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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 13.09.2021
  • ISBN: 9783442758029
Khuê Pham

Wo auch immer ihr seid

Roman
Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Kiều, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Kiềus Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen – über ihre Familie und über sie selbst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2021

Beim Lesen bricht mir das Herz

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Auch scheinbar gekappte Wurzeln ändern nichts an unserer Herkunft und Vergangenheit.

Nach Beendung des Buches verspüre ich den ausgeprägten Drang tief durchzuatmen. Was ruhig und unscheinbar anfängt, ...

Auch scheinbar gekappte Wurzeln ändern nichts an unserer Herkunft und Vergangenheit.

Nach Beendung des Buches verspüre ich den ausgeprägten Drang tief durchzuatmen. Was ruhig und unscheinbar anfängt, sich in der Mitte in scheinbarer Distanz und Emotionslosigkeit verliert, steigert sich in eine Symphonie des Schmerzes, Leid und Verständnis. Ausdrucksstark, mitfühlend und schwer verdaulich, präsentiert mir Pham die Geschichte ihrer Angehörigen. Fehler, die begangen wurden und auf immer unkorrigiert bleiben werden, aber auch das Erkennen für gewisse Handlungen innerhalb der Familie – alles hat seinen Preis. Es fällt mir schwer, zu glauben, dass es in unserer heutigen Gesellschaft noch viele solcher Menschen gibt, die bereit wären, diesen Preis zu bezahlen.

Bemerkenswert ausgearbeitet:
Geschickt verwebt Pham hierbei die Erinnerungen aus Sicht von drei Generationen und reißt mich immer tiefer in einen Krieg hinein, den nie einer gewollt hat. Ich erlebe die vietnamesische Kultur, die mir mit ihren Traditionen völlig fremd ist, bestaune dadurch andersartige Familienregeln und lausche Geheimnissen, die ich mir im Jetzt kaum vorstellen mag. Was Menschen erleiden mussten und mit ihnen ihre Angehörigen, lässt mich innehalten und demütig werden.

Es ist so wichtig, dass Pham diese Geschichte aufgeschrieben hat. Nichts sollte je umsonst gewesen sein, was einige von ihnen ertragen mussten.

Mein Fazit:
„Wo auch immer ihr seid“ nimmt mich mit auf einen schmerzhaften Weg, der von Politik, Krieg, Trennung, Hoffnung und dem Weiterleben geprägt ist. In der Protagonistin prallen die westliche und vietnamesische Welt aufeinander und lösen ein Beben aus, das ihr am Ende hilft, sich selbst darin zu entdecken. Habt bitte keine Scheu vor dem Buch, auch wenn es keine leichte Literatur für zwischendurch ist. Was ihr dafür für euer Leben aus den Seiten ziehen könnt, ist jede intensive Lesestunde wert. Eine Geschichte, die lange nachklingt!

Von mir erhält „Wo auch immer ihr seid“ 5 dankbare Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Khuê Pham - Wo auch immer ihr seid

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Schon früh als kleines Mädchen hat Kiều gemerkt, dass ihre Familie anders ist als die der anderen Kinder. Nicht nur dass sie und ihre Geschwister dunkle Haare und mandelförmige Augen haben, die Gepflogenheiten, ...

Schon früh als kleines Mädchen hat Kiều gemerkt, dass ihre Familie anders ist als die der anderen Kinder. Nicht nur dass sie und ihre Geschwister dunkle Haare und mandelförmige Augen haben, die Gepflogenheiten, das Essen, einfach alles unterscheidet sich. Umso mehr versucht sie, wie eine Deutsche zu sein, nicht aufzufallen, sich anzupassen. Als ihre Großmutter stirbt, fliegt sie – inzwischen 30 aber immer noch unverheiratet – mit den Eltern nach Kalifornien, wo der Rest der Verwandtschaft lebt. Nie hat sie sich wirklich gefragt, wie es kommt, dass ihre Eltern in Deutschland sind und die anderen in den USA oder warum sie ihre vietnamesische Heimat verlassen haben. Mit dem Verlust der Großmutter, die sie kaum kannte und von der sie noch nicht einmal den Namen weiß, beginnt ihre Reise in die Geschichte ihrer Familie.

Die Journalistin Khuê Phạm thematisiert schon lange die Situation von Einwandererkindern in Deutschland, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen und immer das Gefühl haben, weder zur einen noch zur anderen so richtig zu gehören. Dies ist auch das zentrale Thema in ihrem Debütroman, der von ihrer eigenen Familiengeschichte beeinflusst ist. Es ist jedoch nicht nur die Geschichte von jungen Menschen, die ihre Identität suchen, sondern auch von Schuldgefühlen, nicht Ausgesprochenem, dem, was nicht mehr gesagt und zurechtgerückt werden kann, wenn plötzlich jemand nicht mehr da ist.

