Cover-Bild Die fremde Königin
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ehrenwirth
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 768
  • Ersterscheinung: 27.04.2017
  • ISBN: 9783431039771
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Rebecca Gablé

Die fremde Königin

Historischer Roman
Band 2 der Reihe "Otto der Große"
Jürgen Speh (Illustrator)

"Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit ihrem Mummenschanz, damit die nicht merken, dass das Reich auseinanderfällt"

Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto.

Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines mächtigen Slawenfürsten, und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist, und als sie mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen, droht ihnen dies zum Verhängnis zu werden ...

Rebecca Gablé, Bestsellerautorin und Schöpferin der populären Waringham-Saga, hat nun mit ihrem Historienepos "Otto der Große" ein weiteres Meisterwerk geschaffen. Nach "Das Haupt der Welt" ist "Die fremde Königin" der zweite Band der mittelalterlichen Romanreihe.



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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2017

volle Punktzahl

3

Wer Rebecca Gablé kennt, und wie ich als eine der besten deutschen Autorinnen auf dem Histo-Sektor schätzt (wenn nicht gar die Beste), der weiß, dass man nicht viel falsch macht, wenn man sich das neueste ...

Wer Rebecca Gablé kennt, und wie ich als eine der besten deutschen Autorinnen auf dem Histo-Sektor schätzt (wenn nicht gar die Beste), der weiß, dass man nicht viel falsch macht, wenn man sich das neueste Buch von ihr kauft. Nach der erfolgreichen Waringham-Serie hat sie mit „Die fremde Königin“ nun den zweiten Band ihrer Reihe um Otto I. geschrieben. Und sie bringt einen neuen Hauptdarsteller ins Spiel, nämlich den Bastard Gaidemar, der zwar ahnt, dass er väterlicherseits familiäre Bande zur Königsfamilie hat, aber nicht weiß, wer seine kurz nach der Geburt verstorbene Mutter war. Ohne eigenes Land oder finanzielle Mittel, und ohne einen klangvollen Namen, kann er nur seine herausragende Leistung als Panzerreiter für sich sprechen lassen. Genau deshalb wird er ausersehen, Adelheid, die verwitwete Königin von Italien, aus einer misslichen Lage zu befreien und zu König Otto I. zu bringen. Dies gelingt ihm vortrefflich und während er sich Hals über Kopf in die edle, für ihn unerreichbare, Dame verliebt, heiratet diese recht bald den König. Was anfangs eine kalkulierte Verbindung gewesen sein mag, wird bald zu einer harmonischen Ehe, in der sich Adelheid und Otto gegenseitig durch kluge politische Schachzüge unterstützen. Schnell stellen sich auch die ersten Kinder ein. Liudolf, der Erstgeborene aus Otto’s erster Ehe, kann sich für seine Stiefmutter nur bedingt erwärmen und glaubt, dass sein Vater ihm das Erbrecht für die Königswürde vielleicht vorenthalten könnte. Daraus entsteht ein Familienstreit, wie er wohl für die damalige Zeit nicht unüblich unter den europäischen Herrscher war. Als schließlich die gefürchteten Ungarn und Slawen ins Reich einfallen, spitzt sich die Situation immer mehr zu.

Der Vorgänger, das Haupt der Welt, war und ist unübertroffen mein Lieblingsbuch von Rebecca Gablé. Tugomir und Tankmar waren einfach ein tolles Team. Zumindest Tugomir erscheint aber nach einer Weile auch in diesem Buch auf der Bildfläche. Das hat mich sehr gefreut, auch wenn seine Rolle nur klein aber fein war. Gaidemar ist weit weniger sperrig. Er bekleidet von Anfang die Rolle des Helden par exellance. Er ist seinem König und seiner Königin treu ergeben; auch wenn er dafür den besten Freund fallen lassen muss. Er ist mutig und ritterlich, selbstlos und zurückhaltend. Dabei gutaussehend, stark und nie überheblich. Ein toller Mann; vielleicht manchmal ein bisschen glatt. Gegen Ende hat er noch ein, zwei Szenen, die zeigen, dass er nicht immer der Saubermann sein kann; aber im Großen und Ganzen ist er fast zu gut für die Welt. Da sind die edlen Herrschaften wie Otto, Adelheid und vor allem Kirchenfürsten wie Wilhelm, etwas spannender, weil facettenreicher in ihren Charakteren. Ziemlich lange hängt Gaidemar auch der unerfüllten Liebe seiner Königin nach, bis sich auch für ihn andere Perspektiven ergeben.

