Cover-Bild Die Königin der Orchard Street
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19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 600
  • Ersterscheinung: 07.03.2015
  • ISBN: 9783458176251
Susan Jane Gilman

Die Königin der Orchard Street

Roman
Eike Schönfeld (Übersetzer)

New York, 1913. Die kleine Malka lebt mitten im Trubel der dicht gedrängten Straßen und übervölkerten Mietskasernen im Einwandererviertel auf der Lower East Side. Die meisten hier sind arm, haben zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, leben von der Hand in den Mund. Doch listig und raffiniert, wie sie ist, lernt Malka schnell, sich im Viertel durchzuschlagen. Und genau da, mitten im abenteuerlichen Gemenge, wo die jiddischen und italienischen Rufe der fahrenden Händler durch die Straßen schallen, wendet sich Malkas Schicksal. Denn dort trifft sie Papa Dinello, der sie in das köstlichste Geheimnis der Welt einweiht: das Wunder der Eiscreme, die Verführung der süßen Magie. Für Malka beginnt eine wahre Tour de Force durch das Leben – und aus dem pfiffigen und erfinderischen Mädchen wird die Grand Dame Lillian Dunkle, die »Eiskönigin von Amerika« und berühmt-berüchtigte Herrscherin über ein Eiscreme-Imperium …
Dieser Roman fegt wie ein Wirbelwind durch das 20. Jahrhundert und erzählt die außergewöhnliche Geschichte einer ungezähmten Heldin, eines turbulenten Lebens und der Entdeckung der süßen Magie.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2020

Ein amerikanischer Traum, tragisch und komisch

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Kurz vor einem wichtigen Gerichtstermin blickt Mrs Lillian Dunkle, einst gefeierte Eiscreme-Königin Amerikas, auf die vergangenen achtzig Jahre ihres Lebens zurück. Sie war sechs und hieß damals noch Malka, ...

Kurz vor einem wichtigen Gerichtstermin blickt Mrs Lillian Dunkle, einst gefeierte Eiscreme-Königin Amerikas, auf die vergangenen achtzig Jahre ihres Lebens zurück. Sie war sechs und hieß damals noch Malka, als ihre Familie 1913 aus Russland in die USA emigrierte, wo sie zunächst in ärmlichsten Verhältnissen in New Yorks Lower East End in der Orchard Street wohnten. Ihr Leben änderte sich, als sie bei einem Unfall mit dem Pferdewagen des Eisverkäufers Dinello verletzt und für immer behindert wurde. Ihre Familie verstieß das Mädchen, sie war als Arbeitskraft für sie nutzlos geworden. Doch sie hatte Glück im Unglück, die Familie des Eismannes nahm sie bei sich auf, lehrte sie die Kunst der Eisherstellung, lies sie katholisch taufen und gab ihr von nun an den Namen Lillian Maria Dinello. Und wieder war ihr das Schicksal wohlgesonnen, als sie ihren späteren Ehemann Bert Dunkle kennenlernte. Mit viel Erfindungsreichtum, aber auch mit List und Heimtücke, bauen sich Lillian und Bert nach und nach ein Eiscreme-Imperium auf – Lillian Dunkle wird zur „Eiskönigin von Amerika“. Jetzt sind sie ganz oben auf der Erfolgsleiter, doch wieder schlägt das Schicksal zu …

Die US-amerikanischen Schriftstellerin Susan Jane Gilman, die 1964 in New York geboren wurde, besuchte dort die High School und die University, war Schülerin von Frank McCourt und erhielt 1993 in Michigan den Master in Fine Arts in Creative Writing. Sie veröffentlichte drei Sachbücher und schrieb für diverse Zeitungen und Magazine, bevor sie sich an „Die Königin der Orchard Street“ wagte. 2019 veröffentlichte sie ihren zweiten Roman „Donna Has Left the Building“, der bisher noch nicht in Deutsch erhältlich ist. Die Autorin lebt heute in ihrer Heimatstadt New York und in Genf/Schweiz.

Kaum zu glauben, dass dies der Debütroman der Autorin ist, so ausgefeilt und sprachlich anspruchsvoll ist ihr Schreibstil, dabei jedoch sehr unterhaltsam und informativ. Die gute bildhafte Wiedergabe vom Amerika des frühen 20. Jahrhunderts bis in die 80er Jahre sowie die angedeuteten politischen Probleme der neueren Zeit zeugen von ausgezeichneter Recherchearbeit. Mit Lillian schuf Gilman eine Protagonistin, die man lieben und hassen muss – eine taffe, sehr einfühlsame Frau, die jedoch im Geschäftsleben über Leichen gehen kann und immer dominanter wird, je mehr Reichtum sie ansammelt. Sie gibt ein gutes Beispiel, wie man durch harte Arbeit Geld verdienen kann und wie schwer es dann ist, mit dem Reichtum vernünftig umzugehen.

