Hannah und Heiko
Toskana, Oktober 2017
Ein leichter, durchsichtiger Nebel lag wie ein Schleier über dem Tal, hellorange ging die Sonne auf, und der Wetterbericht sagte achtzehn Grad voraus.
Mitte Oktober. Weinlese in der Toskana.
Ein wunderschöner Herbsttag kündigte sich an.
Eberhard stand im Bademantel vor dem Haus und genoss die klare, frische Luft. Atmete tief durch. War für eine kurzen Moment entspannt und mit sich im Reinen.
Die Seitenwände des Pools schimmerten bereits grünlich, Algen bildeten sich, und auf der Wasseroberfläche schwammen braungelbe Blätter. Er würde sie später herausfischen.
Überhaupt erschien ihm das Wasser dunkler als sonst.
Eckdaten
Thriller
Heyne Verlag (Verlagsgruppe Random House)
20 €
ISBN: 978-3-453-27148-7
479 Seiten
2. Auflage
2019
Cover
Erst dachte ich, dass es zu unscheinbar ist, aber nun finde ich es eigentlich ziemlich gut. Auch wenn ich den Kronleuchter nicht ganz so passend zum Titel finde, aber im Gesamtbild finde ich es gut. Oder der Kronleuchter muss mit ins Bild, weil er eine wichtige Bedeutung hat – wer weiß? 😉
Inhalt
Die junge Lehrerin Hannah ist schockiert, als sie einen Hilferuf ihres Vaters bekommt: Ihre Mutter sei selbstmordgefährdet, Hannah möge bitte dringend zu ihnen in die Toskana kommen. Obwohl sie schreckliche Flugangst hat und schwanger ist, nimmt Hannah den nächstmöglichen Flieger. Dort lernt sie einen charmanten Deutschen kennen, der in Italien wohnt. Die Landung in Florenz verschiebt sich in den späten Abend. Deswegen nimmt Hannah dankbar die Einladung des sympathischen Fremden zu einem Abendessen in seinem Palazzo an. Was sie nicht ahnt: Ihr Sitznachbar saß nicht zufällig neben ihr. Er hat von Anfang an einen perfiden Plan verfolgt. Hannah geht mit ihm, und seitdem fehlt von ihr jede Spur.
Ihr Vater Eberhard wendet sich in seiner wachsenden Sorge an den örtlichen Commissario Neri. Doch der Fall erweist sich als sehr kompliziert.
Und dann verschwinden weitere Frauen.
Autorin
Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und schrieb außerdem erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. Das Haus am Watt, Der Mörder und sein Kind, Stich ins Herz und mehrere Folgen für die Reihen Tatort und Polizeiruf 110). Ihr Debütroman Der Kindersammler war ein sensationeller Erfolg, und auch all ihre weiteren Thriller standen auf den Bestsellerlisten. Zuletzt bei Heyne erschienen: Zeckenbiss.
Meinung
Die Autorin kannte ich bisher noch nicht, aber der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Außerdem ist dieses Buch eine gute Abwechslung zu den vielen Liebesromanen, die ich in letzter Zeit lese. 😉 Nicht, dass ich mich darüber beschwere. XD
Wie bereits der Klappentext schon erwähnt, fliegt die junge Hannah, trotz ihrer Flugangst, in die Toskana, um dem Hilferuf ihres Vaters nachzukommen. Die Mutter scheint selbstmordgefährdet zu sein und nur Hannah kann zu ihr durchdringen, so die Hoffnung. Hannah setzt sich, trotz der Bedenken ihres Mannes Heiko, in ein Flugzeug und reist zu ihren Eltern. Alles verläuft gut. Sie lernt sogar einen sympathischen Mann kennen, der sie von ihrer Flugangst ablenkt und sogar so weit geht, sie für eine Nacht bei sich zu quartieren. Von da an fehlt jegliche Spur von ihr. Es wird nicht gerade fieberhaft nach ihr gesucht, weil sie eben „nur“ vermisst wird. Noch ist nichts Schlimmes geschehen, weshalb die Polizei auch nicht weiter agiert. Schlimm, wenn man bedenkt, dass erst etwas Schlimmes geschehen muss, bis die Polizei wirklich handelt… ☹
Der Leser erfährt ziemlich früh, was mit Hannah geschehen ist und wer dahintersteckt. Denn es ist nicht nur Hannah, die spurlos verschwunden ist. Plötzlich werden Leichenteile im Wald gefunden und mit Hannahs Verschwinden in Verbindung gebracht. Tja, scheinbar sind schon mehrere Frauen einfach so verschwunden…
Ein Teil der Geschichte befasst sich auch mit Daniel und Octavia. Der Teil ist verständlich, um den Grund zu verstehen, weshalb die beiden so agieren, aber ich fand ihn etwas unnötig in die Länge gezogen.
Den Dorfpolizisten Neri finde ich sogar unsympathisch, weil er das Anliegen von Hannahs Eltern anfangs einfach überhaupt nicht ernst nimmt. Außerdem werden die Täter überhaupt nicht verdächtigt, weil sie doch so spendable Menschen sind, die einen großen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Da kann man nur den Kopf schütteln. Ein klarer Fall von „der Schein trügt“.
Ich muss gestehen, dass ich mir mehr erhofft hatte. Klar, es war an einigen Stellen schon fesselnd und regelrecht grauenhaft. Für mich ist es unbefriedigend gewesen, dass die Verbrechen letztlich gar nicht wirklich aufgeklärt werden. Daher bekommen die Täter auch nicht ihre gerechte Strafe. Das hat am Ende scheinbar niemanden mehr interessiert. Echt schade.
♥♥♥,5 von ♥♥♥♥♥