Noch mehr als im Vorgängerroman, versucht die Autorin die politischen Verwirrspiele der Adligen zu erzählen und dem Leser geschichtliches Wissen zu vermitteln. Dass man dabei nicht gänzlich den Überblick verliert, ist ihrer klugen Erzählweise zu verdanken. Denn wer hier mit weg koaliert, wer wen über den Tisch ziehen will, wer wo gerade mal regiert, wessen Bruder und Cousin mit wem unter einer Decke steckt, das ist schon ein großes Hin und Her gewesen und neben Ehre und Treue gibt es auch jede Menge Verrat, gebrochene Schwüre, Bruderzwist und Hass und Neid.

Ich habe das Buch, wie alle Bücher von Frau Gablé, verschlungen. Es war im besten Sinne spannend, unterhaltsam und lehrreich zugleich. Auch wenn es für mich nicht ganz an den Vorgänger herangekommen ist – auch weil ich einfach ein Tudomir-Fan bin - so vergebe ich dennoch die volle Punktzahl. Denn es war rundherum ein Vergnügen und jedem Leser nur wärmstens ans Herz zu legen.

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Veröffentlicht am 01.05.2017

Wieder ein überzeugender Gablé-Roman

3

951: Die italienische Königin Adelheid wird nach dem Tod ihres Ehemannes von Berengar von Ivrea gefangen gehalten, sie soll dessen Sohn Adalbert heiraten und Berengar so die Macht in Italien sichern. Gaidemar, ...

951: Die italienische Königin Adelheid wird nach dem Tod ihres Ehemannes von Berengar von Ivrea gefangen gehalten, sie soll dessen Sohn Adalbert heiraten und Berengar so die Macht in Italien sichern. Gaidemar, ein Panzerreiter Ottos I., erhält den Auftrag Adelheid zu befreien. Das führt zu einer tiefen Verbundenheit zwischen den beiden, die anhält, auch nachdem Adelheid sich wieder verheiratet hat. Adelheid ist allerdings klar, dass an erster Stelle ihr Gemahl, ihre Kinder und ihr Land kommen.

Gaidemar, illegitimer Sohn von königlichem Blut, hat es nicht einfach: Keinen Namen, keinen Titel, die Frau, die er liebt ist unerreichbar und nicht jeder schätzt ihn. Zudem trägt die politische Situation mehr als einmal dazu bei, dass er um Leib und Leben fürchten muss, nicht nur auf dem Schlachtfeld.

Über 11 Jahre erzählt Rebecca Gablé ein weiteres Stück deutscher Geschichte. Im Mittelpunkt steht dieses Mal Gaidemar, ein typischer gabléscher Held, sympathisch aber problembeladen, mit unerreichbarer Liebe, mehreren, zum Teil mächtigen Gegenspielern, und ein bisschen stört mich das schon, Gaidemars Geschichte kommt mir oft altbekannt vor und hat deshalb nur wenige Überraschungen zu bieten, neben dem Protagonisten aus dem Vorgängerband („Das Haupt der Welt“), Tugomir, wirkt er zudem ziemlich 08/15. Dennoch gewinnt man Gaidemar schnell lieb und bangt und hofft mit ihm, so dass mich seine Geschichte trotzdem schnell packt und nur an manchen Stellen wirkt sie für mich etwas aufgesetzt, z. B., als er Gefühle für Adelheid entwickelt. Gaidemar passt zudem gut in die geschichtlichen Hintergründe.

