Cover-Bild Die Dinge beim Namen nennen
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 01.04.2019
  • ISBN: 9783455005318
Rebecca Solnit

Die Dinge beim Namen nennen

Bettina Münch (Übersetzer), Kirsten Riesselmann (Übersetzer)

Die USA stecken in der Krise: Spätestens seit dem Wahlerfolg Donald Trumps erhalten wir tagtäglich Beispiele dafür, wie gespalten das Land ist und welch tiefe Gräben Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Gentrifizierung, Klassen- und eine verfehlte Umweltpolitik in die Gesellschaft schlagen. Ob die Anfeindungen Hillary Clintons im Wahlkampf, tödliche Polizeieinsätze, unterdrückte Wählerstimmen, das unsolidarische Ideal des Selfmademans oder die Leugnung des Klimawandels - in aller Deutlichkeit benennt Rebecca Solnit himmelschreiende Missstände des heutigen Amerika. Zugleich erteilt sie der Resignation eine klare Absage und ruft zum Glauben an die eigene Macht und zum Handeln auf, denn: "Hoffnung ist der Glaube daran, dass das, was wir tun, möglicherweise von Belang ist. Das Wissen, dass die Zukunft jetzt noch nicht geschrieben ist."

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2019

"Auch der Klimawandel ist eine Form von Gewalt"

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Rebecca Solnit lebt in San Francisco und sie ist eine der bedeutendsten Aktivistinnen der USA. Seit Anfang der achtziger Jahre gilt ihr Hauptanliegen den Menschenrechten und dem Umweltschutz. Mit dem Buch ...

Rebecca Solnit lebt in San Francisco und sie ist eine der bedeutendsten Aktivistinnen der USA. Seit Anfang der achtziger Jahre gilt ihr Hauptanliegen den Menschenrechten und dem Umweltschutz. Mit dem Buch

DieDingeBeimNamenNennen.

„Denn der Aufstand gegen Brutalität beginnt mit einem Aufstand gegen die Sprache, die diese Brutalität verdeckt.“ Wer sich an die unsäglichen Sätze der „Amerikanischen Witzfigur“ gegenüber seiner Rivalin Hilary Clinton erinnert weiß, wie wahr dieser Ausspruch ist. Rebecca Solnit beschreibt in dem Buch

DieDingeBeimNamenNennen auf den Punkt genau, wie der Werdegang eben dieser „Witzfigur“ war. Auch ihr Urteil über den anderen Despoten namens Putin trifft es auf den Punkt.

Ein Grund, warum dieser Präsident tatsächlich regieren darf ist dieser: Die Republikanische Partei bewahrt ihren Zugang zur Macht, indem sie die Wählerstimmen von People of Colors seit Jahrzehnten systematisch, strategisch und immer vehementer unterdrückt. (auch ein Zitat aus dem Buch

DieDingeBeimNamenNennen. Content, der wütend macht und den Zorn der Leser weckt ist viel erfolgreicher als jede mäßigende Einflussnahme der Medien. Wie an den Reden Trumps klar zu erkennen ist, dass Zorn durch aggressive Sprache geschürt wird. Nicht einmal im Ansatz vorhandene Fakten interessieren die Zuhören in dem Moment nicht.

Reiche richten größtmöglichen Schaden an. Sie töten unzählige Menschen und müssen nichts dafür tun. Sie lassen Fabriken bauen, die dann einstürzen und hunderte von Menschen töten und zetteln Kriege an. Auch der Klimawandel ist ein Akt der Gewalt, von Menschen gemacht. Dies wird von diesen Machthabern konsequent geleugnet. Ein Zitat aus dem Buch „The hidden Brain“ von Shanker Vedanton bringt es auf den Punkt: „Wer mit der Strömung treibt, wird sich immer als guter Schwimmer fühlen. Wer aber gegen den Strom schwimmt, wird vielleicht nie merken, dass er ein besserer Schwimmer ist, als er denkt.

Rebecca Solnit bringt viele Beispiel für das Versagen von Menschlichkeit. Dazu gehören unter anderem Colored People, die von weißen Polizisten grundlos ermordet wurden und die Täter niemals zur Rechenschaft gezogen wurden. Oder Denkmale, die es in vielen Städten Amerikas gibt, welche dann Sklavenhalter und Unterstützer der Sklaverei zeigen. Das Buch ist keine Anklage sondern wirklich nur eine Darlegung von Fakten der Ungerechtigkeiten. Gegenüber Farbigen, Muslimen und der indigenen Bevölkerung der USA. Frau Solnit schrieb einen Brief an Trump indem sie ihm erläutert, dass New York eine Stadt der Kulturen sei und er keine Ahnung habe. Dieses Schreiben ist in dem Buch

DieDingeBeimNamenNennen abgedruckt.

Ein Sprichwort sagt: Frechheit siegt. In den USA traf es zu aber ist es tatsächlich immer so? Ich denke und hoffe nicht. Möge es immer Menschen geben, die sich mit alle ihrer Kraft dagegen stemmen.

