Opulenter, vielschichtiger historischer Roman, der historisches Flair zuhauf verströmt, allerdings auch leichte Längen aufweist
Mecklenburg 1566:
Die Mutter der beiden Jungen Fritjoff und Carl, wird bei einem ungleichen Kampf gegen einen Gutbesitzer getötet und somit müssen sich die beiden von nun an, allein durchschlagen. Während ...
Mecklenburg 1566:
Die Mutter der beiden Jungen Fritjoff und Carl, wird bei einem ungleichen Kampf gegen einen Gutbesitzer getötet und somit müssen sich die beiden von nun an, allein durchschlagen. Während in Carl Hass und Wut über die Ungerechtigkeit der Welt brodelt und er auf Rache sinnt, fügt sich Fritjoff schneller in sein neues Schicksal. Allerdings nützt ihm das recht wenig, das Carl bei neuen Arbeitgebern immer wieder aneckt und sie deswegen nie lange an einem Ort bleiben können. Erst bei dem Schmied, Meister Thies, finden sie Unterschlupf. Fritjoff freundet sich sogar mit des Meisters Sohn, Jodocus an und dort treffen Fritjoff und Carl auch das erste Mal auf einen berühmten Fechtmeister, der unterwegs ist zu einer neuen Anstellung und bei seinem Freund Thies unterkommt. Als Carl erneut in Ungnade fällt, weil er eine Anweisung missachtet, ist es so weit. Die Wege der Brüder müssen sich trennen. Während Fritjoff bleiben darf und in den folgenden Jahren eine Ausbildung von Meister Thieß erhält, zieht es Carl in die Ferne und er wird über diverse Umwege ein harter Mann des Schwertes, der sich in zahlreichen Schlachten bewährt. Werden sich die Brüder jedoch eines Tages wieder begegnen?
Rostock 1608:
Fritjoff hat es mittlerweile zum geachteten Fechtmeister gebracht und ist Ehemann und Vater geworden. Seine Tochter Clarissa, die ihn ob seiner Kampfkünste bewundert, eifert ihm fleißig nach und besitzt das Geschick ihres Vaters. Als zwei Lehrlinge im Haus ihres Vaters von Widersachern angegriffen werden, gelingt es ihr, diese Männer in die Flucht zu schlagen. Einer der beiden Lehrlinge, Marius, hat ein Auge auf die schöne Clarissa geworfen, doch diese interessiert sich mehr für Marius Freund Alexander, selbst wenn dieser das Mädchen recht schroff behandelt.
Als Fritjoff eine Reise plant, zögert er nicht lange und nimmt Clarissa, sowie Marius und Alexander mit auf die Reise. Eine Reise die beschwerlich und gefährlich zugleich ist, denn ihre Feinde lauern schon auf sie, während Clarissa sich darauf freut, das Buch ihres Vaters diversen Druckern feilzubieten. Schnell aber treiben sie ganz andere Sorgen an, als sie verwickelt wird in den Kampf der Mächtigen und ihren religiösen Disputen…
„Die Tochter des Fechtmeisters“, ist ein Roman, der gleich auf mehreren Zeitebenen spielt. Im Wechsel erfährt man sowohl Fritjoffs, Carls und auch Clarissas Geschichte; aber auch die anderer Akteure, die eine wichtige Rolle im Ringen um die Macht einnehmen. Damit man nicht den Überblick verliert, was ansonsten schnell der Fall sein könnte, hat die Autorin vor den Anfang ein Personenverzeichnis gestellt, das sehr übersichtlich und eine große Hilfe ist. Besonders Fritjoffs Werdegang fand ich sehr spannend erzählt; er ist ein starker Charakter, der im Laufe der Zeit viele Schicksalsschläge erdulden musste, aber auch Clarissa nimmt im Laufe des Geschehens an Konturen zu und mausert sich zu einer vielschichtigen Romanheldin.
Der Handlungsverlauf ist sehr umfangreich geraten und erfordert viel Aufmerksamkeit von Seiten des Lesers. Einige Romanpassagen empfand ich als etwas zu langatmig erzählt, dennoch hat mich „Die Tochter des Fechtmeisters“, interessiert weiter lesen lassen- schon allein, weil die Romanheldin einige überaus gefährliche Situationen überstehen muss. Besonders gut gefallen hat es mir, dass Sabine Weiß ausreichend historisches Flair zu verströmen vermag, was auch zum Teil daran liegt, dass ihre Romanfiguren sich der Zeit entsprechend ausdrücken. Man bekommt nebenbei, auch sehr detaillierte Informationen über die Fechtkunst geliefert und ein großes Plus ist es, dass die Szenen, in denen sich Kämpfer gegenüberstehen, sehr bildhaft geschrieben wirken, so dass man gespannt mitfiebern kann. Zugegeben, manche Handlungsstränge habe ich zunächst erst etwas widerwillig gelesen, weil mich nicht alle Akteure in dem Maße zu fesseln vermochten, wie ich es mir gewünscht hätte, doch waren diese Handlungsstränge nötig für den Verlauf der Geschichte.
Kurz gefasst: Opulenter, vielschichtiger historischer Roman, der historisches Flair zuhauf verströmt, allerdings auch leichte Längen aufweist, die jedoch in Anbetracht der spannenden Story zu verschmerzen sind.