Als zweite, nahezu gleichwertige Protagonistin tritt Adelheid auf. Im Gegensatz zu Gaidemar hat sie tatsächlich gelebt. Auch bei ihr gelingt es der Autorin sehr gut, sie lebendig und authentisch wirken zu lassen, ihr Denken und Fühlen könnte genau so gewesen sein.

Weitere historische und fiktive Persönlichkeiten bevölkern den Roman, wobei die historischen eindeutig überwiegen, wie auch das vorangestellte Personenverzeichnis zeigt. Viele davon kennt man bereits aus dem Vorgängerband, wie Otto I, seine Brüder Brun und Henning und seine Söhne Liudolf und Wilhelm. Auch einige der fiktiven Personen des Vorgängerbandes haben Auftritte, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Obwohl ich den Vorgängerband kenne, brauchte ich doch ein bisschen, mich wieder heimisch zu fühlen, es lag einfach zu viel Zeit dazwischen. Erzählerisch packte der Roman mich jedoch bereits mit dem ersten Satz. Erzählt wird sowohl aus Adelheids als auch aus Gaidemars Perspektive und hin und wieder auch aus anderer. Vieles ist historisch so vorgegeben, aber es bleibt ausreichend Platz für überraschende Wendungen und eine spannende Erzählung.

Im Nachwort erfährt man etwas über Fiktion und Fakten und tatsächlich ist einiges, was ich im Bereich Fiktion erwartet hatte, historisch verbürgt. Leider lässt das Nachwort auch vermuten, dass es keine Fortsetzung, jedenfalls keine zeitnahe (bezogen auf die historische Zeit) geben wird, denn man erfährt hier bereits, wie es weiterging. Aber, womöglich überrascht uns die Autorin doch noch und wir treffen Otto I. oder Otto II. und andere Charaktere, oder zumindest deren Nachfahren, noch einmal wieder. Ich würde mich freuen.

Insgesamt hat mich auch dieser Roman der Autorin wieder überzeugt, Geschichte wurde spannend verpackt und mir ein Stück deutscher Geschichte, über das ich noch wenig wusste, nahe gebracht. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wie gehabt, aufrunde. Wer sich gerne in historische Zeiten entführen lässt und spannend und interessant erzählte geschichtliche Lehrstunden verbunden mit authentisch wirkenden Charakteren und einer spannenden Erzählung mag, ist bei Rebecca Gablé immer richtig.

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Veröffentlicht am 03.05.2017

Auf in eine neue Reise ins 10. Jahrhundert und zu den Ottonen

2

„Die fremde Königin“ von Rebecca Gablé ist der zweite historische Roman, der im deutschen Mittelalter angesiedelt ist und uns wieder in die Herrschaftszeit von Otto dem Großen entführt. Erschienen ist ...

„Die fremde Königin“ von Rebecca Gablé ist der zweite historische Roman, der im deutschen Mittelalter angesiedelt ist und uns wieder in die Herrschaftszeit von Otto dem Großen entführt. Erschienen ist der Roman im April 2017 im Lübbe-Verlag.

Italien, 951: Gaidemar, Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion und Bastard mit unbekannten Wurzeln, wird mit einer schwierigen Aufgabe betraut, die ihn nach Garda führt. Er soll die italienische Königin Adelheid von Burgund aus den Fängen von Berengar de Ivrea befreien, der die italienische Krone an sich reißen will. Die Flucht gelingt und Gaidemar bringt Adelheid zu Otto I., der ihr nächster Gemahl werden soll. Durch seinen Einsatz und Mut steigt er zum Vertrauten der Königin auf und ist so hautnah bei den Schlachten um die Erhaltung der Macht Ottos dabei. Slawenaufstände, der Einfall der Ungarn und Rebellionen innerhalb der Familie bedrohen die Macht Ottos und auch die Kaiserkrone möchte der König für sich gewinnen.

