Cover-Bild Der ungeladene Gast
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8,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DVA
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 03.09.2012
  • ISBN: 9783641087999
Sadie Jones

Der ungeladene Gast

Roman
Brigitte Walitzek (Übersetzer)

Eine stürmische Nacht, ein rauschendes Fest und ein Geheimnis, das nie hätte ans Tageslicht gelangen dürfenEin schöner Frühlingsabend im Jahr 1912: Es ist Emerald Torringtons zwanzigster Geburtstag. Das schon etwas heruntergekommene Sterne-Anwesen blitzt und glänzt, ein großes Dinner mit Freunden der Familie ist geplant. Doch ein Zugunglück, nur einige Meilen entfernt, sorgt dafür, dass eine Schar derangiert aussehender Passagiere vor der Tür steht und Einlass begehrt. Von nun an läuft nichts mehr nach Plan – und dann taucht auch noch ein Nachzügler auf, der ein dunkles Geheimnis mit der Hausherrin teilt. Während draußen ein nächtlicher Sturm heraufzieht, beginnen drinnen Anstand und Dekorum davonzuwehen und dem Chaos den Weg zu bereiten …Der neue Roman der Bestsellerautorin Sadie Jones ist ein vergnüglicher Ritt durch die Welt des untergehenden englischen Landadels, dessen Konventionen sie mit maliziösem Vergnügen vorführt. Ein köstlich furchterregendes Drama voller dunkler Überraschungen und Liebeswirren, durchblitzt von charmant schadenfrohem Humor.

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2019

Schrödingers Gäste

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Ich liebe Bücher und Filme die im frühen 20. Jahrhundert in englischen Landhäusern spielen. So gehören „Was vom Tage übrigblieb“ von Kazuo Ishiguro und „Gosford Park“ („The Shooting Party“) von Isabel ...

Ich liebe Bücher und Filme die im frühen 20. Jahrhundert in englischen Landhäusern spielen. So gehören „Was vom Tage übrigblieb“ von Kazuo Ishiguro und „Gosford Park“ („The Shooting Party“) von Isabel Colegate zu meinen Lieblingslektüren bzw. Filmen. Auch dieses Buch erfüllte das von mir so geliebte Settingversprechen: wir befinden uns in „Der ungeladene Gast“ auf dem englischen Landsitz Sterne, bewohnt von der Familie Torrington-Swift im Jahr 1912. Englische Landhäuser haben einfach ein einzigartiges Flair und das weiß sich die Autorin Sadie Jones zunutze zu machen indem sie eine faszinierend harmonische und eindringliche Atmosphäre heraufbeschwört, die den Leser sofort in den Bann zieht.
Der Tag an dem ein Großteil der Handlung spielt ist der 30. April 1912, Emerald Torringtons 20. Geburtstag. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Clovis und der jungen Nachzüglerin Imogen, genannt „Smudge“ ist sie das dritte und älteste Kind von Charlotte Swift und ihrem verstorbenen Mann Horace Torrington. Zu Beginn des Romans reist ihr neuer Ehemann und ungeliebter Stiefvater, der Jurist Edward Swift nach Manchester, um den finanziellen Ruin seiner angeheirateten Familie und den Verlust des geliebten Anwesens zu vereiteln. Auch Emerald könnte ihren Teil zur Rettung des Familienvermögens beitragen wenn sie den zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladenen Millionär John Buchanan heiraten würde. Und dann ist dann auch noch das Geschwisterpaar Patience und Ernest Sutton, die Kinder einer befreundeten Familie, die etwa im gleichen Alter wie Emerald und Clovis und der Erinnerung nach so gar nicht nach deren Geschmack sind. Zusammen mit den Hausangestellten (Myrtle und Florence) erhält die kleine Gesellschaft am Abend des Festtages die Nachricht von einem Zugunglück in der Nähe. Die verunglückten Passagiere stehen plötzlich vor der Tür und werden vorerst im Studierzimmer untergebracht. Wenige Zeit später klopft es und die Nachzüglerin Smudge öffnet dem Nachzügler Charlie Traversham-Breechers die Tür, der mit seiner besonderen Art und seinem exklusiven Auftreten schnell aus der Masse der Verunglückten heraussticht…
An der Handlung des Romans fasziniert mich die gelungene Verbindung von der Darstellung einer Familienrealität in der gehobenen englischen Mittelschicht des frühen 20. Jahrhunderts mit dem Bizarren und Außergewöhnlichen, das plötzlich seinen Einzug hält und die gesellschaftliche Ordnung unterminiert. Aufgrund dieser Symbolik und der Erzählstruktur kann man den Roman fast schon als klassisch bezeichnen, man merkt ihm seine moderne Autorin jedenfalls kaum an.
Auch sonst setzt Sadie Jones ganz auf Metaphorik und Ironie. Wie das ebenfalls in der Handlung präsente Kätzchen, das in seiner Kiste auf seine Befreiung wartet ist lange Zeit unklar, was es denn genau mit dem Vitalitätsgrad der Passagiere auf sich hat: Schrödingers ungeladene Gäste eben, wenn man den Vergleich zum Theorem des berühmten Physikers ziehen mag. Auch durch das andere, das unrenovierte Zweithaus auf dem Anwesen wird die Holzhammermetaphorik ausgepackt. Die Verfallssymbolik deutet auch schon auf den lauernden ersten Weltkrieg hin: nichts wird mehr so sein wie zuvor.
Die Charakterzeichnung ist auch eine besondere Stärke von Sadie Jones, vor allem wenn ich an die kleine Smudge denke, die mit ihren exzentrischen Handlungen und ihrem liebenswerten Außenseitertum fast zur heimlichen Hauptfigur wird.
Für den spannungsverwöhnten Leser hält der Plot allerlei Überraschungen bereit, obwohl man sich das ein oder andere durch zahlreiche Hinweise schon vorher zusammenreimen kann.
Interessant ist dass der titelgebende „ungeladene Gast“ im Singular steht während im englischen Original die „uninvited guests“ vermehrt im Titel stehen. Ich weiß nicht ob es die unterschiedlichen Sichtweisen von Autorin bzw. englischem Verlag und der deutschen Übersetzung zeigen soll, die einerseits die vielen Eindringline, anderseits den Einen als prominentestes Handlungselement sehen.
Ich fand dieses Buch hervorragend und kann es nur allen empfehlen, die symbolträchtige Lektüren, bizarre Handlungselemente und eine leichte Prise englischen schwarzen Humors bevorzugen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gäste zum Geburtstag

