Veröffentlicht am 10.02.2020

Beeindruckend. Mitreißend. Ein Lesehighlight im neuen Jahr!

Miss-Letter

„A Wish For Us“ ist ein New Adult Roman von Tillie Cole und erhält von mir fünf von fünf Herzen. Ein wortgewaltiger Liebesroman, der sich mit originellen, äußerst tiefgründigen Themen auseinandersetzt und sich vom Rest der Neuerscheinungsflut abhebt. Wenn dich die Charaktere mit nur wenigen Worten und doch unscheinbaren Gesten zum Weinen bringen, weißt du, dass die Autorin eine Meisterin ihres Faches ist. Kann die Handlung noch dramatischer und emotionaler werden? Definitiv, denn Tillie Cole hebt alles auf die nächste Ebene. Beeindruckend. Mitreißend. Mein Lesehighlight im Januar!

Story 5/5
Charaktere 5/5
Gefühle 5/5
Spannung 5/5
Schreibstil 5/5
Ende 5/5

Infolge der Schwärmereien meiner Freunde hatte ich mich vor dem Lesen schon eingestellt, dass mich Tillie Cole mit einer äußerst gefühlsbetonten Liebesgeschichte überraschen wird, aber auf diese geballte emotionale Wucht war ich absolut nicht vorbereitet. „A Wish For Us“ entpuppt sich als Monatshighlight – ein Buch, das ich definitiv öfter lesen möchte und werde!

Obwohl der männliche Hauptprotagonistin Cromwell – ein sehr erfolgreicher 19-jähriger Newcomer-DJ – zunächst sein Bestes gibt, seine schlechten Eigenschaften aufzuzeigen, um die Menschen um sich herum wegzustoßen, hat er eine besondere Faszination ausgeübt, der ich von Anfang an erlegen war. Es ist gewollt, dass der Leser diesen unzufriedenen, uncharmanten, schroffen jungen Mann zunächst abstoßend findet, aber viel interessanter ist es dann, seine facettenreiche Charakterentwicklung mitzuerleben. Cromwell ist ein Einzelgänger, verbirgt eine inspirierende Vergangenheit und ist Synästhetiker – ein Aspekt, der in diesem Buch noch eine sehr wichtige Rolle einnehmen wird. Vor allem ein origineller Aspekt, den mich dazu verleitet hat, mehr über diese Gabe bzw. Fluch, wie Cromwell es nennen würde, zu erfahren.

– „Was hörst du, Cromwell?“, fragte mein Vater.
Ich schloss die Augen und lauschte dem Stück. Farben tanzten vor meinen Augen.
„Klavier. Violinen. Celli…“ Ich holte tief Luft. „Ich kann Rot, Grün und Rosa hören.“ – S. 10

Als Cromwell auf die ehrgeizige Bonnie trifft und ein Musikprojekt mit ihr anfertigen muss, könnte seine Laune nicht tiefer in den Keller sinken. Bonnie ist das komplette Gegenteil: ambitioniert, liebenswürdig, fürsorglich. Eine junge Frau, die sich als einzige Person traut, dem verdrossenen „Superstar“ gehörig die Meinung zu geigen. Ein abwechslungsreicher, äußerst humorvoller Schlagabtausch folgt dem nächsten! Ich bin ein großer Fan davon, wenn die Hauptprotagonisten sich zunächst provozieren, Grenzen austesten und ausersehen über die Stränge schlagen. Ich habe mich köstlich amüsiert und jede spannungsgeladene Szene verschlungen.

– „Deine Musik hat keine Seele“, platzte sie heraus. Meine Kippe blieb auf halbem Weg zum Mund stecken. Irgendwas an ihren Worten verpasste mir tatsächlich einen Stich. – S. 13

Doch jetzt zu dem Punkt, der mein Herz schneller schlagen lässt: meine Betroffenheit. Der Schreibstil ist wortgewaltig – anders könnte ich ihn nicht beschreiben! Meine Rezension könnte quasi nur aus Zitaten bestehen, um euch diese geballte emotionale Kraft aufzuzeigen. Die Verletzlichkeit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit der authentischen Charaktere, die mich mit nur einer einzigen Geste zum Weinen bringen konnten, hat man vor allem ab der Hälfte des Buches am eigenen Körper gespürt – Gänsehaut, Kloß im Hals, klammes Gefühl in der Bauchgegend. Ich saß während des Lesens atemlos im Zug - der Schaffner musste mich mehrere Male ansprechen, damit ich wieder aus der Trance erwache. Und wenn man denkt, dass die Geschichte nicht dramatischer und emotionaler werden könnte, hebt Tillie Cole alles wieder auf die nächste Ebene. Beeindruckend. In diesem ganzen emotionalen Chaos kam mir nur ein einziges Mal der Gedanke, dass wirklich viele Zufälle nacheinander geschehen, aber rückblickend kann das Buch auch noch so viele Schwächen haben – in diesem Roman werden so viele verschiedene tiefgründige Themen und Werte behandelt, die mich allesamt äußerst ergriffen haben.

– Meine Sinne waren so überwältigt, dass ich kaum atmen konnte. Ich sah Farben und Feuerwerk. Schmeckte Süßem roch ihren Duft und atmete ein, wer sie war. Linien und Formen und Töne und Farben, leuchtend und matt. Das alles traf mich wie eine Flutwelle. Und ich ließ es herein. Wie ein brechender Damm. Ich ließ sie herein. – S. 181

„A Wish For Us“ zeigt, dass Kommunikation keine Worte braucht, um Gefühle beim Leser aufkommen zu lassen. Cromwell und Bonnie sind Charaktere, die eine besondere Beziehung zu Worten pflegen und diese Faszination ist ansteckend. Sie teilen eine Leidenschaft – die Musik –, die ich niemals in diesem Maße ansatzweise verstehen werde, aber mit jeder Geste und jeder Mimik, die wiederum auf einer ganz besonderen gefühlvollen Art und Weise vermittelt werden, näher an mich heranlasse. Mein Herz wurde unzählige Male gebrochen - wieder und wieder. Ich hatte keine Zeit mich zu sammeln. Die Zeit habe ich mir aber auch nicht genommen, denn ich war viel zu eingebunden. Den einzigen Kritikpunkt, der mir am Herzen liegt, ist die fehlende Triggerwarnung am Anfang des Buches, die angesichts vieler schwieriger Thema negative Reize beim Leser auslösen könnte.

Dieser Liebesroman zieht den Leser in den Bann, lässt ihn staunen, mitfiebern, über den poetischen Schreibstil schwärmen. Eine Liebesgeschichte, die sich mitunter vielen anderen aufgrund origineller Themen abhebt und im Meer von Neuerscheinungen nicht in Vergessenheit geraten wird. Mein erster Tillie Cole Roman und definitiv nicht mein letzter!

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