Dies hier wird definitiv eine Lobeshymne auf einen wunderbaren historischen Roman. Von Anfang an konnte mich die Autorin wieder mitnehmen in eine längst vergangene Zeit. Man wird direkt in die Geschichte hineingezogen und der flüssige Schreibstil sorgt für ein kontinuierliches Kopfkino. Ich war so in dieser Geschichte drin, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Seiten an mir vorbeigeflogen sind.
Die Zeit von Otto dem Großen, die in diesem Buch beschrieben wird, war sehr spannend und ereignisreich. Einige schwere Schlachten wollten gewonnen werden, aber auch politisches Kalkül sowie Verhandlungsgeschick haben diese Zeit geprägt. Und so treffen wir in diesem Buch auch auf viele unterschiedliche Personen.
Gaidemar ist ein typischer Gablé-Held, der mich dennoch stellenweise überrascht hat. Seine Ehre bedeutet ihm alles und so fühlt er sich auch sehr an seinen Eid gegenüber Otto gebunden. Er war mir sehr sympathisch und ich habe seine Geschichte gerne verfolgt. Immed, sein Ziehbruder, ist sein Widersacher und macht es einem leicht, ihn nicht zu mögen. Insgesamt finde ich, dass die fiktiven Figuren in diesem Band eher in den Hintergrund gerückt sind, dennoch waren sie wieder hervorragend in den historischen Kontext eingebaut.
Der Fokus liegt mehr auf den historisch verbürgten Personen, allen voran Adelheid von Burgund sowie Otto der Große. Adelheid ist eine starke Königin mit großem politischen Verständnis, die geschickt weiß, wie sie ihre Stärken einzusetzen hat. Das Reich und die Erhaltung der Macht nehmen einen hohen Stellenwert ein und so ist sie auch bereit dazu unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn es denn sein muss. Ottos Söhne Liudolf, Wilhelm und Brun sowie sein Bruder Henning, in der Geschichte als Heinrich von Bayern bekannt, spielen eine große Rolle. Letzterer bemüht sich sehr darum, gehasst zu werden. Liudolf war mir eher sympathisch, auch wenn er nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat und auch Wilhelm, der Erzbischof von Mainz, konnte mich trotz der einen oder anderen Schwäche von sich überzeugen.
Alte Bekannte aus dem Vorgänger „Das Haupt der Welt“ begegnen wir in diesem Roman auch. Diese Begegnungen haben bei mir meist ein wohliges Gefühl des Erinnerns und der Freude ausgelöst. Hier waren sehr schöne Szenen dabei, die ich beim Lesen sehr genossen habe.
Teilweise war die Geschichte durchaus durchschaubar und vorhersehbar, aber ich muss gestehen, dass mich dies gar nicht gestört hat. Das waren meist auch Sachen, die ich mir genauso gewünscht habe. Auf der anderen Seite hat es Frau Gablé auch in diesem Band wieder geschafft, mich mit einigen Wendungen zu überraschen. Mit einem besonderen Plottwist hat sie mich sogar sehr überrascht, weil ich diesen absolut gar nicht kommen sehen habe.
Der historische Hintergrund wurde wieder mal hervorragend recherchiert und die Autorin hält sich sehr nah an die historischen Fakten. Das ausführliche Nachwort gibt Aufschluss über Fiktion und Wahrheit und hat auch noch einige weitere interessante Fakten zu bieten. Das Personenverzeichnis am Anfang des Buches ist für mich ein absolutes Muss. Darüber hinaus ist auch noch eine Karte von Ottos Reich sowie ein Stammbaum enthalten.

Fazit: Ein gelungene Fortsetzung sowie ein hervorragender historischer Roman, der mich durchweg gut unterhalten und am Ende traurig zurückgelassen hat, weil es schon wieder vorbei war. Für Fans von Rebecca Gablé ein absoluter Must-Read.

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Veröffentlicht am 25.11.2017

Etwas anders als sonst, aber trotzdem fesselnd bis zum Schluss!