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So hatte sich die älteste Tochter des Hauses ihren 20. Geburtstag sicherlich nicht vorgestellt...
Sterne, der Landsitz ihrer Familie Torrington, ist vom Ruin bedroht und die Familie versucht, wenigstens ...

So hatte sich die älteste Tochter des Hauses ihren 20. Geburtstag sicherlich nicht vorgestellt...
Sterne, der Landsitz ihrer Familie Torrington, ist vom Ruin bedroht und die Familie versucht, wenigstens halbwegs normal Geburtstag zu feiern.
Doch es kommt anders als geplant, denn ein Zugunglück lässt ungebetene Gäste auftauchen, die den Geburtstag und das Leben der Familie Torrington gehörig durcheinander wirbeln...

Sadie Jones bedient sich einer schönen Sprache, die anfangs ein wenig schwierig für mich war (wie für viele andere Leser anscheinend auch...), aber dann wusste ich sie durchaus zu schätzen und fand sie sogar schön. Diese Sprache passt zum alten englischen Landadel und war von daher für dieses Buch auch unabdingbar.

Das Cover passt ebenfalls hervorragend zur Geschichte, drückt die Eleganz aus, die die Familie Torrington einst ausgemacht hat, immer noch irgendwie auszeichnet, aber doch langsam nachlässt/verblasst.

Die Spannung hält sich das ganze Buch über und die Geschichte ist geeignet, einen Leser derart zu fesseln, dass er das Buch rasch durchlesen möchte.
Ich fand das Buch phantastisch und werde es Freunden empfehlen.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Hat mir sehr gut gefallen!

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Irgendwie mag ich die Romane von Sadie Jones einfach. Sie ist mittlerweile eine Autorin für mich geworden, deren Bücher ich unabhängig von ihrem Inhalt lesen würde. Ich mag ihren Erzählstil einfach sehr ...

Irgendwie mag ich die Romane von Sadie Jones einfach. Sie ist mittlerweile eine Autorin für mich geworden, deren Bücher ich unabhängig von ihrem Inhalt lesen würde. Ich mag ihren Erzählstil einfach sehr gerne und auch die Handlungen ihrer Romane sind alle sehr originell und individuell.

"Der ungeladene Gast" hat mir ein ganz besonderes Lesevergnügen geboten. Die Stimmung in diesem Roman war von Anfang an besonders. Irgendwie geheimnisvoll, auch etwas beunruhigend, angespannt, nervös und aufgeregt. Das Buch lässt sich überhaupt nicht in die Karten blicken, als Leser hat man gar keinen Plan, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Was einen sehr großen Reiz beim Lesen ausmacht und für große Spannung sorgt, obwohl die Handlung an sich nicht in der Weise spannend ist, dass ständig etwas Aufregendes passieren würde.

