Immerzu wird versucht, den Menschen zu manipulieren
Nordwestschweiz 1817 u. Präsens. 2 Geschichten, zeitlich weit voneinander entfernt, aber durch gemeinsamen Nenner verbunden: Manipulation!
Mir sagt es sehr zu, daß Olivier Mantel auf sehr hohem Niveau ...
Nordwestschweiz 1817 u. Präsens. 2 Geschichten, zeitlich weit voneinander entfernt, aber durch gemeinsamen Nenner verbunden: Manipulation!
Mir sagt es sehr zu, daß Olivier Mantel auf sehr hohem Niveau schreibt, aber trotzdem verständlich und liquide ist.
Wie leicht sind Menschen manipulierbar?
In einem Band sind die ersten beiden Teile der "Nordwestschweizer Trilogie" enthalten.
Teil I: Die Blechklinge
1817:
Franz Brogli ist ein Überlebender von Napoleons Rußlandinvasion, aber "moralisch erschüttert" und "wahnsinnig".
Das Ehepaar Schäfer, die siebzehnjährige Annette und Arzt Emil treffen in jenem Rheinfelden ein. Er beginnt seine Arbeit im dortigen Hospital. Emil will Franz helfen, heilen. Er fängt an äußerst zweifelhafte Methoden anzuwenden. Immer mehr scheint er zu Ensetzen Annettes in den Wahnsinn zu driften ...
Tiefgründig und genau recheriert präsentiert Olivier Mantel ein Sammelsurium exzellent ausgearbeiteter Figuren.
Die damaligen historischen Umstände wurden sehr gut eingearbeitet. Atmosphärisch und unheimlich.
Eindrücklich rührt er nicht nur an das Visuelle und das Haptische des Lesers sondern an das Olfaktorische, so wie er Gerüche beschreibt, was durchaus Assoziationen an "Das Parfum" weckt. Regelrechter Aufruhr herrscht dadurch im Neuronennetzwerk durch diese mannigfaltigen Impressionen.
Individuelle Protagonisten mit Ecken und Kanten, die man nicht so schnell vergißt.
Teil II: Die falsche Frequenz
In Basel spielt der zweite Part.
Riccardo Bumann ist der Marketing - und Verkaufsleiter einer Keramikfabrik. Ein alter Schulkamerad unternimmt einen Feldversuch und Riccardo greift nach diesem letzten Strohhalm. ( Natürlich nicht aus Plastik! )
Akustische Reize, eine gewisse Frequenz in der Werbung soll Menschen dahingehend manipulieren, daß sie kaufen.
Im Präsens geschrieben, präsentiert sich dieser Teil in einem hohen, atemlosen Tempo. Das Ende war etwas zu abrupt. Ich hätte gut und gerne hundert Seiten mehr davon lesen können.
Er entwirft ein erschreckendes Szenario, was alles möglich sein könnte, um Menschen nach Gutdünken zu lenken. Das öffnet weitere Einsichten, was Militär, Geheimdienste und die Politik damit anstellen würde. Mißbrauch wäre damit Tür und Tor geöffnet. Und was mißbraucht werden kann, wird garantiert mißbraucht.
Beängstigend und unglaublich authentisch verfasst. Denn was einst Utopie (oder Dystopie ) war, gibt es heute ( leider ) auch.
Olivier Mantel schafft es wunderbar Unbehagen zu stiften, was ich sehr gut finde, weil das zum nachhaltigen Reflektieren anregt.