Tragik und Komik liegen in der Geschichte nahe beieinander, die mit einigen gut verständlichen jiddischen und italienischen Begriffen gewürzt ist, welche die Protagonistin hin und wieder benutzt. Unsere Heldin ist keine Schönheit und dazu noch behindert, weiß sich aber in allen Lebenslagen zu behaupten. Im fortgeschrittenen Alter genehmigt sie sich gerne vor Verhandlungen oder Fernsehauftritten einen Schluck, oder zwei oder drei, was nicht immer folgenlos bleibt. Da Lillian ihre Lebensgeschichte rückwirkend selbst erzählt und bisweilen den Leser direkt anspricht, hat man oft das Gefühl, sie persönlich zu kennen, bei ihr zu sitzen und ihr zuzuhören.

Fazit: Ein Buch das gut unterhält und das vor Witz und Zynismus förmlich sprüht – in dem aber auch viel Lebensweisheit versteckt ist. Sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.03.2018

Bereitet unbeschwertes Lesevergnügen

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Lilian, eine reiche und verbitterte Dame und zugleich die Eiscreme-Königin Amerikas, blickt auf die letzten 70 Jahre ihres Lebens zurück.

Als kleines Mädchen trug Lilian noch den Namen Malka und lebte ...

Lilian, eine reiche und verbitterte Dame und zugleich die Eiscreme-Königin Amerikas, blickt auf die letzten 70 Jahre ihres Lebens zurück.

Als kleines Mädchen trug Lilian noch den Namen Malka und lebte mitten im Trubel dicht gedrängter Straßen im verarmten Einwandererviertel auf der Lower East Side. Die Mutter war kühl und distanziert, der Vater verschwand einfach. Eines Tages geriet Lilian unter den Wagen des Eisverkäufers Dinello und wurde dabei schwer verletzt. Ohne Krücken konnte sie nicht mehr gehen. Nachdem die verbliebene Familie ihr den Rücken zugekehrt hatte, blieb ihr nur noch Dinello, der sich ihrer annahm und sie fortan in die Welt der Eiscremeherstellung einwies. Nachdem der gutherzige Mann verstarb, übernahm Lilian mit Dinellos Söhnen dessen Geschäfte. Der Zufall wollte es, dass Lilian eines Tages Alfred Dunkle kennenlernte. Sie lernten sich lieben und heirateten schließlich. Alfred war ein Legastheniker und Stotterer, jedoch sehr handwerklich begabt. Er entwickelte für das gemeinsame Unternehmen äußerst wichtige Gerätschaften. So wurde aus der bettelarmen Malka eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau: Lilian Dunkle. So gelang es Lilian in den folgenden Jahren, ein eigenes Imperium aufzubauen. Doch die Welt war nicht immer kunterbunt wie Eis. Harte Zeiten machten Lilian zu schaffen und allmählich entwickelte sich ihr Selbstschutz. Sie stumpfte ab, distanzierte sich und wurde allmählich zur "Eis-Königin". Rücksichtslos und ungehemmt ging sie zum Beispiel gegen ihre Konkurrenten vor, sie war intrigant und verbissen. Doch wie es im Leben manchmal so ist ... Nach dem imposanten, rasanten Aufstieg folgte der vernichtende Abstieg.

Die Hauptprotagonistin Lilian/Malka wirkte auf mich egoistisch, skrupellos und unsympathisch. Sie war daher umso interessanter, denn sie passte in keine bekannte Schublade. Typischerweise werden einem die Protagonisten auf einem Silbertablett serviert mit allen gängigen positiven Charaktereigenschaften. Das war hier absolut nicht der Fall und somit etwas Neuartiges. Erst zum Buchende hin konnte ich manche Handlungen und Denkweisen von ihr besser verstehen und sogar nachvollziehen.

Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft und lebendig. Die ersten Seiten waren etwas murksig, da ich mich zunächst mit dem eher ungewöhnlichen Schreibstil und der Thematik vertraut machen musste, danach jedoch las sich das Buch weg wie nix.

Das wunderschöne Cover mit den milden, dezenten Farben passt hervorragend zum Genre, zum Buchinhalt und zur Jahreszahl (1913).

Fazit: "Die Königin der Orchard Street" ist ein Roman, der die unterschiedlichsten Gefühle hervorruft und unbeschwertes Lesevergnügen bereitet.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Wie wird man zu einer Eiskönigin?

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Als russische Juden in bitterer Armut leben - nein, das wollen Malkas Eltern nicht und beschließen, zu einem Onkel nach Südafrika auszuwandern. Durch Trickserei aber lotst sie der Vater aber nach Amerika, ...