1

Bei der Autorin weiß man halt einfach, dass man wieder mal eine großartige Geschichte erwarten darf! Schon der Einstieg hat mich sofort in die historische Zeit versetzt, Spannung erzeugt und ich war mitten ...

Bei der Autorin weiß man halt einfach, dass man wieder mal eine großartige Geschichte erwarten darf! Schon der Einstieg hat mich sofort in die historische Zeit versetzt, Spannung erzeugt und ich war mitten im Geschehen!

Der Schreibstil ist wie immer flüssig und passt wunderbar zur Epoche, ohne übertrieben zu wirken. Erzählt wird aus der auktorialen Perspektive und wechselt dabei zwischen Sichtweisen der Charaktere - hauptsächlich der Königin Adelheid und Gaidemar.

Mit Adelheid bin ich nicht so richtig warm geworden. Was vielleicht auch beabsichtigt war, zumindest wirkt sie auf mich sehr authentisch. Sie ist eben nicht aus dem "einfachen Volk" sondern hat eine gewisse Erziehung genossen, die sie auf ihr "Amt" vorbereitet hat. Dass sie dadurch vieles nicht versteht, was die Sorgen und Nöte der einfachen Menschen betrifft ist also normal, auch wenn sie sie deshalb nicht völlig ignoriert. Aber es ist eben eine ganz andere Welt, als Königin zu leben und ganz andere Verantwortungen zu tragen, da fallen gewisse Entscheidungen nunmal nicht leicht bzw. fallen sie manchmal lieblos aus, weil sie immer "nur" das große Ganze im Auge hat - gefühlskalt könnte man sagen, aber sie hat eben ein ganz anderes Denken aus ihrer Erziehung geprägt. Trotzdem war es nicht so, dass ich sie nicht leiden konnte, sie war eben perfekt in ihrer Position und vor allem immer auf der Seite ihrer Familie.
König Otto mochte ich irgendwie tatsächlich mehr, denn trotz vieler erbarmungsloser Urteile und Vorgehensweisen, hatte er doch das Herz auf dem rechten Fleck.

Gaidemar, er war hier schon der Held der Geschichte, denn trotz zahlreicher Fehlschläge gibt er nicht auf. Sein Ehrgefühl ist ihm heilig und er ist ein typischer Vertreter seines Geschlechts, aber er hat auch weiche Seiten, wenn man es denn so nennen kann und ein für damals ungewohntes Feingefühl.
So schwierig das Leben damals auch war, ich kann mir gut vorstellen, dass die Menschen eben gerade deshalb so wie hier beschrieben oft eben nicht mit dem Schicksal gehadert haben. Sie haben es angenommen - sei es durch ihren Glauben oder innerer Stärke - und haben sich durchgekämpft. Nach vorne zu schauen und nach jedem hinfallen wieder aufzustehen, seine "Ehre" nicht zu vernachlässigen und gleichzeitig auch Empathie zu zeigen, trotzdem aber konsequent zu sein ... ein schweres Los, mit dem wir wohl auch heute noch zu kämpfen haben.

Überhaupt kreiert die Autorin die Charaktere wieder sehr prägnant, was die Handlung sehr lebendig gestaltet. Genauso wie die geschlichtlichen Hintergründe, die gekonnt und anschaulich in Szene gesetzt werden. Ich war keinen Moment gelangweilt und habe jeden Moment mit Spannung verfolgt - es ist sehr abwechslungsreich mit den Entwicklungen der Figuren sowie den Intrigen und Kriegsschauplätzen der damaligen Zeit. Hier gibts dazu natürlich wieder im Nachwort die Infos, aus welchen wahren Überlieferungen Rebecca Gablé ihre Geschichte kreiert hat, was ich immer besonders interessant finde - und es jedes Mal wieder bewundere, wie sie aus diesen wenigen Daten so eine oppulente Geschichte zusammenbasteln kann. Vor allem auch die vielen kleinen Details, die alles authentisch und lebendig wirken lassen.

