Veröffentlicht am 17.02.2020

Spannender Thriller mit einem besonderen Ermittlerduo

bookworm72

Fast zeitgleich ereignen sich in Frankfurt zwei rätselhafte Morde. In einer Villa findet man die Bewohnerin tot, erwürgt. Auf den ersten Blick deutet alles auf einen Einbruch hin, doch anscheinend wurde nichts gestohlen. Dann wird auf einer Baustelle die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes aufgefunden. Das Opfer war Enthüllungsjournalist und offenbar einer äußerst brisanten Story auf der Spur, die es demnächst an die Öffentlichkeit bringen wollte. Worum ging es bei seiner Entdeckung, die der Mann mit Folter und Tod bezahlen musste? Die Ermittlungen führen die Kriminalbeamten Mara Billinsky (die aufgrund ihrer äußeren Erscheinung "die Krähe“ genannt wird) und ihren Kollegen Jan Rosen zunächst in einen zwielichtigen Massagesalon, in die Welt der Prostitution, der Drogen und der russischen Mafia. Doch ist diese Fährte tatsächlich richtig? Die Suche nach Antworten und Tätern gestaltet sich äußerst schwierig. Und schon bald geschieht der nächste Mord...

„Blutige Gnade“ war mein erstes Buch aus der Mara Billinsky-Reihe. Ich habe bereits im Vorfeld mehrere begeisterte Kritiken zu den früheren Bänden gelesen und so war meine Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Ich muss gestehen, ich war sehr gespannt auf die „Krähe“ und hoffte auf gute Unterhaltung. Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht: Es erwarteten mich ein interessanter, gut durchdachter Plot, angenehmer und abwechslungsreicher Schreibstil und eine ordentliche Portion Spannung. Flottes Erzähltempo und der häufige Perspektivenwechsel tragen ebenfalls dazu bei, dass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. Leo Born greift zudem ein hochaktuelles Thema auf, das definitiv nach Aufmerksamkeit in der Gesellschaft verlangt und bietet damit nicht nur die gewünschte Unterhaltung, sondern regt auch zum Nach- bzw. in gewisser Hinsicht sogar zum Umdenken an.

Ganz besonders punktet das Buch mit tollen, lebendig gezeichneten Charakteren. Mit Mara Billinsky und Jan Rosen hat der Autor ein außergewöhnliches Ermittlerpaar kreiert, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Der unangepassten, einzelgängerischen „Krähe“, die mit ihrer forschen, sehr direkten Art und dem zuweilen ruppigen Verhalten provoziert und aneckt, steht als Kollege ausgerechnet ein sensibler, vorsichtiger und etwas biederer „Spatz“ zur Seite. Die eine oder andere Auseinandersetzung ist damit vorprogrammiert. Und doch haben Mara und Rosen trotz ihrer Unterschiede eines gemeinsam: beide sind grundehrliche und rechtschaffene Menschen, die Ungerechtigkeit und Verbrechen nicht dulden und alles daran setzen, diese zu bekämpfen. Da ihre Haltung diesbezüglich die gleiche ist, funktionieren sie als Duo überraschend gut. Manchmal ist ihre Andersartigkeit sogar von Vorteil, da sie sich gegenseitig ergänzen und mit ihren Stärken zuweilen die Schwächen des Partners ausgleichen. Durch ihre Ecken und Kanten wirken diese Figuren sehr menschlich und liebenswürdig und wachsen dem Leser ans Herz. Die Passagen mir Mara und Rosen weisen darüber hinaus oft eine Situationskomik auf, die dem Roman zugute kommt. Man muss einfach schmunzeln und diese kurzen humorvollen Momente lockern die ansonsten recht düstere Atmosphäre auf.

Ein Lob verdient auch die Darstellung anderer Charaktere, bei der Leo Born sein Talent beweist, menschliche Regungen und Emotionen nicht nur gut zu beobachten, sondern auch einfühlsam und ausdrucksstark zu schildern. So werden die Figuren für den Leser präsent und ihre Beweggründe nachvollziehbar. Durch den gezielten Einsatz der personalen Erzählperspektive bekommt man einen sehr intimen Einblick in die Gedankenwelt der Figur und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Besonders beeindruckend fand ich in diesem Zusammenhang die Textpassagen, in denen es um Pawel geht. Seine Geschichte ist von einer Tragik, die kaum einen Leser kalt lassen dürfte. Ich zumindest konnte nicht anders als mitfühlen und mitleiden...

Zu erwähnen wäre noch die gelungene graphische Gestaltung des Buches. Die Krähe auf dem Cover – die bereits ein festes Erkennungszeichen der Reihe geworden ist - und der dunkle Hintergrund passen perfekt zum Thema des Buches und stimmen den Leser auf die spannende Lektüre ein.

Fazit: Mit „Blutige Gnade“ hat Leo Born einen interessanten und gut geschriebenen Krimi geliefert, der mit seinem aktuellen Thema sehr gut den Nerv der Zeit trifft. Ich für meinen Teil wurde gut unterhalten und bin mir sicher, dass es nicht meine letzte Begegnung mit der „Krähe“ war

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