Bettina Münch übersetzte das Buch #DieDingeBeimNamenNennen und sie machte einen guten Job.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Journalismus ohne Kompromisse

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Die Dinge beim Namen nennen ist ein mächtiger Essayband einer feministisch geprägten US-amerikanischen Autorin und feministische Themen sind Bestandteil der meisten Essays. Dabei ist es ein sehr US-amerikanisches ...

Die Dinge beim Namen nennen ist ein mächtiger Essayband einer feministisch geprägten US-amerikanischen Autorin und feministische Themen sind Bestandteil der meisten Essays. Dabei ist es ein sehr US-amerikanisches Buch, dass die Probleme des heutigen USA deutlich aufzeigt.

Wie der Titel, erst Recht der Originaltitel “Call them by their true names” andeutet, sind die Texte auf eindeutige, klare Art verfasst. Das gehört zu Rebecca Solnits Stil. Die Essays sind alles andere als gemütlich oder versöhnlich. Schon gar nicht mit Donald Trump, den die Autorin sehr treffend portraitiert und seine üblen Methoden klar beim Namen nennt. Hier wird nichts geschöntes durchgelassen.
Besonders am Anfang des Buches analysiert Solnit Trump und Hillary Clinton und den Wahlkampf 2016. Es ist doch interessant, zu bemerken, das Hillary Clinton aufgrund des amerikanischen Wahlsystems verloren hat, obwohl sie 2,9 Millionen mehr Stimmen als Trump hatte. Und es sollte nicht vergessen werden, welche unfairen Methoden im Wahlkamp angewendet wurden. Das setzte neue, verherrende Maßstäbe.

Aber es gibt noch mehr Themen im Buch. Rebecca Solnit schreibt über Obdachlosigkeit, über die Todesstrafe und über Rassismus.
Rebecca Solnit lebt in San Francisco, das daher im Buch eine große Rolle spielte, zum Beispiel der Vorfall um Alex Nieto, der von 4 Polizisten erschossen wurde und der darauffolgende Prozess, der viel enthüllte.

Sehr informativ war auch der Artikel über den Standing Rock-Protest.

Das Buch besitzt 320 Seiten und ist damit ein mächtiges Werk.
Es ist ein in seiner eindeutigen Art ein radikales, bewegendes Buch: Politisch, betont feministisch und engagiert, aber nicht bequem.

Veröffentlicht am 12.02.2020

Lesenswerte Sammlung

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Wieder eine sehr engagierte Sammlung von Rebecca Solnit. Im vorliegenden Band sind Essays zur Schnittmenge von "Politik" und "Sprache" zusammengefasst. Der Fokus liegt klar auf dem Thema US-Politik (und ...

Wieder eine sehr engagierte Sammlung von Rebecca Solnit. Im vorliegenden Band sind Essays zur Schnittmenge von "Politik" und "Sprache" zusammengefasst. Der Fokus liegt klar auf dem Thema US-Politik (und hier vor allem das im Mittelpunkt stehende Personal), aber auch "globalere Themen" wie Klimawandel, Medienethik und -integrität, Rassismus und Feminismus werden behandelt (auch vor allem mit US-Fokus).

Ich mag Solnits Schreibe. Zum einen ist die Themenauswahl immer gut durchdacht, und auch wenn die Themen scheinbar groß und für sich raumfüllend sein mögen, gibt es fast überall kleine Vernetzungen, und Solnit macht sie sichtbar. Dazu argumentiert sie clever und bastelt, sehr intellektuell-kreativ, dabei sehr inspirierende Gedankenketten zusammen.

Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, abgesehen vom Oberthema an sich: Die Essays behandeln nicht nur inhaltlich linguistische Überlegungen anhand politischer Beispiele, sie spielen auch selbst mit Sprache. Z.B. in "Dem Kirchenchor" predigen vergleicht Solnit diese Auffassung, die im amerikanischen mit "preaching to the choir" verbalisiert wird, mit dem Buhlen um neue/alte Wählerstimmen. Müssen die schon gewonnenen Fans überhaupt noch unterhalten werden und wenn ja, warum? In "Break the Story", ursprünglich eine Abschlussrede an ihrer Alma Mater, beleuchtet sie auch diesen Ausspruch von allen Seiten - denn auch Geschichten können "zerbrechen". Es gibt noch zahlreiche andere Beispiele, bei denen ich begeisternd nickend zugestimmt habe.

Inhaltlich ist die Zusammenstellung vor allem im zweiten Teil etwas willkürlich(er), übergreifend passen die Texte aber durchgängig zum Oberthema und ich habe für mich noch einen kleinen Gefühlsbogen ausgemacht: Vor allem der erste Teil des Buches ist sehr angriffslustig. Im Mittelteil wird es etwas nachdenklich stimmender. Der letzte Text ist versöhnlich-aufbauend.

Habe ich sehr gern gelesen und freue mich schon auf Weiteres von Rebecca Solnit.