Besonders interessant ist für mich, wie die Menschen damals gelebt und geliebt haben, denn mit der heutigen Zeit kann man es überhaupt nicht mehr vergleichen. Die Gefühle blieben bei "Die fremde Königin" weitgehend außen vor, wie es damals ja auch üblich war - gerade wenn man ständig den Krieg im Nacken sitzen hat. Aber die Autorin zeigt deutlich, wie sie trotz allem mit ihren Gefühlen umgehen konnten und mussten. Mir kommt es immer so vor, als würde auch in jeder Epoche die Definition von Liebe auf ihre Art neu erfunden bzw. ist sie sowieso für jeden Menschen ganz individuell, auch heute. Und selbst mit ihrer verschlossenen, ruppigen und standesmäßig verbundenen Weise waren es trotz allem tiefe und innige Gefühle, die nur anders gezeigt und ausgelebt wurden. Gerade das wurde hier wieder mal äußerst anschaulich und nachvollziehbar geschrieben.

Vorne im Buch findet man eine wunderschöne Karte des Reiches von König Otto um 962 in Farbe, sowie hinten eine Ahnentafel des Königshauses.

Veröffentlicht am 09.05.2017

Die fremde Königin

1

Mit „Die fremde Königin“ erzählt die bekannte Autorin Rebecca Gablé die Geschichte von Otto dem Großen weiter. Dies ist die Fortsetzung zu „Das Haupt der Welt“, kann jedoch auch gut ohne Vorkenntnisse ...

Mit „Die fremde Königin“ erzählt die bekannte Autorin Rebecca Gablé die Geschichte von Otto dem Großen weiter. Dies ist die Fortsetzung zu „Das Haupt der Welt“, kann jedoch auch gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
"Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit ihrem Mummenschanz, damit die nicht merken, dass das Reich auseinanderfällt"
Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto. Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist…