Kiềus Geschichte bildet den Rahmen, die Reise mit den Eltern, die für sie auch vor der Frage steht, was sie selbst mit ihrem Leben anfangen will. Ein Schwangerschaftstest bestätigt ihre Vermutung, aber ihre Beziehung ist fragil, ihr Freund bereitet gerade den Umzug nach Japan vor und Familie und Sesshaftigkeit gehörten nicht zu den aktuellen Plänen. So unsicher ihre Zukunft, so klar wird ihr, dass sie auch von der Vergangenheit kaum etwas weiß und nicht einmal die Geschichte ihrer Eltern kennt, die sich während des Studiums in Deutschland kennengelernt haben.

Auf ihrem Vater lasteten als Erstgeborenem große Erwartungen; dass er hervorragende Schulleitungen zu erbringen hatte, um Zugang zum Medizinstudium zu erhalten, stand nie infrage. Statt Frankreich reichte es jedoch nur zu Deutschland und während er sich versuchte in diesem seltsamen Land, in dem sich Ende der 60er Jahre viele seiner Kommilitonen für sein Heimatland interessierten, zurechtzufinden, versank Vietnam im Chaos. Ein Heimatbesuch gegen Ende seiner Ausbildung war eher verstörend, nichts war mehr so, wie er es in Erinnerung hatte und auch von seiner Familie hatte er sich entfremdet.

Sein jüngerer Bruder konnte nicht rechtzeitig fliehen und erlebte die Wiedervereinigung und Übernahme durch die Kommunisten. Er musste sich den harten Weg in die Freiheit erkämpfen, hatte dafür aber in den USA stets eine große vietnamesische Community, die die Traditionen weiterleben ließ. Für die Erzählerin eine neue Welt, ein anderes Zusammenleben als sie es aus Deutschland kennt. Auch ihre Eltern lernt sie noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen.

Eine beeindruckende Familiengeschichte voller Brüche und verschiedenen Wahrheiten, die alle aus ihrer Perspektive gerechtfertigt und richtig sind. Eine Geschichte, die auch zeigt, wie sich Kultur und Identität konstruieren und immer wieder neu entwickeln und ausgehandelt werden müssen vor dem Hintergrund der Spannungen von familiären und gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Träumen. Ein Einblick in eine fremde Welt, die vor unseren Augen und doch hinter verborgenen Türen stattfindet.

Veröffentlicht am 13.11.2021

Doch mehr Grau als Schwarzweiß

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Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie ...

Khuê Pham ist von Hause aus bisher eher journalistisch geprägt, sie hat bereits ein Sachbuch publiziert mit 2 weiteren Autoren: „Wir neuen Deutschen“. Nun folgt der erste literarische Coup, an dem sie 4 Jahre lang gefeilt hat! Ich finde, dass sich die Mühe gelohnt hat, ist doch dieser Roman als Endprodukt sehr überzeugend gut geworden!
„Wo auch immer ihr seid“ ist eine dicht erzählte Geschichte, natürlich von Khuê Phams eigener Familie und ihr selbst inspiriert und auch das ein und andere Bruchstück entstammt dem familiären Anekdotenpool, aber trotz allem ist es eine fiktive Geschichte. In der Summe eine Autofiktion.
Im Mittelpunkt steht die 30jährige Kiều, Kind vietnamesischer Flüchtlinge des Vietnamkrieges. Eine Familie, die emotional viel im Gepäck hat, bis dato aber ihre Vergangenheit ruhen ließ. Nun stirbt Kiều Großmutter und ihr Testament wirbelt viel Vergessenes auf und Kiều begibt sich auf Spuren- und Identitätssuche.
Mir hat an dem Roman das vielfältige Narrativ gefallen wie hier der Vietnamkrieg im Kontext von Einzelschicksalen in seiner Komplexität präsentiert wird. Die Umbrüche, die situativen Reaktionen vor verschiedenen kulturellen Hintergründen. Auch die Gegenüberstellung des Vietnamkrieges mit der Flucht mit der Identitätssuche der nächsten Generation im Ausland.
Spannend, super geschrieben – ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen und wünsche dem Roman viele viele Leser!

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Einfühlsamer Roman

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Eine Wiedervereinigung der Familie, das ein oder andere Geheimnis und eine junge Frau im Zwiespalt zwischen zwei Kulturen.

Ich mochte die Protagonisten, die kurz gehaltenen Kapitel und den prägnanten, ...

Eine Wiedervereinigung der Familie, das ein oder andere Geheimnis und eine junge Frau im Zwiespalt zwischen zwei Kulturen.