Als russische Juden in bitterer Armut leben - nein, das wollen Malkas Eltern nicht und beschließen, zu einem Onkel nach Südafrika auszuwandern. Durch Trickserei aber lotst sie der Vater aber nach Amerika, dem Land, in dem "...die Pflastersteine aus Gold sind und Milch und Honig in den Bächen fliessen." Ernüchtert findet sich die sechsköpfige Familie in einem Zimmer einer Mietskaserne wieder. Das verzeiht Malkas Mutter ihrer Tochter nie. Sie zwingt die Mädchen, Geld zu verdienen - sonst gibt es nichts zu essen. Malka, gerade sechs Jahre alt, geht kreativ vor: sie singt, ihre jüngere Schwester tanzt, für je einen Penny; und für einen weiteren Penny hören sie damit auf.
Als sie wieder einmal ihren Vater sucht, wird sie von einem Eiswagen angefahren und wacht in einem Krankenhaus auf. Bis zur Hüfte in Gips. Der Vater bleibt verschwunden, die Mutter verstößt das Kind: "Sie ist häßlich, ein Krüppel, nutzlos." Letztendlich nimmt der Fahrer des Eiswagens, Mr. Dinello, sie zu sich. In seinem Heim wird sie als Arbeitssklavin ausgenutzt, ungeliebt, verspottet. Trotzdem lernt sie einiges über Eisherstellung und Vertrieb.
Den Kontakt zu ihrer Familie verliert sie bald ganz und lässt sich sogar taufen. Auf einen Gehstock angewiesen, unterernährt und unscheinbar kämpft sie sich durch. Als ihr die Liebe begegnet, heiratet sie den attraktiven, aber schüchternen und stotternden Bert trotz aller Widerstände. Hinter ihrem Rücken bootet Familie Dinello sie aus und lässt sie mittellos auf der Straße stehen.
Ehrgeizig und voller Wut schafft sie sich mühevoll und mit vielen Rückschlägen ein Eisimperium und wird zu Amerikas Eiskönigin, sogar mit eigener Fernsehshow. Alles gut? Nein....
Diese Malka, umgetauft in Lilian, macht es Einem nicht leicht, sie zu mögen. Von Menschen, von denen sie geliebt werden möchte, wird sie ausgenutzt. Den, der sie liebt, brüskiert sie. Erst im Alter lässt sie ein wenig Nähe zu. Herrschsüchtig, hartherzig will sie ihr Imperium nicht nur halten, sondern immer noch vergrößern. Sie nimmt Rache, verstösst gegen Gesetze, stets misstrauisch verprellt sie ihre Mitmenschen. Einzig ihr Enkel findet Zugang zu ihr. Auf eigene Art bedankt sie sich....
"Die Königin der Orchard Street" zeigt Amerika aus der Sicht europäischer Einwanderer von 1913 bis zum Ende der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts. Glanzvolle Fassaden, Not, Elend, davon geprägte Gefühle - authentisch und nachvollziehbar; ein spannendes Buch. Gut zu lesen, beeindruckend.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Naja...

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Mir hat das Buch leider nicht so gut gefallen, wie ich gehofft hatte
Während die kleine Malka noch relativ sympathisch war, war Lilian sehr zynisch, misstrauisch, egoistisch und herzlos.
Die kleine Malka ...

Mir hat das Buch leider nicht so gut gefallen, wie ich gehofft hatte
Während die kleine Malka noch relativ sympathisch war, war Lilian sehr zynisch, misstrauisch, egoistisch und herzlos.
Die kleine Malka hatte es sehr schwer im Leben, aber immer versucht das Beste draus zu machen.
Lilian später leidet meiner Meinung nach eindeutig unter Verfolgungswahn. Ihrer Meinung nach trachten die Menschen in ihrer Umgebung nur danach, ihr zu schaden.
Selbst ihren Mann, der sie bedingungslos liebt, und ihren kleinen unschuldigen Sohn kann sie nicht lieben.
Andererseits den Vater aber, der sie ständig ausnutzt, den liebt sie und verzeiht ihm fast alles.
Entschuldigung, aber so jemand gehört doch in ärztliche Behandlung.

Dieses ständige "Meine Schätzchen" und "Verklagt mich doch" ging mir auch ziemlich auf die Nerven.

Wie schon geschrieben, ich war etwas enttäuscht. Eine durchaus interessente Geschichte, aber eine vollkommen unsympathische Protagonistin.
Mir ist die Leselust teilweise wirklich vergangen und ich hatte mehr als ein Mal überlegt, das Buch abzubrechen.

Gegen Ende wurde es etwas besser, da Lilian im Alten doch etwas milder und sympathischer geworden ist, aber retten konnte es das leider nicht.