Bei diesem Buch muss ich einfach die Gestaltung im hohen Maße loben. Das Personenregister ist informativ, die wesentlichen Charaktere werden erläutert und auch die historischen Personen sind gekennzeichnet. Die beigefügte Karte ist wundervoll gestaltet, aber besonders hat mir der Stammbaum gefallen. Er ist ansprechend gestaltet und die wichtigsten Beziehungen sind auf einem Blick erkennbar.
Wie bereits aus den bisherigen Büchern gewohnt, welche ich von Rebecca Gablé gelesen habe, empfand ich bei „Die fremde Königin“ den Schreibstil als sehr angenehm. Obwohl dieser historische Roman mit seinen etwa 750 Seiten doch recht umfangreich ist, lässt er sich zügig lesen. Die Seiten fliegen nur so dahin und man kann seine Umgebung ausblenden. Die ein oder andere nicht vorhersehbare Überraschung wurde eingebaut und manche haben mich davon vollkommen überrascht. In „Die fremde Königin“ wird auf vielseitige Weise der Spannungsbogen aufrechterhalten und ich habe es sehr genossen, zusammen mit den Protagonisten diese Welt zu bestreiten. Es war nicht immer einfach, sich in dieser vergangenen Welt zurechtzufinden und nicht selten musste man sich fragen, wer nun auf welcher Seite steht. Mir haben diese politischen Ausführungen sehr gefallen und ich fand es spannend zu lesen. Gablé verpackt diesen nicht immer einfachen Stoff gekonnt in einer wirklich interessanten Rahmenhandlung. Dieses Buch hat auf mich eine gewisse Sogwirkung ausgeübt und konnte mich in seinen Bann ziehen. Gablé gelingt es meisterhaft, einen in längst vergangene Zeiten zu entführen. Dabei werden gekonnt die historischen Fakten mit der Fiktion verwebt. Nicht selten habe ich mich während der Geschichte gefragt, ob dies wohl so gewesen sein könnte, ob es vielleicht sogar Quellen zu diesem Ereignis gab. Dieses Buch hat mich angeregt, mich mehr mit der deutschen Geschichte zu beschäftigen. Während des Lesens wurde mir bewusst, wie wenig ich über die damalige Zeit zu Otto dem Großen eigentlich wusste, umso neugieriger war ich, mehr über diese Zeiten zu lesen. Eigentlich ist das 10. Jahrhundert bei historischen Romanen nicht meine Wohlfühlzone, doch ich habe dieses Buch wirklich genossen. Hierbei werden wirklich meisterhaft die historischen Gegebenheiten in die Geschichte eingebettet, sodass man genussvoll etwas über diese Epoche lernt. Man merkt jeder einzelnen Seite die umfangreiche Recherche der Autorin an und dabei wird es nicht langweilig. Die deutsche Geschichte wird spannend und informativ erzählt und auf vielseitige Weise lernt der Leser dabei. Diverse Schlachten müssen gemeistert werden und natürlich bleiben auch Verluste nicht aus. Gablé schafft es gekonnt, diese Schlachten bildlich darzustellen, ohne dabei jedoch überzogen ins Detail zu gehen. Dennoch erhält der Leser einen guten Einblick, wie grausam diese kriegerischen Auseinandersetzungen waren und wie auch das einfache Volk darunter leiden musste. Sehr informativ empfand ich auch das umfangreiche Nachwort. In diesem wird nochmal darauf eingegangen, was den Fakten und was der Fiktion entspricht. Wo sich Frau Gablé ihren Freiraum genommen hat und was sie warum wie ausgelegt hat. Das hat mir gut gefallen und konnte mir nochmal diverse Szenen aus dem Buch besser verdeutlichen.
Überzeugen konnten mich auch die vielseitigen Charaktere. Der fiktive Protagonist ist Gaidemar. Er ist ein Bastard, dem die Ehre sehr wichtig ist. Auch ist er ein Panzerreiter und wurde mit der Aufgabe vertraut, Adelheid von Burgund zu befreien. Dabei wachsen die beiden zusammen und auch im späteren Verlauf sind die beiden Vertraute. Gaidemar muss sich selber behaupten, er sucht noch seinen Platz in dieser Welt und würde nur zu gerne mehr über seine Wurzeln erfahren. Er ist ein typischer sympathischer Charakter, loyal, hilfsbereit und freundlich. Dennoch ist er ein Panzerreiter und Kampf und Krieg sind ihm nicht ungewohnt. Ihm steht Adelheid von Burgund als die historische Protagonistin zur Seite. Während des Buches hatte ich manchmal vergessen, wie jung sie eigentlich noch ist, denn sie ist eine schlaue Frau, die auch ein Gespür für politische Angelegenheiten hat. Sie kann taktisch denken und hat auch einen gewissen Einfluss auf ihren Mann Otto den Großen. Dennoch ist sie sich ihrer Aufgabe als Königin und der daraus resultierenden Pflichten bewusst. Gut gefallen hat mir auch Liudolf. Er ist der Sohn von Otto I. Er will von seinem Vater geschätzt werden und kämpft um seine Anerkennung. Dabei ist er hitzköpfig und macht auch mal Fehler. Dennoch hat er sein Herz am richtigen Fleck. Auch sein Bruder Wilhelm, der die kirchliche Laufbahn eingeschlagen hat, hat mir gut gefallen. Sehr gefreut habe ich mich auch, dass bereits bekannte Charaktere aus „Das Haupt der Welt“ kleine Auftritte erhalten haben.

Rebecca Gablé konnte mich mit ihrem neusten historischem Roman „Die fremde Königin“ wieder vollkommen überzeugen. Nicht nur die englische Geschichte erzählt sie meisterhaft, auch die deutsche Geschichte kann sie spannend und informativ verpacken. Ich würde mich freuen, wenn dieser Teil der Geschichte vielleicht später nochmal von Frau Gablé weitererzählt wird. Ich möchte 5 Sterne vergeben und eine Leseempfehlung für Leser von historischen Romanen oder für Interessenten von Otto dem Großen.

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