Veröffentlicht am 16.03.2019

Protagonistin mit Entwicklungspotentail

Igela

In einem kleinen Dorf, in der Nähe von Surrey, werden ein Arzt und seine Frau brutal ermordet. Kurz bevor sie eine Dinnerparty geben wollen, findet ihre Nichte sie, stranguliert und brutal zugerichtet. DI Bishop von der Metropolitan Police zieht Holly Wakefield als Fallanalytikerin hinzu. Holly hält sonst Vorlesungen für Studenten und ist Ärztin in der psychiatrischen Klinik Wethering Hospital, in der gefährliche Psychopathen einsitzen. Die Ermittler finden heraus, dass der Mörder des Ehepaares schon einmal gemordet hat..... die Parallelen sind offensichtlich. Es drängt sich der Verdacht auf, dass ein Serienmörder am Werk ist.

Wieder mal ein Thriller, der seine Genreeinteilung verdient. Es geht sehr brutal und gewalttätig zu und her. Der Leichenfund und die Tatortbeschreibungen sind absolut gruselig und schonungslos beschrieben. Das viele Blut und detaillierte Beschreibungen der Tötungsarten könnten sensible Leser schockieren. Ebenso wie die Autopsien, die sehr dicht und realitätsnah erklärt werden.
Mir hat gefallen, wie man als Leser sehr guten Einblick in die Welt der psychopathischen Schwerverbrecher erhalten hat. Anhand der Figur Lee, ein Patient in der psychiatrischen Klinik, lässt der Autor seine Leser tief in die getriebene und kranke Seele eines Psychopathen blicken. Die Thematik " Serientäter " empfand ich als fesselnd. Wenn mir auch Hollys ausschweifende und trocken aufgezählte Fakten zu den verschiedensten Serientätern zu viel Platz einnahmen. Sie kommt immer wieder mit Monolog artigen Gedanken und Gesprächen auf dieses Thema zurück. Man liest seitenweise Namen von Mördern und ihre begangenen Taten. Zuerst war es interessant, dann wird es aber öde. Oder um es mit den Worten von DCI Bishop auszudrücken (Ebook Seite 151) : " Um Gottes Willen, Holly. Das genügt mir an Auszügen aus der Killer - Enzyklopädie." Wie recht er hat, genau das habe ich mehrmals ebenfalls gedacht.
Sehr gefallen hat mir, wie solide die Ermittlungsarbeit aufgebaut ist und wie man als Leser die Ergebnisse nachvollziehen kann. Anhand von Gesprächen im Ermittlerteam und ihren regelmässigen Zusammenkünften, bekommt man als Leser stets den neusten Stand und das weitere Vorgehen mit. Was man in anderen Büchern meist direkt bei der Handlung miterlebt, wird hier oft besprochen. Damit kommt passagenweise die Handlung etwas zu kurz und das Ganze wirkt etwas zäh und trocken.
Mit der Psychologin Holly Wakefield wurde eine Figur erschaffen, die hier als Auftakt einer geplanten Reihe im Mittelpunkt steht. Holly hat Potential und ich hoffe sie entwickelt sich bis zum nächsten Band. Mit mehr Teamgeist und etwas weniger Hang zu langatmigen Aufzählungen (siehe oben) könnte ich sie mir gut " als neue Serienheldin " vorstellen. Nicht ganz verstanden habe ich nämlich, dass sie sich gegen Schluss alleine in die Höhle des Löwen wagt. Das ist alles andere als professionell ….
Ansonsten empfand ich die Charakterisierung der Figuren gut. So gut, dass mich die Identität des Täters überrascht hat. Gegen Schluss geht es noch mal richtig spannend zu und her. Wenn auch etwas weniger theatralische Inszenierung mehr gewesen wäre, habe ich mich doch gefesselt gefühlt. Und dann kommt noch wortwörtlich das dicke Ende zum Schluss! Sehr überraschend löst sich noch die Identität einer Nebenfigur auf, mit der ich absolut nicht gerechnet habe. Toll gemacht!

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