Ich mochte die Protagonisten, die kurz gehaltenen Kapitel und den prägnanten, nicht ausschweifenden Schreibstil. Es hat Spaß gemacht darin zu lesen und in eine neue, in diesem Fall vietnamesische, Kultur einzutauchen. Man konnte den unausgesprochenen Schmerz dieser Familie fühlen, welcher sich über Jahre in der Eltern-Kind Bindung, aber auch zwischen Geschwistern angestaut hat. Auch habe ich einiges über die vietnamesische Kultur, aber auch den Krieg, mitgenommen. Man wechselt zwischen der Gegenwart und Vergangenheit der Protagonisten, die aus unterschiedlichen Generationen bestehen.

Das Buch hat mir gut gefallen und es hat mich vor allem vom kulturellen und familiären Aspekt her neugierig gemacht.
Wie es ist, als junge Frau von der Gesellschaft, der eigenen Familie und auch den Erwartungen an sich selbst getrieben zu sein.
Das innerlich zerrissene Gefühl, sich zwischen einer Kultur entscheiden zu „müssen“ oder eben nie wirklich in einer anzukommen.
Ob es Sinn macht, den Erwartungen anderer zu entsprechen oder sich selbst treu zu bleiben. Ist man erst dann eine vollwertige Frau, wenn man selbst Familie hat oder bereits davor? Ab wann ist man der einen oder anderen Kultur zugehörig?
Die ein oder andere Frage hat sich so mancher von euch mit Sicherheit auch schon einmal gestellt.
Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Wo möchte ich sein? Was oder wer definiert mich zu dem, was ich bin?
Ein Buch, dass viel mehr ausdrückt, als es vorerst scheint.

Ich hätte sehr gerne noch den weiteren Zukunftsweg über Kim erfahren. Und dich konnte mich die Autorin mit ihrer behutsamen Schreibweise überzeugen.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine zerrissene Familie

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Kiều ist 30 und in Deutschland geboren. Sie selbst hat irgendwann begonnen, sich Kim zu nennen, denn wenn sie ehrlich zu sich ist, weiß sie gar nicht, wie ihr Name eigentlich ausgesprochen wird. Dann erreicht ...

Kiều ist 30 und in Deutschland geboren. Sie selbst hat irgendwann begonnen, sich Kim zu nennen, denn wenn sie ehrlich zu sich ist, weiß sie gar nicht, wie ihr Name eigentlich ausgesprochen wird. Dann erreicht die Familie die Nachricht vom Tod der Großmutter, die in die USA ausgewandert ist. Gemeinsam mit ihren Eltern macht Kiều sich zur Testamentseröffnung nach Kalifornien und in ein ganz anderes Lebensgefühl auf. Dort muss sie sich nicht nur mit ihrer Familiengeschichte befassen, sondern auch Entscheidungen für sich und ihre weitere Zukunft treffen.

In ihrem Debütroman erzählt die Autorin Khuê Phạm die Geschichte einer vietnamesischen Familie über mehrere Jahrzehnte hinweg. Die Protagonistin und Ich-Erzählerin ist Kiều, ihr Handlungsstrang liegt in der Gegenwart, während Bruchstücke aus der Vergangenheit ihres Vaters Minh und ihres Onkels Sơn in der Er-Form und dem Präteritum eingefügt sind. Während Minh Vietnam schon 1968 zum Medizinstudium verließ und vom Grauen des Vietnamkriegs weitestgehend verschont blieb, hat Sơn ein deutlich schwereres Los, bis ihm die Flucht in die USA gelingt – das sorgt für einen lebenslangen Konflikt zwischen den Brüdern und in der gesamten Familie.

Khuê Phạm gelingt ein emotionales Porträt einer zerrissenen Familie und eines Lebens zwischen zwei Kulturen. Als sie abreist, ist Kiều ziemlich deutsch. Bisher führte sie nur Beziehungen zu deutschen Männern und Vietnamesisch beherrscht sie kaum. Diese Haltung verändert sich, als sie (ausgerechnet) in den USA zum ersten Mal eine vietnamesische Gemeinschaft erlebt und ihre Familienmitglieder besser kennenlernt. Deren historischer Hintergrund ist bedrückend und erschütternd, dürfte aber für diese Generation nicht untypisch sein.

Neben der gefühlsbetonten Familiengeschichte spielen auch Themen wie Politik, Migration, Heimat und Sprache eine Rolle. Mein einziger Kritikpunkt liegt in der Kürze des Romans, die – meiner Meinung nach – nicht ausreicht, um Kiềus Entwicklung glaubwürdig darzustellen. Ihre Entscheidungen am Ende des Buches wirken übereilt und sind schwerlich mit den Ereignissen auf den Seiten zusammenzubringen. Schade!

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