Cover-Bild Königin im Dreck
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Verbrecher
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 28.08.2018
  • ISBN: 9783940426345
Ronald M Schernikau

Königin im Dreck

Texte zur Zeit
Thomas Keck (Herausgeber)

Dieses Buch versammelt erstmals Beiträge von Ronald M. Schernikau für Zeitungen, Journale und Anthologien. Zeittexte – Reportagen, Gedichtinterpretationen, Berichte, Glossen, Interviews –, die nach wie vor brennenden Fragen nachgehen: Wieso sind die Schlager der DDR so gut? Was macht ein revolutionärer Künstler ohne Revolution? Ficken mit AIDS? Das Besondre am Sonett? Wie wird ein Brötchen ein Brötchen im Sozialismus? Wofür verkaufe ich mich eigentlich, wie gehe ich mit Größe durch den Schund der Zeit? Die umfassende Auswahl belegt noch am kleinsten Text Schernikaus Zugriff: Leben ohne Haltung, Kunst ohne Politik wird nicht zu haben sein.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Samtpfote in einem Regal.
  • Samtpfote hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2019

Grandiose und lesenswerte Sammlung von Texten

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Inhalt:
"über die lippen dieser leute wird
keine einzige klage kommen. ihre
psycho-geschichten intressieren
mich nicht. mich intressiert:
was macht eine königin im dreck?

rms

Bei einer Sammlung von verschiedenen ...

Inhalt:
"über die lippen dieser leute wird
keine einzige klage kommen. ihre
psycho-geschichten intressieren
mich nicht. mich intressiert:
was macht eine königin im dreck?

rms

Bei einer Sammlung von verschiedenen Schriften eines Autors ist klar, dass es keine fortlaufende Handlung gibt. Vielmehr sind die einzelnen Texte Betrachtungen, Gedanken und Erklärungen und wie der Untertitel es schon sagt "Texte zur Zeit". Was sich jedoch überall finden lässt, sind liebevoll ausgeschmückte und sehr zugespitzte Berichte und die sich fast durch die ganze Sammlung durchziehende konsequente Kleinschreibung Schernikaus. Die Fragestellungen, welche der Autor uns so provokativ und ironisch vor die Füsse wirft, zeigen Gedankengut und Haltung von Menschen mit unterschiedlichsten Ansichten und politischen Prägungen auf. In erster Linie geht es aber um seine Haltung und seine Betrachtungen zu Politik und Kultur. Es geht um seine Literatur und Literatur, die er mag, um Künstler, welche ihn faszinieren und um Themen, die ihn täglich beschäftigen. So wundert es nicht, dass er dem Thema AIDS gegenüber fast einen nüchternen und teilweise sehr ironischen Charakter behält. Was so gross, unbekannt und angsteinflössend ist, lässt sich vortrefflich mit Humor ertragen. Hintergrundinformationen wie Gespräche mit Ärzten und Patienten ermöglichen einen genaueren Alltag in das Leben eines Erkrankten und die damalige Haltung gegenüber Betroffenen Menschen. Aber auch der Frage nach dem Brötchen im Sozialismus geht Schernikau mit Witz und Rafinesse nach. So beschreibt er zum Beispiel den Unterschied zwischen Grossbäckereien und Familienbetrieben und schafft es auch dort, seine politische Haltung in die Geschichte eines Brötchens zu legen. Ausserdem erklärt er uns die verschienen Schlagertypen der DDR und bringt uns die Interpreten dieser musikalischen Gattung näher. Ich muss zugeben, dass ich einige Male ein wenig recherchieren musste, um zu verstehen, von welchen Leuten Schernikau schreibt und welche Vergleiche er ins Feld führt. Da ich Jahrgang 1992 habe und aus der Schweiz stamme wird mir dies wohl jedoch niemand verübeln.

Meine Meinung:
Es schien mir bei der Lektüre des Buches so, als würde Schernikau in erster Linie für sich und nicht für das Publikum schreiben. Als würde er Tagebuch schreiben und seine eigenen Gedanken festhalten und als sei es ihm dann egal, ob jemand ihm dabei noch über die Schultern blicken würde, oder nicht. Aber genau dieser Stil scheint mir vom Autor gewollt zu sein und wohl auch darin liegt die grosse Faszination, welche die Texte auf mich ausübten. Die provokativen Haltungen, die klar dargelegten Meinungen und die sehr ehrlichen Hintergrundberichte zeugen von einer starken Persönlichkeit, welche trotzdem mit Ängsten und Problemen des täglichen Lebens hadert und sich dabei einen eigenen Lebensstil zurechtbiegen will und dies wahrscheinlich auch schafft. Jahre nach seinem Tod fasziniert und berührt der Autor auf altbewährte Weise und die liebevolle Auswahl der Texte durch Thomas Keck bildet ein fein durchkomponiertes Gesamtkunstwerk.

Fazit:
Ein lesenswertes Stück Kunst welches Ansprüche an den Leser stellt und sich trotzdem sehr flüssig und in bekömmlichen Portionen lesen lässt. Von der Auwahl her ist für alle etwas dabei und darum empfehle ich das Buch auch allen, welche sich durch diese Rezension angesprochen fühlen.

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