Sehr spannend
„...Mauritias strahlendes Lächeln mutete an wie die Landung eines Paradiesvogels. Direkt vor Bodhi Bais Augen, glanzvoll und fast so erhaben wie der Ausblick auf die Ewige Stadt...“
Mit diesen Zeilen ...
„...Mauritias strahlendes Lächeln mutete an wie die Landung eines Paradiesvogels. Direkt vor Bodhi Bais Augen, glanzvoll und fast so erhaben wie der Ausblick auf die Ewige Stadt...“
Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender Roman. Dr. Mauritia Albioni ist im Vatikan für den interreligiösen Dialog zuständig. In Florenz hat sie den Inder Bodhi Bai kennengelernt, der eine Bruderschaft gegründet hat, die sich mit der Vereinigung der Religionen beschäftigt.
Das Autorenpaar hat einen abwechslungsreichen und gut recherchierten Roman geschrieben. Es ist der zweite Band einer Reihe. Die Kenntnis des ersten Teils ist von Vorteil, wenn man die Handlung vollständig verstehen will. Die Geschichte beginnt 2022, enthält aber immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit. Die kurzen Kapitel und die unterschiedlichen Protagonisten sorgen für eine hohe innere Spannung. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er verbindet historische Ereignisse mit eine Spur Mystik.
Dr. Albioni wendet sich an Bridget O‘ Brian. Sie kennt deren Buch und weiß, dass sie nach Spuren ihrer Vorfahren in Indien sucht. Bodhi Bai ist ein Nachfolger von Devon O‘Brian, dem Vater ihrer Vorfahrin Amy.
Die Geschichte führt mich nicht nur nach Rom und Irland, sondern auch nach Indien und Amerika. Bridget plant ein nächstes Buch. Doch Ryan, ihr Partner, will davon nichts mehr wissen. Der Beginn des Romans wird geprägt durch die Diskussionen zwischen Dr. Albioni und Bridget.
„...Rein wissenschaftlich deuten wir die Ewigkeit als einen Zustand, der über die zeitliche Begrenzung hinausgeht. Es ist die Vorstellung einer Anordnung, in der es keinen Anfang und kein Ende gibt...“
Diese Fragen kommen auf, weil sich Bodhi Bai als unsterblich bezeichnet. Seine Schatten - Chronik enthält angeblich das endgültige Geheimnis. Dr. Albioni ist an dem Buch interessiert. Doch sie weiß, dass sie sich auf ein riskantes Spiel eingelassen hat. Trotzdem stellt sie spannende Fragen.
„...War die Unbestimmtheit der Quantenmechanik vielleicht so etwas wie ein Metapher für die unergründliche göttliche Freiheit? Oder noch weiter gedacht, eine verständliche Interpretation für das grenzenlose Handeln Gottes?...“
Das Buch enthält aber nicht nur philosophische Themen, sondern handfeste geschichtliche Fakten. Delon O‘Brian hatte 1838 in Indien eine neue Familie gegründet und dort mit dem Weinanbau begonnen. Das ging lange gut, bis der Monsunregen in einem Jahr ausblieb.
Dann erhält Bridget Nachricht aus Amerika. Der amerikanische Journalist Dakota ist ebenfalls einer ihrer Nachfahren. Das Schicksal seiner Mutter Winona gleicht dem vieler Kinder der indigenen Völker Amerikas.
„...Sie können sicher sein, dass sie dort, wo wir sie hinbringen, gut versorgt und erzogen wird. Was mir hier eher zweifelhaft erscheint...“
Winona wird aus ihrer intakten Familie herausgerissen und in ein Internat gesteckt. Dort bleibt sie glücklicherweise nicht lange. Die Zwangsadoption war für sie im Moment das kleiner Übel Ein ähnliches Szenarium spielt sich in Indien unter britischer Herrschaft ab. Auch dort werden Kinder aus den Familien genommen und in ein Waisenhaus gesteckt. Die Geschehnisse in den Nähten bleiben der Öffentlichkeit verborgen.
Bridget und Dakota beschließen, die Familiengeschichte weiter zu schreiben. Wie ein roter Faden scheint ihnen dabei an vielen Etappen bis in die Gegenwart der 1847 in Indien geborene Bodhi Bai, der Sohn von Devon, zu begegnen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist vielschichtig und lässt dunkle Seiten der Historie lebendig werden.