sind die Menschen, die Faye auf ihrem Weg trifft, und denen sie zuhört. Diese Menschen, oft aber nicht immer direkt oder indirekt mit dem Literaturbetrieb verbunden, wiederum scheinen zu spüren, dass sie ihr alles erzählen können, weil sie ihnen so wie eine Therapeutin zuhört und nur sehr selten eigene Bemerkungen macht. Diese Methode Fayes (Rachel Cusks) hatte schon die beiden ersten Romane getragen und ihren Charme ausgemacht.

Schon im Flugzeug aufs europäische Festland beginnt dieser Reigen von Geschichten mit einem Mann, der ihr erzählt, dass er in der Nacht zuvor seinen Hund begraben hat. In Köln trifft sie dann auf einen CEO eines altehrwürdigen Verlages, der ihn mit dem Verlegen von Sudokuheften aus dem drohenden Konkurs geführt hat.

Rachel Cusk gelingt es auf den knapp 200 Seiten des Romans eine Vielzahl von Menschen mit ihren Geschichten unterzubringen, die sie mit Distanz beschreibt und dann erzählen lässt. Wie eine gute Therapeutin denkt sie, dass das Erzählen in Monologen zu einer Art Selbsterkenntnis führt. Zumindest beim Leser, der sich in so manchen Themen, um die es geht, wiedererkennen mag.
All diese so unterschiedlichen Menschen und ihre Geschichten sind wie durch einen unsichtbaren Faden miteinander verbunden durch die Themen, um die es im Hintergrund und zwischen den Zeilen dauernd geht: um persönliche Freiheit und wie man sie sich durch selbstgewählte Gefängnisse nimmt, um Gerechtigkeit und Recht und immer wieder die Urfrage, wie das denn eigentlich gehen soll, insbesondere für Frauen, mit dem Zusammenleben von Mann und Frau oder als Familie mit Kindern.
Und wie ist es um das Verhältnis zwischen den Müttern und ihren Söhnen bestellt? Kann man/frau in einer solchen Bindung überhaupt zu sich selbst kommen? Und: kann man in ihr als Schriftstellerin produktiv sein?

An einer Stelle (es sind nicht viele), an der die Schriftstellerin Faye als Alter Ego von Rachel Cusk selbst zu Wort sich meldet, vergleicht sie das Erzählen mit der alten Form der Beichte, mit der sich Menschen erleichtern wollen. Sie wollen erzählen, so ihre Theorie, die der Leser bei der nächsten Begegnung mit anderen Menschen sofort überprüfen kann, um „jede Schuld zu vermeiden; mit anderen Worten, wir nutzen (das Erzählen) strategisch, um uns von Verantwortung zu entlasten.“

Interessante und unterhaltsame, manchmal schräge Erzählungen von Menschen hat Rachel Cusk in ihrem Roman versammelt. Der Leser soll sich in ihren gespiegelt sehen, damit er anders als die meisten anderen begreift, wie wichtig es ist, wo auch immer, aber besonders in unseren Beziehungen, wirkliche Verantwortung zu übernehmen.