Toller historischer Abenteuerroman!
Was für eine tolle Mischung aus Abenteuer- und historischen Roman!
Der Roman wird abwechselnd in zwei Erzählsträngen erzählt. Im Ersten lernen wir Jan van Hagen kennen, welcher eben erst von einer erfolgreichen ...
Was für eine tolle Mischung aus Abenteuer- und historischen Roman!
Der Roman wird abwechselnd in zwei Erzählsträngen erzählt. Im Ersten lernen wir Jan van Hagen kennen, welcher eben erst von einer erfolgreichen Fahrt mit seinem Handelsschiff, der "Sophie", zurück in seine Heimatstadt Bremen kommt. Doch das Glück ist ihm nicht hold, denn sein Vater liegt im Sterben und die Schulden sind so hoch, dass er nun die Wahl zwischen dem Schuldturm und der Flucht hat. In Europa herrscht Krieg und der Seehandel floriert, besonders durch den Schmuggel zwischen der alten und der neuen Welt. So fällt die Entscheidung nicht wirklich schwer..... Jan sucht zuerst einen alten Freund und Handespartner seines Vaters in Amsterdam auf, den er um Hilfe bittet. Von diesem erhält er den Auftrag nicht nur mit den Westindischen Inseln Handel zu treiben, sondern auch seinen Sohn zu finden, der mit der "Albatros" irgendwo in der Karibik verschollen ist. Die Spanier haben jedoch ein Handelsembargo für alle nicht spanischen Schiffe erlassen, was den Handel für alle Anderen mit Schmuggel gleichsetzt. Außerdem soll Jan Sklaven an Board nehmen, was ihm äußerst widerstrebt.....
Der zweite Erzählstrang entführt uns nach Hispaniola, der heute zweigeteilten Insel mit den Ländern Haiti und der Dominikanischen Republik. Dort lebt Doña Maria mit ihrem Mann Don Miguel. Sie züchten Rinder und bauen Zuckerrohr an, das sie an die Spanier verkaufen. Einen Teil davon halten sie allerdings, wie alle Plantagenbesitzer auf Hispaniola, als Schmuggelware zurück. Der neue vorübergende Gouverneur Don Alonso möchte diesen allerdings unterbinden und bestraft jeden, den er mit vermeintlicher Schmugglerware antrifft....sogar mit dem Tod. Dabei hat er aber seine eigene Ziele im Auge..... Im Gegensatz zu den meisten anderen Plantagenbesitzern gehen Doña Maria und Don Miguel freundlich mit ihren Sklaven um. Als sich ein flüchtender Leibeigener auf ihre Plantage rettet, hilft ihm Doña Maria. Mit dieser Aktion macht sie sich einige Feinde und bringt sich und ihren Mann in Gefahr....
Auch als Binnenländerin erlebte ich hautnah die Schifffahrt über den Atlantik mit. Der lebendige Schreibstil und die Bilder, die in meinem Kopf entstanden, entführten mich auf eine abenteuerliche Fahrt auf der "Sophie", gemeinsam mit Jan und seiner Crew. Die Abenteuer am Schiff und anschließend beim Einlaufen in Santa Domingo ließen mich an den Seiten kleben. Obwohl manche Ereignisse ein klein wenig vorhersehbar waren, konnte mich der Autor trotzdem mit einigen unerwarteten Wendungen überraschen. Das Thema Sklaven, die höfische Etikette, die auch in den Kolonien streng beachtet wird, der Schmuggel und der Aberglaube, sind nur einige Themen, die der Autor in seiner Geschichte vermittelt.
Nach der ereignisreichen Ankunft in der Hauptstadt von Hispaniola fügen sich die beiden Erzählstränge langsam zu einem Einzigen zusammen. Die Ereignisse überschlagen sich und schreien, nachdem man die letzte Seite zugeschlagen hat, nach einer Fortsetzung...besonders auch, weil einige wenige Fragen offen bleiben....
Schreibstil:
Der Autor hat einen wundervollen lebendigen Schreibstil, der Bilder im Kopf entstehen lässt. Das Leben der Sklaven auf den Inseln, der Handel und die Willkür einzelner Personen wird anschaulich beschrieben. Man riecht die exotischen Blumen, das Meer und den Schweiß der Leibeigenen. Der Roman wird abwechselnd aus Jans und Doña Marias Sicht erzählt und unterteilt sich in fünf Abschnitte. Das Personenverzeichnis zu Beginn des Romanes hilft anfangs etwas über die Vielzahl der Nebencharaktere hinweg.
Charaktere:
Jan, unser Hauptprotagonist, ist anfangs noch etwas "grün" hinter den Ohren. Er versteht zwar etwas von Schiffen, aber nicht sehr viel vom Handel. Außerdem hat er Europa mit seiner "Sophie" noch nie vorher verlassen. Doch ihm bleibt keine Wahl und schon auf der Überfahrt zeigt sich sein aufrechter Charakter, der einem Kapitän gebührt.
Mit dem Doktor an seiner Seite, der eigentlich gar keiner ist, und der ebenfalls seine eigenen Ziele verfolgt, hat er einen guten Freund gefunden. Eljse, die sich an Board schmuggelt, ist ein herzerfrischender Charakter, den man einfach mögen muss, genauso wie Fiete, der Schiffsjunge.
Auf der Insel ist die Hauptprotagonistin Doña Maria, eine spanische Adelige, die zuerst wie das schöne Anhängsel ihres Mannes wirkt, sich jedoch gegen die Etikette stellt und die Sklaven menschlich behandelt. Den Gutmenschen gegenüber steht an erster Stelle der "Bösewicht" Don Alonso, der von Macht und seiner alleinigen Herrschaft über die Stadt und der Insel träumt. Mit Don Diego hat er einen Gleichgesinnten gefunden. Aber auch einige Sklaven, wie Babatunde und Maria Begnina bleiben im Gedächtnis.
Obwohl es doch einige Tendenzen zur Unterteilung in nur Gute oder nur Böse gibt, sind die Charaktere alle wunderbar gezeichnet und ich konnte mir jeden von ihnen bildlich sehr gut vorstellen.
Cover:
Ein paar Worte zum Cover muss ich auch noch verlieren, denn ich finde es wirklich großartig! Hier hat der Grafiker des Verlages einen richtigen Eyecatcher geschaffen.
Fazit:
Ein historischer Abenteuerroman mit einem Schuss Romantik, der uns in die Karibik des 17. Jahrhunderts führt und der nach einer Fortsetzung schreit. Großartiger Schreibstil, tolle Spannung und nur ein bisschen vorhersehbar, erinnert der Roman an eine Mischung aus "Fluch der Karibik", einem Südstaatenroman und "Roots".