Und dazu kamen dann die besonderen Beschreibungen der Autorin, sowohl von den Charakteren als auch von der Handlungsumgebung, die so humorvoll, irgendwie auch ironisch waren. Und die dem Buch das gewisse Etwas verliehen haben. Die Autorin arbeitet hier viel mit stilistischen Mitteln wie Bindestrichen oder in Klammern gesetzten Sätzen, mit denen sie schnell noch etwas einfügt, was nicht wichtig für die Handlung ist, aber das Gesamtbild abrundet. Das fand ich wirklich toll.

Veröffentlicht am 09.12.2023

hat mir gefallen

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Der neue Roman von Sadie Jones ist ein Mix aus Gruselgeschichte und Familienroman, gut in Szene gesetzt und durch geschickte Winkelzüge der Autorin,die den Leser immer wieder auf falsche Fährten führt,sehr ...

Der neue Roman von Sadie Jones ist ein Mix aus Gruselgeschichte und Familienroman, gut in Szene gesetzt und durch geschickte Winkelzüge der Autorin,die den Leser immer wieder auf falsche Fährten führt,sehr lesenswert.

Das Anwesen "Sterne" der Familie Torringston ist durch Geldnot ziemlich heruntergekommen.Trotzdem will Emerald ihren 20. Geburtstag groß feien.Das Anwesen wird auf Hochglanz gebracht und die Gäste eingeladen. Kein soll merken, wie es um die Verhältnisse der Familie steht. Während die Gäste kommen, hat der zweite Mann der Hausherrin das Haus verlassen, um bei einer Bank um einen Kredit zu bitten. Doch der fehlende Stiefvater ist nicht der einzige Störfaktor dieses Abend,Ein Zugunglück, das in der Nähe stattgefunden hat, zwingt die Familie Torringston, einen Teil dieser Zugreisenden aufzunehen, was man sehr ungern tut. Als dann noch ein verspäteter Gast kommt, der ein Geheimnis mit der Hausherrin teilt, wird es richtig spannend.

Psychologische Romane sind die Spezialität der Autorin Sadie Jones. Schon ihr erstes Buch "Der Außenseiter" konnte mich begeistern und auch in diesem Buch taucht der Leser in dieTiefen der menschlichen Psyche ein, die nicht immer das Gute des Menschen hervorbringen. Subtil und spannend lotet die Autorin die Gefühle der Menschen aus,was für mich mit einer großen Spannung verbunden war. Die einzelnen Personen agieren so, dass man es als authentisch empfinden und der Schreibstil der Autorin tut ein Übriges.

Für mich war es wieder ein spannendes Leseerlebnis und ich freue mich auf weitere Bücher dieser Autorin.

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Veröffentlicht am 08.01.2019

Waking up in the "Twilight Zone" ...

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Ja, das Buch ist genau so gruselig, wie sich der Klappentext liest. Zumindest, wenn man sich an den Sprachstil gewöhnt hat und diesen auch mag. Wenn das Buch auch nicht Mitte des 19ten sondern Anfang des ...

Ja, das Buch ist genau so gruselig, wie sich der Klappentext liest. Zumindest, wenn man sich an den Sprachstil gewöhnt hat und diesen auch mag. Wenn das Buch auch nicht Mitte des 19ten sondern Anfang des 20sten Jahrhunderts spielt, fühlte ich mich unweigerlich an den Schreibstil der Bronte Schwestern erinnert. Charlotte, die Mutter dreier Kinder, mit deren Erziehung sie vollkommen überfordert ist. Die vernünftige große Tochter Emerald, der trotzige Sohn Clovis und das vernachlässigte jüngste Kind, die kleine Smudge, machen mehr oder weniger was sie wollen. Die Ereignisse wachsen Charlotte über den Kopf und erreichen ihren Zenit als erst eine gesamte Zugreisegruppe und schließlich ein „alter Bekannter“ vor der Tür steht …
Sadie Jones hat mit diesem Buch – ganz anders als in ihren beiden Vorgängerbüchern – eine Art Gruselnovelle erschaffen, die sich den Leser ständig fragen lässt … was passiert hier eigentlich wirklich. Man liest sich durch eine Art Albtraum, aus dem man sich wachrütteln möchte. Ein Albtraum, der einen erschaudern lässt. Mir hat das Buch trotz der eigenwilligen Schreibweise recht gut gefallen.